- Die Bauernschaft
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Thies Christophersen (* 27. Januar 1918 in Kiel; † 13. Februar 1997 in Molfsee) war ein deutscher Holocaustleugner und Landwirt.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Christophersen war während des Zweiten Weltkrieges Mitglied der SS und wurde Sonderführer einer Pflanzenschutzanstalt im Auschwitzer Nebenlager Rajsko. Diese Anstalt war im Hygieneinstitut Südost der SS für das SSWVHA (SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt)/Amt WV (Land-, Forst- und Fischwirtschaft) untergebracht. Tagsüber wurden dort Häftlinge aus dem nahe gelegenen KZ Auschwitz I zur Arbeit eingesetzt. [1] Später beteuerte er, ihm sei in dieser Zeit weder etwas von Tötungen noch von einer unmenschlichen Behandlung der KZ-Häftlinge bekannt geworden.
Am 20. April 1943, an „Führers Geburtstag“, heiratete Christophersen seine Frau Edith. Nach dem Krieg übernahm er den vom Vater geerbten Bauernhof.
Christophersen war in den 50er Jahren Mitglied der CDU und der DP, später der NPD (die er verließ, weil sie ihm zu „demokratisch“ war). Seit 1969 publizierte er die Zeitschrift „Die Bauernschaft“, die sich zunächst mit dem Agrarwesen auf der Grundlage der Blut-und-Boden-Ideologie befasste und zunehmend rassistisches und neofaschistisches Gedankengut propagierte.
„Die Auschwitzlüge“
In einer von ihm verfassten, 1974 erschienenen Broschüre mit dem Titel „Die Auschwitzlüge“ bestritt er die Existenz von Gaskammern im KZ Auschwitz-Birkenau. Auf ihn geht der weltweit verbreitete Begriff „Auschwitzlüge“ zurück. [2]
Die Broschüre „Die Auschwitzlüge“ enthielt neben Christophersens Behauptungen weitere Beiträge und Vorworte u. a. von dem ehemaligen Rechtsanwalt und Terroristen Manfred Roeder[3] und dem ehemaligen Richter Wilhelm Stäglich. Sie wurde seit 1993 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wegen ihres holocaustleugnenden Inhalts in die Liste der jugendgefährdenden Schriften („Index“) aufgenommen. Dem Vorwort von Manfred Roeder bescheinigte diese Bundesbehörde den Charakter antisemitischer Agitation, die den Tatbestand der Volksverhetzung (§ 130 StGB) erfülle.
Zusammenarbeit mit Ernst Zündel
Christophersen pflegte enge Kontakte zu in- und ausländischen Protagonisten der Auschwitzlüge wie Wilhelm Stäglich, Manfred Roeder, Udo Walendy, Robert Faurisson, Florentine Rost van Tonningen und zur Stillen Hilfe, einer Hilfsorganisation für NS-Täter. In mehreren Verfahren, u. a. wegen Aufstachelung zum Rassenhass, wurde er zu Haftstrafen verurteilt.
Christophersen floh schließlich erst nach Belgien, später hielt er sich 10 Jahre lang in Kollund in Dänemark auf. Dort baute er den Kollund-Verlag auf, der revisionistisches Material in alle Welt versandte. Er selbst ließ sich in zwei Videofilmen portraitieren, in denen er behauptete, es sei ein Privileg für die Häftlinge gewesen, in Auschwitz untergebracht zu sein. Sie seien dort hervorragend versorgt worden und hätten jederzeit Gelegenheit gehabt, sich ihrem Beruf entsprechend zu Arbeitseinsätzen abkommandieren zu lassen.
Im Strafverfahren gegen Ernst Zündel in Kanada trat Christophersen als Zeuge auf. Im Film „Die Auschwitz-Lüge und ihre Folgen“ war sein Interviewpartner Zündel. Wie fadenscheinig beide bei ihren Aktivitäten vorgingen, erwies vor allem dieser Film: Er ist zeitgleich entstanden mit dem Ernst Zündel portraitierenden Film „Die Folgen der Auschwitz-Lüge für Ernst Zündel“, in welchem Christophersen Zündel interviewt.
Seine Zeitschrift „Die Bauernschaft“ unterlag mehrmals der Beschlagnahme, zuletzt 1994. 1995 übernahm Ernst Zündel von Kanada aus den Vertrieb dieser Publikation, stellte sie aber bereits ein Jahr später endgültig ein.
Im selben Jahr übersiedelte Christophersen in die Schweiz, wurde aber 1996 dort ausgewiesen.
Christophersen starb am 13. Februar 1997 in Molfsee bei Kiel in der Nähe seiner Familie im Hause eines Freundes, der ihn versteckte, nachdem er durch Brandanschläge auf sein Haus aus Dänemark fliehen musste.
Einzelnachweise
- ↑ DÖW: Bailer-Galanda, Lasek, Schiedel, „Revisionismus“ und das Konzentrationslager Mauthausen, S. 137 [1]
- ↑ Artikel zur „Auschwitzlüge“ auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung
- ↑ ungenannt: Bundeswehr will im Fall Roeder hart durchgreifen In: Die Welt vom 8. Dezember 1997
Weblinks
- Literatur von und über Thies Christophersen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie des IDGR
- Profil von Christophersens Zeitschrift „Die Bauernschaft“ beim Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin
Personendaten NAME Christophersen, Thies KURZBESCHREIBUNG deutscher Landwirt und Holocaustleugner GEBURTSDATUM 27. Januar 1918 GEBURTSORT Kiel STERBEDATUM 13. Februar 1997 STERBEORT Molfsee
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