Droog

Droog

A Clockwork Orange (deutsch: Uhrwerk Orange, auch Die Uhrwerk-Orange) ist ein 1962 veröffentlichter Roman von Anthony Burgess. Stanley Kubrick verfilmte das Werk 1971 unter gleichem Titel.

Der Titel ist vermutlich von einer Cockney-Redewendung für etwas sehr Seltsames inspiriert: as queer as a clockwork orange. Andere leiten ihn vom malaiischen Wort „orang“ ab, das auch in „Orang-Utan“ vorkommt und soviel wie „Mensch“ – also dann Uhrwerk Mensch – bedeutet. Beide Interpretationen laufen darauf hinaus, dass ein Mensch etwas Organisch-Natürliches ist (wie eine Orange), den man nicht mit sinnvollem Ergebnis wie ein Uhrwerk funktionieren lassen kann.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Roman spielt – aus dem Jahre 1962 gesehen – in der Zukunft. Alex, ein eigentlich intelligenter Teenager, erzählt seine Geschichte selbst: aus Spaß an der Gewalt verbringen er und seine drei Freunde ihre Zeit damit, wahllos wehrlose Opfer brutal zusammenzuschlagen, auszurauben und, sofern diese Frauen sind, auch zu vergewaltigen. Schlägereien und Messerstechereien mit anderen Banden, mit denen sie um die Vorherrschaft in ihrer Gegend konkurrieren, sind an der Tagesordnung. Es werden Drogen und Alkohol konsumiert. Die Polizei steht dem herrschenden Verbrechen weitestgehend machtlos gegenüber und verkommt teilweise selbst zum Schlägertrupp. Alex' Eltern sind unfähig, auch nur zu versuchen, auf ihn Einfluss zu nehmen. Er respektiert sie nicht im Geringsten.

Alex' Freunde sind mit seiner Führungsrolle in der Gruppe nicht mehr zufrieden. Es gibt Unstimmigkeiten, und bei einem ihrer Raubzüge schlagen sie ihn nieder und überlassen ihn der nahenden Polizei. Das Opfer ihres Verbrechens stirbt unglücklicherweise an den Misshandlungen, sodass Alex wegen Mordes angeklagt und zu 14 Jahren Haft verurteilt wird.

Durch sein unterwürfiges Verhalten wird Alex für ein neuartiges Experiment der Gehirnwäsche vorgeschlagen, welche ihn zu einem guten Bürger umerziehen soll. Dabei wird er so konditioniert, dass er unfähig zur Gewalt wird, weil ihm der Gedanke an Gewalt sofort Übelkeit verursacht. Seine moralische Einstellung zur Gewalt ändert sich dadurch allerdings nicht. Im Vorfeld warnte ihn der Gefängnispfarrer vor den Konsequenzen: „If a man cannot choose he ceases to be man“ („Wenn ein Mensch nicht wählen kann, hört er auf, Mensch zu sein”).

Nach der 14-tägigen Behandlung wird Alex als „geheilt“ in die Freiheit entlassen. Zunehmend wird deutlich, dass auch in die Gesellschaft integrierte Bürger ihm „ein paar verpassen“ wollen, da sie jetzt die Möglichkeit haben. Er trifft auf einige seiner Opfer und wird zusammengeschlagen.

Eines seiner Opfer engagiert sich – ironischerweise – gegen die Brutalität und Unmenschlichkeit des staatlichen Systems. Es versucht, Alex in den Selbstmord zu treiben, um von seinem Tod politisch zu profitieren, aber auch, weil ihm durch einen Zufall bewusst wird, wer dieses „Opfer der modernen Gesellschaft“ tatsächlich ist. Alex überlebt jedoch und erwacht im Krankenhaus. Fortan ist er wieder zur Gewalt fähig.

Die politischen Machthaber arrangieren sich mit ihm, um bei der anstehenden Wahl nicht unter seiner Geschichte leiden zu müssen. Der Systemgegner wird weggesperrt. Alex erhält einen gutbezahlten Job und findet neue Freunde, mit denen er wiederum Unheil stiftet. Doch die Gewalt macht ihm keinen Spaß mehr. Er merkt, dass er älter wird, und als er einen seiner früheren „Droogs“ (Nadsat für „Kumpels“) trifft, der gerade eine Familie gegründet hat, träumt er selbst von einer Familie und merkt schließlich, dass sich das Uhrwerk weiter dreht und er ihm nicht entrinnen kann.

Moralische Fragestellung

Burgess stellt in diesem Roman die Frage, ob es schlechter ist, den Menschen zum Gutsein zu konditionieren oder ihm die Freiheit zu lassen, böse zu sein. Burgess steht auf der Seite der Freiheit. In diesem Sinn ist „A Clockwork Orange“ eine Fortführung der Debatte zwischen Augustinus von Hippo und Pelagius, ob der Mensch von Geburt an schlecht sei (Erbsünde), und sich verbessern müsse, oder ob er die freie Wahl hätte zwischen Gut und Böse. Im Pelagianismus ist die Gnade Gottes gegenüber dem freien Willen, Gutes oder Böses zu tun, nur zweitrangig.[1]

Witzig und unterhaltsam ist der Roman trotz aller Brutalität vor allem durch die Sprache und die Art, wie der Held aus der Ich-Perspektive dargestellt wird. Alex hat überhaupt keine innere moralische Instanz und ist unfähig zur Empathie. Er ist intelligent und liebt Musik, vor allem Ludwig van Beethoven. In einem Zeitungsartikel liest Alex, dass ein Theoretiker meint, man könne die heutige Jugend besser in den Griff bekommen, wenn man sie für Künste interessiere. Alex kann darüber nur lachen, denn Musik (und gerade in seinem Fall die als kultivierter als die Rock-Musik eingestufte klassische Musik) erweckt in ihm umso mehr bestialische Gelüste (vgl. Kapitel I, 4).

Nadsat

Seine Sprache ist ein auf der Basis des Russischen konstruierter Jugendslang. Aus dem russischen golova (Kopf) macht Burgess gulliver, aus chorosho (gut) horrorshow. Diese Sprache und ihre Kunstwörter, die so eingesetzt sind, dass man sie auch entschlüsseln kann, wenn man nicht Russisch versteht, trägt wesentlich zum Leseerlebnis bei (siehe Nadsat).

Das 21. Kapitel

Die ursprüngliche Buchfassung enthält drei Teile à 7 Kapitel. Burgess wählte bewusst die Zahl 21, da sie ehemals Volljährigkeit symbolisierte. Der Verlag in New York wollte jedoch das 21. Kapitel streichen, und Burgess musste zusagen, da er das Geld brauchte. Anderorts erschien das Buch mit allen 21 Kapiteln. Da Stanley Kubrick die US-Version verfilmte, fehlt in seinem Film das eigentlich von Burgess intendierte Ende.

Im 21. Kapitel sieht Alex ein, dass es so in seinem Leben nicht weitergehen kann und findet ohne äußeren Einfluss den rechten Weg; dies wurde in den USA als 'zu britisch' bewertet und man wollte bewusst ein pessimistischeres Ende. Burgess schreibt: 'My book was Kennedyan and accepted the notion of moral progress. What was really wanted was a Nixonian book with no shred of optimism.' (etwa: „Mein Buch entsprach Kennedyschen Ansichten und akzeptierte die Idee eines moralischen Fortschritts. Was man wirklich wollte war ein Buch passend zu Nixon ohne einen Funken Optimismus.“)[2]

Sonstiges

Ausgaben

  • Clockwork Orange., Heyne, München 1997, ISBN 3-453-13079-0
  • A Clockwork Orange., Englisch mit Vokabelangaben und Anhang, Reclam, Ditzingen 1992, ISBN 3-150-09281-7

Literatur

  • Thomas Nöske: Clockwork Orwell. Über die kulturelle Wirklichkeit negativ-utopischer Science Fiction. ISBN 3-928300-70-9.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. vgl. den Kommentar in der Reclam-Ausgabe von A Clockwork Orange
  2. Vorwort der ersten kompletten Auflage in den USA

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • droog — /droog/ noun A gang member, specif a violent hooligan of the type portrayed by Anthony Burgess in his novel A Clockwork Orange (1962) ORIGIN: Coined by Burgess after Russ drug a friend • • • droogˈish adjective (of dress, behaviour, etc)… …   Useful english dictionary

  • Droog — may refer to: Droog, a Nadsat term for friend, from A Clockwork Orange The Droogs, United States rock group The Droogs (renamed to The Gandharvas), Canadian rock group Droogs (rocks), steep rocks in India Droog (company), a Netherlands based… …   Wikipedia

  • droog — gang member, young ruffian, a transliteration of the Russian word for friend, introduced by English novelist Anthony Burgess in A Clockwork Orange (1962). The Russian word comes from O.C.S. drugu companion, friend, other (Cf. Boh. drug companion …   Etymology dictionary

  • droog — /drug/ (say droohg) noun Colloquial a hooligan; bludger. {Russian drug friend; droog was used to mean a gang member in A Clockwork Orange, a novel by Anthony Burgess in which the characters spoke in a Russian based argot, published in 1962 but… …  

  • Droog (company) — Droog Type Privately held Industry design, creative agency, exhibitions Founded Amsterdam, The Netherlands (1993 (1993)) Founder(s) Renny Ramakers Gijs Bakker …   Wikipedia

  • Droog Design — ( droog is a Dutch word meaning dry ) is an internationally renowned Dutch design collective which designs and manufactures furniture and architectural features. Droog Design has helped launch the careers of designers such as Marcel Wanders,… …   Wikipedia

  • Droog Fort, Coonoor — Droog Fort is a tourist spot in Coonoor, The Nilgiris, Tamil Nadu.[1] Droog Fort is also called by name of Bakasura Malai.It is situated only at a distance of 13 km from Coonoor,[2] trekking must be undertaken to getting to this fort.[3]… …   Wikipedia

  • Droog House — (Бангалор,Индия) Категория отеля: Адрес: # 8 Nandidurg Road, 560046 Бангалор, Индия …   Каталог отелей

  • Droog Design — Gebäude von Droog Design Droog Design (droog ist niederländisch für „trocken“) ist ein international renommiertes niederländisches Designkollektiv mit Sitz in Amsterdam. Droog Design entwickelt und produziert Möbel, Lampen, Accesoirs und Objekte …   Deutsch Wikipedia

  • Droog Design — Commode Chest of Drawers de Tejo Remy Droog Design est un collectif néerlandais de designers apparu en 1993 et fondé officiellement en 1994 par Gijs Bakker et Renny Ramakers, qui crée meubles, objets et pièces d architecture. Il est défini par un …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”