Deubelbeiss

Deubelbeiss

Ernst Deubelbeiss (* 13. Juni 1921; † 7. Januar 2005) war ein Schwerverbrecher, dessen Taten die Nachkriegsgeneration in der Schweiz erschütterten. In der Schweiz hielt mit ihm der Begriff „Gangster“ Einzug.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Taten

Deubelbeiss stammte aus einer intakten Arbeiterfamilie und arbeitete in der Zeit des Zweiten Weltkriegs als Mechaniker in der Rüstungsindustrie in Genf. Hier kam er in Kontakt mit Arbeiterbewegung und Marxismus. Er begann mit kleinen Diebstählen, angeblich für den Aufbau eines Kulturtreffs von Deutschschweizern, und wurde zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Im Gefängnis lernte er seinen späteren Komplizen Kurt Schürmann kennen, den er 1950 in Zürich wiedertraf. In der Nacht vom 23. zum 24. Juni 1951 brachen die beiden in ein Zeughaus in Zürich-Höngg ein und raubten 15 Maschinenpistolen und 9685 Schuss Munition, die sie in Verstecken in Wäldern vergruben. Am Abend des 4. Dezember 1951 entführten sie den Bankier Armin Bannwart vor seinem Wohnhaus, weil sie hofften, er besitze den Tresorschlüssel der Privatbank Winterstein in Zürich, die sie berauben wollten. Der Entführte hatte indes den Schlüssel nicht auf sich. Schliesslich brachten die beiden Gangster den Entführten in einem Waldstück in einer Aussengemeinde auf brutale Weise um. Nur wenige Wochen später, vom 24. auf den 25. Januar 1952, versuchten sie die Post Reinach im Kanton Aargau zu überfallen. Auch dies misslang, sie wurden beim Schweissen überrascht, es kam zur grössten Schiesserei der Schweizer Kriminalgeschichte, 108 Projektile zählte die Polizei am Ort.

Ernst Deubelbeiss und sein Komplize wurden nach einer Fahndung, die von der Öffentlichkeit dank des Radios fiebrig miterlebt wurde, am 18. Februar 1953 zu lebenslänglich Zuchthaus verurteilt. Vor Gericht hatte Schürmann behauptet, sie hätten eine revolutionäre Partei aufbauen wollen und ihre Taten aus politischen Gründen begangen. Deubelbeiss kam erst am 1. Juli 1978 frei und lebte danach unter dem Namen Ernst Schmid als unbeachteter Bürger am Rand der Stadt Zürich. Rückfällig wurde er entgegen düsteren Prognosen nicht mehr.

Sozialgeschichtliche Bedeutung

Die Taten von Deubelbeiss und Schürmann erschütterten das Selbstbild der Schweizer Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg, wonach das Land eine friedliche Insel sei. Das Gangstertum „vom Chicago-Typ“ – so die zeitgenössische Presse - hielt Einzug. Eine ganze Generation von Kindern hat die Drohung von Eltern und Pädagogen erlebt, „Wenn du nicht brav bist, kommt der Deubelbeiss.“


Zitat

Folgendes Volkslied war jahrelang im Umlauf; es erzählt vom Überfall dieser beiden Gangster aufs Postbüro in Reinach AG und wird in Varianten kolportiert:

I. Strophe: „Z’Rynach uf em Poschtbüro, se zwe Räuber inecho, hei Pischtole vöregno, gschosse hei si gruusig – gruusig.“

II. Strophe: „Der erscht de hätt de Pöschtler packt, de zweiti de hät s’Gäld igsackt, de dritti het i d’Hose gmacht, s’het geschtunke, gschtunke, gschtunke.“

Literatur

  • Willi Wottreng: Deubelbeiss & Co. Wie ein Gangsterduo die Schweiz in Schrecken versetzte. Orell-Füssli-Verlag, Zürich 2007. ISBN 978-3-280-06095-7.

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