Deutschland (Handels-U-Boot)

Deutschland (Handels-U-Boot)
U-Deutschland /SM U 155
(vorheriges/nächstes – alle U-Boote)
Typ:

U 151

Werft:

Flensburger Schiffbau-Gesellschaft

Kiellegung:

1916

Stapellauf:

28. März 1916

Indienststellung:

19. Februar 1917

Kommandanten:
  • Paul König (als Handelsschiff)
  • Karl Meusel
  • Erich Eckelmann
  • Ferdinand Studt
Einsätze:

3 Feindfahrten

Versenkungen:

42 Schiffe versenkt (121.328 BRT)
1 Schiff beschädigt (1.338 BRT).

Verbleib: am 24. November 1918 übergeben, 1922 in Morecambe abgebrochen
Innenaufnahme
Kapitän Paul König und Besatzung der Deutschland, Baltimore 1916
Deutschland beim Entladen in New London, 1916.

Die Deutschland war ein deutsches Handels-U-Boot aus der Zeit des Ersten Weltkrieges mit einer Nutzlast von 1000 Tonnen Fracht, später als SM U 155 der Kaiserlichen Marine ein erfolgreicher Unterseekreuzer.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 8. November 1915 gründeten der Bremer Großkaufmann Alfred Lohmann, die Reederei Norddeutscher Lloyd und die Deutsche Bank die neue Deutsche Ozean-Reederei (DOR). Bei der Gründung gaben sie ein frachttragendes U-Boot, die Deutschland, in Auftrag. Zweck war der Durchbruch durch die britische Blockade der Nordsee.

U-Deutschland, konstruiert und gebaut unter Oberingenieur Rudolf Erbach, wurde am 28. März 1916 vom Stapel gelassen und in das Handelsschiffregister eingetragen. Sie kostete mit Einrichtung etwa 4 Millionen Reichsmark.

Im Schiffsmeßbrief waren 791 BRT, bzw. 414 NRT eingetragen. Es wurden noch sechs weitere Handels-U-Boote in Auftrag gegeben, die jedoch bis auf die Bremen noch vor ihrem ersten Einsatz als Handels-U-Boote auf Grund der verstärkten Seeblockade der Royal Navy sowie des Kriegseintritts der USA 1917 zu Artillerie-U-Booten, so genannten Unterseekreuzern, umgebaut wurden.

Die Deutschland wurde am 19. Februar 1917 in Dienst gestellt.

Technische Daten

Das Boot wurde von zwei Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotoren mit je 400 PS angetrieben und erreichte eine Geschwindigkeit von 10 kn über Wasser und 6,7 kn bei Tauchfahrt.

Sie hatte eine Besatzung von 29 Mann.

Reisen als Handelsschiff

Erste Reise

Das Boot fuhr am 23. Juni 1916 unter Kapitän Paul König aus und trug eine Ladung von 163 t Farbstoffen im Wert von 60 Mio. Reichsmark sowie Arzneien, Bank- und Diplomatenpost. Die Deutschland war das erste U-Boot, das den Atlantik durchquerte.

Sie erreichte Baltimore am 8. Juli 1916 und übernahm dort ihre Rückladung, bestehend aus 348 t Kautschuk (Auftraggeber: Nordmann, Rassmann & Co., Hamburg), 341 t Nickel und 93 t Zinn. Am 25. August 1916 erreichte sie Bremerhaven. Insgesamt hatte sie 8.450 sm, davon 190 sm in Tauchfahrt, zurückgelegt.

Der Gewinn der Ladung betrug 17,5 Mio. RM (mehr als das Vierfache der Baukosten).

Die Ladung war dringend von der amerikanischen Farbenindustrie erwartet worden. Die Rückfracht deckte den Bedarf der deutschen Kriegsindustrie zwar für mehrere Monate, hatte aber insgesamt keinen größeren Einfluss auf die unter der Blockade leidende deutschen Wirtschaft.

Zweite Reise

Am 14. Oktober 1916 lief die Deutschland erneut mit einer Ladung aus Farbstoffen, Chemikalien, Medikamenten, Wertpapieren, Edelsteinen und Post aus.

New London in Connecticut wurde am 1. November 1916 erreicht. Die Rückladung bestand aus 378 t Kautschuk, 188 t Nickel, 146 t Eisenlegierung, 76 t Zinn und Silberbarren im Wert von 140.000 Dollar.

Das Boot kam am 10. Dezember 1916 wieder in Wesermünde an.

Diese Reise wurde durch die Reparatur eines Schadens verzögert, den der amerikanischer Schlepper T.A. Scott an der Deutschland im Hafen von New London verursacht hatte, nachdem er infolge eines unglücklichen Manövers von dieser gerammt wurde.

Besatzung der Deutschland in New London, Connecticut

Weiteres Schicksal

Eine dritte Reise, die für den Januar 1917 geplant war, wurde wegen Kriegseintritts der USA nicht mehr angetreten.

Am 10. Februar 1917 wurde das U-Handelsschiff Deutschland aus dem Schiffsregister gelöscht.

U-Kreuzer SM U 155

Die Deutschland wurde von der Kaiserlichen Marine übernommen, in der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven zum Unterseekreuzer umgebaut und schließlich am 19. Februar 1917 als SM U 155 von der Kaiserlichen Marine in Dienst gestellt.

Auf drei Feindfahrten wurden 42 Schiffe mit 121.328 BRT versenkt und ein weiteres Schiff mit 1.338 BRT beschädigt.

Bis zum 13. November 1918 blieb sie im Kriegseinsatz. Am 24. November 1918 erfolgte die Übergabe an Großbritannien, und 1922 wurde das U-Boot in Morecambe abgebrochen.

Literatur

  • Hartmut Schwerdfeger und Erik Herlyn Die Handels-U-Boote Deutschland und Bremen. Kurze-Schönholtz und Ziesener Verlag Bremen, 1997, ISBN 3-931148-99-8.
  • Paul König: Die Fahrt der Deutschland. Verlag Ullstein & Co, Berlin 1916.
  • Eberhard Rössler: Die deutschen U-Kreuzer und Transport-U-Boote. Bernhard & Graefe Verlag, Bonn 2003, ISBN 3-7637-6246-9.
  • Jan Heitmann: Unter Wasser in die neue Welt. Handelsunterseeboote und kaiserliche Unterseekreuzer im Spannungsfeld von Politik und Kriegsführung. Berlin 1999, ISBN 3-87061-788-8.

Weblinks


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