Dornier Do-X

Dornier Do-X
Dornier Do X
Die Dornier Do X 1930 auf dem Bodensee
Typ: Verkehrsflugboot
Entwurfsland: Deutschland
Hersteller: Dornier-Werke
Erstflug: 12. Juli 1929
Stückzahl: 3

Die Do X war ein Verkehrsflugschiff, das nach dem Ersten Weltkrieg von den (deutschen) Dornier-Werken konstruiert und 1929 gebaut wurde. Zu seiner Zeit war es das bei weitem größte Flugzeug der Welt. Der Einsatz der Do X wurden aufgrund diverser sicherheitsrelevanter Probleme[1] und wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit 1935 eingestellt. Nachfolger sollte das Dornier Do 20 sein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Flugschiff Dornier "Do X" vor dem Start.
Motorenanlage der Do X.

Die ersten Skizzen zu diesem Flugzeug erstellte Claude Dornier im September 1924, doch erst im Dezember 1926 waren die Planungen abgeschlossen. Die Bauzeit der ersten Do X betrug 240.000 Arbeitsstunden bzw. 570 Tage. Am 12. Juli 1929 fand im schweizerischen Altenrhein am Bodensee der Erstflug des Flugschiffes statt. Zuerst nur als Rollübung zum Testen des Manövrierverhaltens geplant, kam es zu den ersten Metern freien Fluges, nachdem Chefeinflieger Richard Wagner – wohl aus Neugier – beim Gleiten unter Vollgas ein wenig zu stark am Steuer zog.

Doch die Fachwelt blieb skeptisch. Claude Dornier entschloss sich daher zu einem spektakulären Demonstrationsflug. Am 21. Oktober 1929 unternahm die Do X mit zehn Besatzungsmitgliedern und 159 Passagieren (Werksangehörige und deren Familien) einen Rundflug von 53 Minuten Dauer über den Bodensee, obwohl die Maschine noch keine Zulassung für den Passagierflug hatte. Die Zahl der Passagiere stellte einen Rekord dar, der erst 20 Jahre später mit dem Erscheinen der Lockheed Constellation gebrochen wurde (168 Passagiere und 11 Besatzungsmitglieder).

Erst im Oktober 1930 wurde das Flugzeug von der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) abgenommen und bekam die Kennung D-1929.

Problematisch war auch die Motorenwahl. Das stärkste zu jener Zeit verfügbare Triebwerk aus deutscher Produktion war der Siemens Jupiter, ein Lizenzbau des britischen Bristol Jupiter mit 385 kW (525 PS). Den Anforderungen des Dauerbetriebes in der Do X waren die Motoren nicht gewachsen, die luftgekühlten Triebwerke neigten bei längerer Laufzeit zu Leistungsverlusten, höhere Dauerdrehzahlen als Ausgleich waren wiederum wegen drohender Überhitzung nicht möglich. Das Problem konnte erst endgültig durch einen Tausch der Triebwerke gegen die amerikanischen Curtiss Conqueror Motoren mit Wasserkühlung und 470 kW (640 PS) Leistung gelöst werden.

Die Do X über Rio de Janeiro

Um die Do X erfolgreich zu vermarkten, entschloss sich Dornier zu einem weltumspannenden Repräsentationsflug, bei dem er der Weltöffentlichkeit den Komfort und die Sicherheit seiner Maschine unter Beweis stellen wollte. Die luxuriöse Innenausstattung des Flugschiffes dokumentieren heute schwarzweiße Fotos und die farbigen Illustrationen des Marinemalers Claus Bergen. Der Start des Repräsentationsfluges war am 5. November 1930. Als erstes Ziel der Reise wurde Amsterdam ausgewählt, es folgten England, Frankreich und Portugal. Hier gab es aufgrund eines Brandes, der gerade noch bekämpft werden konnte, einen zweimonatigen Aufenthalt zur Wiederinstandsetzung. Weiter ging die Reise nach Gran Canaria (31. Januar 1931), entlang der westafrikanischen Küste bis nach Portugiesisch-Guinea, um den Atlantik dort an seiner schmalsten Stelle zu überqueren, dann nach Rio de Janeiro (20. Juni 1931), darauf der südamerikanischen Küste folgend in die Karibik und schließlich in die USA. Am 27. August 1931 erreichte man New York, wo das Flugschiff mit großem Jubel empfangen wurde. Ein ähnlicher Empfang wurde der Do X anschließend am 24. Mai 1932 in Berlin zu Teil, wo sie auf dem Müggelsee landete.

Zur Besatzung während des USA-Fluges gehörten Navigationsoffizier Wilhelm Niemann als Erster Offizier und erster Flugschiffspostmeister. Er war zuständig für das Hilfspostamt Dornier Do X an Bord des Flugschiffes und die dort bearbeitete DO-X-Post. Der Kommandant der Do X war Friedrich Christiansen. Auf dem Rückflug der Do X von New York nach Berlin ab dem 20. Mai 1932 gehörte die Fliegerin Antonie Straßmann zur Besatzung.

Wasserung der Do X 1929 einige Sekunden vor dem Bruch auf dem Kachlet-Schalding-Stausee an der Donau bei Passau am 9. Mai 1933 um 18:15 Uhr
Havarie der Do X 1929. Flugkapitän Walter Urban zu seinem Kommandanten Horst Merz, der die Landung steuerte: „Herr Merz, wir haben ja keinen Schwanz mehr!“

Während des anschließenden Deutschlandfluges besichtigten über eine Million Menschen die für ihren „zweijährigen Weltflug“ berühmte Do X. Am 9. Mai 1933 sollte das Flugzeug auf dem Stausee des Passauer Kachletkraftwerks landen, um dort auf einer neuerlichen Rundreise an der Donau entlang in Richtung Türkei einen geplanten Halt einzulegen. Der Flugkapitän Horst Merz setzte jedoch bei der Landung zu steil an, und das Leitwerk brach ab. Diese Panne wurde zunächst der Öffentlichkeit verschwiegen, ein Zuschauer schoss aber zufällig Bilder. Obwohl die Schäden dieser Havarie repariert wurden, bedeutete sie für die Do X das Ende ihrer Karriere als Passagierflugschiff. Dies wurde im Oktober 1934 vom Reichsluftfahrtministerium bekanntgegeben.

Die Do X war wirtschaftlich kein Erfolg. Die Geldgeber hatten nach kurzer Zeit Zweifel an der praktischen Umsetzung des Konzepts und stellten die Unterstützung ein. Der Lufthansa war das Flugmuster zu unwirtschaftlich. Es wurden neben dem Prototyp noch zwei Exemplare gebaut, die nach Italien geliefert wurden. Die Do X wurde 1933 in Travemünde demontiert, nach Berlin verschifft und dort schließlich in einem Vorläufer des Deutschen Technikmuseums Berlin ausgestellt. Bei einem Bombenangriff im November 1943 wurde es im Zweiten Weltkrieg beschädigt, unmittelbar nach dem Krieg dann durch Metallhändler und von Sammlern weitgehend zerstört. Heute sind im Deutschen Technikmuseum Berlin nur noch einige wenige Metallstücke zu sehen. Ein Holzpropeller kann in einem Museum auf der Insel Föhr besichtigt werden. Das Leitwerk, das 1933 in Passau abgebrochen ist, kann im Dornier-Museum im Meersburger Neuen Schloss besichtigt werden.

Do X2 und X3

Das Schicksal der beiden an Italien gelieferten Exemplare „Umberto Maddalena“ und Do X3 „Alessandro Guidoni“ ist weitgehend unbekannt. Die beiden Maschinen wurden 1931 für die italienische SANA bestellt, wo sie im Mittelmeerverkehr eingesetzt werden sollten. Diese geplante Verwendung wurde jedoch nicht umgesetzt. Beide Maschinen erhielten anstelle der Curtiss-Motoren Triebwerke von Fiat mit nur rund 440 kW (600 PS). Nach ihrer Alpenüberquerung wurden sie von den italienischen Streitkräften von der Flugbootbasis in La Spezia aus eingesetzt. Getestet wurde ein Einsatz als Bomber, für diesen Zweck erhielten sie einen verglasten Heckstand. Das Militär veranstaltete einige Italien-Rundflüge, um die Akzeptanz der relativ hohen und umstrittenen Ausgaben für die beiden Maschinen in der Bevölkerung zu erhöhen. Gerüchteweise kamen die Maschinen auch als Truppentransport nach Äthiopien zum Einsatz. Ein Verlust durch Beschädigung und anschließende Verschrottung in La Spezia bereits im Jahr 1935 erscheint als die wahrscheinlichste Variante des Verbleibs der Maschinen.

Technische Daten

Do X 1a
Kenngröße Daten
Besatzung   
10-14
Fluggäste   
66
Länge   
40,10 m
Höhe   
10,10 m
Flügelspannweite   
48 m
Tragflügelfläche Hauptflügel   
450 m²
Tragflügelfläche Hilfsflügel (nur bei Siemens-Motoren)   
30,80 m²
Antrieb   
12 V-12-Zylinder Curtiss V-1570 Conqueror mit je 470 kW (640 PS)
Gesamtleistung 5640 kW (7680 PS)
Höchstgeschwindigkeit   
210 km/h
Reisegeschwindigkeit   
175 km/h
Landegeschwindigkeit   
120 km/h
Treibstoffkapazität   
23.300 l
Reichweite normal   
1.700 km
Reichweite max.   
2.300 km
Steigleistung   
1.000 m in 14 min.
Gipfelhöhe   
3.200 m
Leergewicht   
28.250 kg
Max. Startgewicht   
52.000 kg

Kritik

Durch Unfälle wie “Brand an Bord” und “Leitwerk abgerissen” wurde die Do X als nicht ausreichend sicher betrachtet. Sowohl Motorisierung als auch das im Vergleich zu heutigen Flugbooten niedrige Leitwerk waren Ursachen. Die Lufthansa stellte den Do X Betrieb aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen ein. Nach Italien gelieferte Modelle wurden wegen ungeklärter Probleme nach kurzer Zeit außer Betrieb genommen. Der Verbleib ist ungeklärt (vermutlich verschrottet). Das Nachfolgeprojekt Dornier Do 20 wurde nicht verwirklicht.

Siehe auch

Literatur

  • Jörg-Michael Hormann Flugschiff DO-X, die Chronik, Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1841-1
  • Jörg-Michael Hormann und Reinhard Hofrichter: Ein Schiff fliegt in die Welt, Deutsche Post AG, ISBN 300014367X
  • Peter Pletschacher: Grossflugschiff Dornier Do X, Aviatic Verlag GmbH, Oberhaching 1997, ISBN 3-925505-38-5 (enthält auch Informationen zu Do X2 und Do X3)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. “Anfang vom Ende des ersten „Jumbo“”, Starnberger Merkur, 17/18. Mai 2008

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