- Don Juan oder die Liebe zur Geometrie
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Don Juan oder die Liebe zur Geometrie, eine Komödie in fünf Akten – so der Untertitel – ist ein Theaterstück von Max Frisch.
Frisch schrieb seine Parodie des Don Juan-Stoffs 1952, am 5. Mai 1953 wurde das Stück sowohl im Schauspielhaus Zürich als auch am Schiller-Theater in Berlin uraufgeführt, im selben Jahr erschien die Erstausgabe im Buchhandel.
Eine ein Jahrzehnt später entstandene komplette Überarbeitung des Werks wurde am 12. September 1962 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg erstaufgeführt und wurde auch Grundlage der Buchausgabe, die am 7. Mai 1963 erschien.
Inhalt
Don Juan ist nicht mehr der unbekümmerte Verführer der literarischen Vorlagen, er interessiert sich zunächst nicht für Frauen. Er misstraut sich und seinen Gefühlen und sucht grüblerisch nach Wahrheit und Unabänderlichkeit in den geometrischen Formen.
Als er Donna Anna heiraten soll, verführt er am Vortag eine Unbekannte, um seine Freiheit zu betonen. Bei der Hochzeit erkennt er in seiner Braut dann diese Unbekannte und verweigert das Ja-Wort. Max Frischs Don Juan bedient sich im weiteren Verlauf der Handlung der typischen Posen eines Verführers, auch auf seinem Weg bleiben ermordete Ehemänner und Väter und Frauen mit gebrochenen Herzen zurück. Aber nicht weil er maßlos in irdischen Genüssen schwelgt, sondern weil er die Bindungskräfte der Gefühle als episodisch ansieht. Er glaubt, ohne jede Liebe, ohne näheren Kontakt zu Menschen glücklich werden zu können.
Don Juan ermüdet schließlich an seinen Erfolgen, ist auch wirtschaftlich bankrott, und er beschließt nach zwölf Jahren, den eigenen Untergang selbst zu inszenieren: Es soll so aussehen, als ob er zur Hölle fahren musste. Tatsächlich möchte er sich aber in ein Kloster zurückziehen, um wieder in Ruhe seinen geometrischen Studien nachgehen zu können.
Die abschließende ironische Wendung des Stücks besteht darin, dass Don Juan zwar nicht zur Hölle fährt, wohl aber in der Stadt schon Theaterstücke seinen Untergang in dieser Form darstellen. Er selbst sieht missmutig der bürgerlichen Durchschnittlichkeit und Vaterfreuden an der Seite der hartnäckigsten seiner Verehrerinnen entgegen, des zu einigem Reichtum gelangten Straßenmädchens Miranda.
In seinem Nachwort zum Text fasst Max Frisch zusammen:
- Don Juan ist ein Intellektueller, wenn auch von gutem Wuchs und ohne alles Brillenhafte. Was ihn unwiderstehlich macht für die Damen von Sevilla, ist durchaus seine Geistigkeit, sein Anspruch auf eine männliche Geistigkeit, die ein Affront ist, indem sie ganz andere Ziele kennt als die Frau und die Frau von vornherein als Episode einsetzt - mit dem bekannten Ergebnis freilich, daß die Episode schließlich sein ganzes Leben verschlingt.
Literatur
- Max Frisch: Don Juan oder die Liebe zur Geometrie. Eine Komödie in fünf Akten, Frankfurt am Main 1963 (mittlerweile 30. Auflage 2006), ISBN 3518100041
- Kabic, Slavija: Das Don-Juan-Motiv bei Ödön von Horváth und Max Frisch. In: Karlavaris-Bremer, Ute (Hrsg.): Geboren in Fiume. Wien: Löcker 2001, S. 121-138.
Romane
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