- Otto Weidt
-
Otto Weidt (* 2. Mai 1883 in Rostock; † 22. Dezember 1947 in Berlin) war Besitzer einer Berliner Blindenwerkstatt. Als junger Mann engagierte sich Weidt in der anarchistischen Arbeiterbewegung. Während des Holocaust rettete Weidt mehreren jüdischen Mitbürgern das Leben. Postum wurde er als Gerechter unter den Völkern geehrt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach seiner Geburt siedelte die Familie nach Berlin über, wo er wie sein Vater den Beruf des Tapezierers erlernte. Dem Einsatz im Ersten Weltkrieg konnte sich Weidt, ein überzeugter Pazifist, wegen eines Ohrenleidens entziehen.
Anfang der 1940er Jahre eröffnete er in der Rosenthaler Straße 39 eine Besen- und Bürstenbinderei. Sie war ein „wehrwichtiger Betrieb“, der seine Produkte hauptsächlich an die Wehrmacht verkaufte. So gelang es Weidt, durch Bestechung und Passfälschung seine größtenteils jüdischen Mitarbeiter vor den einsetzenden Deportationen zu schützen. Zu ihnen zählten Inge Deutschkron, Hans Israelowicz und Alice Licht. Er versteckte die Familie Horn neun Monate in einem Hinterraum seiner Werkstatt. Kurz vor dem Kriegsende fuhr er nach Auschwitz und versuchte seine Freundin Alice Licht bei der Flucht zu unterstützen. Diese gelang ihr, nachdem sie in das KZ Groß-Rosen gebracht worden war; sie konnte in einem von Weidt angemieteten Zimmer Unterschlupf finden.
Nach dem Krieg setzte sich Weidt für den Bau eines jüdischen Waisenhauses und eines Altenheimes für KZ-Überlebende ein.
1993 wurde auf Initiative von Inge Deutschkron am Haus 39 in der Rosenthaler Straße ihm zu Ehren eine Gedenktafel angebracht, 1994 ein Ehrengrab auf dem Friedhof Zehlendorf eingerichtet. Seine ehemalige Werkstatt ist heute ein Museum, das von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand betreut wird.
Siehe auch
Literatur
- Inge Deutschkron, Lukas Ruegenberg: Papa Weidt: Er bot den Nazis die Stirn. Butzon & Bercker, Kevelaer 2001, ISBN 3-7666-0210-1
- Robert Kain: Pierre Ramus´ Begegnung mit dem späteren "Stillen Helden" Otto Weidt, in: ERKENNTNIS, Jg. 19, Nr. 19 (2011), S. 82-89.
- David Koser et al.: Blindenwerkstatt Otto Weidt, In: Hauptstadt des Holocaust. Orte nationalsozialistischer Rassenpolitik in Berlin, Berlin: Stadtagentur 2009, Ort 35, S. 154, ISBN 978-3-9813154-0-0, ' → Volltext Online
Weblinks
Commons: Otto Weidt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt
- Forschungsseite zur Dissertation von Robert Kain - einer biographischen Studie zu Otto Weidt, dem Inhaber der gleichnamigen Blindenwerkstatt in Berlin-Mitte
- Otto Weidt, Hrsg. der anarchistischen Deutsche Arbeiterbibliothek in der Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus (DadA)
- Ausstellung „Blindes Vertrauen“
- O. Weidt, Mit-Hrsg. der anarchistischen Zeitschrift Der Anarchist in der DadA
Kategorien:- Person des Anarchismus
- Person (Berlin)
- Gerechter unter den Völkern
- Deutscher
- Geboren 1883
- Gestorben 1947
- Mann
Wikimedia Foundation.