- Deutsche Siedlungen in Brasilien
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Die deutsche Einwanderung in Brasilien fand ihren Höhepunkt im 19. und 20. Jahrhundert. Für viele Deutsche waren die sozialen Probleme in Europa sowie die Aussicht auf Reichtum Gründe für die Einwanderung nach Brasilien. In heutiger Zeit haben etwa 10% der Brasilianer deutsche Vorfahren. Siehe auch: Deutschbrasilianer.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der erste Deutsche, der in Brasilien ankam, war der Astronom und Meister Johann, der unter Pedro Álvarez Cabral als Steuermann diente.
Hans Staden (1525 - 1576) aus Homberg, war als Soldat für die portugiesische Krone in Brasilien und verfasste das erste Buch in deutscher Sprache über Brasilien.
Ulrich Schmidel erkundete die Gebiete zwischen Buenos Aires und São Vicente im heutigen brasilianischen Bundesstaat São Paulo im Jahr 1534 unter der Führung des spanischen Conquistador Pedro de Mendoza.
Als 1817 die Herzogin Leopoldina nach Brasilien einreiste, zogen mit ihr deutsche Künstler, Handwerker und Wissenschaftler in das Land. Im folgenden Jahr kamen zahlreiche Landarbeiter in den Agrarkolonien Leopoldina und São Jorge dos Ilhéus (Bahia) an.
1820 wurde im Bundesstaat Rio de Janeiro die Stadt Nova Friburgo gegründet. Dom João VI versuchte gezielt, neue deutsche Einwanderer anzuziehen. Nach der Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal im Jahr 1822 bildeten sich Freiwilligenkorps, die die nationale Souveränität sichern sollten. Nach deren Etablierung war die Suche nach Kolonisten keine offizielle Politik des brasilianischen Kaisers mehr.
Gründe für die Einwanderung
Verschiedene Motive trugen dazu bei, dass viele Deutsche ihre Heimat verließen und nach Brasilien auswanderten. Da es sich um eine regelrechte Einwanderungswelle handelte, kann man davon ausgehen, dass es Gründe gab, die allen Auswanderern gemeinsam waren. Vorrangig ist dies der Wunsch, den wirtschaftlichen und politischen Problemen zu entfliehen, und in der neuen Heimat neue Möglichkeiten zu finden, sich bessere Lebensbedingungen zu schaffen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fanden wichtige wirtschaftliche Entwicklungen statt. In den Städten schritt die Industrialisierung in verstärktem Maße voran und verlangte spezialisierte Arbeitskräfte. Dies trieb viele Handwerker und Arbeiter aus kleinen Betrieben in den Ruin. Aufgrund der persönlichen Lage mussten sich die freigewordenen Arbeiter mit jeder verfügbaren Stelle zufrieden geben und standen deshalb für die aufkommende Industrie als billige Arbeitskräfte zur Verfügung.
Auch im landwirtschaftlichen Bereich veränderte sich die Situation der Arbeiter. Der Einsatz neuer Maschinen erhöhte die Produktivität, verringerte aber gleichzeitig das Bedürfnis nach Arbeitskräften, was für zahlreiche Bauern die Arbeitslosigkeit bedeutete. Auf der Suche nach Arbeit zogen sie ebenfalls in die Städte und erhöhten die Zahl der Proletarier. Das anhaltende Bevölkerungswachstum verschärfte die Lage zudem.
Jedoch sollte man sich bewusst sein, dass neben den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Faktoren für viele Auswanderer letztlich persönliche Motive ausschlaggebend waren.
Deutsche Siedlungen
Die deutschen Einwanderer gründeten Kolonien und ließen sich dort gemeinsam nieder. Die Kolonien waren in verschiedene Grundstücke unterteilt, die die Einwanderern oftmals von der Regierung geschenkt bekamen, um die Kolonisierung zu fördern. In anderen Fällen wurden die jeweiligen Ländereien von einzelnen Personen oder den Kolonialgesellschaften verkauft.
Zu Beginn der Migrationsbewegungen entstanden neue Auswanderersiedlungen in der Umgebung der ersten deutschen Kolonie São Leopoldo. Nach einiger Zeit wurden neue Siedlungen auch weiter im Landesinneren gegründet. Weil die Gebiete abseits der Küste nur schlecht in die bestehende Infrastruktur eingegliedert waren, suchten die Auswanderer strategisch günstige Orte um neue Kolonien zu errichten; etwa in der Nähe größerer Flüsse. Das Wasser wurde für die Bewirtschaftung der Felder verwendet und die produzierten Güter konnten anschließend kostengünstig verschifft werden.
Land Gründung Herkunft der Kolonisten Nova Friburgo (RJ) 1823[1] Rheinland, Sachsen, Böhmen São Leopoldo (RS) 1824 Hunsrück, Sachsen, Württemberg, Sachsen-Coburg Petrópolis (RJ) 1837[2] Kastellaun, Mosel, Bingen, Nassau, Ingelheim, Wörrstadt, Darmstadt, Rheinland Santa Cruz (RS) 1849 Rheinland, Hundheim (Hunsrück) Pommern, Schlesien Santo Ângelo (RS) 1857 Rheinland, Sachsen, Pommern Nova Petrópolis (RS) 1859 Pommern, Sachsen, Böhmen Teutônia (RS) 1868 Westfalen São Lourenço do Sul (RS) 1857 Pommern, Rheinland Blumenau (SC) 1850 Pommern, Holstein, Hannover, Braunschweig, Sachsen Brusque (SC) 1860 Baden, Oldenburg, Rheinland, Pommern, Schleswig-Holstein, Braunschweig Joinville (SC) 1851 Pommern, Preußen, Oldenburg, Schleswig-Holstein, Hannover, Schweiz Curitiba (PR) 1851 Deutsche aus Osteuropa, insb. Wolgadeutsche Santa Isabel (ES) 1847 Hunsrück, Pommern, Rheinland, Preußen, Sachsen Santa Leopoldina (ES) 1857 Pommern, Rheinland, Preußen, Sachsen São Bento do Sul (SC) 1873 Böhmen, Bayern, Österreich, Preußen, Sachsen[3] Siehe auch
Literatur
- Nelson di Francesco: „Imigração Alemã no Brasil“, Série Resumos No.3, Governo do Estado de São Paulo
- Adair Marli Lando, Eliane Cruxên Barros: „A Colonização Alemã no Rio Grande do Sul - Uma Interpretação Sociológica“
- R. A. Hehl: „Einwanderung und Einwanderungsgesetzgebung in Nordamerika und Brasilien“, Topos Verlag AG, 1989, ISBN 3289004406
Einzelnachweise
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