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Inge Deutschkron (* 23. August 1922 in Finsterwalde) ist eine deutsch-israelische Journalistin und Autorin jüdischer Herkunft.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Sie wurde als Tochter eines sozialdemokratischen Gymnasiallehrers geboren, wechselte 1927 mit der Familie nach Berlin. Der Vater wurde 1933 als Jude aus dem Schuldienst entlassen und floh 1939 nach Großbritannien. Deutschkron und ihrer Mutter gelang die Flucht nicht. 1941 bis 1943 arbeitete sie in der Blindenwerkstatt Otto Weidt in Berlin-Mitte und wurde dort vor der Deportation bewahrt. Seit Januar 1943 lebte sie illegal in Berlin und versteckte sich mit ihrer Mutter bei nichtjüdischen Freunden, um dem Holocaust zu entgehen.
1946 zog sie mit der Mutter nach London, studierte Fremdsprachen, wurde Sekretärin bei der sozialistischen Internationalen. 1954 reiste sie zunächst nach Indien, Burma, Nepal und Indonesien, kehrte 1955 nach Deutschland zurück, arbeitete in Bonn als freie Journalistin. 1958 wurde sie Korrespondentin für die israelische Tageszeitung Maariw. 1963 nahm sie als Beobachterin für Maariw am Frankfurter Auschwitz-Prozess teil. 1966 erhielt sie die israelische Staatsbürgerschaft.
Aus Verärgerung über wieder aufflammenden Antisemitismus in der deutschen Politik und die anti-israelischen Haltung der 68er-Bewegung zog sie 1972 nach Tel Aviv. Sie arbeitete dort bis 1988 als Redakteurin der Zeitung Maariw, widmete sich der internationalen und der Nahost-Politik.
Für das Theaterstück Ab heute heißt Du Sara, einer Bühnenadaption ihrer Autobiographie Ich trug den gelben Stern, am GRIPS-Theater kehrte sie im Dezember 1988 nach Berlin zurück. Seit 1992 lebt sie als freie Schriftstellerin in Tel Aviv und Berlin. Sie setzt sich dafür ein, dass die Stillen Helden, Menschen, die Juden gerettet haben, vom deutschen Staat gewürdigt werden. Auf ihre Initiative wurde der Förderverein Blindes Vertrauen gegründet, dessen Vorsitzende sie ist.
Auszeichnungen
Inge Deutschkron wurde 1994 mit dem Moses-Mendelssohn-Preis und der Rahel-Varnhagen-von-Ense-Medaille ausgezeichnet. Das Bundesverdienstkreuz hat sie mehrfach abgelehnt, weil in den 1950er-Jahren so viele Nazis damit ausgezeichnet worden seien. 2002 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Berlin.
2008 wurde Deutschkron mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik ausgezeichnet. „Ihr Lebenswerk steht im Zeichen des fortdauernden Engagements für Demokratie und Menschenrechte“, so die Begründung der Jury, „und gegen alle Formen des Rassismus“. Ihr sei es gelungen, Erfahrungen der Verfolgung und des Widerstands gegen den Nationalsozialismus einem großen Publikum eindringlich zu vermitteln.[1] [2]
Ebenfalls 2008 wurde vom Land Berlin die Louise-Schroeder-Medaille an Deutschkron verliehen.[3]Siehe auch:
Werke
- Mein Leben nach dem Überleben, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000, 3-423-30789-5
- Ich trug den gelben Stern. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1992, 3-423-30000-1
- Ich trug den gelben Stern. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1978, ISBN 3-8046-8555-2
- Israel und die Deutschen: Das schwierige Verhältnis. Köln 1983
- ... denn ihrer war die Hölle: Kinder in Gettos und Lagern. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1985, ISBN 3-8046-8565-X
- Milch ohne Honig: Leben in Israel. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1988, ISBN 3-8046-8719-9
- Unbequem: Mein Leben nach dem Überleben. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1992, ISBN 3-8046-8785-7
- Das verlorene Glück des Leo H. Büchergilde Gutenberg
- Emigranto: Vom Überleben in fremden Sprachen. Transit, Berlin 2001, ISBN 3-88747-159-8
- Offene Antworten: Meine Begegnungen mit einer neuen Generation, Transit, Berlin 2004, ISBN 3-88747-186-5
- Papa Weidt: Er bot den Nazis die Stirn. Butzon & Bercker, Kevelaer 2001, ISBN 3-7666-0210-1 (mit Lukas Ruegenberg)
- Sie blieben im Schatten: Ein Denkmal für "stille Helden". Edition Hentrich, Berlin 1996, ISBN 3-89468-223-X
Rezensionen
- Es gibt kein richtiges Leben im falschen - zu „Das verlorene Glück des Leo H.“, Werner Renz, 2002.
Literatur
- Wolfgang Kolneder (Hrsg.): Daffke ...! Die vier Leben der Inge Deutschkron: 70 Jahre erlebte Politik. Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3894681446
Weblinks
- Literatur von und über Inge Deutschkron im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Deutsche Täter und ihre undeutliche Schuld -- Interview mit Inge Deutschkron
- Blindenmuseum Otto Weidt
- Stille Helden Sendung mit Interviewausschnitten mit Inge Deutschkron
- Rede von Bundespräsident Johannes Rau zu Inge Deutschkron auf der Veranstaltungseröffnung „Grenzdenker“ der Kulturstiftung der Deutschen Bank, 11. März 2001 in Berlin.
- Uta Ranke-Heinemann: Der BDM-Keller im Hause meines Vaters. In: Alfred Neven DuMont (Hrsg.):Jahrgang 1926/27, Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz, Köln 2007, S.95-106
Quellen
- ↑ Carl-von-Ossietzky-Preis geht an Inge Deutschkron
- ↑ Die taz vom 18.7.07 zur Nachricht, Deutschkron erhalte den Ossietzky-Preis
- ↑ Berliner Zeitung: „Inge Deutschkron erhält Louise-Schroeder-Medaille“, 22. März 2008
Personendaten NAME Deutschkron, Inge KURZBESCHREIBUNG israelische Journalistin und Autorin GEBURTSDATUM 23. August 1922 GEBURTSORT Finsterwalde
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