East-India-Company

East-India-Company
Die Flagge der englischen Ostindien-Kompanie 1600-1707
Flagge 1707-1801
Flagge 1801-1858

Die Britische Ostindien-Kompanie (British East India Company), früher English East India Company, abgekürzt EIC, war eine Ostindien-Kompanie, die durch einen Freibrief entstand, den Königin Elisabeth verschiedenen reichen Londoner Kaufleuten am 31. Dezember 1600 ausstellte. Die Gesellschaft erhielt den Namen Governors and Company of merchants of London trading to the East-Indies. Ihr wurde das Recht zugestanden, auf 15 Jahre sämtlichen Handel zwischen dem Kap der guten Hoffnung und der Magellan-Straße abzuwickeln. Sie erhielt auch ein Siegel, konnte ihren Gouverneur und die 24 Direktoren selbst wählen und durfte sich selbst Korporationsgesetze (by-laws) geben.

Zunächst rüstete man mit 72.000 Pfund Sterling fünf Schiffe aus, die unter der Führung von Kapitän James Lancaster am 5. Juni 1602 bei Aceh auf Sumatra landeten. 1604 und 1610 folgten weitere Expeditionen dieser Art. Eine Gesandtschaft an den Großmogul erwirkte das Recht, Handelsstationen an der Westküste von Vorderindien einzurichten. Doch konnte man erst nach dem Sieg über die widerstrebenden Portugiesen im Jahre 1612 dieses Privileg ausüben. In Madras und Hugli konnte die Kompanie gar erst 1640 wirksam werden, da dort die Holländer Widerstand leisteten.

Karl II. bestätigte am 3. April 1661 die früheren Privilegien und verlieh der Kompanie auch die Zivilgerichtsbarkeit, die Militärgewalt und das Recht, mit den „Ungläubigen“ in Indien Krieg zu führen und Frieden zu schließen. Zudem überließ er der Kompanie die Stadt Bombay als Dank für die geleistete Arbeit und den abgelieferten Profit zum Lehen.

Später erhielt die Kompanie von Jakob II. noch das Recht, Festungen zu bauen, Truppen auszuheben und Münzen zu schlagen, um sie der Niederländischen Ostindien-Kompanie gleichzustellen. 1694 wurden die Privilegien erneut bestätigt, jedoch nur unter großen Protesten der vom Monopol ausgeschlossenen Kaufmannschaft im Londoner Parlament. Zunehmende Kritik erntete man auch aufgrund der drückenden Herrschaft in Indien. Die Regierung erteilte deshalb 1698 einer Konkurrenzgesellschaft die gleichen Rechte wie der „Company of merchants“. Sie war deshalb gezwungen, sich 1708 mit dieser zur „United East-India Company“ zusammenzuschließen. Die Geschäfte der Gesellschaft blühten in nie gekanntem Ausmaß und man erhielt einen bedeutenden Einfluss auf die politischen Verhältnisse in Indien. In der Indiabill der Regierung Pitt wurde die Kompanie unter die Aufsicht eines Kontrollamts gestellt, das als Ministerialabteilung fungierte. In Handelsangelegenheiten behielt die Kompanie ihre alte Selbständigkeit, doch wurde die Anstellung der höheren Beamten, Richter und Heerführer unter staatliche Aufsicht gestellt.

1813 verlor die Gesellschaft ihre Sonderrechte auf den Handel, behielt aber die oberste Gewalt in den bürgerlichen und militärischen Angelegenheiten. Zunehmende Aufstände, zuletzt derjenige der Sipahi 1857, führten dazu, dass man die Rechte der Kompanie an die englische Krone übertrug. Hierzu erließ das englische Parlament am 2. August 1858 eine neue Indiabill. Die letzte Sitzung der Direktoren fand am 30. August 1858 statt.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung

Von ihrem Hauptquartier in der Leadenhall Street in London organisierte sie die Gründung der britischen Kolonie Indien. Im Jahr 1717 erhielt die Gesellschaft ein kaiserliches Dekret vom Mogulkaiser in Indien, der sie von der Zahlung von Zöllen in Bengalen befreite. Dadurch erhielt sie einen bedeutenden Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten. Ein entscheidender Sieg durch Sir Robert Clive in der Schlacht von Plassey 1757 ließ die Britische Ostindien-Kompanie auch zu einem militärischen Machtfaktor werden. Bis zum Jahr 1760 konnten die Franzosen weitgehend aus Indien vertrieben werden. Nur einige Handelsniederlassungen an der Küste wie Pondicherry verblieben.

Die Kompanie hatte auch Interessen entlang der Routen von Großbritannien nach Indien. Schon 1620 versuchte die Kompanie, die Gegend um den Tafelberg in Südafrika zu beanspruchen. Später besetzte und beherrschte sie St. Helena. Ebenso wurden Niederlassungen in Hongkong und Singapur etabliert. Sie engagierte Kapitän Kidd, um gegen die Piraterie vorzugehen. Ebenfalls erweiterte sie die Teeproduktion in Indien. Ein anderes denkwürdiges Ereignis in der Kompaniegeschichte war die Bewachung des Gefangenen Napoleon auf St. Helena. Auch bildeten ihre Waren den Gegenstand der Boston Tea Party in der Kolonie Amerika.

Die Flagge der Britischen Ostindien-Kompanie mit dem Kreuz von St. Georg in der linken oberen Ecke sowie waagerechten Streifen soll als Vorlage für die US-Flagge Stars and Stripes gedient haben (Charles Fawcett, 1937). Die britische Flagge stammt aus den Gründungsjahren im 17. Jahrhundert, Stars and Stripes wurde 1777 geschaffen.

Die Werften der Ostindien-Kompanie dienten als Vorbild für diejenigen in Sankt Petersburg, Teile ihrer Verwaltung sind in der indischen Bürokratie erhalten geblieben, und ihre Gesellschaftsstruktur war das erfolgreichste Modell einer Aktiengesellschaft.

Die Tributforderungen von Managern der Kompanie an das Schatzamt in Bengalen trugen zur großen Hungersnot 1770-1773 bei, die Millionen von Menschenleben forderte.

Geschichte

Die Gründungsjahre

Die Gesellschaft wurde als The Governor and Company of Merchants of London Trading into the East Indies von einer Gruppe unternehmungslustiger und einflussreicher Geschäftsmänner gegründet, die einen königlichen Freibrief mit einem exklusivem Recht (Monopol) zum Handel mit Indien für eine Dauer von 15 Jahren erhielt. Die Kompanie hatte 125 Anteilseigner und ein Grundkapital von 72.000 Pfund. Anfänglich konnte sie jedoch die niederländische Kontrolle über den Gewürzhandel kaum erschüttern. Auch gelang es ihr zunächst nicht, einen dauerhaften Stützpunkt in Indien zu errichten. Schließlich erreichten ihre Schiffe Indien und legten in Surat an. Dort wurde dann auch 1608 ein Handelsstützpunkt errichtet. In den folgenden zwei Jahren konnte sie ihr erstes Handelskontor in Machilipatnam an der Koromandelküste in der Bucht von Bengalen aufbauen. Die hohen Gewinne, die von der Kompanie in Indien gemeldet wurden, veranlassten König James I., auch anderen britischen Handelsgesellschaften Lizenzen zu erteilen. Doch 1609 erneuerte er den Freibrief der Kompanie für unbestimmte Zeit, mit der Einschränkung, dass der Freibrief nach drei aufeinanderfolgenden Jahren ohne Gewinne außer Kraft treten würde.

Niederlassungen in Indien

Ihre Händler waren häufig in Zusammenstöße mit ihren niederländischen Gegenspielern im indischen Ozean verwickelt. Vielleicht sah man die Nutzlosigkeit von Handelskriegen in fernen Gewässern ein, jedenfalls entschlossen sich die Briten, Möglichkeiten einer dauerhaften Niederlassung auf dem indischen Festland zu erkunden. Man veranlasste die britische Regierung, eine diplomatische Initiative zu beginnen. 1615 wurde Sir Thomas Roe von James I. beauftragt, den Mogulkaiser Jahangir aufzusuchen, der 70 Prozent des Subkontinents beherrschte. Das Ziel dieser Mission war es, ein Handelsabkommen abzuschließen, das der britischen Ostindien-Kompanie exklusive Rechte geben würde, sich in Surat und anderen Gegenden niederzulassen und Kontore zu gründen. Im Gegenzug bot die Kompanie an, den Kaiser mit Waren und Luxusgütern aus Europa zu versorgen. Die Mission war überaus erfolgreich, und Jahangir übermittelte ein Schreiben an James I., in dem er schrieb:

Auf die Versicherung Ihrer königlichen Liebe hin habe ich allgemeinen Befehl an alle Königreiche und Häfen meiner Herrschaft gegeben, alle Händler der englischen Nation als die Untertanen meines Freundes zu empfangen; dass sie, wo auch immer sie wählen zu wohnen, sie vollkommene Freiheit ohne Einschränkung genießen; und wo auch immer sie ankommen sollen, weder Portugal noch irgendjemand anderes es wagen soll, ihre Ruhe zu stören; und wo auch immer sie sich niedergelassen haben, habe ich meine Gouverneure und Hauptleute angewiesen, ihnen diejenige Freiheit einzuräumen, die sie sich selbst wünschen; zu verkaufen, zu kaufen und in ihr Land zu transportieren, wie sie es belieben.
Zur Bestätigung unserer Liebe und Freundschaft wünsche ich mir von Ihrer Majestät, ihren Händlern zu befehlen, auf ihren Schiffen alle Arten von Luxusgütern und prächtige Waren zu transportieren, die meines Palastes würdig sind; und dass Sie mir Ihre königlichen Briefe bei jeder Gelegenheit senden, so dass ich mich Ihrer Gesundheit und erfolgreichen Angelegenheiten erfreuen kann; dass unsere Freundschaft gegenseitig und ewig währte.

Expansion

Mogulkaiserreich um 1700

Mit derartiger Unterstützung gelang es der Kompanie bald, die Portugiesen zu übertreffen, die Niederlassungen in Goa und Bombay gegründet hatten. Ihr gelang es, Niederlassungen in Surat (Kontorgründung 1612), Madras (1639), Bombay (1668) und Kalkutta zu gründen. Im Jahr 1647 hatte die Kompanie 23 Kontore und 90 Angestellte in Indien. Die Hauptkontore wurden die Festungen Fort William in Bengalen, Fort St. George in Madras und Bombay Castle. Im Jahr 1634 erweiterte der Mogulkaiser seine Gastfreundschaft für die englischen Händler in der Region Bengalen (und im Jahr 1717 befreite er sie vollständig von den Zöllen für Waren). Das Kerngeschäft der Kompanie waren nun Baumwolle, Seide, Indigo-Farbstoff, Salpeter und Tee. Während der gesamten Zeit versuchte sie, in das niederländische Gewürzmonopol in der Straße von Malakka vorzudringen. Im Jahr 1711 errichtete die Kompanie eine Handelsniederlassung in Kanton, China, um mit Tee Silber einzutauschen. 1657 erneuerte Oliver Cromwell den Freibrief von 1609, und veranlasste geringfügige Veränderungen in der Eigentümerstruktur der Kompanie. Die Stellung der Kompanie wurde durch die Wiederherstellung der Monarchie in Großbritannien erhöht. Durch eine Abfolge von 5 Gesetzeserlässen um das Jahr 1670 stattete König Charles II. sie mit den Rechten aus, selbständig Territorien zu erwerben, Geld zu prägen, Festungen und Truppen zu befehligen, Bündnisse einzugehen, Krieg zu erklären, Frieden zu schließen und sowohl Zivil- als auch Strafgerichtsbarkeit in den erworbenen Gebieten auszuüben. Die Kompanie, von Handelskonkurrenten, anderen imperialen Mächten und zeitweilig feindlich gesinnten einheimischen Herrschern umgeben, hatte einen wachsenden Bedarf an militärischem Schutz. Deshalb war die Freiheit, ihre militärischen Angelegenheiten selbst zu regeln, ein willkommenes Geschenk, und die Kompanie stellte ab 1680 rasch ihre eigenen Streitkräfte auf, die sie hauptsächlich aus der einheimischen Bevölkerung rekrutierte. Somit kann man darüber diskutieren, ob die Kompanie ab 1689 auf dem indischen Festland einen Staat darstellt, da sie weitgehend souverän war. Sie verwaltete die riesigen Gebiete von Bengalen, Madras und Bombay, zudem besaß sie vortreffliche und ehrfurchtgebietende militärische Schlagkraft.

Der Weg zum vollkommenen Monopol

Handelsmonopol

Der Wohlstand, den die Angestellten der Kompanie genossen, ermöglichte ihnen, in ihre Heimat zurückzukehren und dort große Vermögen und Unternehmen zu erwerben, und dadurch politische Macht zu erlangen. Daraus folgend entwickelte die Kompanie ihre eigene Lobby im Parlament. Trotz allem geriet sie unter Druck ehrgeiziger Geschäftsleute und früherer Partner der Kompanie (abschätzig von der Kompanie Gesprächspartner genannt), die ebenfalls private Handelsfirmen in Indien etablieren wollten. Dies führte zur Verabschiedung eines Deregulierungsgesetzes 1694. Dieses Gesetz erlaubte es jeder englischen Firma, mit Indien zu handeln, sofern es nicht ausdrücklich durch ein Parlamentsgesetz verboten war. Hierdurch wurde der Freibrief aufgehoben, der beinahe 100 Jahre in Kraft gewesen war. Durch ein Gesetz von 1698 wurde eine neue "parallele" Ostindien-Kompanie (offiziell English Company Trading to the East Indies genannt) ins Leben gerufen, die über eine staatliche Bürgschaft von 2 Millionen Pfund verfügte. Doch bald erwarben die mächtigen Anteilseigner der alten Kompanie für 315.000 Pfund Anteile an dem neuen Konzern und beherrschten die Gesellschaft. Die beiden Gesellschaften konkurrierten eine Zeit lang sowohl in England als auch in Indien um Marktanteile. Schnell wurde jedoch klar, dass die ursprüngliche Gesellschaft kaum messbaren Wettbewerb spürte. Beide Gesellschaften fusionierten im Jahr 1702 unter einem dreiseitigen Abkommen zwischen dem Staat und den zwei Gesellschaften. Diesem Abkommen zufolge lieh die fusionierte Gesellschaft dem Finanzministerium eine Summe von 3.200.000 Pfund und erhielt im Gegenzug für drei Jahre exklusive Handelsrechte - danach sollte die Situation erneut begutachtet werden. Die verschmolzene Gesellschaft wurde zur United Company of Merchants of England Trading to the East Indies (Vereinigte Gesellschaft der Händler Englands, die mit Ostindien handeln).

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich ein hin und her zwischen der Lobby der Ostindien-Kompanie und dem Parlament. Die Kompanie versuchte, ihre Privilegien dauerhaft zu etablieren, während das Parlament nicht freiwillig die Möglichkeit aufgeben wollte, die Gewinne der Kompanie abzuschöpfen. Im Jahr 1712 erneuerte ein Gesetz den Status der Kompanie, doch die Verbindlichkeiten wurden zurückgezahlt. Im Jahr 1720 kamen 15 % der britischen Einfuhren aus Indien, und beinahe alle davon wurden über die Ostindien-Kompanie abgewickelt. Dies verstärkte den Einfluss ihrer Lobby. Im Jahr 1730 wurde die Lizenz durch ein neuerliches Gesetz bis 1766 verlängert.

Zu dieser Zeit wurden Großbritannien und Frankreich zu erbitterten Rivalen, und es kam zu häufigen Gefechten zwischen ihnen um die Kontrolle ihrer kolonialen Erwerbungen. Im Jahr 1742 fürchtete die britische Regierung die finanziellen Auswirkungen eines Krieges und stimmte der Ausweitung des Handelsmonopols der Ostindien-Kompanie mit Indien bis 1783 zu. Im Gegenzug erhielt sie einen weiteren Kredit von einer Million Pfund. Die Gefechte mündeten in dem befürchteten Krieg, und zwischen 1756 und 1763 lenkte der Siebenjährige Krieg die staatliche Aufmerksamkeit auf die Verstärkung und Verteidigung ihrer Territorien in Europa und Nordamerika. Der Krieg fand auch auf dem indischen Subkontinent statt, zwischen den Truppen der Ostindien-Kompanie und französischen Streitkräften. Um dieselbe Zeit gewann Großbritannien durch die Ankunft der industriellen Revolution einen Vorsprung vor den europäischen Rivalen. Die Nachfrage nach indischen Rohstoffen wurde durch den Bedarf der Wirtschaft und zur Unterhaltung der Truppen in Kriegszeiten angeschoben. Als Ausgangspunkt der industriellen Revolution erfuhr England einen höheren Lebensstandard, und dieser Zyklus aus Wohlstand, Nachfrage und Produktion hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf den Überseehandel. Die Ostindien-Kompanie wurde zum größten einzelnen Teilnehmer im britischen Welthandel, und reservierte sich eine unangreifbare Position in den Entscheidungsprozessen der Regierung.

Kolonialmonopol

Der Krieg endete mit einer Niederlage der französischen Streitkräfte und begrenzte die französischen imperialen Ambitionen. Auch begrenzte die Niederlage den Einfluss der industriellen Revolution in den französischen Gebieten. Robert Clive, der Generalgouverneur von Indien, führte die Ostindien-Kompanie zu einem bemerkenswerten Sieg gegen Joseph François Dupleix, den Kommandeur der Franzosen in Indien, und eroberte Fort St. George von diesen zurück. Durch den Vertrag von Paris (1763) wurden die Franzosen gezwungen, ihren Handel durch kleine Enklaven in Pondicherry, Mahé, Karaikal, Yanam und Chandannagar ohne militärische Präsenz abzuwickeln. Obwohl diese kleinen Außenposten für zwei Jahrhunderte in französischem Besitz blieben, wurden die französischen Ambitionen auf indische Gebiete de facto begraben. Der Ostindien-Kompanie wurde dadurch ein größerer potenzieller Wettbewerber erspart. Im Gegensatz dazu war die Ostindien-Kompanie nach diesem kolossalen Sieg und mit dem Rückhalt ihrer disziplinierten und erfahrenen Armee in der Lage, ihren Einfluss weiter auszudehnen.

Lokaler Widerstand

Die Ostindien-Kompanie erfuhr jedoch weiterhin Widerstand von einheimischen Herrschern. Robert Clive führte die Streitkräfte der Kompanie gegen Siraj-ud-Daula, der über französische Unterstützung verfügte, in der Schlacht von Plassey 1757 zum Sieg. Hierdurch beseitigte er den letzten nennenswerten Widerstand in Bengalen. Dieser Sieg entfremdete die Briten und die Mogulkaiser, denen Siraj als autonomer Herrscher gedient hatte. Aber das Mogulkaiserreich befand sich nach dem Tod von Aurangzeb bereits im Niedergang und zerbrach in der Folge in Stücke und Enklaven. Nach der Schlacht von Baksar übergab der nur noch formal herrschende Kaiser, Shah Alam, die Verwaltungsrechte über Bengalen, Bihar und Orissa. So wurde Clive zum ersten britischen Gouverneur von Bengalen. Haider Ali und Tipu Sultan, die legendären Herrscher von Mysore, machten den Briten das Leben schwer. Sie hatten sich mit den Franzosen verbündet und setzten ihren Kampf gegen die Kompanie mit den vier Kriegen von Mysore fort. Mysore wurde schließlich 1799 von den Briten eingenommen. Dabei wurde Tipu erschlagen. Mit dem allmählichen Machtverlust des Maratha-Imperiums in der Folge des Krieges mit den Engländern sicherten sich diese Bombay und dessen Umgebung. Bei diesen Feldzügen bewies Arthur Wellesley, der spätere Herzog von Wellington, das erste Mal seine Fähigkeiten, die schließlich zu seinem Sieg in Spanien und in der Schlacht von Waterloo führten. Ein besonders bemerkenswertes Zusammentreffen von Streitkräften unter seinem Kommando war die Schlacht von Assaye. Damit sicherten sich die Briten das gesamte südliche Indien (mit Ausnahme der französischen Enklaven und einiger einheimischer Herrscher), Westindien sowie Ostindien. Die letzten Überreste der lokalen Verwaltung waren auf die nördlichen Regionen um Delhi, Avadh, Rajputana und Punjab begrenzt, wo sich die Präsenz der Kompanie inmitten der lokalen Auseinandersetzungen und zweifelhaften Schutzangeboten seitens der Kompanie immer weiter ausdehnte. 1848, nach dem Ersten und Zweiten Sikh-Krieg wurde auch der Punjab dem Gebiet der Kompanie angegliedert. Drohungen und Diplomatie verhinderten, dass die einheimischen Herrscher sich gegen die Kompanie verbünden konnten. Die hundert Jahre zwischen dem Sieg in der Schlacht von Plassey bis zum Sepoy-Aufstand 1857 waren eine glückliche Zeit für die Kompanie, die sich von einer Handelsgesellschaft immer mehr zu einem Staat entwickelte.

Regulierung der Angelegenheiten der Ostindien-Kompanie

Finanzielle Schwierigkeiten

Obwohl die Ostindien-Kompanie bei der Unterwerfung widerspenstiger Staaten immer mutiger und ehrgeiziger vorging, wurde es von Tag zu Tag klarer, dass die Kompanie nicht in der Lage war, die riesigen neu erworbenen Gebiete zu verwalten. Die Hungersnot von Bengalen, bei der ein Sechstel der einheimischen Bevölkerung ums Leben kam, ließ zu Hause die Alarmglocken schrillen. Die Ausgaben für Militär und Verwaltung in Bengalen stiegen wegen des Niedergangs der Produktivität steil an. Zur selben Zeit herrschte in ganz Europa wirtschaftliche Stagnation und Depression, ausgelöst durch die Nachwehen der industriellen Revolution. Großbritannien wurde mit einer Rebellion in Nordamerika (einem der Hauptimporteure für Tee) konfrontiert, und Frankreich stand am Rande einer Revolution. Die verzweifelten Direktoren der Ostindien-Kompanie versuchten durch einen Appell an das Parlament, den Bankrott abzuwenden. Hierin baten sie um finanzielle Unterstützung. Daraufhin wurde der Tea Act von 1773 erlassen, in dem der Kompanie größere Autonomie bei der Abwicklung ihres Handels in Nordamerika eingeräumt wurde. Durch die monopolistischen Aktivitäten wurde jedoch die Boston Tea Party ausgelöst. Dies war eines der wichtigsten Ereignisse, die später zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg führten.

Regulierungsgesetz von 1773

Nachdem die Vereinigten Staaten die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangt hatten, wechselte der Blickpunkt der Engländer auf die andere Seite des Globus nach Indien. Die für Indien bestimmten Armeen als auch diejenigen der Ostindien-Kompanie wuchsen, und mit ihnen auch die Betriebskosten. Die Kompanie wurde durch den Regulating Act for India 1773 gezwungen, sich einer Abfolge von Reformen der Verwaltung und der Wirtschaftlichkeit zu unterziehen. Trotz hartnäckigem Widerstand der Ostindien-Lobby im Parlament und durch die Anteilseigner der Kompanie wurde das Gesetz verabschiedet. Es führte bedeutsame Kontrollen durch die Regierung ein und ermöglichte es, Land formal unter die Kontrolle der Krone zu stellen, danach jedoch auf zwei Jahre zur Pacht von 40.000 Pfund an die Ostindien-Kompanie abzugeben. Unter diesen Bedingungen wurde der Gouverneur von Bengalen Warren Hastings in den Rang eines Generalgouverneurs befördert. Ihm unterstand die Verwaltung von ganz Britisch-Indien. Diese sahen vor, dass seine Nominierung in Zukunft durch einen Viererrat geschehen sollte, der durch die Krone ernannt wurde. Ihm wurde die Macht über Krieg und Frieden gegeben. Außerdem sollten britische Juristen nach Indien gesandt werden, um die Anwendung britischen Rechts sicherzustellen. Der Generalgouverneur und der Rat hatten damit vollständige legislative Kompetenzen. So wurde Warren Hastings zum ersten Generalgouverneur von Indien. Der Ostindien-Kompanie wurde es erlaubt, ihr Handelsmonopol zu behalten. Im Gegenzug musste sie alle zwei Jahre einen Betrag an die Krone leisten und sich verpflichten, ein Minimum an Waren nach England zu exportieren. Auch die Verwaltungskosten mussten durch die Kompanie aufgebracht werden. Diese Bedingungen, die zunächst von der Kompanie begrüßt wurden, hatten ein leidiges Nachspiel. Der Kompanie waren jährliche Lasten auferlegt, und ihre finanzielle Situation verschlechterte sich anhaltend.

Niedergang der Ostindien-Kompanie

In der Zwischenzeit fiel Hastings beim Viererrat in Ungnade. Der Rat kehrte nach England zurück und leitete ein Verfahren wegen Korruption gegen ihn ein, das schließlich zu seiner Absetzung führte. Der Regulating Act wurde als Fehlschlag betrachtet, da auf Anhieb klar wurde, dass die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen der Regierung und der Kompanie in höchstem Maße ungewiss und Auslegungssache war. Die Regierung fühlte sich auch verpflichtet, humanitäre Gesuche zu beachten, die sich um eine bessere Behandlung der einheimischen Bevölkerung in britisch-besetzten Gebieten bemühten. Edmund Burke, ein früherer Anteilseigner der Ostindien-Kompanie und Diplomat fühlte sich veranlasst, die Situation durch das Einbringen einer India Bill 1783 zu entschärfen. Das Gesetz wurde jedoch auf Grund intensiver Lobbyarbeit durch die Ostindien-Kompanie und wegen Vorwürfen von Vetternwirtschaft bei der Benennung von Räten verworfen. Trotz allem war dieses Gesetz ein wichtiger Schritt hin zur Zurückdrängung der Ostindien-Kompanie, und in dem Indien-Gesetz von 1784 wurde der Konflikt freundschaftlich beigelegt. Hierin wurde die Kontrolle von Regierung und Handel zwischen der Krone und der Kompanie sauber abgegrenzt. Nach diesem Wendepunkt funktionierte die Kompanie als reguliertes Tochterunternehmen der Krone, und die Kompanie dehnte ihren Einfluss auf die benachbarten Gebiete durch Zwang und Drohungen aus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte sich die Herrschaft der Kompanie über weite Teile Indiens, Burmas, Singapur und Hong Kong, und 20 % der Weltbevölkerung standen unter ihrer Kontrolle.

Unterdessen dehnte sich der britische Einfluss aus; im Jahr 1845 wurde die dänische Kolonie Tranquebar durch Großbritannien erworben. Die Kompanie hatte bei verschiedenen Gelegenheiten ihren Einfluss in China, auf den Philippinen und auf Java ausgeweitet. Ihren kritischen Mangel an Barmitteln zum Erwerb von Tee hat die Gesellschaft dabei durch den Export von in Indien hergestelltem Opium nach China gelöst. Die Anstrengungen Chinas, diesen Handel zu unterbinden, führten zum ersten Opiumkrieg mit England.

Das Ende

Die Anstrengungen der Kompanie, Indien zu verwalten, dienten der englischen Zivilverwaltung als Vorbild, besonders im 19. Jahrhundert. Nachdem die Kompanie 1833 ihr Handelsmonopol verlor, wurde sie wieder zu einer reinen Handelsgesellschaft. Im Jahr 1858 verlor die Kompanie ihre Verwaltungsfunktion an die britische Regierung, nachdem ihre indischen Soldaten 1857 meuterten.

Dies geschah mit dem Government of India Act, den das britische Parlament am 2. August 1858 unter dem Einfluss Palmerstons verabschiedete. Kernpunkte des Gesetzes waren:

  • die Übernahme aller Territorien in Indien von der Ostindien-Kompanie, die zugleich die ihr bisher übertragenen Macht- und Kontrollbefugnisse verlor.
  • die Regierung der Besitzungen im Namen der Königin Viktoria als Kronkolonie. Es wurde ein Secretary of State for India an die Spitze der behördlichen Verwaltung gestellt.
  • die Übernahme allen Vermögens der Gesellschaft und das Eintreten der Krone in alle zuvor geschlossenen Verträge und Abmachungen.

Danach wurde Britisch-Indien zu einer formellen Kronkolonie. In den folgenden Jahren wurden die Besitztümer der Kompanie durch die Krone verstaatlicht. Die Kompanie verwaltete noch immer den Teehandel im Auftrag der Regierung, besonders nach St. Helena. Durch den East India Stock Dividend Redemption Act wurde die Kompanie am 1. Januar 1874 aufgelöst. Die Times berichtete:

Sie erreichte ein Werk, das als solches in der Menschheitsgeschichte nie zuvor von einem anderen Unternehmen versucht wurde, und das als solches wohl in Zukunft auch nicht wiederholt werden wird.

Siehe auch

Literatur

  • Nick Robins: The Corporation That Changed the World. The East India Company and the Imperial Gene: How the East India Company Shaped the Modern Multinational. Pluto Press 2006. ISBN 978-0745325231. (englisch)
  • John Keay: The Honourable Company: History of the English East India Company. Harper Collins 1993. ISBN 978-0006380726. (englisch)

Weblinks


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