- Deutschniederländisch
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Kleverländisch (manchmal auch Deutschniederländisch, Ndl. Zuid-Gelders; Südgeldersch) ist eine niederfränkische Mundartgruppe in Nordrhein-Westfalen und einigen kleineren angrenzenden Gebieten der Niederlande. In der Germanistik wird sie auch als „nordrhein-maasfränkisch“ oder „nordrhein-maasländisch“ bezeichnet. Das Niederfränkische ist Grundlage der heutigen offiziellen niederländischen Schriftsprache.
Die Uerdinger Linie (die ik/ich-Isoglosse) trennt das Kleverländische vom Limburgischen. Manchmal wird dafür aber, vor allem in den Niederlanden, die Betonungslinie genommen. Die ou/al-Isoglosse trennt das Kleverländische von den niederländischen Mundarten wie dem Brabantischen. Hierfür wird auch die ei/ii-Isoglosse benutzt. Die Einheitsplurallinie (sogenannte "Westfälische Linie") schließlich trennt das Kleverländische vom Niedersächsischen.
Zum Kleverländischen zählen:
- Das am unteren Niederrhein gesprochene Klevisch-Weselische und die Mundarten des westlichen (Rheinischen) Ruhrgebiets (Mülheim an der Ruhr Mölmsch, Duisburg, Oberhausen, Essen-Werden)
- Die Dialekte des Ostbergischen können - rein formalistisch (Uerdinger Linie als Grenzelinie im Westen einerseits und westfälische Linie im Osten andererseits) - dazugezählt werden. Diese werden mittlerweile jedoch auch als eigene Mundartgruppe des Niederfränkischen aufgefasst, da für sie unterschiedlich starke Einflüsse einerseits des Ripuarischen im Bereich um Mülheim an der Ruhr (Mölmsch) und Essen-Kettwig, andererseits des Bereichs um Langenberg bereits Westfälische Einflüsse kennzeichnend sind. Die unten unter „Sprachbeispiele“ zitierten Wenkersätze sind jedenfalls nicht beispielhaft für die ostbergische Dialektgruppe.
- Die in der Region Noord-Limburg (NL) gesprochene Mundart.
- Die Mundart von Venlo (NL; öfter dem Limburgischen zugerechnet).
- Die Mundart von Cuijk (NL).
- Die Mundart der Region "Liemers" (NL).
Die in Deutschland gesprochenen kleverländischen Dialekte werden zusammen mit dem Limburgisch-Bergischen zuweilen auch als „niederrheinische“ oder „niederrheinisch-bergische“ Sprache bezeichnet.
Das Kleverländische und das Limburgisch-Bergische insgesamt (d.h. in Deutschland, den Niederlanden und Belgien) werden manchmal als „Rhein-Maasfränkisch“ oder „Rhein-maasländisch“ bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Sprachbeispiele
- „Ek heb noch efkes afgewaachd, ob dat, wach`e min seggen wold."
- „Ich habe noch kurz abgewartet, was Du mir sagen wolltest.“
- (Ndl.) „Ik heb nog eventjes afgewacht, op dat, wat je mij zeggen wou.“
- „En den Wenter stüwe di drööge Bläär dörr de locht eröm“ (Georg Wenker Satz 1)
- „Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum.“
- (Ndl.) „In de winter stuwen de droge bladeren door de lucht heen.“
- „Et sall soon üttschaije te shnejje, dann werd et wäär wer bäter.“ (Wenker Satz 2)
- „Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.“
- (Ndl.) „Het zal zo uitscheiden te sneeuwen, dan wordt het weer weer beter.“
- „Hej es vörr vier of säss wääke gestörwe.“ (Wenker Satz 5)
- „Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.“
- (Ndl.) „Hij is vier of zes weken geleden gestorven“
- „Het füür was te hätt, die kuuke sinn ja an de onderkant heel schwaort angeschröt.“ (Wenker Satz 6)
- „Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.“
- (Ndl.) „Het vuur was te heet, de koeken zijn aan de onderkant heel zwart aangeschroeid.“
- „Hej dütt die eikes ömmer sonder salt än pääper ääte.“ (Wenker Satz 7)
- „Er isst die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.“
- (Ndl.) „Hij doet de eitjes altijd zonder zout en peper opeten.“
- „Gej mott hoart krässe, sönst verstätt hej ons nij.“ (Wenker Satz 22)
- „Man muss laut schreien, sonst versteht er uns nicht.“
- (Ndl.) „Je moet hard krijsen, anders verstaat hij ons niet.“
- „Wej sin müjj än häwwe dorst.“ (Wenker Satz 23)
- „Wir sind müde und haben Durst.“
- (Ndl.) „Wij zijn moe, en hebben dorst.“
- „Achter ons hüs stonn dar drijj mojje Äappelböom met rooje äppelkes.“ (Wenker Satz 26).
- „Hinter unserem Hause stehen drei schöne Apfelbäume /drei Apfelbäumchen mit roten Äpfeln/Äpfelchen.“
- (Ndl.) „Achter ons huis stonden drie mooie appelbomen, met rode appeltjes.“
- „Köjj nij noch ievkes opp ons waachte? Dann gönn wej met ow met.“ (Wenker Satz 27)
- „Könnt ihr nicht noch einen Augenblick /ein Augenblickchen auf uns warten? Dann gehen wir mit (euch).“
- (Ndl.) „Kunnen jullie niet nog eventjes op ons wachten? Dan gaan wij met jullie mee.“
- „Wat sette dar vörr möskes boawe opp et müürken?“ (Wenker Satz 36)
- „Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?“
- (Ndl.) „Wat zitten daar voor musjes boven op het muurtje.“
Der Duisburger Johanniter Johann Wassenberch hat im 15. und 16. Jahrhundert regelmäßig Aufzeichnungen über lokale und weltweite Ereignisse geführt, die heute Aufschluss über die damalige Sprache am Niederrhein gibt:
- 's doenredachs dair nae woerden die twe gericht ende op raeder gesatt. Eyn gemeyn sproeke: 'Dair nae werck, dair nae loen.' Die ander vyf ontleipen ende entquamen dat doch nyet goit en was.
- (oe = u, ai = aa, ae = aa)
- „Am Donnerstag danach wurden die zwei gerichtet und auf Räder gesetzt. Ein bekannter Spruch: 'So wie das Werk, so der Lohn.' Die anderen fünf flohen und entkamen, was nicht gut war.“
Literatur
- Arnold Knüfermann: Grafschafter Mundartlexikon. Leben und Arbeiten in der alten Grafschaft Moers. Rheinland-Verlag, Köln. 1993. ISBN 3-7927-1056-0
- Georg Cornelissen, Peter Honnen, Fritz Langensiepen (Hrsg.): Das rheinische Platt. Eine Bestandsaufnahme. Handbuch der rheinischen Mundarten Teil 1: Texte. Rheinland-Verlag, Köln. 1989. ISBN 3-7927-0689-X
Siehe auch
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