- ECHELON
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Echelon ist der Name eines Spionagenetzes. Die Staaten USA, Vereinigtes Königreich (UK), Kanada, Australien und Neuseeland sind daran beteiligt.
Echelon war zunächst nur dazu gedacht, die militärische und diplomatische Kommunikation der Sowjetunion und ihrer Verbündeten abzuhören. Heute wird das System zur Suche nach terroristischen Verschwörungen, Aufdeckungen im Bereich Drogenhandel und als politischer und diplomatischer Nachrichtendienst benutzt. Seit Ende des Kalten Krieges dient dieses System auch der Wirtschaftsspionage.
Inhaltsverzeichnis
Echelonsystem
Das Echelon-System ist im Aufbau einfach. Alle Mitglieder der englischsprachigen Allianz sind Teil der nachrichtendienstlichen Allianz UKUSA, deren Wurzeln bis zum Zweiten Weltkrieg zurückreichen. Diese Staaten stellten Abhörstationen und Weltraumsatelliten auf, um Satelliten-, Mikrowellen- und Mobilfunk-Kommunikation abzuhören. Die eingefangenen Signale werden durch eine Reihe Supercomputer verarbeitet, die darauf programmiert wurden Zieladressen, Wörter, Sätze oder sogar individuelle Stimmen zu erkennen. Dabei ist es mittlerweile sogar möglich, nach ganzen Sachverhalten zu suchen und nicht nur nach einzelnen Schlagwörtern. Das Echelon-System unterliegt der Verwaltung der National Security Agency (NSA). Die NSA hat alleine in Maryland über 28.000 Mitarbeiter und ist damit die wohl größte Spionageabteilung weltweit.
Die Antennen des Echelon-Systems sind in der Lage, elektromagnetische Wellen einzufangen und dann zur weiteren zentralen Auswertung weiterzuleiten. Abgefangen werden die Nachrichten wahllos, die Auswertung erfolgt nachträglich über Stimm-, Schlüsselwort- oder sonstige Filter. Diese Vorgehensweise wird als „strategische Fernmeldekontrolle“ bezeichnet.[1]
Die Form der Gebäude (Radarkuppel) ist eine Hülle, um nicht die in der Kugel befindliche Satellitenschüssel erkennen bzw. die Ausrichtung der Satellitenschüssel ausmachen zu können. Ansonsten bestünde die Möglichkeit herauszufinden, welche Satelliten bzw. Regionen abgehört werden.[2]
1990
Nach Beendigung des Kalten Krieges im Jahr 1990 fiel der Hauptfeind, der Ostblock, als potentieller Gegner weg. Die US-Geheimdienste sollen 1991 ein neues Konzept vorgelegt haben, das der veränderten geopolitischen Lage angepasst wurde. Dieses Konzept bestimmte die Wirtschaftsspionage zum Hauptziel der Geheimdiensttätigkeiten.
Die neue geheimdienstliche Priorität, die Wirtschaftsspionage, wurde von George Bush sen. durch die Nationale Sicherheitsdirektive 67 - herausgegeben vom Weißen Haus am 20. März 1992 - festgelegt. Die freigewordenen Kapazitäten sollen die Echelon-Beteiligten genutzt haben, um die eigenen Verbündeten auf dem Gebiet der Wirtschaft auszuspionieren. Dies bestätigt auch die Aussage des ehemaligen CIA-Chefs James Woolsey im Wall Street Journal vom 17. März 2000, in dem er offen eine Spionage in Europa zugab.[3] Bekannt geworden ist der Fall, in dem Airbus einen milliardenschweren Vertrag mit Saudi-Arabien verloren hatte, als die NSA vermutlich durch Echelon herausgefunden hatte, dass Airbus bei der Auftragsvergabe die saudischen Geschäftsleute bestochen hatte.
2004
Eine in Bad Aibling in Bayern befindliche Echelonbasis (Bad Aibling Station) konnte bis 2004 große Bereiche Deutschlands oder sogar Europas abhören. Hier wurde in einem Verfahren der EU festgestellt[4], dass diese Anlage nach dem Ende des Kalten Krieges mehrheitlich der Wirtschaftsspionage dient und es wurde beschlossen, diese zu schließen. Bedingt durch die Ereignisse des 11. September 2001 wurde dieser Beschluss erst verspätet im Jahre 2004 umgesetzt.
In seinem Bericht an das EU-Parlament am 5. September 2001 stellte der „Berichterstatter des nicht ständigen EU-Untersuchungsausschusses zu Echelon“ Gerhard Schmid fest, dass innereuropäische Kommunikation kaum betroffen ist, sondern hauptsächlich transatlantische Verbindungen über Satellit oder Unterseekabel (siehe Weblinks).
Doch für Bad Aibling wurde ein Nachfolger gefunden: Am Rande des ehemaligen August-Euler-Flugplatz (von den USA auch „Dagger Complex“ genannt) in Darmstadt stand von 2004 bis 2008 der neue Horchposten mit fünf Radomen. Die Anlage wurde im Frühjahr 2004 fertiggestellt[5][6] (49° 51′ 20″ N, 8° 35′ 9″ O49.8555555555568.5858333333333 ); im Sommer 2008 wurden die Radome wieder demontiert.[7]
Ob Satelliten bereits fähig sind, die Bodenantennen zu ersetzen, ist fraglich. Die einzelnen Staaten dieser UKUSA-Allianz haben die zugewiesene Verantwortung für die Überwachung der verschiedenen Teile des Globus zu übernehmen.
Der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde das Spionagesystem erstmals 1976 durch Winslow Peck.
Herkunft des Begriffes
Vermutlich war die antike Echelon-Schlachtordnung der Namensgeber für dieses Spionagenetz.
In der Antike entstand die Echelonformation, siehe Schiefe Schlachtordnung. Echelonformation ist heute im englischen Sprachraum eine gestaffelte Kampfanordnung. Auch die Flugformation von Zugvögeln wird mitunter so bezeichnet.
Echelon kommt möglicherweise auch von französisch „échelle“ (Leiter, Tonleiter, Skala, Maßstab u.w.) bzw. „échellon“ (Leitersprosse, Stufe, aber auch die militärische Staffel). Ein Échellon ist auch ein optisches Gitter (Beugungsgitter).
Belege
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ "Ja, liebe Freunde, wir haben Euch ausgehorcht" In: DZ Nr. 14/2000
- ↑ siehe unten den Bericht des nichtständigen Ausschusses des EP über das Abhörsystem Echelon
- ↑ ECHELON-Station Griesheim bei Darmstadt
- ↑ Bleibt das Echelon-Lauschsystem Deutschland erhalten? Telepolis
- ↑ Nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau vom 30. Juni 2007 sollte die Anlage in Darmstadt bis Ende 2008 wieder abgebaut werden.
Siehe auch
- Computerlinguistik, Textmining, Mustererkennung, Kryptographie
- Ausländische Militärbasen in Deutschland
- Onyx, schweizerisches Abhörsystem
- Zahlensender
Literatur
- Alexander Dix: ECHELON auf dem parlamentarischen Prüfstand. In: DuD. Braunschweig 2000, S.659-661. ISSN 0724-4371
Weblinks
- Bericht des nichtständigen Ausschusses des EP über das Abhörsystem Echelon (A5-0264/2001, Berichterstatter: Gerhard Schmid) vom 11. Juli 2001 (Teil I (S. 1 ff.) und Teil II (S. 192 ff.)). Die unvollständig wiedergegebenen Tabellen des Anhangs IV sind in der HTML-Version einsehbar.
- BT-Drs. 14/3224 vom 17. April 2000
- Telepolis special: Echelon
- Bleibt das Echelon-Lauschsystem Deutschland erhalten? Telepolis Magazin
- Echelon Artikel - enthält eine Liste der Echelon Stationen
- Homepage von Kai Raven: Echelon - Das globale Abhörnetzwerk
- Weiterführende Links zum Thema Echelon
- Zeit-Online: Verrat unter Freunden
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