- Dipps
-
Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Dresden Landkreis: Sächsische Schweiz-Osterzgebirge Höhe: 375 m ü. NN Fläche: 63,37 km² Einwohner: 10.544 (1. Aug. 2008)[1] Bevölkerungsdichte: 166 Einwohner je km² Postleitzahl: 01744 Vorwahl: 03504 Kfz-Kennzeichen: PIR (alt:DW) Gemeindeschlüssel: 14 6 28 060 Stadtgliederung: 10 Ortsteile Adresse der Stadtverwaltung: Markt 2
01744 DippoldiswaldeWebpräsenz: Oberbürgermeister: Ralf Kerndt (Unabhängige Bürger) Dippoldiswalde (umgangssprachlich Dipps genannt) ist eine Große Kreisstadt mit gut 10.000 Einwohnern im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Sachsen. Zur Stadt gehören zehn rundherum gelegene Dörfer.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Stadt liegt im nördlichen Erzgebirge an der Roten Weißeritz, 20 km südlich von Dresden auf halbem Weg zwischen Dresden und der Grenze zu Tschechien. Von einigen Punkten ergeben sich schöne Aussichten über Täler der Umgebung.
Stadtgliederung
Zur Stadtgemeinde Dippoldiswalde gehören neben der Kernstadt die Ortsteile: Berreuth, Elend, Malter (Sachsen), Oberhäslich, Paulsdorf, Reichstädt, Reinberg, Reinholdshain, Seifersdorf und Ulberndorf.
Geschichte
Die Anlage der 1218 durch einen Pfarrer erstmals urkundlich erwähnten Stadt erfolgte wahrscheinlich um das Jahr 1210. Vermutlich waren es nicht - wie oft geschrieben worden ist - erfolgreiche Silbererzfunde, die den Markgrafen von Meißen, Dietrich den Bedrängten, zur Gründung einer Burg veranlassten, in derem Schutz sich die Stadt entwickelte. Vielmehr dürfte in der Burg eine Wehranlage gegen die Burggrafen von Dohna gesehen werden. Diese haben auch um Freital, Rabenau und Dippoldiswalde Landesausbau betrieben, und auf sie könnte die Vorgängersiedlung Wolframsdorf zurückgehen (ein wohl burggräflicher Vasalle Wolfram von Gersdorf ist urkundlich belegt).
Der Legende zufolge geht Dippoldiswalde auf einen Einsiedler namens Dippold zurück, der in der Dippoldiswalder Heide am Einsiedlerfelsen gelebt haben soll. Dieser soll die Stadt gegründet haben. Hinter dieser Legende steht vermutlich die Person des als Märtyrer († 23. April 997) heilig gesprochenen Bischofs Adalbert von Prag, der in der Gegend eine Einsiedelei gehabt haben soll. Dieser entstammte dem Geschlecht der Dipoldizc, die möglicherweise mit den damaligen Grundherren, den Hrabischitz aus Böhmen in Verbindung standen, die auf der Riesenburg bei Ossegg ihren Stammsitz hatten. In der Tat wird dort um 1280 ein Diepold erwähnt.
Das ist indes alles nicht haltbar. Viel wahrscheinlicher geht Dippoldiswalde auf Diepold von Zadel/Wantewitz) aus einem markgräflich-meißnischen Dienstleutegeschlecht hervor. Diese Person ist 3x authentisch im ersten Jahrzehnt des 13. Jhs. belegt.
1401 besetzte Wilhelm I. in der Dohnaischen Fehde Dippoldiswalde, was damals zur Burggrafschaft Dohna gehörte. 1541 wurde die Lutherische Reformation durchgeführt. 1632 erlitt die Stadt schwere Schäden im Dreißigjährigen Krieg.
Als Standort einer Markgrafenburg nahm Dippoldiswalde bereits frühzeitig Funktionen als Herrschafts-, Verwaltungs- und Handels- bzw. Marktzentrum für die umliegenden Orte wahr (Amt). Folgerichtig wurde die Stadt 1874 Sitz der neuen Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde.
Nach der Auflösung des Weißeritzkreises am 1. August 2008, dessen Kreisstadt die Stadt war, gehört Dippoldiswalde zum Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Eingemeindungen
- 1973: Berreuth, Ulberndorf
- 1994: Oberhäslich, Reinholdshain
- 1995: Reichstädt
- 2003: Malter mit Paulsdorf und Seifersdorf
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1998 Stand zum 31.12.)
bis 1930 ab 1930 - 1300: 700
- 1502: 738
- 1551/54: 122 besessene Mann in der Stadt, 134 besessene Mann in der Vorstadt, 57 Inwohner, insgesamt 1.374 Einwohner
- 1575: 1753
- 1602: 1763
- 1618: 1892
- 1644: 982 [2]
- 1697: 301 Bürger, darunter 155 Protestanten
250 Wohnstellen und 99 Wüstungen - 1748: 262 besessene Mann, 1.604 Einwohner
- 1815: 1619
- 1834: 2273, 288 Privathäuser und 67 Scheunen
- 1871: 2997
- 1890: 3436
- 1910: 4255
- 1925: 4429
Gedenkstätten
- Gedenkplatte im Stadtpark nahe Bushaltestelle Parksäle/Dr.-Friedrichs-Straße zur Erinnerung an die örtlichen NS-Gegner, darunter für den kommunistischen Stadtverordneten Clemens Holzschuh, der im März 1933 als erstes Opfer der NS-Diktatur im Stadtgefängnis ermordet wurde; auch am Wohnhaus Herrengasse 14 erinnert an ihn eine Gedenktafel.
- Gedenkstein am Obertorplatz Ecke Brauhofstraße/Herrengasse zur Erinnerung an den Wehrmachtssoldaten Johannes Rockstroh aus Venusberg, der wegen Kriegsdienstverweigerung noch am 8. Mai 1945 von SS-Männern gehängt wurde.
Politik
Stadtrat
- CDU: 9 Mitglieder
- Unabhängige Bürger Dippoldiswalde: 8 Mitglieder
- Die Linke: 4 Mitglieder
- SPD: 1 Mitglied
Partnerstädte
Dippoldiswalde unterhält Partnerschaften mit dem tschechischen Bílina, dem polnischen Stronie Śląskie (Seitenberg) und mit der Gemeinde Bösel bei Oldenburg.
Wappen
Das Wappen beinhaltet eine Kuriosität. Der im Wappen enthaltene Gründer Dippold ist einer Sage entnommen. Dieser Dippold soll einst in den Waldgebieten der jetzigen Dippoldiswalder Heide um den Einsiedlerstein in der Heide gelebt haben. Dieser Mann tauchte ab 1588 im Wappen auf. 1669 trug er dann ein Barett und 1730 erhielt er auf der Brust gekreuzte Bänder. Die gekreuzten Bäume mit den Zapfen stammen aus einer Anlehnung an das Wappen der Burggrafen von Dohna (zwei gekreuzte silberne Hirschstangen). Das heutige Stadtwappen wurde 1894 erstellt mit folgenden Inhalt: Der Einsiedler erhält ein blaues Gewand, als Stadtfarben wurden blau und gelb gewählt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- historischer Altstadtkern mit Marktplatz und spätgotischem Rathaus
- Schloss: um 1200 als Markgrafenburg auf einem Bergsporn angelegt, heutiges Erscheinungsbild seit dem 16./17. Jahrhundert, der ab 1530 errichtete Mittelbau ähnelt dem Dresdner Schloss. Neben dem Amtsgericht findet man hier auch die Osterzgebirgsgalerie.
- Stadtkirche St.Marien und Laurentius: Gotische Hallenkirche mit romanischem Westturm und frühbarocker Ausmalung
- Romanische Basilika St. Nikolai aus dem 13. Jahrhundert auf dem Friedhof
- Talsperre Malter
- Lohgerberei: sehenswertes ehem. Wohnhaus von 1756, heute Museum
- mittelalterliche Betsäule vor der Kirche
- Brunnenstube
- Schloss Reichstädt im Ortsteil Reichstädt
Museen
Das Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum befindet sich in einer um 1750 erbauten Lohgerberei und erläutert in 22 Ausstellungsräumen Dinge über das Gerberei-Handwerk, die Stadtgeschichte und die Regionalgeschichte des Osterzgebirges. Beliebteste Sonderausstellung ist die alljährliche Weihnachtsausstellung von November bis Februar, die in 15 Ausstellungsräumen osterzgebirgische Volkskunst und viele mechanisch betriebene Modelle zeigt. Das Museum Osterzgebirgsgalerie im Schloss Dippoldiswalde präsentiert in den sechs ältesten Räumen etwa 300 Werke der Bildenden Kunst zum Thema „Menschen und Landschaft des Osterzgebirges“.
Regelmäßige Veranstaltungen
- In der Stadtkirche finden regelmäßig neben Gottesdiensten auch Konzerte statt.
- Im Kulturzentrum „Parksäle“ läuft seit 1978 Sachsens älteste Meisterinterpreten-Reihe.
- Im Rathaus veranstaltet der Musikverein Dippoldiswalde e. V. seit 2000 mit dem Kulturzentrum Wort und Musik im Rathaus mit literarisch-musikalischen Programmen.
- Der Musikverein organisiert seit 2003 den jährlichen Internationalen Belcanto-Meisterkurs Dippoldiswalde, der in seiner Art zumindest für Mitteldeutschland einmalig ist.
- Stadtfest in Dippoldiswalde in der Regel am ersten Juni-Wochenende
- Weihnachtsmarkt in Dippoldiswalde (zwei Wochen im Dezember)
- historischer Weihnachtsmarkt auf dem Schlosshof des Dippoldiswalder Schlosses und um die Stadtkirche
- Groß-Ereignis „Malter in Flammen“ an der Talsperre Malter (immer im Juli)
- Kleinbahnfestival entlang der Strecke der Weißeritztalbahn mit großem Bahnhofsfest in Dippoldiswalde und weiteren Veranstaltungen an den Bahnhöfen Seifersdorf und Malter
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Als erste Stadt in Sachsen und in den neuen Bundesländern überhaupt erfüllt Dippoldiswalde die Kriterien einer 1a-Einkaufsstadt. Die Urkundenübergabe erfolgte am 10. Juni 2008.
Verkehr
Eisenbahn
Seit 1882 ist Dippoldiswalde ans Eisenbahnnetz angeschlossen. In diesem Jahr wurde die in 750-mm-Schmalspur ausgeführte Weißeritztalbahn nach Schmiedeberg eröffnet, ein Jahr später folgte die Verlängerung bis Kipsdorf. Seit dem verheerenden Jahrhunderthochwasser 2002 war die Weißeritztalbahn eingestellt. Der Wiederaufbau wurde 2007 begonnen, seit dem 14. Dezember 2008 ist der Abschnitt zwischen Freital-Hainsberg und Dippoldiswalde wieder in Betrieb.
Straßenverkehr
Dippoldiswalde liegt an der wichtigen Bundesstraße 170 zwischen Dresden und der tschechischen Grenze bei Zinnwald. Die stark frequentierte Transitstrecke führte direkt durch die Innenstadt. 1977 begann man mit dem Bau einer Brücke zur Umgehung der Innenstadt, dieser wurde jedoch bald unterbrochen und erst in den Jahren 1993 bis 1995 fertiggestellt. Seitdem führt die B 170 östlich an der Innenstadt vorbei. Trotz des Baus der A 17 ist die Straße weiterhin stark befahren, der Lkw-Verkehr sorgte immer wieder für Proteste von Anwohnern. Seit Ende 2006 ist die B 170 allerdings für den schweren Lkw-Durchgangsverkehr gesperrt.[6]
Öffentlicher Verkehr
Der Busbahnhof von Dippoldiswalde wird durch verschiedene Buslinien des Regionalverkehrs Dresden bedient. Die wichtigsten Linien sind:
- 348 Dippoldiswalde – Oelsa – Rabenau – Freital – Wilsdruff
- 360 Dresden – Bannewitz – Dippoldiswalde – Altenberg – Zinnwald
- 364 Dresden – Dippoldiswalde – Frauenstein – Olbernhau
- 370 Dippoldiswalde – Falkenhain – Altenberg
- 376 Dippoldiswalde – Seifersdorf – Rabenau – Freital
- 382 Dippoldiswalde – Ruppendorf – Tharandt
- 388 Dippoldiswalde – Niederfrauendorf – Glashütte
- 398 Dresden – Dippoldiswalde – Zinnwald – Teplice
Außerdem gibt mit der Linie 361 noch eine Stadtverkehrslinie zwischen dem Neubaugebiet Dippoldiswalde Nord und dem Stadtteil Ulberndorf.
Persönlichkeiten
- Carl Friedrich Gotthelf Baumfelder * 20. Juni 1798 Dippoldiswalde † 5. Januar 1865 Dresden - Schulreformer, Pädagoge
- Heinrich August Blochmann * 13. Februar 1787 Reichstädt b. Dippoldiswalde † 8. Dezember 1851 Friedrichsthal b. Radeberg -Pächter, Inspektor
- Karl Justus Blochmann * 19. Februar 1786 Reichstädt b. Dippoldiswalde † 31. Mai 1855 Lancy b. Genf (Schweiz) - Pädagoge
- Rudolf Sigismund Blochmann * 13. Februar 1784 Reichstädt b. Dippoldiswalde † 21. Mai 1871 Dresden - Mechaniker, Unternehmer
- Johann VIII. von Maltitz * 1491 Dippoldiswalde † 30. November 1549 Stolpen - Bischof von Meißen
- Karl Gottfried Kelle * 1770 Dippoldiswalde † 30. Januar 1843 Hochweitschen b. Leisnig - Pfarrer, Publizist
- Martin Klimmer * 10. Januar 1873 Dippoldiswalde † 12. Februar 1943 Dresden - Veterinärmediziner
- Hermann Adolph Klinger * 24. Juli 1806 Reichstädt b. Dippoldiswalde † 31. März 1874 Kötzschenbroda b. Dresden - Bürgermeister von Leipzig, Freund Robert Blums
- Johann Friedrich Klotzsch (Klotsch) * 12. Januar 1726 Dippoldiswalde † 2. Juni 1789 Freiberg - Stadtschreiber, Bergbeamter, Historiker
- Konrad Knebel * 1856 Dippoldiswalde † 29. März 1933 - Lehrer, Historiker
- Hermann Lotze * 4. Dezember 1829 Dippoldiswalde † 24. April 1875 Leipzig - Philologe, Übersetzer
- Hermine Möbius (geb. Nadler) * 22. September 1850 Dippoldiswalde † 1920 - Schriftstellerin
- Heinrich Ferdinand Querner * 7. März 1816 Seifersdorf b. Dippoldiswalde † 1. April 1880 Kirchberg - Spinnereibesitzer, MdL, Politiker
- Diana Sartor (* 23. November 1970 Dippoldiswalde), Skeletonfahrerin
- Jens Steinigen (* 2. September 1966 in Dippoldiswalde), Biathlet
Ehrenbürger
- Stadtrichter Haase (seit 1855)
- Ratsmann Fischer (seit 1878)
- Otto v. Bismarck (seit 1895)
- Oberkirchenrat Hempel (seit 1916)
- Konrad Knebel (seit 1918)
- Erhard Unger (seit 2001)
- Horst Bellmann (seit 2007)
Sonstiges
Dialekt
In Dippoldiswalde wird eine Form des Sächsischen Dialektes gesprochen: das Südostmeißnerische, welches einen der fünf Meißnischen Dialekte darstellt.
Katastrophen und Unglücke
- 6. September 1633: Die Stadt wurde von Truppen des Feldmarschalls Heinrich von Holk in Brand gesteckt. Dabei fiel mit Ausnahme des Schlosses, der Nicolaikirche und einiger weniger Häuser nahezu die gesamte Bebauung den Flammen zum Opfer, unter der Bevölkerung gab es zahlreiche Opfer.
- 7. Oktober 1634: Erneut wurde Dippoldiswalde von marodierenden Truppen in Brand gesetzt. Dabei wurden 150 Häuser zerstört.
- 14. März 1826: Ein Stadtbrand vernichtete weite Teile der Innenstadt. Insgesamt brannten 102 Vorder- und 100 Seitengebäude sowie 12 Scheunen ab
Literatur
- Albert Schiffner: Handbuch der Geographie, Statistik und Topographie des Königreiches Sachsen. Band 2. Leipzig 1840.
- Dietrich Zühlke: Stadtsiedlungen im östlichen Erzgebirge. In: Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin [Hrsg.]: Östliches Erzgebirge. Werte der deutschen Heimat, Band 10, Berlin 1966. S. 244-257.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Bevölkerungsrückgang im Dreißigjährigen Krieg
- ↑ Bevölkerungszunahme durch die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen
- ↑ Stand zum 3. Oktober
- ↑ berücksichtigt bereits die Eingemeindung von Malter zum 1. Januar 2003
- ↑ http://www.lebenswertes-erzgebirge.de/index.html
Städte und Gemeinden im Landkreis Sächsische Schweiz-OsterzgebirgeAltenberg | Bad Gottleuba-Berggießhübel | Bad Schandau | Bahretal | Bannewitz | Dippoldiswalde | Dohma | Dohna | Dorfhain | Dürrröhrsdorf-Dittersbach | Freital | Geising | Glashütte | Gohrisch | Hartmannsdorf-Reichenau | Heidenau | Hermsdorf/Erzgeb. | Höckendorf | Hohnstein | Kirnitzschtal | Königstein (Sächsische Schweiz) | Kreischa | Liebstadt | Lohmen | Müglitztal | Neustadt in Sachsen | Pirna | Porschdorf | Pretzschendorf | Rabenau | Rathen | Rathmannsdorf | Reinhardtsdorf-Schöna | Rosenthal-Bielatal | Schmiedeberg | Sebnitz | Stadt Wehlen | Stolpen | Struppen | Tharandt | Wilsdruff
Wikimedia Foundation.