Dick & Kirschten

Dick & Kirschten
Wagenfabrik Dick & Kirschten
Das letzte Automobil vor der Fusion mit einem Mannheimer Unternehmen

Dick & Kirschten war eine in Europa bedeutende Fabrik für Kutschen- und Waggonbau in Offenbach am Main. Sie wurde 1782 in Frankfurt am Main gegründet und produzierte von 1795 bis 1912 in Offenbach Luxus- und Gebrauchskutschen, später auch Achsen und Räder für Automobile.

Firmenhistorie

Die Sattlermeister Johann Christoph Dick und Johann Georg Kirschten gründeten zunächst 1782 in Frankfurt am Main einen Sattlereibetrieb zur Kutschenherstellung unter dem Namen Hofwagenfabrik Dick & Kirschten. Die Frankfurter Zünfte duldeten keine Kutschenmanufaktur in ihrem Einflussbereich und die Fabrik wurde 13 Jahre nach Gründung in das benachbarte Offenbach am Main verlegt. Dort konnte zunftfrei produziert werden, d. h. die zur Kutschenproduktion notwendigen Handwerker wie Sattler, Schreiner, Schlosser, Schmiede, Lackierer, Posamentierer, Stellmacher, Lederwarenfachhandwerker, Federmacher und Wagenspanner konnten arbeitsteilig unter einem Dach arbeiten. Diese Arbeitsteilung markiert einen Meilenstein weg vom strengen Reglement des Zunftwesens hin zu beginnender Industrialisierung. Der Bedarf an Kutschen war zu damaliger Zeit auch in Frankfurt sehr groß. Adel und Bürgertum bestellten bis dahin die notwendigen Fahrzeuge im Ausland, vornehmlich in Brüssel, Paris und London. Durch die Offenbacher Fabrik konnte der Nachfrage nun im eigenen Land befriedigt werden. 1805 wurde die Produktion in die Offenbacher Geleitsstraße verlegt. Wegen der hohen Qualität der Erzeugnisse konnte bald auch in fast alle europäischen Länder exportiert und 1808 in Amsterdam und Hamburg Niederlassungen gegründet werden. Der prominenteste Kunde aus dieser Zeit war der französische Kaiser Napoleon I., welcher seine Kutschen bevorzugt von Dick & Kirschten bauen ließ.

Um das Jahr 1843 übernahm Johann Heinrich Dick, ein Sohn des Firmengründers Johann Christoph Dick und spätere Offenbacher Bürgermeister, die Leitung des Unternehmens. 1856 verkaufte er die Firma an Karl Theodor Wecker (1828 - 1893), um sich auf seine politischen Aufgaben konzentrieren zu können. Wecker verlegte die Firma in das Offenbacher Westend nahe dem heutigen Dreieichpark und ließ neben Kutschen nun auch Feder- und Patentachsen herstellen. Auf diesem Areal entstand 1876 die Villa Wecker, das Fabrikantenwohnhaus, entworfen durch Mylius und Bluntschli. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 wurde Dick & Kirschten mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.

Mit der fortschreitenden Entwicklung des Automobils endet die Firmengeschichte von Dick & Kirschten. Zwar wurde die Produktion noch einmal auf ein größeres Werksgelände am heutigen Odenwaldring verlegt, die Kutschenproduktion musste jedoch mangels Nachfrage eingestellt werden. Man produzierte Achsen, Federn und erste Automobile in kleiner Serie, in welchen noch einzelne Elemente von Pferdekutschen verbaut wurden. 1912 endete die über 100jährige Geschichte der Traditionsfirma durch eine Firmenübernahme.


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