Dux und Comes (Musik)

Dux und Comes (Musik)

Die Begriffe Dux (lat. „Führer“) und Comes (lat. „Gefährte“) werden in der Musik im Kontext von Fugenkompositionen verwendet.

In der Regel trägt die erste einsetzende Stimme einer solchen Komposition das Thema vor, das dann als Dux bezeichnet wird. Hierzu gesellt sich eine zweite Stimme. Sie bringt das Thema gewöhnlich auf der 5. Tonstufe, d. h., auf der Oberquinte bzw. der Unterquarte. Dies wird als Beantwortung des Themas oder als Comes bezeichnet.

Allerdings sind zwei Definitionen der Begriffe möglich:

  1. Der Dux ist stets die zuerst einsetzende Stimme, der Comes die nächste.
  2. Der Comes ist stets die Stimme, die auf der Oberquinte oder Unterquarte der Grundtonart einsetzt. Nach dieser Definition kann der Comes auch zuerst einsetzen.

Bereits in Friedrich Wilhelm Marpurgs Abhandlung von der Fuge (1753) wird auf diese beiden unterschiedlichen Definitionen hingewiesen.

Es gibt zwei Formen, wie der Comes gestaltet werden kann:

Inhaltsverzeichnis

Reale Beantwortung

Beispiel: Fugenbeginn von J. S. Bach, BWV 846.
Der Comes imitiert den Dux eine Quinte höher intervallgetreu.

Das Thema wird auf der anderen Tonstufe intervallgetreu imitiert. Meistens wird der Dux auf die 5. Stufe (und damit auf die heute als „Dominante“ umschriebene Tonart) übertragen. Dadurch, dass alle Intervalle getreu auf einer anderen Tonstufe abgebildet werden, kommt es gegebenenfalls zur Veränderung von Vorzeichen.

Tonale Beantwortung

Beispiel: Fugenbeginn von J. S. Bach, BWV 895.
Die Quinte ist im Comes zur Quarte erniedrigt (rot markiert).

Wenn im Themenkopf die Quinte über dem Grundton erscheint und dieser Ton im Thema eine prominente Stellung einnimmt, wird er im Comes zur Quarte abgewandelt (tonale Beantwortung), um die Identität der Tonart zu gewährleisten. Dieses Verfahren geht auf den Gebrauch der Modi im alten Kontrapunkt zurück.

Veränderungen größeren Umfangs

Beispiel: Fugenbeginn von J. S. Bach, BWV 1098 über den Choral "Wir glauben all´ an einen Gott".
Hier ist sogar eine ganze Passage in der Comes um einen Ganzton erniedrigt (rot markiert).

Es war allerdings durchaus auch üblich, um mehr als nur die Quinte zu erniedrigen. Beispiele hierzu findet man bei Bach und noch zahlreicher bei Buxtehude. Wichtig zu beachten ist dabei, dass die Töne offensichtlich immer um einen Ganzton erniedrigt wurden. Dies wirkte sich teilweise auch auf die Vorzeichen aus.

Beispiel: Fugenbeginn von Dietrich Buxtehude, BuxWV 147 .
Passagen der Comes sind um einen Ganzton erniedrigt (rot markiert).


Comes als erster Einsatz

Wie oben erwähnt, kann man laut Friedrich Wilhelm Marpurg manche Fugen auch so interpretieren, dass umgekehrt als sonst üblich, zuerst der Comes einsetzt und dieser von der Dux gefolgt wird. Notenbeispiele findet man bei Buxtehude.

Beispiel: Fugenbeginn von Dietrich Buxtehude, BuxWV 142 .
Umgekehrt als sonst setzt der Comes hier als erstes ein und wird von der Dux gefolgt. Die Quinte ist um einen Ganzton erniedrigt (rot markiert).


Literatur

Friedrich Wilhelm Marpurg: Abhandlung von der Fuge. Berlin 1753/4; Reprint: Laaber-Verlag, Laaber 2002, ISBN 978-3-89007-384-2


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