- Des kleinen Volkes Hochzeitsfest auf der Eilenburg
-
Des kleinen Volkes Hochzeitsfest auf der Eilenburg ist eine Sage, die sich auf der mittelalterlichen Burg Eilenburg zugetragen haben soll.
Inhaltsverzeichnis
Die Sage der Brüder Grimm
Das kleine Volk auf der Eilenburg wollte einmal Hochzeit halten und zog daher in der Nacht durch das Schlüsselloch und die Fensterritzen in den Saal und es sprang hinab auf den glatten Fußboden, wie Erbsen auf die Tenne geschüttet werden.
Davon erwachte der alte Graf, der im hohen Himmelbette in dem Saale schlief und verwunderte sich über die vielen kleinen Gesellen. Da trat einer von ihnen, geschmückt wie ein Herold, zu ihm heran und lud ihn mit geziemenden Worten gar höflich ein, an ihrem Feste teilzunehemen. „Doch um eins bitten wir“, setzte er hinzu, „Ihr allein sollt zugegen sein; keiner von Eurem Hofgesinde darf sich unterstehen, das Fest mitanzuschauen, auch nicht mit einem einzigen Blicke.“
Der alte Graf antwortete freundlich: „Weil Ihr mich im Schlaf gestört habt, so will ich auch mit Euch sein.“ Nun ward ihm ein kleines Weiblein zugeführt, kleine Lampenträger stellten sich auf und eine Heimchenmusik hob an. Der Graf hatte Mühe, das Weibchen beim Tanze nicht zu verlieren, da es ihm so leicht daher sprang und endlich so im Wirbel drehte, dass er kaum zu Atem kam.
Mitten in dem lustigen Tanz aber stand auf einmal alles still. Die Musik hörte auf und der ganze Haufen eilte nach den Türspalten, Mauselöchern oder wo sonst ein Schlupfwinkel war. Das Brautpaar aber, die Herolde und Tänzer schauten aufwärts nach einer Öffnung, die sich oben in der Decke des Saales befand und entdeckten dort das Gesicht der alten Gräfin, die vorwitzig nach der lustigen Gesellschaft herabschaute.
Darauf neigten sie sich vor dem Grafen und derselbe, der ihn eingeladen, trat wieder hervor und dankte ihm für die erzeigte Gastfreundschaft. „Weil aber“, sagte er dann, „unsere Freude und unsere Hochzeit also ist gestört worden, dass noch ein anderes menschliches Auge darauf geblicket hatte, so soll fortan Euer Geschlecht nie mehr als sieben Eilenburger zählen.“
Darauf drängten sie nacheinander schnell hinaus; bald war es still und der alte Graf war wieder allein im finstern Saale.
Die Verwünschung ist bis auf die gegenwärtige Zeit eingetroffen und immer ist einer von den sechs lebenden Rittern von Eilenburg gestorben, ehe der siebente geboren ward.
Verbreitung über Eilenburgs Grenzen hinaus
Diese Sage fand Aufnahme in die Märchensammlung der Brüder Grimm und auch Johann Wolfgang Goethe hat das Gedicht „Hochzeitslied“ darüber geschrieben.
Literatur
Sage
- Sagen und Geschichten des Kreises Eilenburg
- Geschichte der Stadt Eilenburg - Kapitel 3
Gedicht
- Die Heinzelmännchen auf der Eilenburg oder Des kleinen Volkes Hochzeitsfest
- Geschichte der Stadt Eilenburg - Kapitel 3
Info
Diese Sage war die Vorlage für die Gestaltung des Eilenburger Marktbrunnens im Stadtzentrum.
Wikimedia Foundation.