ETUO

ETUO
Flughafen Gütersloh
Flughafen Gütersloh (Nordrhein-Westfalen)
DEC
Kenndaten
IATA-Code GUT
ICAO-Code ETUO
Flugplatztyp Militärflugplatz
Koordinaten
Verkehrsanbindung
Entfernung vom Stadtzentrum 4 km von Gütersloh
Straße an der B 513, ca. 8 km zur A 2
Basisdaten
Eröffnung April 1937
Betreiber British Army
Fläche
Start- und Landebahn
09/27 2.252 m × 46 m Asphalt

Der Flughafen Gütersloh ist ein Militärflughafen in Gütersloh. Er liegt im Nordwesten des Stadtgebietes und grenzt an die Gemeinden Harsewinkel und Herzebrock, 72 m ü. NN. Der ICAO-Flughafencode ist ETUO. Einige Jahre lang wurde er auch zivil genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Fliegerhorst der Deutschen Luftwaffe (während des Zweiten Weltkrieges)

1935 wurde mit dem Bau für die deutsche Luftwaffe der Wehrmacht begonnen, der Abraum, hier befand sich die höchste eiszeitliche Düne Güterslohs, wurde für den Bau der heutigen Autobahn A2 verwendet. Im April 1937 wurde der Flughafen eröffnet.

An den Luftangriffen im Jahr 1940 auf Rotterdam waren Gütersloher Einheiten beteiligt. 1941 war Werner Mölders für einige Zeit in Gütersloh stationiert. 1943 bis 1945 waren Einheiten der Reichsverteidigung in Gütersloh stationiert, u. a. das Nachtjagd-„Ass“ Heinz-Wolfgang Schnaufer, Kommodore des 4. Nachtjagdgeschwaders. (Das Leitwerk seiner Messerschmitt Bf 110 befindet sich heute im Londoner Imperial War Museum). Im April 1944 starteten die Alliierten den ersten Bombenangriff auf den Flughafen, weitere folgten bis Ende März 1945.

RAF Gütersloh (während des Kalten Krieges)

Kurz vor Kriegsende 1945 wurde der Flughafen durch die Amerikaner eingenommen und nach vier Monaten an die Briten abgegeben. Erst diese bauten eine Beton-Landebahn und stationierten in den ersten beiden Jahren ein Geschwader Mosquitos in RAF Gütersloh. 1947 wurden diese durch ein Geschwader mit 3 Staffeln Tempests ersetzt. Von 1948 bis 1949 war Gütersloh Ausweichplatz für die Berliner Luftbrücke, was dazu führte, dass zusätzlich je eine Staffel Spitfires und Vampires in Gütersloh lagen. Die mit dem Ende der Luftbrücke einhergehende Entspannung der politischen Lage führte im Sommer 1949 zur Verlegung zweier Gütersloher Staffeln nach Asien (nach Malaya bzw. Hong Kong) und Abgabe einer Staffel an RAF Wunstorf, einer der Luftbrückenbasen.

1951 besuchte Dwight D. Eisenhower RAF Gütersloh in seiner Funktion als NATO-Oberbefehlshaber. Die erste Hälfte der 1950er Jahre stand ganz im Zeichen des NATO-Aufbaus und es wurden viele gemeinsame Manöver mit den neuen NATO-Partner durchgeführt. Die Gütersloher Staffeln wurden folgerichtig der 2. Allied Tactical Air Force der NATO unterstellt. Eine Ausnahme stellte insofern die zeitweilige Stationierung von Canberra-Bombern Mitte der 1950er Jahre dar, die dem Bomber Command unterstanden. Nach Abzug der Canberra 1957 wurde RAF Gütersloh bis 1970 Heimatbasis der Hunter, die zunächst einige Jahre als Tagjäger, ab Anfang der 1960er Jahre insbes. als Aufklärer eingesetzt wurde.

1965 fand die erste Visite anlässlich des Staatsbesuches von Queen Elisabeth II. statt. Ab 1965 bis 1977 waren hier im Rahmen der Quick Reaction Alert-Bereitschaft für Nordwestdeutschland ständig zwei Lightning-Abfangjäger startbereit, diese konnten jederzeit innerhalb weniger Minuten in der Luft sein. Seit Mitte der 1960er Jahre fungierte Gütersloh zusätzlich als „Airhead“ für die in Deutschland stationierte RAF Germany. Dies bedeutete neben dem täglichen Flugbetrieb der hier liegenden Staffeln eine Vielzahl weiterer Flugbewegungen von Transport- und Verkehrsflugzeugen. Erstere kamen meist aus RAF Brize Norton oder RAF Lyneham, letztere insbesondere aus Luton.

1967 fanden ein Großflugtag, 1972 ein Family Day und 1975 wieder ein Großflugtag statt. 1976 besuchte die Queen den Flughafen ein zweites Mal. Nach 12 Jahren verlegte die RAF Germany ihre Abfangjägerstaffeln 1977 nach RAF Wildenrath. Im Austausch kamen die bis dahin in RAF Wildenrath stationierten Harrier Senkrechterstarter nach RAF Gütersloh.

1982 fand mit Beteiligung Gütersloher Piloten der Falklandkrieg und das NATO Tiger Meet bei der 230. Squadron statt. Für eine Reforger Übung kamen 1984 Boeing 747 Jumbo Jets der British Airways nach Gütersloh. 1987 war wieder ein Family Day anlässlich des 50jährigen Bestehens. 1988 fand das letzte Display der Red Arrows im Rahmen der Vorbereitung für die Rhine Army Summer Show (RASS) in Bad Lippspringe statt.

Princess Royal Barracks (nach Beendigung des Kalten Krieges)

1993 wurde RAF Gütersloh aufgegeben und als „Princess Royal Barracks“ von der British Army übernommen, die auf dem Gelände Logistik- und Helikoptereinheiten stationierte. 1994 erfolgte die Aufnahme des zivilen Flugbetriebs durch die Flughafen Gütersloh GmbH, der jedoch auf Flugzeuge örtlicher Firmen beschränkt blieb. Plänen für die Nutzung durch zivile Verkehrsflugzeuge nach dem Vorbild von Hahn AB und RAF Laarbruch wurden hingegen von den damaligen rot-grünen Regierungen in Stadt und Land eine Absage erteilt.

Mitte der 1990er waren die Helikopter das 1. Regiment des Army Air Corps an den Jugoslawienkriegen beteiligt. Im Frühjahr 2000 wurde eine der drei Helikopterstaffeln zurück ins Vereinigte Königreich verlegt und die beiden verbleibenden Staffeln wurden um 2005 auf die noch heute eingesetzten Agusta/Westland Lynx AH9 Helikopter umgerüstet.

2003 wurde der zivile Flugbetrieb auf Wunsch der britischen Armee wieder eingestellt und 2004/05 begann ein Ausbau der Army-Einrichtungen.

Ende 2005 wurden in der Lokalpresse Vermutungen geäußert, es liefen im Verborgenen Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des militärischen Flugbetriebes: Kalibrierungsanflüge für das Luftnavigations-System TACAN durch Beech King-Air Maschinen häuften sich, die Landebahn würde gereinigt, Anflugschneisen freigeschnitten und die Befeuerungsanlage saniert. Dass man den Neubau des Naafi-Shops, der in der Einflugschneise liegt, in seiner Höhe beschränkte, wurde als weiteres Indiz für die Wiederaufnahme des Flugverkehrs gedeutet. Eine solche Planung wurde jedoch von den Briten verneint.

Nutzung

  1. 1937-1945 Deutsche Luftwaffe
  2. 1945 US Army Air Forces
  3. 1945-1993 Royal Air Force
  4. ab 1993 British Army (u. a. Army Air Corps)
  5. Mitte 1980er-1993 Firmen (Bertelsmann und Miele)
  6. 1994-2003 Flughafen Gütersloh GmbH

Stationierte Flugzeugtypen (Ziffer zu oben)

  1. Focke-Wulf Fw 190, Heinkel He 111P, Junkers Ju 52/3m, Junkers Ju 86, Junkers Ju 88, Messerschmitt Bf 109, Messerschmitt Bf 110G, Messerschmitt Me 262 - in alphabetischer Reihenfolge
  2. North American P-51 Mustang, Lockheed P-38 Lightning
  3. De Havilland Mosquito FB.VI, Hawker Tempest F.II, Supermarine Spitfire F24, De Havilland Vampire F1/FB5, Gloster Meteor FR9, English Electric Canberra B2/B1(8), Supermarine Swift FR5, Hawker Hunter F6/FR10, Westland Whirlwind HAR10, English Electric Lightning F2A, Westland Wessex HC2, BAe/Hawker Siddeley Harrier GR3/T4/GR5/GR7, Aérospatiale/Westland Puma HC1, Boeing Chinook HC1 - in der Reihenfolge der Stationierung
  4. Aérospatiale/Westland Gazelle AH1, Westland Lynx AH7/AH9

Wetterdaten

Die Briten stellen ihre am Flughafen Gütersloh für die Starts und Landungen der Helikopter erhobenen Wetterdaten der Weltorganisation für Meteorologie zur Verfügung. Damit können z.B. der Deutsche Wetterdienst oder Meteomedia (Wetterdienst von Jörg Kachelmann) auf Daten zur Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung und -geschwindigkeit, Niederschlagsmenge und Höhe der Wolkenuntergrenze zugreifen, ohne eine eigene Wetterstation in Gütersloh zu unterhalten.

Literatur

  • Gerry Lewis: Flugplatz Gütersloh - 1937-1987 - A Short History, Gütersloh 1987
  • Marc Tecklenborg: Royal Air Force Gütersloh - Jets & Airliner auf dem Flughafen bis 1993, Flöttmann Verlag, Gütersloh 1995; ISBN 3872310682
  • Marcus Herbote, Wilfried Zetsche: British Lightnings, AirDOC Verlag, Erlangen 2005; ISBN 3-935687-10-9
  • Marcus Herbote, Wilfried Zetsche: British Harriers - Teil 1, AirDOC Verlag, Erlangen 2008; ISBN 978-3-935687-14-0

Siehe auch

Weblinks


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