Der Verdötschte

Der Verdötschte

Karl Küpper (* 4. November 1905 in Köln; † 26. Mai 1970 in Düsseldorf) war ein Kölner Büttenredner. Der als „Dr Verdötschte“ (Kölsch für „Der Verrückte“) auftretende Küpper gehörte zu den wenigen Kölner Karnevalisten, die sich offen gegen die Nationalsozialisten positionierten und sich über sie lustig machten.

Leben und Werk

Der gelernte Buchdrucker stammte aus dem Kölner Gereonsviertel. Seit 1927 stieg er zum Nebenerwerb im Karneval in „die Bütt“ und profilierte sich als Redner im Sitzungskarneval. Während der offizielle Karneval und seine Protagonisten sich im Dritten Reich zu weiten Teilen mit dem Nationalsozialismus arrangierten, stellte Küpper seine distanzierte Haltung zum NS-Regime auf der Karnevalsbühne subtil, aber auch offen zur Schau.

Zunächst wirkte er noch bei Unterhaltungssendungen im NS-Radio mit, stellte dies aber später mit der Begründung „Die dunn do immer su komisch 'Hallo' roofe“ – eine Anspielung auf den Hitlergruß – ein.

Den von Nationalsozialisten erwarteten Hitlergruß nutzte er auch für eine oft zitierte Nummer auf der Karnevalsbühne: Er betrat die Bühne, hob den rechten Arm und sagte zur Überraschung des Publikums: „Su huh litt bei uns dr Dreck em Keller!“ - „So hoch liegt bei uns der Dreck im Keller!“.

Aufgrund seiner Popularität wurde er trotz seiner oppositionellen Haltung zu großen Sitzungen eingeladen. Im Jahre 1939 ereilte ihn jedoch ein lebenslängliches Redeverbot nach dem Heimtückegesetz, wegen Verächtlichmachung des Deutschen Grußes, sowie von NS-Würdenträgern und -Organisationen. Er missachtete es, obwohl er sich zeitweise täglich bei der Gestapo zu melden hatte. Um einer drohenden Verhaftung zu entgehen, meldete er sich schließlich zum Dienst in der Wehrmacht und wurde im Fronttheater eingesetzt, nachdem man sein Redeverbot aufgehoben hatte.

Zurück aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft trat er bald wieder in Köln als Büttenredner auf. Neben den Zuständen unter der Besatzung nahm er in der Nachkriegszeit weiterhin auch den Nationalsozialismus und die aktuelle Politik aufs Korn, behandelte aber auch unpolitische Themen. Überhaupt sah er sich nie als Widerstandskämpfer sondern als Karnevalist, der mit subversiver rheinischer Mentalität bis an die Grenzen der Narrenfreiheit ging.

Küpper verstarb 1970. Er wurde unter anderem von der Stunksitzung und vom Kabarettisten Jürgen Becker zitiert und von der AG Arsch huh geehrt.

Literatur

  • Hermann Rheindorf: Kölner Narr mit Ausnahmestatus; TAZ Köln vom 5. Februar 2004, Seite 4
  • Werner Jung: Das moderne Köln. Bachem, Köln; 6. Auflage 2005, ISBN 3761618611, Seite 134

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