Deutsches Historisches Museum Berlin

Deutsches Historisches Museum Berlin
Zeughaus Berlin, Unter den Linden (2004)
Zeughaus Berlin, Fassadendetail (2005)
Zeughaus Berlin (2001)
Luftbild (2005)
Erweiterungsbau des DHM von I.M.Pei (2004)

Das Deutsche Historische Museum, kurz DHM, ist ein Museum für deutsche Geschichte in der Straße Unter den Linden in Berlin und versteht sich als Ort der „Aufklärung und Verständigung über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Europäern“.

Das Museum befindet sich im Zeughaus und war wegen Umbaus bis Ende 2004 geschlossen. Wechselausstellungen fanden während dieser Zeit in dem im Jahr 2003 neu eröffneten Ausstellungsbau von I.M. Pei statt, der baulich mit dem DHM verbunden ist.

Das Deutsche Historische Museum hat die Rechtsform einer von der Bundesrepublik Deutschland getragenen Stiftung. Die rechtlichen Voraussetzungen zur Umwandlung in eine Stiftung sind damit umgesetzt (vgl. BGBl. I S. 2891). Oberstes Gremium ist der Aufsichtsrat, der paritätisch mit Vertretern der Bundesregierung und der Landesregierungen besetzt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Museums

Gegründet wurde das Museum am 28. Oktober 1987, anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin, im Reichstagsgebäude im damaligen Westberlin. Prominenter Gegner der Museumsgründung war Christian Ströbele - damals Politiker der Alternativen Liste. Kurz nach seiner Gründung begann das DHM mit dem Sammlungsaufbau. Einen ersten Querschnitt präsentierte seit Dezember 1994 die Dauerausstellung "Bilder und Zeugnisse der deutschen Geschichte" mit mehr als 2000 Exponaten.

Ursprünglich sollte der Spreebogen in der Nähe des Reichstages der Standort des Museums werden. Den hierfür ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewann 1988 der italienische Architekt Aldo Rossi. 1989 veränderte der Fall der Mauer aber die Planungen: Mit dem Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 übertrug die Bundesregierung dem DHM Sammlung und Grundstück des damaligen Museums für Deutsche Geschichte, das bereits im September 1990 von der letzten DDR-Regierung dem Direktor des DHM unterstellt worden war. So wurde das Zeughaus von 1695 - das älteste Gebäude Unter den Linden - der Sitz des Deutschen Historischen Museums. Im September 1991 wurden die ersten Ausstellungen im Zeughaus gezeigt.

Seit 1998 war das Zeughaus wegen Umbau und Erweiterung geschlossen. Foyer und neu gestalteter Innenhof sind seit April 2004 wieder zugänglich, die neue Dauerausstellung wurde am 2. Juni 2006 in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. Bereits seit 2003 ist außerdem der von Ieoh Ming Pei gestaltete Erweiterungsbau für die Öffentlichkeit zugänglich. Dort werden ständig Sonderausstellungen präsentiert.

Als eines der ersten Museen in Deutschland betreibt das Museum seit 1995 einen eigenen Webserver. Dieser hat sich zum meistgenutzten musealen Internetserver in Deutschland entwickelt.

Das DHM gehört zu den meistbesuchten Museen in Berlin.

Generaldirektor von 1987 bis 1999 Prof. Dr. Christoph Stölzl, seit dem Jahr 2000 Prof. Dr. Hans Ottomeyer.

Ausstellungen

In der Dauerausstellung berichten mehr als 8.000 historische Exponate von Menschen, Ereignissen, Ideen und Abläufen während rund 2.000 Jahren deutscher Vergangenheit, vom letzten Jahrhundert vor Christus bis in die Gegenwart. Daneben gibt es regelmäßig mehrere Monate dauernde Sonderausstellungen.

LeMO

Das Deutsche Historische Museum betreibt zusammen mit dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn ein umfangreiches Internetangebot, genannt LeMO (Lebendiges virtuelles Museum Online), mit Informationen zur deutschen Geschichte von 1871 bis zur Gegenwart. Über 30.000 HTML-Seiten, 165.000 Abbildungen, Audio- und Videoaufnahmen stehen im Web bereit.

Die Sammlungen des Deutschen Historischen Museums

Online-Datenbank (GOS)

Das DHM stellt bereits seit 1996 nahezu den gesamten digitalisierten Bestand (350.000 Datensätze und 180.000 Abbildungen) für die Onlinerecherche über das Internet zur Verfügung. Für eine Weiternutzung des Bildmaterials verlangt das DHM hohe Lizenzgebühren.

Sammlungsbereiche

Alltagskultur I 
Technische und medizinische Erzeugnisse und Geräte
Haushaltsgegenstände, Produktwerbung: ca. 65.000 Objekte
Alltagskultur II 
Mode, Kostüme, Ziviltextilien, Abzeichen, Religiosa: ca. 45.000 Objekte
Alltagskultur III 
Spielzeug, Postkarten, politische Objekte, Sonderinventar: ca. 11.000 Objekte
Bibliothek
Bildarchiv
Dokumente I 
Urkunden, Einblattdrucke, Flugblatt- u. Landkartensammlung, Autographen
Siegel und Stammbücher bis 1914: ca. 50.000 Objekte
Dokumente II 
Fotoalben, Zeitungen, Flugblätter, Propagandaschriften
Landkarten und Autographen seit 1914: ca. 120.000 Objekte
Filmsammlung 
100 Filme
Kunstgewerbe und Skulpturen bis 1900 
Möbel, Keramik, Glas- und Metallkunst, Design: ca. 6000 Objekte
Graphische Sammlung 
zur Ereignisgeschichte des 16. bis 20. Jh.
Porträtstichsammlung des 15. bis 20. Jh.: ca. 100.000 Blatt
Kunst I 
Gemälde bis 1900: ca. 700 Objekte
Kunst II/ Photosammlung 
Malerei und Skulpturen des 20. und 21. Jh.: ca. 3000 Objekte sowie ca. 10.000 Photographien
Militaria
Alte Waffen und Rüstungen, militärische Geräte: ca. 20.000 Objekte
Militaria II 
Uniformen, Fahnen, Orden und Ehrenzeichen, Militaria-Graphik: ca. 30.000 Objekte
Numismatik 
ca. 80.000 Objekte
Plakate 
künstlerische Plakate 1896 - 1938 der Sammlung Hans Sachs,
politische Plakate 1920 - 1960 der Sammlung Wolf und DDR-Plakate: ca 80.000 Objekte

Literatur

  • Christoph Stölzl: Deutsches Historisches Museum. Ideen - Kontroversen - Perspektiven. ISBN 3549066821
  • Deutsches Historisches Museum Berlin. Aldo Rossis Entwurf im Gefüge der Kulturformen, ISBN 3421030049
  • Mathias Wallner und Heike Werner: Architektur und Geschichte in Deutschland. S. 162-163, München 2006, ISBN 3-9809471-1-4
  • Jürgen Kocka: Ein chronologischer Bandwurm. Die Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums. In: Geschichte und Gesellschaft Jg.32/2006. S.398-411.
  • Ulrike Kretzschmar (Hrsg.): Das Berliner Zeughaus. Vom Waffenarsenal zum Deutschen Historischen Museum. The Berlin Armoury. From the Arsenal to the German Historical Museum. München/Berlin/London/ New York, Prestel Verlag 2006. 112 S., zahlr. farb. Abb.. ISBN 3-7913-3356-9.
  • Heinrich Müller, Hartmut Kölling: Europäische Hieb- und Stichwaffen. aus der Sammlung des Museums für Deutsche Geschichte Berlin, Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1981, 2. Auflage 1982, 448 S., zahlr. farb. und s/w Abb., fotografiert von Gerd Platow, Bestellnummer:746 245 6, nur antiquarisch erhältlich (behandelt den Bestand des Vorgängermuseums)

Weblinks

52.51777777777813.3969444444447Koordinaten: 52° 31′ 4″ N, 13° 23′ 49″ O


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