E-Modul

E-Modul

Der Elastizitätsmodul (auch: Zugmodul, Elastizitätskoeffizient oder Youngscher Modul, benannt nach dem englischen Arzt und Physiker Thomas Young) ist ein Materialkennwert aus der Werkstofftechnik, der den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung bei der Verformung eines festen Körpers bei linear elastischem Verhalten beschreibt.

Der Elastizitätsmodul wird mit E-Modul oder als Formelzeichen mit E abgekürzt und hat die Einheit einer mechanischen Spannung.

Der Plural von "der Elastizitätsmodul" lautet korrekt "die Elastizitätsmoduln". Oft wird aber auch die Form "die Module" (korrekt für die Mehrzahl von "das Modul" = zusammengesteckte Bauteile, z. B. die Solarmodule), "die Moduli" (aus dem Lateinischen eingedeutscht) oder "die Modulen" verwendet.

Der Betrag des Elastizitätsmoduls ist umso größer, je mehr Widerstand ein Material seiner Verformung entgegensetzt. Ein Bauteil aus einem Material mit hohem Elastizitätsmodul (z. B. Stahl) ist also steif, ein Bauteil aus einem Material mit niedrigem Elastizitätsmodul (z. B. Gummi) ist nachgiebig.

Der Elastizitätsmodul ist die Proportionalitätskonstante im Hookeschen Gesetz. Bei kristallinen Materialien ist der Elastizitätsmodul grundsätzlich richtungsabhängig. Sobald ein Werkstoff eine kristallographische Textur hat, ist der Elastizitätsmodul also anisotrop. Bei Materialien mit Orientierungen oder anisotropen Füllstoffen wie Fasern wird meist auch ein richtungsabhängiger Elastizitätsmodul gefunden.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Schematisches Spannungs-Dehnungs-Diagramm: für kleine Dehnungen linear, Hookesche Gerade mit Steigung E

Der Elastizitätsmodul ist als Steigung des Graphen im Spannungs-Dehnungs-Diagramm bei einachsiger Belastung innerhalb des linearen Elastizitätsbereichs definiert. Dieser lineare Bereich wird auch als Hookesche Gerade bezeichnet.

E=\frac{\mathrm{d}\sigma}{\mathrm{d}\varepsilon}=\mathrm{const.}

Dabei bezeichnet σ die mechanische Spannung (Normalspannung, nicht Schubspannung) und ε die Dehnung. Die Dehnung ist das Verhältnis von Längenänderung zur ursprünglichen Länge. Die Einheit des Elastizitätsmoduls ist die einer Spannung:

E in \mathrm{\frac{N}{mm^2}}, in SI-Einheiten: E in \mathrm{\frac{N}{m^2}} (Pascal)

Der Elastizitätsmodul wird als Materialkonstante bezeichnet, da mit ihm und den Querkontraktionszahlen das Elastizitätsgesetz aufgestellt wird. Der Elastizitätsmodul ist aber nicht bezüglich aller physikalischen Größen konstant. Er hängt von verschiedenen Umgebungsbedingungen wie z. B. Temperatur, Feuchte oder der Verformungsgeschwindigkeit ab.

Anwendung

Bei ideal linear elastischem Werkstoffgesetz (Proportionalitätsbereich im Spannungs-Dehnungs-Diagramm) ergibt sich die Federkonstante D eines geraden Stabes aus seiner Querschnittsfläche A, seiner Länge L0 und seinem Elastizitätsmodul E.

D=\frac{F}{\Delta L}=\frac{E \cdot A}{L_0}

Mit den Ausdrücken \sigma=\frac{F}{A} für die Spannung und \varepsilon=\frac{\Delta L}{L_0} für die Dehnung erhält man aus obiger Gleichung das Hookesche Gesetz für den 1-achsigen Spannungszustand

\sigma=E \cdot \varepsilon

und daraus den E-Modul

E=\frac{\sigma}{\varepsilon}

Typische Zahlenwerte

Hinweise zur Einheitenumrechnung:

  • 1\,\frac{\mathrm{N}}{\mathrm{mm}^2}= 1\,\mathrm{MPa} (Ein Newton pro Quadratmillimeter ist ein Mega-Pascal)


  • 1\,\frac{\mathrm{kN}}{\mathrm{mm}^2}= 1\,\mathrm{GPa} (Ein Kilo-Newton pro Quadratmillimeter ist ein Giga-Pascal)
Metallische Werkstoffe bei 20 °C Nichtmetallische Werkstoffe bei 20 °C
Material E-Modul in
kN/mm2
Material E-Modul in
kN/mm2
Ferritischer Stahl 210 CFK parallel
zur Faser
150
Austenitischer Stahl /
martensitischer Stahl
195 Glas 50 bis 90
Sphäroguss 170 bis 185 Glasfaser 55 bis 87
Grauguss 90 bis 155 Beton 22 bis 45
Messing 78 bis 123 Knochen 18 bis 21
Kupfer 120 Holz parallel
zur Faser
7 bis 20
Titan 105 CFK quer
zur Faser
13
Aluminium 70 Epoxid ~2,5
Magnesium 42 Polyamid 2-4
Blei 16 Polyester 1-5
Invar 130 bis 150 Polypropylen 1-2
Nickel 200 Holz quer
zur Faser
0,23 bis 1,33
Wolfram 411 Silikonkautschuk 0,01 bis 0,1

Bei flächigen Bauteilen wird mit Flüssen an Stelle von Spannungen gerechnet n_i=t\cdot\sigma_i. Daher setzt man hier einen dickenbezogenen Elastizitätsmodul ein, was einer Steifigkeit entspricht. Diese Größe hat die Einheit \mathrm{\frac{N}{mm}}.

Beziehungen elastischer Konstanten

Neben dem Elastizitätsmodul wird auch der Schubmodul, auch Scher- oder G-Modul genannt, verwendet, der in Torsion gemessen wird und je nach Querkontraktionszahl das 0,33- bis 0,5-fache des Elastizitätsmoduls beträgt. Bei steifen Materialien wird meistens der Elastizitätsmodul gemessen, bei weichen (Gele, Polymer-Schmelzen) der Schubmodul, da sich der Elastizitätsmodul bei solchen Systemen meist nicht mehr gut messen lässt, weil sich die Probe unter ihrem eigenen Gewicht verformt, das sog. Sagging.

Es gilt für ein linear-elastisches, isotropes Material folgender Zusammenhang zwischen dem Schubmodul G, dem Kompressionsmodul K und der Poissonzahl μ:

E = 2G \cdot (1+\mu) = 3K\cdot(1-2\mu) = \frac {9KG} {3K+G}

Häufige Missverständnisse

„Bezug E-Modul zu anderen Materialkonstanten?“

Häufig wird der Elastizitätsmodul mit anderen Materialkennwerten in Verbindung gebracht. Dies ist jedoch nicht einfach:

  • Der E-Modul hat keinen strengen Bezug zur Härte des Materials
  • Der E-Modul hat keinen strengen Bezug zur Streckgrenze Re des Materials
  • Der E-Modul hat keinen strengen Bezug zur Zugfestigkeit Rm des Materials

Ein einfacher Baustahl hat (fast) den gleichen E-Modul wie ein hochlegierter hochfester rostfreier Edelstahl.

Es gibt aber einen generellen Trend:

  • Der E-Modul eines Metalles steigt mit seiner Schmelztemperatur.

Wolfram hat einen höheren E-Modul als Eisen, als Kupfer, als Aluminium, als Blei.

Außerdem gilt:

Der Grund für die Zusammenhänge ist, dass sowohl der E-Modul als auch die Schmelztemperatur der Metalle von der Kraft-Abstands-Kurve der Atome abhängig sind.

„Spannungsreduktion durch besseres Material?“

Bei der Dimensionierung von Bauteilen herrscht oft die Meinung, dass bei einem „besseren“ Material die Spannungen kleiner werden müssten. Die Spannungen hängen aber nur von der Last und der Geometrie ab (Kraft pro Fläche), und nicht vom Material.

In Fällen von "statischer Unbestimmtheit" (z. B. Durchlaufträger, Bewegungen schwimmender Körper im Wellengang oder im Tidenhub, behinderte Wärmeausdehnung) sind die Kräfte und Spannungen abhängig von der Steifigkeit des statischen Systems. In solchen Fällen können Werkstoffe mit niedrigerem Elastizitätsmodul dazu führen, dass Bauteilspannungen reduziert werden.

„E-Modul = Steifigkeit“

Die Steifigkeit eines Bauteils hängt ab vom verwendeten Material und der Verarbeitung, aber auch von der Geometrie des Bauteils. Beim Zugstab ist die Steifigkeit das Produkt aus E-Modul und Querschnittsfläche geteilt durch die Länge, beim Biegebalken hängt die Steifigkeit vom E-Modul, dem Flächenträgheitsmoment und der Länge des Balkens ab. Bei Seilen ist die Steifigkeit außer vom Material sehr stark von der Flechtart abhängig.
Für komplexe Geometrien lässt sich kein einfacher Ausdruck für die „Steifigkeit“ formulieren. Mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode lassen sich diese mittels einzelner Elemente nachbilden und mit einer hierfür aufgestellten Gesamtsteifigkeitsmatrix lösen.

„sigma = E * epsilon“

Die Beziehung \sigma = E \cdot \varepsilon gilt nur für den einachsigen Zug. Im allgemeinen 2D- oder 3D-Spannungszustand muss das Hookesche Gesetz in seiner allgemeinen Form angewandt werden – hier kommen mehrere Spannungen in jeden Dehnungsterm, und mehrere Dehnungen in jeden Spannungsterm, z. B. \varepsilon_x = \frac 1 E \cdot [\sigma_x - \mu \cdot ( \sigma_y + \sigma_z)]. Hier bezeichnet μ die Poissonzahl.

Eine Bestimmung der Dehnung, z. B. mittels Dehnungsmessstreifen oder Speckle-Interferometrie ist also noch keine Bestimmung der Spannungen im Bauteil.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Modul — (das; [moːˈduːl]; Plural: Module, v. lat. modus ‚Maßstab, Maß‘) bezeichnet: Baustein, Bauelement, allgemein einen Teil eines größeren Systems; siehe Modularisierung Modul (Kognitionswissenschaften), eine funktionale Einheit im Gehirn Modul… …   Deutsch Wikipedia

  • modul — MODÚL, module, s.n. 1. Unitate de lungime convenţională, folosită în arhitectura clasică pentru determinarea proporţiilor elementelor componente ale unei construcţii, ale unui ordin arhitectonic. 2. (mat.) Valoare absolută a unui număr real (fără …   Dicționar Român

  • Modul (Computerspiele) — Modul für den Commodore VC 20 Leiterplatte eines Game B …   Deutsch Wikipedia

  • Modul [1] — Modul, a) einer komplexen Größe a + bi ist die Größe ; er ist immer positiv und heißt auch absoluter Betrag; b) s. Zahlentheorie; c) ganz im allgemeinen bedeutet Modul eine zu einer Gleichung oder zu einem geometrischen Gebilde gehörige… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Modul [3] — Modul (Modulus, Stichzahl) bezeichnet im Maschinenbau bei Verzahnungen die Zahl M, welche man erhält, wenn man die Zahnteilung t durch π (3,14 ...) dividiert: M = t/π. Der Teilkreisdurchmesser D eines Zahnrades ergibt sich demgemäß… …   Lexikon der gesamten Technik

  • modul — mȏdul m DEFINICIJA 1. utvrđena osnovna veličina, apsolutna vrijednost, norma 2. mat. brojevna karakteristika nekog matematičkog objekta, obično nenegativni realni broj pridružen tom objektu (broju, vektoru, funkciji itd.) na način kojim se… …   Hrvatski jezični portal

  • moduł — {{/stl 13}}{{stl 8}}rz. mnż I, D. u, Mc. modułule {{/stl 8}}{{stl 20}} {{/stl 20}}{{stl 12}}1. {{/stl 12}}{{stl 7}} wyodrębniony, odłączalny zespół tworzący funkcjonalną całość elementów, spełniający określoną funkcję w ramach większej całości,… …   Langenscheidt Polski wyjaśnień

  • Modul [2] — Modul (Model), in der Baukunst das Maß, womit die Verhältnisse der verschiedenen Säulenordnungen gemessen werden. Wenn es sich darum handelt, die Verhältnisse einer Säule mit einer andern zu vergleichen, so kann dies nicht zweckmäßig durch… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Modul — (Bauk.), so v.w. Model …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Modul — (lat. modulus), in der reinen und an gewandten Mathematik allgemein eine Zahl, die als Maßstab dient, z. B. Elastizitätsmodul (s. Elastizität). Im einzelnen wird das Wort M. in sehr verschiedener Bedeutung gebraucht. Zwei ganze Zahlen a und b… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Modul — Modul, s. Model …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”