- Drewljanen
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Die Drewlanen oder Drewljanen (ukrainisch Деревляни, russisch Древляне) waren ein ostslawischer Stamm, der zwischen dem 6. und dem 10. Jahrhundert die Gebiete von Polesien in der Nordukraine bewohnte. Ihre Nachbarstämme waren im Osten die Poljanen, im Westen die Wolhynier und die Buschanen, im Norden die Dregowitschen. Der Name Drewljanen leitet sich vom slawischen Wort Drewo (Baum) ab. So nannten sich die in waldreichen Gebieten lebenden Drewljanen im Gegensatz zu den Poljanen, deren Name sich von Pole (Feld) ableitete.
Lebensweise
Die Drewljanen hinterließen zahlreiche archäologische Spuren, wie Überreste von Siedlungen, Grabstätten und Befestigungsanlagen (z.B. in den heutigen Städten Owrutsch, Horodsk oder Malyn). Die Stadt des Fürsten der Drewljanen war Iskorosten (heute Korosten), wo immer noch Spuren alter Siedlungen zu sehen sind.
Die Drewljanen hatten gut entwickelte landwirtschaftliche Kenntnisse und Handwerke. Feste Begräbnisrituale zeugen von religiösen Vorstellungen über das Leben im Jenseits, während das Fehlen von Waffen in den Gräbern auf einen friedlichen Charakter der Drewljanen hinweist. Die Funde von Sicheln, Erzeugnissen aus Metall, Resten von Gewebe und Leder zeigen, dass die Drewljanen Landwirtschaft betrieben und die Töpferei, Eisenverarbeitung, Weberei und Gerberei beherrschten. Knochen von Haustieren und zeugen von Tierhaltung, darunter auch Pferden. Zahlreiche Erzeugnisse aus Silber, Bronze und Chalcedon fremder Herkunft deuten Teilnahme am Fernhandel an, während das Fehlen von Münzen auf Tauschhandel schließen lässt.
Geschichte
Die Drewljanen leisteten verbissenen Widerstand gegen jegliche Versuche, sie der fremder Herrschaft unterzuordnen. Im Jahr 883 zwang Oleg von Nowgorod die Drewljanen, der Kiewer Rus Tribut zu zahlen. Im Jahr 907 nahmen die Drewljanen am Kiewer Feldzug gegen Byzanz teil. Nach Olegs Tod verweigerten die Drewljanen die Tributzahlungen an Kiew. Olegs Nachfolger Igor versuchte sie wieder dazu zu zwingen, doch die Drewljanen organisierten einen Aufstand und töteten ihn im Jahr 945.
Igors Witwe Olga rächte den Tod ihres Mannes grausam. Sie ließ die Gesandten der Drewljanen lebendig begraben, ihre Hauptstadt Iskorosten niederbrennen und viele Städte dem Erdboden gleichmachen. Nach der Unterwerfung der Drewljanen, verleibte sie ihre Gebiete der Kiewer Rus ein.
Die letzte Erwähnung der Drewljanen in den Chroniken wird auf 1136 datiert, wenn ihre Gebiete vom Fürst Jaropolk Wladimirowitsch der Desjatinnaja-Kirche in Kiew geschenkt wurden. Im 19. Jahrhundert gab es immer noch Menschen, die sich als Drewljanen bezeichneten. Fast 200.000 von ihnen erfasste die Volkszählung von 1861. Allerdings gingen sie später vollkommen im ukrainischen Volk auf.
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