Drogenextrakt

Drogenextrakt

Als Drogenauszüge (auch arzneilicher Auszug oder Drogenextrakt) bezeichnet man in der Medizin und Pharmazie diejenigen Arzneimittel (pharmazeutischen Drogen), die mittels Extraktion aus unterschiedlichen Rohmaterialen gewonnen werden. Der Begriff wird unabhängig von der Konzentration eines darin befindlichen Stoffes benutzt.

Nach Definition des Europäischen Arzneibuches sind Extrakte „Zubereitungen von flüssiger, halbfester oder fester Beschaffenheit, die aus üblicherweise getrockneten pflanzlichen Drogen oder tierischen Materialien hergestellt werden“.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

  • Die ersten überlieferten Rezepte für die Herstellung von Arzneimitteln finden sich auf den medizinischen Tafeln von Nippur.
  • In seinem umfangreichen Werk Paragranum (etwa 1529/30 n. Chr. entstanden) beschreibt Paracelsus an der Schwelle zur Neuzeit die Zubereitung von Arzneimitteln.

Verwendungsformen

  • Ist der Extrakt flüssig, spricht man (abhängig von der Herstellungsform) von Tinkturen oder Fluidextrakten (auch Flüssigextrakt).
  • Ist der Extrakt nach Abdampfen des Extraktionsmittels bis auf eine Restfeuchtigkeit von etwa 4 % zähflüssig, spricht man von Spissum-Extrakt.
  • Wird als Auszugsmittel Likörwein verwendet, spricht man von Medizinalwein.

Nomenklatur

  • Um eine breite und gefahrlose Anwendung (besonders bei hochgiftigen Substanzen wie Belladonna o. ä.) zu ermöglichen und die ärztliche Rezeptur zu vereinfachen, wurde der Begriff des extractum siccum normatum eingeführt. Dabei sind Grenzen für den Höchst- und Mindestgehalt arzneilicher Bestandteile festgelegt.
  • Bei der ärztlichen Rezeptur findet sich der Begriff als extr. oder auch Extract. dem Namen des entsprechenden Arzneimittels vorangestellt. (Beispiel: Extract. Belladonnae 0,02)
  • In der Homöopathie wird der Begriff Urtinktur bei zahlreichen Arzneistoffen synonym verwendet.

Quellen

  • Schott H.: Die Chronik der Medizin, Chronik Verlag, Dortmund, 1993, S. 5–23, 137–139, ISBN 3-611-00273-9
  • Schilcher H., Kammerer S.: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag, München, 2003, S. 15–19, ISBN 3-437-55341-0
  • Weiß R. F.: Lehrbuch der Phytotherapie, Hippokrates Verlag, Stuttgart, 1991, S. 17–39, ISBN 3-7773-0933-8

Weblinks


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