EWS Schönau

EWS Schönau
Elektrizitätswerke Schönau
EWS Schönau
Unternehmensform GmbH
Gründung 1997
Unternehmenssitz Schönau im Schwarzwald
Unternehmensleitung

Ursula Sladek, Martin Halm

Mitarbeiter 31 (2008)
Umsatz etwa 38 Mio. Euro (2008)
Produkte

Verteilnetzbetreiber, Stromvertrieb

Website

www.ews-schoenau.de

Die Elektrizitätswerke Schönau sind ein Energieversorgungsunternehmen mit Sitz in Schönau im Schwarzwald. Das Unternehmen, das aus der Anti-AKW-Bewegung hervorgegangen ist, betreibt das örtliche Stromnetz und vertreibt bundesweit Ökostrom, wobei es für eine klimafreundliche und atomstromlose Energieversorgung eintritt.

Inhaltsverzeichnis

Eigentümer

Alleiniger Eigentümer der Elektrizitätswerke Schönau ist die Netzkauf GbR mit heute 650 Gesellschaftern aus Schönau im Schwarzwald und dem Bundesgebiet, die 1991 gegründet wurde, um das Stromnetz in Schönau im Schwarzwald zu erwerben.

Netzbetrieb

Die Elektrizitätswerke Schönau betreiben seit 1997 das Ortsnetz der Stadt Schönau im Schwarzwald. Dabei hat sich das Unternehmen zur Einhaltung folgender Leitlinien verpflichtet:

Bundesweiter Stromhandel

Zum Zeitpunkt der Liberalisierung des Stromhandels 1999 begannen die EWS bundesweit Ökostrom anzubieten. Ihr damaliger Kundenstamm bestand aus den 1.700 Haushalten im eigenen Schönauer Netzgebiet.

Heute zählen die EWS mit rund 75.000 Kunden zu den größten bundesweit tätigen ökologischen Energieversorgern (Stand Juni 2008).

Der Strom der Elektrizitätswerke Schönau stammt aus Wasserkraft (Neuanlagen) und hocheffizienten klimaschonenden Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die alle keinerlei Kapitalbeteiligung von Atomkraftwerksbetreibern oder deren Tochterunternehmen haben. Dies wird jährlich von TÜV Nord geprüft und zertifiziert.

Durch das Förderprogramm „Sonnencent“ (ein im Stromtarif erhaltener Förderbeitrag) der EWS für ökologische Stromerzeugungsanlagen sind bisher mehr als 1.100 Solarenergie-, Kraft-Wärme-Kopplungs-, Wasserkraft- und Biogasanlagen in Bürgerhand entstanden.

Energieträgermix

Information zum Energiemix gemäß Richtlinie 2003/54/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Juni 2003

  Bundesweiter
Durchschnitt – Stand 2006
Elektrizitätswerke Schönau – Stand 2007[1]
Atomenergie 29,0 % 0
Kohle, Öl 48,8 % 0
Erdgas* + Sonstige 10,2 % 6,7 %
(2006: 11,8 %; 2005: 20,5 %)
(* gasbetriebene, hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung)
Erneuerbare Energieträger 12,0 % 93,3 %
(2006: 88,2 %; 2005: 79,5 %)
(2006: 77,7 % Wasserkraft aus Neuanlagen und 10,5 % EEG-Anteil)
Radioaktiver Abfall (µg/kWh) 800 0
CO2-Emissionen (g/kWh) 520 17,3
(2006: 30; 2005: 53)

Geschichte

Entstehung

Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS)[2] sind aus einer Bürgerinitiative hervorgegangen, die nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 selbst aktiv eine ökologische Energieversorgung realisieren wollte. Anfangs wurden Energiesparwettbewerbe und Informationsveranstaltungen vor Ort organisiert und eine Tschernobyl-Kinderhilfe aufgebaut. Die Mitglieder der Bürgerbewegung hielten Stromsparberatungen ab, veröffentlichten Energiespartipps, schrieben Stromsparwettbewerbe aus, reaktivierten kleine Wasserkraftanlagen und unterstützten Kraft-Wärme-Kopplungs-Projekte. Die Kabarettgruppe der Energie-Initiative „Wattkiller“ ging in der Region auf Tournee. Die Schönauer Energieinitiativen (Eltern für atomfreie Zukunft, Netzkauf, Förderverein umweltfreundliche Stromerzeugung und Stromverteilung, Kraft-Wärme Schönau [3] und Elektrizitätswerke Schönau) wurden in der Presse unter dem Namen „Stromrebellen“ bekannt.

Die Übernahme des Stromnetzes

Da der damalige Strommonopolist Kraftübertragungswerke Rheinfelden (heute Energiedienst) sich nicht an den ökologischen Ideen beteiligen wollte, beschlossen die Bürger den auslaufenden Konzessionsvertrag der Stadt Schönau im Schwarzwald zu nutzen und selbst dem Gemeinderat ein Angebot vorzulegen. Als dieser ablehnte, wurde ein Bürgerentscheid (1991) zur Übernahme des Stromnetzes beantragt, den die Bürgerinitiative für sich gewinnen konnte.

Ein 1996 von der Gegenseite eingereichtes Bürgerbegehren wurde mit Unterstützung von zahlreichen Bürgerinitiativen, Fachleuten und Prominenten abgewiesen. Der Kauf des Stromnetzes wurde durch das Engagement von 750 Privatpersonen und die bundesweite Spendenkampagne „Ich bin ein Störfall“ realisiert.

Preise für die Schönauer Energieinitiativen

Die Arbeit der Schönauer Energieinitiativen wurde mit zahlreichen Preisen bedacht:

  • 1994 Deutscher Energiepreis [4]
  • 1996 Ökomanager des Jahres (WWF/Capital) [5]
  • 1997 Förderpreis „Demokratie leben“ [6]
  • 1997 Henry Ford European Conservation Award [7]
  • 1999 Nuclear Free Future Award [8]
  • 2003 Europäischer Solarpreis (Eurosolar) [9]
  • 2006 Preis der Arbeit [10]
  • 2007 Deutscher Gründerpreis

Die Mitbegründer der Schönauer Energieinitiativen Ursula und Michael Sladek wurden 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Literatur

  • Patrick Graichen: Kommunale Energiepolitik und die Umweltbewegung – Eine Public-Choice-Analyse der »Stromrebellen« von Schönau. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 2003, ISBN 3-593-37352-1.
  • Hartmut Graßl: Wetterwende – Vision: Globaler Klimaschutz - „Die Stromrebellen von Schönau“. Campus-Verlag, Frankfurt/New York 1999, ISBN 3-593-36035-7, S. 152f.
  • Bernward Janzing: Baden unter Strom. doldverlag, Vöhrenbach 2002, ISBN 3-927-67727-2, S. 272f.
  • Bernward Janzing (Hrsg.): Störfall mit Charme. doldverlag, Vöhrenbach 2008, ISBN 3-927677-56-6.
  • Stephan Rotthaus: Grüne Geldanlagen. Falken-Verlag, Niedernhausen/Taunus 2001, ISBN 3-806-82772-9.

Quellen


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