- Diestelfink
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Stieglitz Systematik Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes) Unterordnung: Singvögel (Passeres) Familie: Finken (Fringillidae) Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae) Gattung: Zeisige (Carduelis) Art: Stieglitz Wissenschaftlicher Name Carduelis carduelis (Linnaeus, 1758) Der Stieglitz (Carduelis carduelis), auch Distelfink genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Finken (Fringillidae). Er besiedelt Westeuropa bis Mittelsibirien, Nordafrika sowie West- und Zentralasien. In Südamerika und Australien sowie auf Neuseeland und einigen Inseln Ozeaniens wurde er eingeführt. Seine Nahrung setzt sich aus halbreifen und reifen Sämereien von Stauden, Wiesenpflanzen und Bäumen zusammen. Die Art gilt derzeit als nicht gefährdet.
Früher stellte der Stieglitz ein Symbol für Ausdauer, Fruchtbarkeit und Beharrlichkeit dar. Wegen seiner Vorliebe für Disteln ist er noch heute ein christliches Symbol für die Passion und den Opfertod Jesu Christi.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung
Der Stieglitz ist wie alle Vertreter der Gattung von schlanker Gestalt mit kurzem Hals und dünnen Füßen. Kennzeichnend sind eine kräftig rote Gesichtsmaske, ein weißer Kopf mit weißen Halsseiten und abgesetzt ein schwarzer Nacken und Oberkopf. Die Flügel weisen eine deutlich abgesetzte, breite leuchtend gelbe Binde auf. Sie sind bei der Nominatform überwiegend schwarz. Der Rücken ist hellbraun, der Bürzel weiß. Der gegabelte Schwanz ist schwarz mit weißen Flecken im spitzen Drittel. Die Unterseite ist bräunlich an Brust und Flanken. Der elfenbeinfarbene Schnabel ist lang und spitz. In der Brutzeit ist er reinweiß, ansonsten befindet sich eine schwarze Markierung an der Spitze. Stieglitze haben eine Körperlänge von etwa 12 bis 13 Zentimetern. Die Flügelspannweite beträgt 21 bis 25 Zentimeter und das Körpergewicht liegt meist bei etwa 14 bis 19 Gramm.
Der Stieglitz weist einen schwach ausgebildeten Geschlechtsdimorphismus auf. Das Männchen hat eine größere und dunklere Gesichtsmaske, die teilweise die hintere Ecke des Auges erreicht. Das untere Bauchgefieder ist gelblich. Der Flügelspiegel ist intensiver und ausgeprägter, die kleinen Deckfedern sind schwarz. Der Schnabel des Männchens ist spitzer und um knapp neun Prozent länger als der des Weibchens. Zudem ist die Schnabelspitze gebogen. Das Weibchen hat einen etwas rundlicheren Kopf, auf dem die Gesichtsmaske nicht bis zur Hälfte des Auges reicht, so dass das Rot an der Kehle geringer ist. Das untere Bauchgefieder ist grüngelb. Die kleinen Deckfedern sind braun bis graubraun. Die Schnabelspitze ist gerade, kann aber ausnahmsweise dem Männchen gleichen. Die Jungvögel zeigen am braunen Kopf keine auffällige Kopffärbung. Die gräuliche bis gelbbraune Oberseite ist gestreift und gefleckt. Die Flügel sind schwarzgelb und der Schwanz schwarz. Der Nestling ist mit langen dunkelgrauen Daunen versehen. Der Rachen ist karminrot, der Gaumen ist purpurn und die Randwülste sind weiß. Jung- und Altvögel mausern zwischen Juli und August.
Der Stieglitz hüpft am Boden ungeschickt, kann jedoch geschickt in Bäumen, Büschen oder auf anderen Pflanzen klettern. Der Flug ist wellenförmig und recht stabil; das Gelb im Flügel fällt besonders auf.
Stimme und Gesang
Der Stimmfühlungsruf äußert sich mit aus mehreren Elementen bestehenden Gebilden wie „dudidelet“ oder „didudit“. Bei Erregung geben Stieglitze ein scharfes „zidi“ von sich. Der Aggressionsruf besteht aus einem harten, schnarrenden „tschrr“. Die Rufe sind auch während des Fluges zu hören. Flügge Jungvögel betteln mit „di-wet-wet di-wet-wet“.
Der Gesang des Stieglitzes [1] ist eine sehr hastig vorgetragene Strophe, die unter pendelnden Bewegungen vorgetragen wird. Er wird oft mit einer schnellen zwitschernden Folge der „Stieglitz“-Rufe eingeleitet, der mehrere Triller und Schnörkel folgen. Dazwischen werden auch nasale Elemente verwendet. Den Schluss bildet ein Knätschteil, der dem „dsäi“ des Erlenzeisigs ähnelt. Der Gesang ist für die Markierung des Nestbereichs von Bedeutung, außerhalb der Brutzeit stärkt er den Zusammenhalt in einer Gruppe mit mehreren Männchen. Mit Ausnahme der Mauserzeit lässt der Stieglitz den Gesang das ganze Jahr über hören. Er wird meist von einer hohen Singwarte vorgetragen, selten im wenig ausgeprägtem Singflug. Der Gesang wird bereits in frühster Jugend durch den Vorgesang des Männchens geprägt.
Die Unterarten des Stieglitzes weisen ein unverändertes generelles Gesangsprogramm auf. Das heißt die Festlegung auf eine arttypische, den Einzellauten übergeordnete, rhythmische Gliederung des Gesangs ist bei allen gleich und in Strophen gegliedert. Im Vergleich dazu fehlt diese Strophenbildung übereinstimmend bei den drei Grünlingsarten Grünling (Chloris chloris), Himalayagrünling (Chloris spinoides) und Chinagrünling (Chloris sinica).[2]
Die Weibchen singen auch, jedoch nicht ebenso laut und anhaltend wie die Männchen.
Verbreitung und Lebensraum
Der Stieglitz besiedelt Westeuropa bis Mittelsibirien, Nordafrika sowie West- und Zentralasien. Er fehlt in Island und dem mittleren und nördlichen Fennoskandinavien. In Südamerika und Australien sowie auf Neuseeland und einigen Inseln Ozeaniens wurde er vom Menschen eingeführt. Der Stieglitz ist ein Teilzieher, der in Westeuropa überwintert. In westlicheren, milderen Regionen seines Verbreitungsgebietes ist er ein Standvogel, während er in Regionen mit strengeren Wintern auch in wärmere Gegenden migriert.
Der Stieglitz lebt in offenen, baumreichen Landschaften von den Niederungen bis etwa 1300 m, in den letzten Jahren zunehmend auch in höheren Lagen bis 1600 m. Seine bevorzugten Lebensräume stellen Hochstamm-Obstgärten mit einer extensiven Unternutzung und große Wildkraut- und Ruderalflächen mit verschiedenen Sträuchern dar. Er ist an Waldrändern, in Streuobstwiesen, in Feldgehölzen, in Heckenlandschaften und an Flussufern zu finden. Wenn in der Nähe Ruderalstandorte vorhanden sind, sucht er auch Kiesgruben, alte Gärten, Friedhöfe, Weinberge, Alleen und Parks auf. Wichtige Habitatelemente stellen einzeln stehende Bäume und Samen tragende Pflanzen dar. In der Kulturlandschaft sind Brachen, Saumpfade, Hochstamm-Obstgärten, Ruderalflächen und im Siedlungsraum Naturgärten von besonderer Bedeutung. Wenn der Stieglitz in der Ebene kein geeignetes Brutgebiet finden kann, sucht er zudem hochgelegene, lockere Birken- und Pinienhaine auf. Im Herbst und Winter ist er vor allem in offenen Landschaften mit stehengebliebenen Stauden, wie Straßenränder oder Schuttplätze, zu finden.
Nahrung und Nahrungserwerb
Der Stieglitz ernährt sich von halbreifen und reifen Sämereien von Stauden, Wiesenpflanzen und Bäumen. Unter den ihm nachgewiesenen 152 Wildkräutern bevorzugt er Ackerdistel, Gänsedistel, Kratzdistel und Karden, aber auch Hirtentäschelkraut, Ampfer, Wegerich, Mädesüß, Vogelmiere, Sonnenblume, Beifuß, Knöterich sowie Kieferzapfen und Birkensamen. Während der Brutzeit frisst er auch kleine Insekten, insbesondere Blattläuse.
Der Stieglitz ist durch sieben verschiedene Bewegungsweisen besonders an das Samenfressen angepasst: Er pickt Nahrung vom Boden auf oder beugt sich dafür auf einem Ast sitzend weit vor. Zudem kann er kopfunter hängend picken oder seitlich hängend mit dem Kopf nach unten. Dünne Pflanzenstängel werden hingegen von unten angeflogen, damit der Stieglitz unter seitlicher Körperhaltung langsam Schritt für Schritt nach oben klettern kann. Dabei biegt sich der Stängel unter dem Gewicht des Körpers so weit herab, dass er waagrecht steht oder sich zum Boden neigt. So kann der Vogel leicht zu den Samen gelangen. Sehr dünne Stängel werden zu mehreren umklammert, um den Körper tragen zu können. Der Stieglitz klettert an kräftigen Stängeln hoch und sitzt darauf. Zudem kann er auch mit den Rücken nach unten an einer Nahrungsquelle hängen. Bei allen komplizierten Bewegungen und beim Vorbereiten der Samen für den Verzehr ist die Zusammenarbeit von Schnabel und Fuß unabdingbar.
Weiche, unreife Samen werden mit dem Schnabel zerquetscht und sogleich gefressen. Reife Samen befreit der Stieglitz zuerst von den Hüllspelzen. Aus offenen Fruchtständen werden die Samen herausgepickt, etwas tiefer liegende Körner jedoch zuerst gepackt und dann herausgezupft. Bei fester sitzenden Samen erweitert der Stieglitz durch Hin- und Herbewegungen des Schnabels zunächst das Samenbett. Ganz umhüllte, versteckte Samen werden aufgemeißelt. Diese Technik müssen die Jungen erst von den Altvögeln lernen. Der Stieglitz sucht eine Pflanze mit vielen Samen meist sorgfältig ab. Wenn er gestört wird, kommt er oft darauf zurück. Einige Samen bleiben jedoch meistens zurück.
Brutbiologie
Der Stieglitz erreicht die Geschlechtsreife zum Ausgang des ersten Lebensjahres. Er führt eine monogame Brutehe. Die Brutzeit liegt zwischen Ende März/Anfang April und Juli. Es finden vielfach zwei Jahresbruten statt, der Legebeginn der ersten Brut liegt im Mai.
Balz und Paarung
Je nach Witterung fängt das Männchen im Februar oder März an, seinem Gesang zu üben und zu verbessern. Nachdem es sich mehrere Wochen eingesungen hat, leitet meist das Weibchen die Balz ein. Dabei nähert es sich mit Körperpendeln und Schnabelsenken dem Männchen. Durch Sträuben und Aufplustern versucht es, die gelben Flügelbinden zu verdecken. Im Gegensatz dazu legt das Männchen sein Gefieder an, um mit leicht gelüfteten Flügeln die gelben Flügelbinden zu zeigen. Diese vergrößert es zusätzlich durch ein leichtes Spreizen der Flügel.
Zur Balz steht das Männchen mit gestelzten Beinen, ruckt mit hängenden Flügeln und gespreiztem Schwanz. Dabei lässt es seinen Gesang hören und pendelt mit dem Körper von einer Seite zur anderen. Zudem füttert es das Weibchen. Dieses duckt leicht in den Fersengelenken, vibriert mit den Flügeln und klappt den Schwanz hoch, um seine Bereitschaft zu zeigen. Darauf folgt die Kopulation, die mehrmals am Tag stattfindet, bis das Gelege vollständig ist. Während der Balz geht die Dominanz vom Männchen auf das Weibchen über.
Nestbau und Brut
Nachdem das Weibchen in Begleitung des Männchens mögliche Nistplätze geprüft hat, beginnt es den Nestbau. Dabei bevorzugt der Stieglitz hoch gelegene Orte, die Deckung in Verbindung mit einem guten Ausblick bieten. Oft wählt er einen Nistplatz hoch in den Baumkronen oder in hohen Sträuchern. Häufig befindet sich der Nistplatz in der Nähe von Astgabeln, oft auf Astenden. Das kleine napfförmige Nest wird vom Weibchen sorgfältig aus feinen Stängeln, Halmen, kleinen Wurzeln, grünem Moos, Flechten und Pflanzenfasern gebaut. Die dickwandige Nestmulde wird mit feinen Wurzeln, Halmen, Fasern sowie Federn und Wolle gepolstert. Der Nestbau beginnt in der Regel Mitte April und dauert etwa vier bis sechs Tage. Während der Brutzeit bewacht das Männchen das Weibchen und den Brutbaum oder -busch gegen Artgenossen.
Die Eiablage findet täglich in den frühen Morgenstunden statt, beim Legen des ersten Eies ist das Nest meist noch nicht ganz fertig. Ein Gelege besteht normalerweise aus fünf Eiern, seltener aus vier oder sechs. Die Eier sind auf weißlichem Grund mit feinen rostbraunen, braunschwarzen und roten Schnörkeln und Flecken zum stumpfen Pol hin versehen. Gelegentlich sind auch ganz weiße Eier dabei. Nachdem das dritte Ei gelegt ist, beginnt das Weibchen allein mit der Brut. Während der Brutdauer von 12 bis 14 Tagen wird es vom Männchen mit Nahrung versorgt. Es verlässt das Nest nur, um Kot abzusetzen.
Entwicklung der Jungvögel
Die Jungvögel werden blind und nackt geboren. Zuerst schlüpfen meist drei Junge, während die restlichen zwei Jungen am nächsten Tag das Ei verlassen. In den ersten Tagen liegen die Nestlinge mit den Köpfen aneinander, um sich zu wärmen. Die Altvögel fressen die Eischalen zum Teil, den Rest entfernen sie aus dem Nest. In den ersten sechs Tagen hudert und füttert das Weibchen die Jungvögel aus dem Kropf mit dem, was es regelmäßig vom Männchen erhält. Die tierische Nahrung setzt sich aus Puppen der Rasenameise, frischgehäuteten Mehlkäferlarven und Fruchtfliegen zusammen. Am ersten Tag geben die Jungen keinen Kot ab, vom zweiten bis zum sechsten Tag wird der Kot vom Weibchen verschluckt, vom siebten bis zwölften Tag wird er bis auf einzelne Überreste weggetragen und schließlich von den Jungen auf den Nestrand abgelegt. In der Zeit vom fünften bis zum siebten Tag öffnen die Jungvögel die Augen und betteln gezielt die Altvögel an. Sie werden nun vor allem mit Distelsamen und anderen Sämereien gefüttert. Ab dem 12. oder 14. Tag können die Nestlinge bei Gefahr das Nest verlassen. Manchmal sind sie schon am achten Tag dazu imstande.
Nach dem Ausfliegen sitzen die Jungen im Geäst und lassen regelmäßig ihren Standortlaut hören, damit die Altvögel sie mit Futter versorgen. Währenddessen beginnt das Weibchen ein neues Nest zu bauen, damit die zweite Brut begonnen werden kann. Ab dem 21. bis 25. Tag nehmen die Jungvögel eigenständig Nahrung auf, mit 28 bis 30 Tagen sind sie selbstständig. Gefahr droht ihnen von Katzen, Greifvögeln und Mardern.
Freilebende Vögel werden maximal acht bis neun Jahre alt. In Gefangenschaft sind bis zu 17 Jahre möglich.
Verhalten
Stieglitze sind tagaktiv. Sie verlassen ihren Schlafast mit Tagesbeginn, mit Sonnenuntergang suchen sie ihn wieder auf. In den frühen Morgenstunden ist die Nahrungssuche am intensivsten. Die Aktivitätsphase wird häufig durch Ruhe- und Putzphasen unterbrochen. Der Stieglitz sucht in der Gruppe die Umgebung nach Nahrung und Futter ab, da Sämereien räumlich und zeitlich ungleichmäßig verteilt sind. Häufig geht er zum Trinken und Baden an Wasserstellen.
Das ganze Jahr über verhält sich der Stieglitz wenig territorial. So verteidigt er zwar den Nestbereich, jedoch kein Revier. Brutgruppen von drei bis fünf Paaren kommen häufig vor. Außerhalb der Brutzeit lebt er in kleinen Gruppen, aber auch in Schlafgemeinschaften mit bis zu 40 Exemplaren, die im Winter mit Schwärmen von Bluthänfling, Girlitz und Grünling vermischt sein können.
Lediglich bei der Unterschreitung der Individualdistanz kommt es zu Auseinandersetzungen. Dabei reicht jedoch meist das Drohen mit offenem Schnabel und gesträubtem Kopfgefieder aus. Streitigkeiten werden unter „Tschrr“-Rufen durch Kämpfe mit Schnabelhieben und Fußtritten ausgetragen.
Systematik
Externe Systematik
Aufgrund der ähnlichen Gefiederfärbung wurde früher eine nahe Verwandtschaft des Stieglitzes zu den Grünlingen angenommen. Durch mehrjährige Gefangenschaftsbeobachtungen an asiatischen und europäischen Stieglitzunterarten und an den drei Chloris-Arten Grünling (Chloris chloris), Himalayagrünling (Chloris spinoides) und Chinagrünling (Chloris sinica) [3] wurde daher überprüft, ob der Chinagrünling systematisch ein Bindeglied zwischen dem Grünling und dem Stieglitz (Carduelis carduelis) darstellt. Dabei wurde festgestellt, dass der Stieglitz in keinem Verhaltensmerkmal nähere Beziehungen zum Chinagrünling zeigt. Zudem wurde gezeigt, dass sich die asiatischen, grauköpfigen Stieglitzunterarten und der Chinagrünling die übereinstimmenden Merkmale in der Flügelzeichnung und Gefiederfarbe parallel zueinander entwickelten. Somit bilden die verschiedenen Unterarten des Stieglitzes und die drei untersuchten Grünlingsarten zwei in sich geschlossene, ohne Übergangsformen voneinander getrennte Gruppen der Carduelis-Gattung.
Durch DNA-Untersuchungen des mitochondrialen Cytochrom b [4] wurde festgestellt, dass die Gattung Loxia in der Gattung Carduelis enthalten ist. Weiterhin ist der Stieglitz (Carduelis carduelis) außerhalb der Gattung am nächsten mit dem Zitronengirlitz (Serinus citrinella) verwandt. Um Paraphylie zu vermeiden, wird dieser als Zitronenzeisig (Carduelis citrinella) [5][6] in derselben Gattung eingeordnet. Weiterhin ist der Stieglitz nahe mit dem Maskenzeisig (Carduelis lawrencei), dem Schwarzbrustzeisig (Carduelis notata), dem Fichtenzeisig (Carduelis pinus), dem Erlenzeisig (Carduelis spinus) und dem Birkenzeisig (Carduelis flammea) verwandt.
Interne Systematik
Nach ITIS [7] gibt es zwei Unterarten:
- Carduelis c. carduelis ist die Nominatform.
- Carduelis c. britannica
Andere Quellen nehmen hingegen eine größere Anzahl von Unterarten an. So werden von einer Quelle [8] vierzehn Unterarten anerkannt:
- Der Gartenstieglitz (Carduelis c. carduelis) ist die Nominatform. Sie besiedelt Nord-, Mittel- und Osteuropa.
- Carduelis c. parva ist dunkler als die Nominatform gefärbt und stellt die kleinste Unterart dar. Sie lebt in Südwesteuropa und Nordwestafrika.
- Carduelis c. tschusii hat eine stärker graubraune Oberseite als die Nominatform und hat zudem eine bräunlicher gefärbte Unterseite als diese. Sie besiedelt Korsika, Sardinien und Sizilien.
- Carduelis c. britannica hat einen dunkleren und weniger rotbraunen Mantel. Brust und Flanken sind brauner, die weißen und roten Kopffarben sind weniger reinweiß und weniger kräftig gefärbt. Sie lebt in Großbritannien und in Irland .
- Der Alpenstieglitz (Carduelis c. balcanica) ist blasser gefärbt als C. c. tschusii. Die Oberseite ist grauer, aber ähnlich, jedoch nicht so dunkel. Er besiedelt die Balkanhalbinsel und Kreta.
- Carduelis c. loudoni ist an der Oberseite und an den Brustseiten dunkel erdbraun. Sie lebt im Nordiran und Transkaukasien. Sie umfasst auch die früher eigenständige Unterart Carduelis c. brevirostris.
- Carduelis c. colchica
- Carduelis c. volgensis
- Carduelis c. frigoris umfasst auch die früher eigenständige Unterart Carduelis c. major.
- Der Waldstieglitz (Carduelis c. major) hat den längsten Schnabel und ist die größte Unterart. Der weiße Bürzel ist weit ausgedehnt. Er lebt in Sibirien.
- Der Graukopfstieglitz (Carduelis c. caniceps)
- Carduelis c. niediecki ist blasser als C. c. tschusii, ähnelt ihr aber. Sie lebt auf Ägäischen Inseln, Zypern, West- und Zentralanatolien. Sie ist wahrscheinlich auch im Nordwestiran und südwärts im Gebiet bis Israel verbreitet.
- Carduelis c. paropanisi besiedelt Zentralasien.
- Carduelis c. subulata lebt in Turkestan.
- Carduelis c. ultima besiedelt den Iran.
Eine andere Quelle [9] geht von zwölf Unterarten und zwei Arten aus:
- Gartenstieglitz (Carduelis carduelis): Kennzeichnend sind der schwarze Nacken und der braune Rücken. Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa ostwärts bis nach Westsibirien. Nach Osten verläuft ein Trend der zunehmenden Größe und der abnehmenden Farbe.
- Der Gartenstieglitz (Carduelis c. carduelis) ist die Nominatform.
- Carduelis c. parva
- Carduelis c. tschusii
- Carduelis c. britannica
- Alpenstieglitz (Carduelis c. balcanica)
- Waldstieglitz (Carduelis c. major)
- Carduelis c. niediecki
- Carduelis c. brevirostris
- Carduelis c. loudoni
- Graukopfstieglitz (Carduelis caniceps) (Vigors, 1831): Kennzeichnend sind der graubraune Hinterkopf und Rücken. Die Flanken und die Brust sind graubraun. Der Schnabel ist länger und schlanker, die rote Maske ist kleiner und reicht nicht so weit bis zur Stirn. Kehle, Bauchmitte und Bürzel sind weiß. Die Enden der Handschwingen sind dunkel. Beim Jungvogel fehlt die rote Gesichtsmaske. Das Gefieder ist einheitlich graubraun mit dunklen Stricheln. Das Hauptverbreitungsgebiet liegt in Mittelasien. Die Unterarten unterscheiden sich hauptsächlich durch die Größe.
- Der Graukopfstieglitz (Carduelis c. caniceps) ist die Nominatform und die kleinste Unterart. Das Gefieder ist ober- und unterseits deutlich dunkler und hat weniger Weiß an den Kopfseiten als an der Unterseite. Er besiedelt den Norden von Pakistan bis Nepal sowie den Himalaya.
- Carduelis c. subulata ist die hellste und die größte Unterart. Sie lebt in Sibirien vom Fluss Jenissei bis zum Altaigebirge.
- Carduelis c. paropanisi ist etwas kleiner und dunkler als C. c. subulata. Sie besiedelt den Iran und Afghanistan.
Im Süden Westsibiriens, im Nordostiran und im Südwestiran deutet lokal die Gefiederfärbung eine Vermischung beider Gruppen an, so dass der Artstatus des Graukopfstieglitzes (Carduelis c. caniceps) trotz seines markanten Aussehens nach wie vor nicht anerkannt [10] und diskutiert wird.
Bestand und Bestandsentwicklung
Das weltweite Verbreitungsgebiet des Stieglitzes wird auf 1.000.000 bis 10.000.000 km² geschätzt. Der große weltweite Bestand schwankt recht stark, ohne einen eindeutigen Trend zu zeigen. Der IUCN zufolge umfasst er etwa 23.000.000 bis 57.000.000 Individuen in Europa. Daher wird die Art als nicht gefährdet (LC) [11] eingestuft.
Die europäische Brutpopulation macht weniger als die Hälfte der weltweiten Verbreitung aus. Sie ist mit mehr als 12.000.000 Paaren sehr groß. Während sie zwischen 1970 und 1990 stabil war, gab es zwischen 1990 und 2000 Rückgänge in manchen Ländern, insbesondere in der Türkei. Dennoch waren die Trends im überwiegenden Teil Europas stabil oder zunehmend. Da die Population im Ganzen stabil ist, wird der Stieglitz konsequenterweise als sicher (Secure) [12] eingestuft.
Der Stieglitz ist gemäß § 10 Abs. 2 Nr. 5 und Nr. 11 BNatSchG eine in Deutschland streng geschützte Art. Er war Vogel des Jahres in der Schweiz 2003, weil der übermäßige Gebrauch von Pestiziden seine Nahrungsgrundlage zerstört. Auf Malta darf der Stieglitz nach dem EG-Übereinkommen über die Erhaltung der europäischen wild lebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vom 19. September 1979, dem Malta 1994 beigetreten ist, vom 1. September bis zum 31. Januar legal gefangen werden. Tatsächlich wird diese Erlaubnis jedoch lediglich auf die Zeit vom 1. Oktober bis 10. April nach maltesischem Recht angewendet. Die Stieglitze werden durch Vogeljagd und Fallenstellen („trapping“) lebend gefangen [13], um später in kleinen Käfigen privat gehalten oder auf dem Vogelmarkt in Valletta verkauft zu werden.
Stieglitz und Mensch
Etymologie und Benennung
Im Jahr 1758 bezeichnete Carl von Linné den Stieglitz als Fringilla carduelis. Der wissenschaftliche Name „Carduelis“ leitet sich von „carduus“, die Distel, ab. Der Name Stieglitz wurde aus der polnischen Sprache („szczygieł“) ins Deutsche entlehnt. Das polnische Wort stellt wiederum möglicherweise eine lautmalerische Wiedergabe des Lockrufes des Vogels dar.[14][15][16] Die Bezeichnung Distelfink bezieht sich auf die Samen von Disteln, welche er als Nahrung bevorzugt. In Großbritannien wird der Stieglitz als Goldfinch (Goldfink) bezeichnet.
Mythologie und Kult
Die auffällige Färbung des Stieglitzes erklärte man sich in einer Sage folgendermaßen: Als Gott allen Vögeln ihre Farben gab, blieb der Stieglitz bescheiden in der hintersten Ecke sitzen. Schließlich kam er als Letzter zu Gott, der keine Farbe mehr hatte. Da suchte Gott aus jedem Topf noch einen kleinen Tupfer: So kamen der rote Schnabelgrund, der schwarze Scheitel, die schwarzen Flügel und der Schwanz zustande, die gelbe Binde über den Flügeln, die weißen Tupfen an Kopf, Flügeln und Schwanz, der lichtbraune Rücken und die gelbweiße Unterseite.
Im Mittelalter wurde der Stieglitz als Talisman zum Schutz vor der Pest verwendet. Conrad Gesner (1554) erwähnte diesen Vogel in seinem Vogelbuch und setzte ihn bei Erkrankungen ein. So sollen gebratene Stieglitze ein geeignetes Heilmittel gegen Bauchgrimmen und Darmgicht sein. Da man dem Stieglitz die Fähigkeit zuschrieb, Krankheiten anzuziehen, wurde ein solcher Vogel zu ebendiesen Zweck in das Zimmer eines Schwindsüchtigen gehängt.
Kunst und Literatur
Der Stieglitz ist ein Symbol für Ausdauer, Fruchtbarkeit und Beharrlichkeit. Wegen seiner Vorliebe zu Disteln (Dornen) ist er auch ein christliches Symbol für die Passion und den Opfertod Jesu Christi. Er ist Begleitvogel auf vielen Madonnenbildern, in denen er für das Vorwissen über die bevorstehende Kreuzigung steht.
Der Stieglitz taucht sehr häufig auf mittelalterlichen Malereien und frühen Gemälden der Neuzeit auf. Man findet ihn aber auch auf Passionsbildern, er schmückt Kinderporträts und Wandgobelins. In Barocci’s Heiliger Familie hält John the Baptist einen Stieglitz in der Hand, so dass er sich weit außerhalb der Reichweite einer interessierten Katze befindet. In Cima da Conegliano’s Madonna und Kind, fliegt ein Stieglitz in die Hand des Christus. Da der Stieglitz die Passion symbolisiert, wird er als „reiner“ Vogel betrachtet. Daher wird er manchmal zusammen mit der Fliege, die für Sünde und Krankheit steht, dargestellt.
Der Stieglitz wird häufig in der europäischen Überlieferung und Literatur erwähnt. In Geoffrey Chaucers „Canterbury Tales“ wird der Koch beschrieben als „as merry as a goldfinch in the woods“ (gaillard he was as a goldfynch in the shawe). Der Lyriker John Keats erwähnt diesen Vogel im folgenden Gedicht:
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