Dreaming

Dreaming

Traumzeit (engl. Dreamtime) bezeichnet in der Mythologie der Aborigines die Zeit der Schöpfung. Die Traumzeit-Legenden bilden ihre Schöpfungsgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die britischen Ethnologen Walter Baldwin Spencer und Francis James Gillen übersetzten alcheringa mit dreaming, das ins Deutsche übersetzt Traumzeit bedeutet. Das deutsche Wort Traumzeit gibt den Sinn nicht exakt wieder, weil der Begriff europäisch geprägt ist. Für die Aborigines ist es die „spirituelle, natürliche und moralische Ordnung des Kosmos[1].

Alcheringa heißt Traumzeit in der Sprache der Aranda, die in Zentralaustralien leben. Die zweite zentralaustralische Sprache, die der Warlpiri, nennt die Traumzeit tjukurrpa. Andere Sprachen der Aborigines haben andere Wörter hierfür, aber es wird stets das Gleiche, die Traumzeit, darunter verstanden. „Die Traumzeit wird in Geschichten [ausschließlich] mündlich wiedergegeben““[2].

Darstellung

Regenbogenschlange als Felszeichnung

Die Ereignisse der Traumzeit liegen in der Vorstellungen der Aborigines zwar in der Vergangenheit, dennoch sind die Menschen durch Rituale mit dieser Vergangenheit verbunden. Es sind die Figuren dieser Schöpfungsgeschichte, die die Berge, die Flüsse, das Meer und den Himmel schufen und den Tieren und den Pflanzen ihren Namen gaben. Die zentrale Figur dieser Schöpfungsgeschichte ist in den meisten Traumzeiten die Regenbogenschlange, denn sie „ist die Verschmelzung von zwei wichtigen Prinzipien, die die Einheit von Geist und Materie darstellen.[3] Als die Aborigines vor 40.000 oder mehr Jahren Australien besiedelten, begannen sie in Traumzeit-Legenden, die mündlich überliefert wurden, von der Erschaffung Australiens zu berichten.[4].

Es sind Regeln für das menschliche Zusammenleben, für Recht und Gesetz. Die Traumzeit legt auch die sozialen Regeln fest, stellt somit einen Verhaltenskodex dar, der bei Verstößen sanktioniert wird. Es gibt nichts, was nicht mit der Traumzeit verbunden ist. „In der Vorstellung der Aborigines ist eine »träumende Landschaft« eine Verkörperung mystischer Wirklichkeiten, welche mit Worten nur schwer erklärbar sind“.“[5]

Die Traumzeit kennt keine Götter und keinen Gott. Nach Gerhard Leitner gibt es drei wesentliche Ansätze dieser „Weltanschauung“.

  • Da es regionale und persönliche Traumzeiten gibt, sind die persönlichen Traumzeiten in das größere regionale Umfeld, das Land, eingebunden. Diese Einbettung kommt über die väterliche Linie zustande.
  • Die Traumzeit wird nicht in Frage gestellt. Sie ist evident, so wie es im Christentum evident ist, dass Christus auferstanden ist und gen Himmel gefahren ist. Im Christentum gab es stets Zweifler, dies ist bei den Aborigines kaum der Fall.
  • Die Traumzeit ist gottlos, ihr zentrales Thema ist die Geografie, die sich in der Landbindung offenbart. Das Land ist die zentrale Traumzeitfigur und kein Gott. Das Land und die Traumzeit anderer wird respektiert. Alle Traumzeiten, besser Traumzeitpfade, sind mit einander verkettet. Die Traumpfade (songlines), diesen Begriff hat Bruce Chatwin verwendet, bedeuten, dass niemand das gesamte Wissen der Traumzeit besaß und dieses Einzelwissen in periodisch stattfindenden Riten und Zeremonien zusammengefügt wurde und wird.[6]

Das Wissen war nicht allen zugänglich, sondern nur auserwählten Trägern der Gemeinschaft. Es war geheim. Es gab hervorgehobene Persönlichkeiten in den Gruppen, den Stammesführer (clever man), den Medizinmann (medicine man) und den Richter (law man), den Ältesten der Gruppe, die dieses Wissen weiter vermittelten. Dieses Wissen wurde nach Frau und Mann unterschieden. Es bedeutete auch nicht, dass die jeweilige Person eine hervorgehobene Stellung in der Gruppe innehatte. Das Wissen der Frauen war Männern nicht zugänglich und umgekehrt.

Die Rechtsprechung geschah durch den Ältesten der Gruppe, und Unrecht wurde geahndet. Es waren entweder unmittelbare Sanktionen oder Verhandlungen; auch konnte ein Kampf vereinbart werden. Deutete der Richter, der law man, mit einem Knochen auf den Verurteilten, so kam dies einem Ausschluss aus der Gruppe gleich. Ausschluss aus der Gruppe bedeutete, dass er alleine kaum eine Überlebenschance in der Wüste beziehungsweise Savanne hatte.

Ein besonderer Ausdruck der Traumzeit ist der Totemismus. Jede Person ist Träger eines Totems, einer Totemfigur. „Sie legen dem Träger bestimmte Pflichten auf. Wenn z.B. das Totem ein Tier ist, sagen wir ein Känguru, dann wird es der Betreffende nicht jagen oder essen. Er wird niemanden heiraten, der dieses Totem hat, auch wenn anderweitige Voraussetzungen erfüllt sind. Totems schaffen Verbindungen, die über die Verwandtschaft hinausgehen.“[7]

Literatur

  • Wally Caruana (1993): Die Kunst der Aborigines. Lichtenberg-Verlag, München 1997. ISBN 3785284039.
  • Bruce Chatwin (1990): Traumpfade. Carl-Hanser-Verlag, München. ISBN 978-3596103645.
  • James Cowan (2004): Offenbarungen aus der Traumzeit. Das spirituelle Wissen der Aborigines. Lüchow-Verlag, Stuttgart. ISBN 3-363-03050-9.
  • Ursula Dreyer (2006): Dreaming Tracks - Spurensuche. Auf dem Weg zu interkulturellen Dialogen. Kleio Humanities, Bremen. ISBN 3-9811211-1-2.
  • Gerhard Leitner (2006): Die Aborigines Australiens. Beck-Verlag, München. ISBN 3406508898.

Einzelnachweise

  1. Caruana: Kunst der Aborigines. S. 10.
  2. Cowan: Offenbarungen. S. 40.
  3. Cowan: Offenbarungen. S. 35.
  4. Leitner: Die Aborigines. S. 40.
  5. Cowan: Offenbarungen. S. 29.
  6. Leitner: Die Aborigines. S. 37ff.
  7. Leitner: Die Aborigines. S. 41.

Weblinks


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