- Eclogae
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Die Eklogen (lateinisch: Eclogae oder Bucolica) sind ein Sammelwerk von zehn Hirtengedichten Vergils (70 - 19 v. Chr.), das vermutlich zwischen 42 und 39 v. Chr. entstanden ist.
Die Hirtengedichte wurden bis zum dritten Jahrhundert bucolica genannt, dies war wohl der ursprüngliche Titel. Die erst im 4. Jahrhundert bezeugte Bezeichnung „Eclogae“ für die bukolische Dichtung Vergils ist sicher nicht authentisch, hat sich aber im Lauf der Zeit durchgesetzt.[1]
Formales Vorbild der Eclogae sind die Idyllen (griech: Eidyllia) des hellenistischen Dichters Theokrit aus Syrakus (Anfang des 3. Jahrhunderts v. Chr.). Vergil übernimmt das Grundthema der singenden Hirten, verschafft der bukolischen Gattung aber einen großen Gewinn an Tiefe, indem er Themen der Zeitgeschichte und echte menschliche Emotionen einbindet. Zudem huldigt er auch seinen Gönnern Octavian, Alfenus Varus, Cornelius Gallus, Gaius Asinius Pollio.
Historischer Hintergrund vor allem der ersten und zehnten Ekloge ist die Landverteilung in Cremona und Mantua an 200.000 Veteranen der Triumvirn infolge der Bürgerkriegswirren nach den Ereignissen von Philippi und Perusia (42 und 41 v. Chr.): Viele Bauern wurden von ihren Ländereien vertrieben oder verließen notgedrungen ihr Land. Vermutlich war auch Vergil zunächst betroffen, bekam aber seinen Grundbesitz durch den Einsatz von Gaius Asinius Pollio und Alfenus Varus bei Octavianus wieder zurück.
Die berühmteste Ekloge ist die Pollio gewidmete 4. Ekloge, die ca. aus dem Jahr 40 v. Chr. stammt. In diesem Gedicht wird die Geburt eines Weltenheilands und der Beginn eines neuen Zeitalters prophezeit, was die Christen als Ankündigung der Geburt Christi auslegten. Dies brachte Vergil seinen Ruf als anima naturaliter christiana, als „von Natur aus christliche Seele“ ein, wodurch er trotz seines vorchristlichen Glaubens zu einem der auf das Mittelalter und die frühe Neuzeit einflussreichsten Autoren wurde.
Inhaltsverzeichnis
Die Eklogen im Einzelnen
- Ecl.1: Tityrus. Das erste Gedicht der zehn Eklogen besteht aus einem Dialog zweier Hirten, Tityrus und Meliboeus vor dem Hintergrund einer ländlichen Szenerie. Während Meliboeus darüber klagt, dass er seine Herden nicht mehr auf dem gewohnten Land weiden dürfe, berichtet Tityrus, dass er in Rom einen jungen Mann (iuvenem) getroffen habe, den er auch als Gottheit (deus) bezeichnet und der ihm sein übliches Weideland gelassen habe. Seit der Spätantike hat man die Person des Tityrus immer wieder als Vergils Alter Ego deuten wollen und den jungen Mann, dem Tityrus in Rom begegnete, als Octavian. Es ist umstritten, ob und inwieweit solche bereits in der Antike geübte allegorische Deutung (nicht nur der 1. Ekloge), die in den Typologien der bukolischen Welt Maskierungen biographischer und geschichtlicher Ereignisse sieht, statthaft ist.
- Ecl.2: Alexis. Corydon, ein Hirte mit einer eigenen Herde verliebt sich in den jungen Hirten Alexis, der ihn jedoch trotz aller Bemühungen und Versprechungen abweist.
- Ecl.3: Palaemon
- Ecl.4: Pollio. In der 4. Ekloge geht es um eine Prophezeiung der Sibyllinischen Bücher: Das neue Zeitalter werde mit der Geburt eines Kindes anbrechen und unter der Herrschaft des heranwachsenden Kindes werde zwischen den Menschen und in der Natur Gerechtigkeit und Frieden einkehren. Im Mittelalter deutet man die Geburt des Kindes als Geburt Christi, und betrachtete daher Vergil als wichtigsten antiken Autor.
- Ecl.5: Daphnis. In der 5. Ekloge tragen die beiden Hirten Mopsus und Menalscas einen Wettstreit in der Kunst des Gesangs aus. Thema ihrer Lieder ist die Liebesgeschichte zwischen Daphnis und einer Nymphe.
- Ecl.6: Silenus (od. Varus)
- Ecl.7: Meliboeus
- Ecl.8: Pharmaceutria (Die Zauberin); ebenfalls an Pollio gerichtet
- Ecl.9: Moeris
- Ecl.10: Gallus
Literatur
- Bruno Snell: Arkadien. Entdeckung einer geistigen Landschaft, in: ders., Die Entdeckung des Geistes, Hamburg 1949 u.ö.
- Friedrich Klingner: Virgil, Bucolica/Hirtengedichte, dtv München 1977, ISBN 3-423-09127-4
Weblinks
- Die Eklogen in der Latin Library
- Lateinischer Text und deutsche Übersetzung
- 4.Lied der Hirtengedichte
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Siehe dazu Nicholas Horsfall: Some problems of titulature in Roman literary history. In: University of London, Institute of Classical Studies: Bulletin (BICS) 28, 1981, S. 103–114, hier: 108f.; Heathcote William Garrod: Varus and Varius. In: The Classical Quarterly 10, 1916, S. 206–221, hier: 218–221.
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