Dschutsche-Ideologie

Dschutsche-Ideologie
Koreanische Schreibweise
Hangeul: 주체사상
Hanja: 主體思想
Revidiert: Juche sasang
McCune-R.: Chuch'e sasang
Chuch'e-Turm in Pjöngjang

Die Chuch'e-Ideologie (koreanische Aussprache: /ʨu.ʨʰe/; auch Juche-Ideologie, von koreanisch: Chuch'e – „Selbstständigkeit“, „Autarkie“; sprich Dschutsche) ist eine Ideologie, die vom verstorbenen Präsidenten Nordkoreas (Demokratische Volksrepublik Korea, DVRK) Kim Il-sung entwickelt wurde. Chuch'e ersetzte 1977 den Marxismus-Leninismus als Weltanschauung in der Verfassung der DVR Korea und gilt auch noch nach dem Tod Kim Il-sungs 1994 weiterhin als offizielle Weltanschauung der DVRK.

Überblick

Die Chuch'e-Ideologie wird von ihren Anhängern als Ausrichtung des Marxismus-Leninismus verstanden, widerspricht dessen Konzepten aber wesentlich. Sie wurde in den 1940ern – während der Revolution durch die Partei der Arbeit Koreas – entwickelt. Kernpunkte der Ideologie sind, dass die Interessen der eigenen Nation über denen der internationalen kommunistischen Bewegung stehen würden und dass ein „Arbeiterführer“ die Gesellschaft transformieren müsse. Zwar ist der Mensch Subjekt in der Chuch'e-Ideologie, doch es wird auch bedingungslose Loyalität gefordert. Der klassische Marxismus-Leninismus sei in seinen „historischen Grenzen“ gefangen, die Chuch'e-Ideologie jedoch ewig. Während man im klassischen Marxismus-Leninismus nach einer klassenlosen kommunistischen Gesellschaft strebt, fordert die Chuch'e-Ideologie nur eine „Freundschaft zwischen den Klassen“ (Anlehnung an das Kastensystem) und einen Sozialismus, der sich ewig weiterentwickelt.

Als weiteren Unterschied zum klassischen Marxismus-Leninismus betonen Chuch'e-Anhänger die Einbeziehung der Intellektuellen. So zeigt das Emblem der Partei der Arbeit Koreas Pinsel, Hammer und Sichel: den Hammer für die Arbeiterklasse, die Sichel für die Bauernschaft und den Pinsel für die Intellektuellen. Hierbei ist allerdings zu betonen, dass dieses Konzept keine „Erfindung“ aus Nordkorea ist. Auch andere kommunistische Strömungen wandten sich an die Intellektuellen, was teilweise auch in den verschiedenen Symbolen entsprechender Parteien und Bewegungen zum Ausdruck kommt.

Neun Jahre nach Kim Il-sungs Tod wurde in Nordkorea offiziell der Chuch'e-Kalender eingeführt. Er unterscheidet sich vom Gregorianischen Kalender durch die Jahreszählung, die mit dem Geburtsjahr Kims beginnt. So gilt seitdem das Jahr 1912 als Chuch'e 1.

Außerhalb der DVRK hat die Chuch'e-Ideologie kaum Bedeutung. Sie wird durch das Internationale Institut für Juche-Ideologie (IIJI), vertreten. Es gibt allerdings in einigen Ländern Juche-Studiengruppen, besonders in Lateinamerika und Afrika. In Deutschland gibt es einige sympathisierende Gruppen, z. B. den Freundeskreis der Juche-Ideologie in der KPD-Ost und die Korean Friendship Association-Germany, die engen Kontakt mit dem Komitee für Kulturelle Beziehungen mit dem Ausland in Pjöngjang hält.

Eine der Nationalblumen Nordkoreas, die Kimjongilia, steht für die Ideale der Chuch'e-Ideologie. Als Denkmal wurde ihr der Chuch'e-Turm errichtet.

Literatur

  • Luise Rinser: Nordkoreanisches Reisetagebuch. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-596-24233-9 (PDF ; Stand: 3. Oktober 2008). 
  • Colin Mackerras: The ‚Juche‘ idea and the thought of Kim Il Sung. In: Colin Mackerras, Nick Knight (Hrsg.): Marxism in Asia. Croom Helm, London 1985, ISBN 0312518528, S. 151–175 (Colin Mackerras verbrachte Anfang der 1980er Jahre sechs Wochen in der DVRK). 
  • Alfred Pfabigan: Schlaflos in Pjöngjang. Vom gescheiterten Versuch, einen skeptischen Europäer zu einem Mitglied der Großen Roten Familie zu machen. Verlag Christian Brandstätter, Wien 1986, ISBN 3854472048 (Alfred Pfabigan, Professor für Philosophie an der Universität Wien, reiste im Sommer 1982 auf Einladung des Pjöngjanger Chuch'e-Instituts nach Nordkorea). 
  • The International Seminar on the Juche Idea. Foreign Languages Publishing House, Pjöngjang, ISBN 1977. 
  • Kim Jong-il: Über die Dschutsche-Ideologie. Verlag für Fremdsprachige Literatur, Pjöngjang 1982 (PDF ; Stand: 8. November 2008). 
  • Kim Il-sung: Über die Beseitigung des Dogmatismus und des Formalismus sowie über die Herstellung des Juche in der ideologischen Arbeit. Verlag für Fremdsprachige Literatur, Pjöngjang 1971 (PDF ; Stand: 8. November 2008). 

Weblinks


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