Dom zu Kopenhagen

Dom zu Kopenhagen
Blick auf die Frauenkirche vom Rundetårn aus.

Die Kopenhagener Frauenkirche (dänisch Vor Frue Kirke oder Frue Kirke [ˈfʀuːə ˈkiʀgə]), als Kathedrale des Kopenhagener Bischofs auch als Dom zu Kopenhagen bezeichnet, ist ein klassizistisches Kirchengebäude in der Hauptstadt Dänemarks.

Am Standort des Bauwerks, dem Vor Frue Plads an der Nørregade, an den auch das Hauptgebäude der Universität Kopenhagen angrenzt, sind bereits seit dem Mittelalter aufeinander folgende Sakralbauten errichtet worden, die jedoch jeweils zerstört wurden. Die heutige Kirche, 1829 fertiggestellt, verdankt ihr Aussehen dem Architekten Christian Frederik Hansen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mittelalter: Religiöses Zentrum und Krönungskirche

Ansicht von Turm und Portal
Der Turm der Frauenkirche brennt nach der Bombardierung 1807.
Inneres
Thorvaldsens Christus
Thorvaldsens Taufengel

Schon für die Zeit Bischof Absalons ist eine kleine Kirche am Ort nachweisbar. Für die drastisch gestiegene Bedeutung Kopenhagens wurde jedoch ein neues Gebäude notwendig. In den 1180ern wurden die Bauarbeiten begonnen, die 1209 mit der Einsegnung des Kalksteinbaus am damals höchstgelegenen Punkt des Stadtgebiets durch Absalons Nachfolger Peder Sunesen abgeschlossen war. Die neue Kirche wurde der Heiligen Maria geweiht. Das vermutliche Datum der Feierlichkeit, Mariä Verkündigung, wird bis heute als Jahrestag der Kirche begangen.

Im Bistum Roskilde genoss die neue Kirche einen Status, der hinter der Bedeutung der Kathedrale von Roskilde selbst kaum zurückstand. Entsprechend war eine große Anzahl geistlichen Personals an der Kopenhagener Kirche anwesend, und das angeschlossene Seminar beherbergte die Universität bei ihrer Gründung 1479, bevor diese ihre eigenen Räumlichkeiten erhielt. Der erste Universitätskanzler war der Dekan der Domkirche in Personalunion.

Bereits früh wurde die Kirche durch ein erstes Feuer derart geschädigt, dass sie von Grund auf neu errichtet werden musste: Nach dem Brand von 1314 entstand ein Neubau aus einem dauerhafteren Material, Backsteinen.

1363 konnte hier die Heirat Margarethe I. mit dem Norwegerkönig Haakon VI. gefeiert werden. In den folgenden Jahrhunderten diente die Frauenkirche als Krönungskirche der dänisch-norwegischen Monarchen (1449, 1536, 1559, 1596, 1648).

Reformationszeit: Bollwerk des Katholizismus und Zentrum des Protestantismus

Zu Weihnachten 1530 stürmten empörte Bürger die Kirche, die als Bastion des Katholizismus inmitten des sich ausbreitenden Protestantismus angesehen wurde. Es kam zu Sachbeschädigungen. 1536 wurde die Frauenkirche in zwei Festakten zu einem Gotteshaus des lutherischen Glaubens umfunktioniert. Die Zeremonie leitete mit Johannes Bugenhagen ein Weggefährte Martin Luthers. Bugenhagen war es auch, der drei Jahre später zwei neue Bischöfe in der Kirche weihte.

1568 wurde nach Streitigkeiten um die Liturgie festgelegt, dass die Feiern in der Domkirche Vorbild und Maßstab aller Gottesdienste in der jungen protestantischen Kirche Dänemarks sein sollten.

Verheerungen in den Napoleonischen Kriegen

Im Stadtbrand von 1728 vernichteten die Flammen das Bauwerk, wie auch viele andere wertvolle Kulturdenkmäler Kopenhagens, darunter fünf Kirchen. Zwar wurde die Frauenkirche in kaum zehn Jahren wiederhergestellt, aber dem Nachfolgebau sollte keine Dauerhaftigkeit beschieden sein: Während eines Angriffs der britischen Flotte 1807 erlitt der Turm einen Treffer durch eine Congrevesche Rakete. Er stürzte auf das Gebäude, das daraufhin ausbrannte.

Moderne Ära: Neuerrichtung im klassizistischen Stil

Daraufhin wurde der bekannte Architekt Christian Frederik Hansen, der auch für den Neubau des Magistratsgebäudes ganz in der Nähe verantwortlich war, mit der Neuerrichtung beauftragt. Die Frauenkirche war die erste Kirche, die nach den Zerstörungen des Krieges wiederhergestellt wurde.

Bei der Planung bezog Hansen Überreste des Vorgängerbaus mit ein, da Baumaterialien und Geldmittel im besiegten Dänemark knapp waren. Statt eines Wiederaufbaus wurde ein ganz neues Gotteshaus im griechisch-römisch inspirierten "modernen Stil" erbaut. 1817 legte König Friedrich VI. den Grundstein, und zu Pfingsten 1829 war das Gebäude fertiggestellt und wurde seiner Bestimmung übergeben.

Wie für den dänischen Staat überhaupt folgte auch für das kirchliche Leben vor Ort ein Goldenes Zeitalter. Hier predigte der Bischof Jacob Peter Mynster, hier wirken Christoph Ernst Friedrich Weyse und Emil Hartmann als Organisten.

In der bedeutenden Stadtkirche wurden die Begräbnisfeiern einiger berühmter Dänen begangen, darunter Bertel Thorvaldsen (1844), Hans Christian Andersen (1875) und Søren Kierkegaard (1855). Letztgenannter war auch zu seinen Lebzeiten ein häufiger Besucher der Eucharistiefeiern in der Frauenkirche gewesen.

Seit 1924 die Diözese Seeland geteilt wurde, erhielt die Kirche ihren Status als Kathedrale von Kopenhagen.

Neueste Geschichte

1977/78 wurde die Frauenkirche von Grund auf renoviert und durch die Entfernung von An- und Umbauten der ersten 150 Jahre in ihrer ursprünglichen Schlichtheit wiederhergestellt. 1995 erhielt sie eine neue Haupt- und 2002 eine Chororgel.

Die Kathedrale dient weiterhin als Schauplatz besonderer Zeremonien. Dazu gehören auch die kirchlichen Feiern des Königshauses. Am 14. Mai 2004 heirateten hier Kronprinz Frederik und Mary Elizabeth Donaldson. In der meisten Zeit dient das Haus jedoch weiterhin dem kirchlichen Alltag in Form von Gottesdiensten. Die Morgenandacht wird täglich von Danmarks Radio im Rundfunk und im Internet übertragen (siehe Weblinks).

Das Kirchengebäude: Hansens Sakralbau

Das heutige Gebäude gilt neben anderen Gebäuden des Architekten, die zur gleichen Zeit entstanden, als hervorragendes Beispiel des Goldenen Zeitalters des dänischen Klassizismus. Charakteristisch sind die eindrucksvollen Säulen und die strenge Schlichtheit der Komposition. Es weist eine Länge von 83 m und eine Breite von 33 m auf.

Der Turm erreicht 60 m, er trägt ein flaches Dach. Die große Sturmglocke (Stormklokken) wiegt 4 Tonnen und ist damit die größte des ganzen Landes. Die kleinste der vier Glocken des Turms ist die älteste der Kirche; sie datiert von 1490.

Unter dem Turm überspannt ein Säulenportal den Haupteingang. Das Pediment der an antike Vorbilder erinnernden Konstruktion trägt Darstellungen Jesu und seiner Apostel - ein Thema, das der Innenraum wieder aufgreift. Das Hauptschiff misst in der Länge 60 m und ist 25 m hoch. Links und rechts davon führen Gänge in den Seitenschiffen an der Außenmauer entlang, von denen die Bänke seitlich des Hauptschiffes zu erreichen sind. Über diesen befinden sich Emporen mit weiteren Kirchenbänken. Insgesamt bietet die Kirche Raum für mehr als 1.100 Personen.

Die Kirche ist vergleichsweise sparsam mit Bildnissen ausgestattet. Bedeutend sind die überlebensgroßen Marmorstatuen der zwölf Apostel entlang der Wände des Hauptschiffs sowie die Christusfigur in der Apsis. Sie wurden von Bertel Thorvaldsen geschaffen, dessen Büste aus der Hand Herman Wilhelm Bissens in einem Seitenschiff steht.

Der Segnende Christus, ikonographisch seinerzeit eine Neuheit, war im 19. Jahrhundert eine der meistkopierten Statuen in Europa und ist besonders beliebt auf Friedhöfen.

In den Seitenschiffen hängen außerdem Portraits verschiedener Geistlicher, die an der Kirche gewirkt haben.

Weblinks

55.67933333333312.57257Koordinaten: 55° 40′ 46″ N, 12° 34′ 21″ O


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