- Flughafen Gütersloh
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Flughafen Gütersloh Kenndaten IATA-Code GUT ICAO-Code ETUO Koordinaten 51° 55′ 22″ N, 8° 18′ 23″ O51.9228333333338.306333333333372Koordinaten: 51° 55′ 22″ N, 8° 18′ 23″ O 72 m ü. MSLVerkehrsanbindung Entfernung vom Stadtzentrum 4 km von Gütersloh Straße an der B 513, ca. 8 km zur A 2 Basisdaten Eröffnung April 1937 Betreiber British Army Start- und Landebahn 09/27 (1990) 2252 m × 46 m Asphalt Der Flughafen Gütersloh ist ein Militärflugplatz in Gütersloh. Er liegt im Nordwesten des Stadtgebietes und grenzt an die Gemeinden Harsewinkel und Herzebrock, 72 m ü. NN. Der ICAO-Flughafencode ist ETUO. Einige Jahre lang wurde er auch zivil genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Fliegerhorst der Luftwaffe
1935 wurde mit dem Bau des Flugplatzes für die Luftwaffe der neugegründeten Wehrmacht begonnen, der Abraum - hier befand sich die höchste eiszeitliche Düne Güterslohs - wurde für den Bau der Reichsautobahn (heutige A2) verwendet. Im April 1937 wurde der Flughafen eröffnet.
Im Winter 1939/40 wurde hier die II./KG 54 aufgestellt, die am 14. Mai 1940 am Luftangriff auf Rotterdam beteiligt war. 1943 bis 1945 waren Einheiten der Reichsverteidigung in Gütersloh stationiert, u. a. das Nachtjagd Offizier Heinz-Wolfgang Schnaufer, Kommodore des 4. Nachtjagdgeschwaders. Im April 1944 starteten die Alliierten den ersten Bombenangriff auf den Flughafen, weitere folgten bis Ende März 1945.
RAF Gütersloh (während des Kalten Krieges)
Im April 1945 wurde der Flughafen durch die US Army eingenommen und vier Monate später an die britische Besatzungsmacht übergeben. Die British Air Force of Occupation (BAFO) errichtete eine Betonlandebahn auf dem bei den Alliierten als Airfield Y.99 bezeichneten Platz und stationierte ab Herbst 1945 für zwei Jahre das 140. Wing, ein Geschwader Mosquitos. Auf der RAF Station Gütersloh, so die offizielle Bezeichnung ab Ende 1947, wurden diese durch drei Staffeln Tempests ersetzt. Von 1948 bis 1949 war Gütersloh Ausweichplatz für die Berliner Luftbrücke, was dazu führte, dass zusätzlich eine Staffel Spitfires und die erste mit Strahlflugzeugen Vampire ausgerüstete Staffel in Gütersloh lagen. Die mit dem Ende der Luftbrücke einhergehende Entspannung der politischen Lage führte im Sommer 1949 zur Verlegung zweier Gütersloher Staffeln nach Malaya bzw. Hong Kong und Abgabe einer Staffel an RAF Wunstorf, eine der Luftbrückenbasen.
1949 verblieben zunächst lediglich zwei Vampire-Staffeln in Gütersloh, nach Ausbruch des Koreakrieges kam es jedoch ab Mitte 1950 zur Verdoppelung der fliegenden Verbände. 1951 besuchte Dwight D. Eisenhower RAF Gütersloh in seiner Funktion als NATO-Oberbefehlshaber. Die erste Hälfte der 1950er Jahre stand ganz im Zeichen des NATO-Aufbaus und es wurden viele gemeinsame Manöver mit den neuen NATO-Partnern durchgeführt. Die Gütersloher Staffeln wurden folgerichtig der 2. Allied Tactical Air Force der NATO unterstellt. Eine Ausnahme stellte insofern die zeitweilige Stationierung von Canberra-Bombern Mitte der 1950er Jahre dar, die dem Bomber Command unterstanden. Nach Abzug der Canberra 1957 wurde RAF Gütersloh - mittlerweile im Rahmen der RAF Germany - bis 1970 Heimatbasis der Hunter, die zunächst einige Jahre als Tagjäger, ab Anfang der 1960er Jahre insbesondere als Aufklärer eingesetzt wurde.
1965 fand die erste Visite anlässlich des Staatsbesuches von Königin Elisabeth II. statt. Ab 1965 bis 1977 waren hier im Rahmen der Quick Reaction Alert-Bereitschaft für Nordwestdeutschland ständig zwei Lightning-Abfangjäger startbereit, diese konnten jederzeit innerhalb weniger Minuten in der Luft sein. Seit Mitte der 1960er Jahre fungierte Gütersloh zusätzlich als „Airhead“ für die RAF Germany. Dies bedeutete neben dem täglichen Flugbetrieb der hier liegenden Staffeln eine Vielzahl weiterer Flugbewegungen von Transport- und Verkehrsflugzeugen. Erstere kamen meist aus RAF Brize Norton oder RAF Lyneham, letztere insbesondere aus Luton.
1967 fanden ein Großflugtag, 1972 ein Family Day und 1975 wieder ein Großflugtag statt. 1976 besuchte die britische Königin den Flughafen ein zweites Mal. Nach 12 Jahren verlegte die RAF Germany ihre Abfangjägerstaffeln 1977 nach RAF Wildenrath. Im Austausch kamen die bis dahin in RAF Wildenrath stationierten Harrier Senkrechtstarter nach RAF Gütersloh.
1982 fand mit Beteiligung Gütersloher Piloten der Falklandkrieg und das NATO Tiger Meet bei der No. 230 Squadron statt. Für eine REFORGER Übung kamen 1984 Boeing 747 Jumbo Jets der British Airways nach Gütersloh. 1987 war wieder ein Family Day anlässlich des 50jährigen Bestehens. 1988 fand das letzte Display der Red Arrows im Rahmen der Vorbereitung für die Rhine Army Summer Show (RASS) in Bad Lippspringe statt.
sonstiges
Neben RAF Gütersloh gab es in Gütersloh zwischen Ende der 1940er und Ende der 1950er Jahre eine weitere RAF-Einrichtung, RAF Sundern. Die heute als Mansergh Barracks bekannte Kaserne der britischen Armee beherbergte in dieser Zeit das Hauptquartier der 2. Group.
Princess Royal Barracks (nach Beendigung des Kalten Krieges)
1993 wurde RAF Gütersloh aufgegeben und als „Princess Royal Barracks“ von der Britischen Rheinarmee (BAOR) übernommen, die auf dem Gelände Logistik- und Helikoptereinheiten stationierte. 1994 erfolgte die Aufnahme des zivilen Flugbetriebs durch die Flughafen Gütersloh GmbH, der jedoch auf Flugzeuge örtlicher Firmen beschränkt blieb. Plänen für die Nutzung durch zivile Verkehrsflugzeuge nach dem Vorbild von Hahn AB und RAF Laarbruch wurden hingegen von den damaligen rot-grünen Regierungen in Stadt und Land eine Absage erteilt.
Mitte der 1990er waren die Helikopter das 1. Regiments des Army Air Corps an den Jugoslawienkriegen beteiligt. Im Frühjahr 2000 wurde eine der drei Helikopterstaffeln zurück ins Vereinigte Königreich verlegt und die beiden verbleibenden Staffeln wurden um 2005 auf die noch heute eingesetzten Agusta/Westland Lynx AH9 Helikopter umgerüstet.
2003 wurde der zivile Flugbetrieb auf Wunsch der britischen Armee wieder eingestellt und 2004/05 begann ein Ausbau der Army-Einrichtungen.
Ende 2003 wurden in der Lokalpresse Vermutungen geäußert, es liefen im Verborgenen Vorbereitungen für die Wiederaufnahme des militärischen Flugbetriebes: Kalibrierungsanflüge für das Instrumenten-Lande-System ILS durch Beech-King-Air-Maschinen häuften sich, die Landebahn wurde gereinigt, Anflugschneisen freigeschnitten und die Befeuerungsanlage saniert. Damals führten auch zwei Harrier GR9 kurzzeitig Testflüge (Starts und Landungen) durch. Dass man den Neubau des Naafi-Shops, der in der Einflugschneise liegt, in seiner Höhe beschränkte, wurde als weiteres Indiz für die Wiederaufnahme des Flugverkehrs gedeutet. Eine solche Planung wurde jedoch von den Briten verneint. Es lag aber ein Schreiben des Bundesverteidigungsministeriums vor, welches besagt, dass die Infrastruktur des Platzes nicht durch die Baumaßnahmen eingeschränkt werden dürfe.
Nutzung
Die folgende Aufstellung gibt eine chronologische Zusammenfassung der Hauptnutzer:
- 1937–1945 Deutsche Luftwaffe
- 1945 US Army Air Forces
- 1945–1993 Royal Air Force
- seit 1993 British Army (u. a. Army Air Corps)
- Mitte 1980er Jahre – 1993 Firmen (Bertelsmann und Miele)
- 1994–2003 Flughafen Gütersloh GmbH
Stationierte Flugzeugtypen
Die Nutzer betrieben (in gleicher Reihenfolge wie im vorigen Abschnitt aufgeführt) folgende Luftfahrzeugmuster:
- Focke-Wulf Fw 190, Heinkel He 111P, Junkers Ju 52/3m, Junkers Ju 86, Junkers Ju 88, Messerschmitt Bf 109, Messerschmitt Bf 110G - in alphabetischer Reihenfolge
- North American P-51 Mustang, Lockheed P-38 Lightning
- De Havilland Mosquito FB.VI, Hawker Tempest F.II, Supermarine Spitfire F24, De Havilland Vampire F1/FB5, Gloster Meteor FR9, English Electric Canberra B2/B1(8), Supermarine Swift FR5, Hawker Hunter F6/FR10, Westland Whirlwind HAR10, English Electric Lightning F2A, Westland Wessex HC2, BAe/Hawker Siddeley Harrier GR3/T4/GR5/GR7, Aérospatiale/Westland Puma HC1, Boeing Chinook HC1 - in der Reihenfolge der Stationierung
- Aérospatiale/Westland Gazelle AH1, Westland Lynx AH7/AH9
Wetterdaten
Die Briten stellen ihre am Flughafen Gütersloh für die Starts und Landungen der Helikopter erhobenen Wetterdaten der Weltorganisation für Meteorologie zur Verfügung. Damit können z.B. der Deutsche Wetterdienst oder Meteomedia auf Daten zur Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Windrichtung und -geschwindigkeit, Niederschlagsmenge und Höhe der Wolkenuntergrenze zugreifen, ohne eine eigene Wetterstation in Gütersloh zu unterhalten.
Zukunft
Im Oktober 2010 gab die britische Regierung bekannt, ihre Streitkräfte bis 2020 aus Deutschland abzuziehen. Bereits zuvor wurde ein Gutachten zur Machbarkeit eines erneuten beschränkten privaten Flugbetriebs veröffentlicht. Demnach kostet der Betrieb neben Einmalinvestionen von knapp 15 Millionen Euro jährlich knapp 2 Millionen Euro.
Literatur
- Gerry Lewis: Flugplatz Gütersloh - 1937-1987 - A Short History, Gütersloh 1987
- Marc Tecklenborg: Royal Air Force Gütersloh - Jets & Airliner auf dem Flughafen bis 1993, Flöttmann Verlag, Gütersloh 1995; ISBN 3872310682
- Marcus Herbote, Wilfried Zetsche: British Lightnings, AirDOC Verlag, Erlangen 2005; ISBN 3-935687-10-9
- Marcus Herbote, Wilfried Zetsche: British Harriers - Teil 1, AirDOC Verlag, Erlangen 2008; ISBN 978-3-935687-14-0
- Wolfgang Büscher: Der Flughafen Gütersloh im Wandel der Zeit, Chancen und Risiken für den Raum Gütersloh / Bielefeld durch die Schließung bzw. Umwandlung des britischen Royal-Air-Force-Flughafens, Rheda-Wiedenbrück 1994; ISBN 3-929856-02-6
Siehe auch
Weblinks
- Luftaufnahme aus dem Jahr 2001
- Informationen für einen militärischen Anflug
- Army Air Corps
- Spotting Group Royal Air Force Gütersloh
- englischsprachiger Artikel über die Gütersloher Aufklärungs-Hunter
- Der Flugplatz Gütersloh - Chancen und Probleme eines ehemaligen Militärflughafens
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