Der Patrizier

Der Patrizier
Patrizier (Computerspiel)
Entwickler: Ascon (heute Ascaron)
Publikation: Juni 1992
Plattform(en): PC
Genre: Wirtschaftssimulation
Spielmodi: Einzelspielermodus und rundenbasierter Mehrspielermodus
Thematik: Hanse
Steuerung: Maus
Medien: CD-ROM
Sprache: deutsch
Altersfreigabe: PEGI:
Keine
Klassifizierung


USK:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG USK

Der Patrizier ist ein rundenbasiertes Strategiespiel von Ascon (heute: Ascaron), das in der Blütezeit der Hanse spielt. Das Spiel erschien im Juni 1992. Nach sehr positiven Testberichten[1][2] konnte es sich für über 6 Monate erfolgreich in den deutschen Charts halten[3] und prägte, zusammen mit der Reihe Erlebte Geschichte (Max Design), in diesem Zeitraum maßgeblich das Bild der „typisch deutschen Wirtschaftssimulation“ im historischen Themengebiet. Auch im englischsprachigen Ausland erhielt das Spiel später viel Aufmerksamkeit und Anerkennung[4][5][6].

Inhaltsverzeichnis

Spielgegenstand und Spielziel

Der Patrizier verfügt über Handels-, Politik- und Rollenspielanteile, die mit einem für den Erscheinungszeitpunkt erheblichen Aufwand umgesetzt worden sind[7]. Ziel des Spiels ist es, als Krönung einer erfolgreichen wirtschaftlichen Laufbahn der Eldermann (oberster Vorsitzender der Hanse) zu werden. Dazu muss das notwendige Ansehen beim Volk und in der Politik in den verschiedenen Hansestädten gewonnen werden, zum Beispiel durch Spenden, Gildenmitgliedschaften, Vergabe zinsgünstiger Kredite, Lieferung knapper Waren oder die Abwehr von Piraten.

Spielverlauf

Als Händler versucht man, durch geschickten Einkauf und Verkauf von Waren ein Vermögen zu erwirtschaften. Man kann seine Handelsschiffe (Koggen, Schniggen, Kraier und Holke) in 17 Hansestädte schicken und dort Waren einkaufen, die man dann möglichst gewinnbringend in anderen Städten an den Mann zu bringen versucht. Die Handelswelt umfasst dabei den gesamten nordeuropäischen Raum und reicht von London im Westen bis Novgorod im Osten.

Das Spiel verfügt über eine ausgereifte Künstliche Intelligenz. So reagiert es z. B. auf die Handelsaktionen der Spieler und simuliert Bedarf und Nachfrage entsprechend. Wer als Spieler zu gierig ist und sich z. B. ausschließlich auf festen Routen bewegt oder auf den Handel mit Luxusgütern beschränken möchte, bewirkt einen Sättigungseffekt am Markt und wird dadurch gezwungen, seine Strategie anzupassen[2]. Das Spiel ist insofern nicht über längere Zeit mit der gleichen Handelsstrategie zu meistern. Die britische Zeitschrift AUI stellt vielmehr klar, in Anbetracht der Komplexität des Spiels solle man als Käufer besser nicht abgeneigt sein, bei Gelegenheit auch einmal zu Stift und Papier zu greifen, um die Wirtschaftlichkeit der eigenen Strategie auch zu prüfen[5].

Aber auch, wer bereits dauerhaft erfolgreich war, hat das Spiel noch lange nicht „gewonnen“: um sich vor Angriffen durch Piraten zu schützen, rüstet man seine Schiffe mit Waffen und Soldaten aus. Nimmt z. B. die Piratenplage im Skagerrak einmal wieder überhand, wird der Hanserat die Bildung von Kriegsflotten beschließen, und eben die gut bewaffneten Schiffe wohlhabender Spieler können hierzu zwangseingezogen werden, was für die Spieler (im Falle der Verweigerung) entweder fatale politische Konsequenzen oder (im Falle einer Einziehung) schlimme wirtschaftliche Folgen haben kann.

Auf politischer Ebene sind die Gunst des Volkes durch Feste und Spenden sowie der notwendige Rückhalt im Stadtrat durch Stimmmehrheiten zu gewinnen, bevor eine mögliche Wahl zum Bürgermeister in Frage kommt. Ein „Werber“ kann bei der Suche nach Heiratswilligen (und einer möglichst hohen Mitgift) helfen.

Aufbereitung historischer Ereignisse

„Der Patrizier“ zeichnet sich durch eine für ein Computerspiel sehr fundierte Aufbereitung der realen historischen Gegebenheiten des Spielthemas aus; die Zeitschrift Powerplay spricht sogar von einem „Musterbeispiel historischer Recherche“ und verweist auf die historisch richtig wiedergegebene Fakten in den Kernelementen des Spiels (Warenangebot in den Städten, Namen wichtiger Personen, korrekt übernommene Daten von Seuchen, Bränden und Hungersnöten) ebenso wie in kleinen Spieldetails (z. B. eine authentische Speisenreihenfolge in der Ratsversammlung)[1].

Pressestimmen

Das Spiel schnitt in der deutsch- und englischsprachigen Fachpresse fast durchweg positiv ab. Spielspaß, Grafik und Bedienung wurden mit durchschnittlich 80 % bewertet. Von der Zeitschrift Amiga Joker gab es den Hit-Award[2]. Lediglich die Vertonung wurde mehrfach als zu eintönig kritisiert[1][6][8].

Einzelzitate:

  • „... so und nicht anders muss eine Handelssimulation aussehen ...“ (Zeitschrift Amiga Power)[2]
  • „Complex, involving, and addictive.“ (Zeitschrift Amiga Format)[6]
  • „... it's actually a challenge to make money rather than just a process of the game ... it's trade-tastic, mate!“ (Zeitschrift The One Amiga)[9]

Patrizier II

Patrizier II
Entwickler: Ascaron
Publikation: November 2000
Plattform(en): PC (Windows)
Genre: Wirtschaftssimulation
Steuerung: Maus, Tastatur
Systemminima: CPU: Pentium II 233 MHz; RAM: 32 MB
Medien: CD-ROM
Sprache: deutsch
Altersfreigabe: PEGI:
Keine
Klassifizierung


USK:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG USK

Im November 2000 veröffentlichte Ascaron das Sequel Patrizier II (Untertitel: Geld & Macht). Im Gegensatz zum Vorgänger präsentiert sich Patrizier II zeitgemäß in isometrischer 2D-Perspektive, in Echtzeit und mit Netzwerk-Mehrspielermodus. Spielprinzip und Spielziel sind fast gleich, jedoch unterscheidet es sich deutlich vom Vorgänger durch die Verlegung des Schwerpunktes vom reinen Handel auf Handel mit Aufbau-Charakter (Errichtung von Manufakturen und anderen Gebäuden möglich).

Der Hersteller veröffentlichte im Oktober 2001 eine Erweiterung (Add-on, Untertitel: Aufschwung der Hanse) zum Spiel. Die größte Änderung ist laut der Website Gamershell ein Online-Mehrspielermodus.[10] IGN schreibt von Optimierungen und kleinen Erweiterungen, die zusammengenommen die Spielmechanik erheblich erweiterten oder verbesserten.[11] Da der Verleger das Add-on außerhalb des deutschsprachigen Raums als Patrician III zum Vollpreis vermarktete, bewertete beispielsweise das amerikanische Spielemagazin Computer Gaming World die Erweiterung schlechter als Patrizier II. Da sich im Vergleich zum zweiten Teil nur wenig geändert habe, gebe es keinen zwingenden Grund das Spiel zum Vollpreis zu erwerben.[12]

Außerdem gibt es noch Patrizier 2 – Gold, das nur eine Verkaufsversion ist, die es z. B. in Computer Bild Spiele gab. Die Gold-Edition wird jedoch auch von Distributoren, welche sich auf den Niedrigpreissektor spezialisiert haben, vertrieben. Dort gibt es 24 Städte und weitere Extras.

Weblinks

Fußnoten

  1. a b c Testbericht der Zeitschrift Powerplay
  2. a b c d Testbericht der Zeitschrift Amiga Joker (7/92)
  3. Testbericht der Zeitschrift Amiga Power (No. 28)
  4. Testbericht der Zeitschrift CU Amiga (1993)
  5. a b Testbericht der Zeitschrift AUI (7/93)
  6. a b c Testbericht der Zeitschrift Amiga Format (No. 51)
  7. Spielüberblick in Screenshots
  8. Kurzmeldung Zeitschrift Amiga Format 69
  9. Testbericht der Zeitschrift The One Amiga (No. 60)
  10. Testbericht auf Gamershell.com
  11. Testbericht auf IGN.com
  12. Computer Gaming World, Ausgabe 235, Feb. 2004, S. 89, online verfügbar auf 1up.com

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