Die Kreuzritter (1900)

Die Kreuzritter (1900)
Handschrift der ersten Seite des Romans „Krzyżacy“

Die Kreuzritter (poln. 'Krzyżacy' – wörtlich: „Kreuzträger“, im Sprachgebrauch: „Kreuzritter“) ist ein Roman des polnischen Schriftstellers Henryk Sienkiewicz. Er wurde 1900 erstmals veröffentlicht und seither in 25 Sprachen übersetzt.

Durch die Teilungen Polens existierte seit über 100 Jahren kein polnischer Staat mehr, als Sienkiewicz den Roman über den Deutschen Orden des 14. Jahrhunderts verfasste, der 1410 in der Schlacht bei Tannenberg eine Niederlage gegen ein vereintes Heer aus Polen, Litauern, Weißrussen und Tataren erlitt.

Die Bedeutung von Krzyżacy wird durch den Umstand beschrieben, dass es als erstes Buch in Polen nach 1945 gedruckt wurde, zur Erbauung der polnischen Bevölkerung, deren Bild der Deutschritter und der Deutschen allgemein durch dieses Werk ähnlich stark beeinflusst wurde wie bei den Deutschen das der Indianer durch Karl May, wenn auch in einer umgekehrten Weise.

Im Jahre 1960 wurde der Roman in Polen von Aleksander Ford verfilmt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der junge polnische Adlige Zbyszko von Bogdaniec zieht Ende des 14. Jahrhunderts als Begleiter seines Onkels Maćko nach Krakau an den Hof Königs Władysław Jagiełło. Auf der Reise lernt er Danusia, eine Zofe der Herzogin Anna von Masowien und Tochter des Ritters Jurand von Spychów kennen. Nahe der Abtei Tyniec trifft der Reisezug auf den Gesandten des Deutschen Ordens, Kuno von Lichtenstein. Der heißblütige Zbyszko greift den Ordensritter prompt an, welcher daraufhin Klage gegen ihn beim König führt. Aufgrund dieser schwerwiegenden Verletzung der königlichen Autorität, ein Gesandter steht unter dem Schutz des Monarchen, soll der junge Zbyszko hingerichtet werden. Danusia rettet ihn, indem sie ihm die Ehe verspricht.

Indessen suchen einige Ordensritter der Komturei Ortelsburg um Hugo von Danfeld und Siegfried von Löwe eine Möglichkeit, wie man der ständigen Bedrohung des Ordenslandes durch Jurand aus Spychów begegnen könne. Jurand sucht für den Tod seiner Gattin, der Mutter Danusias, Rache an den Ordensrittern. Man beschließt, dessen Tochter zu entführen, um deren Vater zur Aufgabe zu zwingen. Inzwischen haben Danusia und Zbyszko heimlich geheiratet.

Danusia wird mit List vom Hof des Herzogs Janusz von Masowien entführt. Ihr verzweifelter Vater macht sich daraufhin auf den Weg, um seine geliebte Tochter zu retten und beschließt, sich selbst in die Gewalt des Ordens zu begeben. In Ortelsburg wird der einst gefürchtete Ritter tagelang verhöhnt und ihm die Herausgabe seiner Tochter verweigert. Daraufhin richtet der blindwütige Jurand unter der Besatzung der Ordensburg ein Massaker an, dem auch Hugo von Danfeld zum Opfer fällt. Er wird danach gefangengenommen. Als wegen des Blutbades ein Ordensritter am Hofe von Masowien Klage gegen Jurand führt und die polnisch-masowischen Edelleute als Beweis der Richtigkeit seiner Behauptungen zum Zweikampf fordert, nimmt Zbyszko die Herausforderung an. Er vermutet in dem Ordensritter einen der Entführer seine jungen Gattin. Es gelingt Zbyszko, seinen Gegner in hartem Zweikampf zu besiegen, so dass nun auch in den Augen des Herzogs die Entführung und die Lügen der Ordensritter bewiesen sind.

Zbyszko begibt sich nun auf die Suche nach seiner geliebten Danusia, welche ihn bis nach Schamaiten führt. Der gefangene Jurand wird indessen schwer verstümmelt, schließlich blind und stumm seinem Schicksal überlassen. Durch Zufall gelangt der schwer Gezeichnete als Bettler nach Spychów zurück. In den Kriegswirren Schamaitens, dort kämpft die einheimische Bevölkerung gegen die Fremdherrschaft der Ordensritter, gelingt es Zbyszko tatsächlich, Siegfried von Löwe und somit seine Danusia wieder zu finden. Diese aber liegt infolge der harten Gefangenschaft im Sterben. Jurand betrauert seine verstorbene Tochter und lässt in einem Akt unerhörter Großzügigkeit deren Peiniger Siegfried frei, der bald darauf Selbstmord begeht. Nachdem kurz darauf auch Jurand gestorben ist, ist der vom masowischen Herzog zum Ritter geschlagene Zbyszko aufgrund seiner Ehe auch Herr von Spychów. Nachdem er lange Zeit benötigte, seinen Verlust zu verwinden, ehelicht Zbyszko die ihm schon lange sympathische Jagienka von Zgorzelice, mit der er fortan eine glückliche Ehe führt.

Den Abschluss des Romans bildet eine detaillierte Beschreibung der Schlacht bei Tannenberg im Jahre 1410.

Kritik

Die Kreuzritter ist in der Kritik umstritten; Sienkiewicz schrieb ein Heldenepos, das es, so Michael Birke bei buchwurm.info, mit der historischen Wahrheit nicht so genau nimmt und „Schwarzweißmalerei par excellence“[1] betreibt, durch „simplifizierte Verdammung der Kreuzritter und üble Nationalismen“[1]. Die Ordensbrüder erscheinen als Verkörperung des Bösen, arrogant, grausam und sadistisch,[2] es wird das Bild vom kriegslüsternen, aggressiven Deutschen gezeichnet.[3]

Die Ideologie des Buches steht in der heutigen Zeit nicht mehr im Vordergrund und Sienkiewiczs Kunstwerk kann nicht nur auf die Bemühung "das Zusammenschweißende" des Nationalbewusstseins in dramatischen Nationaletappen darzustellen, reduziert werden. Vielmehr soll dieses Werk auf den Leser aus der Perspektive der künstlerischen, humanen und ästhetischen Werte einwirken.[4]

Ausgaben

Einzelnachweise

  1. a b Rezension von Michael Birke bei buchwurm.info
  2. Die Ordensbrüder erscheinen bei Sienkiewicz wie bei Eisenstein als Verkörperung des Bösen, arrogant, grausam und sadistisch, denen sich der friedliebende, gerechte polnische König und der Großfürst von Novgorod entgegenstellen. - Jürgen Sarnowsky: Der Deutsche Orden, C.H.Beck, 2007, ISBN 3-406-53628-X, 9783406536281, 128 S. Google Books
  3. In der historischen Literatur der beiden späteren Nobellaureaten feierte das Bild von den preußischen Landräubern seit der Zeit des deutschen Ordens fröhliche Urständ. In dem Roman »Die Kreuzritter« von Henryk Sienkiewicz und in Schriften von Władysław Reymont, wie dem fiktiven Tagebuch eines Posener Lehrers, wird das Bild vom kriegslüsternen, aggressiven Deutschen gezeichnet - Bernd Martin, in: Bernhard Chiari, Jerzy Kochanowski: Die polnische Heimatarmee: Geschichte und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg. Militärgeschichtliches Forschungsamt, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2003 ISBN 3-486-56715-2, 9783486567151 948 Seiten Google Books
  4. H. Sienkiewicz: Križiaci. Bratislava 1972 Kommentar zum Buch, Seite 778, 27 f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Die Kreuzritter — bezeichnet die Kreuzritter in den Kreuzzügen Die Kreuzritter ist der Titel von Die Kreuzritter (1900), polnischer Historienroman von Henryk Sienkiewicz sowie der Titel folgender, nur im deutschen Titel gemeinsam benannter Filme: Die Kreuzritter… …   Deutsch Wikipedia

  • Rhodos: Die Insel des Sonnengottes —   Rhodos, die Insel des Sonnengottes Helios und der Rosen, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Minoer, mykenische Griechen, dorische Griechen, Römer, Byzantiner, Kreuzritter, Türken und Italiener haben hier ihre Spuren hinterlassen. Die …   Universal-Lexikon

  • Dritte Republik Polen — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

  • II RP — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

  • Polnische Geschichte — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

  • Polnischer Partikularismus — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

  • Westverschiebung Polens — Die Schwerpunkte folgender Abhandlung sind die politische Geschichte Polens sowie eine kurze Darstellung von Fakten und Daten. Zur Vertiefung der einzelnen Themenbereichen wird auf die jeweiligen Artikel verwiesen. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Ritterorden — Heutige Form des Ordenskreuzes Der Deutsche Orden, auch Deutschherren oder Deutschritterorden genannt, ist eine geistliche Ordensgemeinschaft. Neben dem Johanniter bzw. Malteserorden ist er einer der noch heute bestehenden Ritterorden aus der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschherren — Heutige Form des Ordenskreuzes Der Deutsche Orden, auch Deutschherren oder Deutschritterorden genannt, ist eine geistliche Ordensgemeinschaft. Neben dem Johanniter bzw. Malteserorden ist er einer der noch heute bestehenden Ritterorden aus der… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutschherrenorden — Heutige Form des Ordenskreuzes Der Deutsche Orden, auch Deutschherren oder Deutschritterorden genannt, ist eine geistliche Ordensgemeinschaft. Neben dem Johanniter bzw. Malteserorden ist er einer der noch heute bestehenden Ritterorden aus der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”