Egitarre

Egitarre

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Elektrische Gitarre (E-Gitarre)
engl.: electric guitar, ital.: chitarra elettrica, frz.: guitare électrique
Klassifikation Chordophon (Elektrophon)
Zupfinstrument
Tonumfang
Verwandte Instrumente Gitarre, E-Bass
Musiker
Liste von Gitarristen
Kategorie:Gitarrist

Eine elektrische Gitarre (auch E-Gitarre oder Stromgitarre genannt) ist eine für eine elektrische Tonabnahme entwickelte Gitarre. Sie setzt im Gegensatz zur akustischen Gitarre nicht primär auf einen akustischen Klangkörper zur Verstärkung der Saitenschwingungen. Dadurch können andere Bauformen erreicht werden, die vielen E-Gitarren unter anderem eine besonders leichte Bespielbarkeit verleihen.

Die Entwicklung der E-Gitarre wurde von dem Wunsch getrieben, dem Instrument eine größere Lautstärke zu verschaffen. Dieses wurde notwendig, da sich die Gitarristen im Jazz mit rein akustischen Instrumenten nur schlecht gegen Bläser oder auch nur ein einzelnes Klavier durchsetzen konnten. So entwickelte sich die E-Gitarre stufenweise aus der bekannten akustischen Gitarre. Deshalb wird unter dem Begriff E-Gitarre im weiteren Sinne die gesamte Bandbreite von akustischen (Jazz-)Gitarren mit angebautem Tonabnehmer auf der einen Seite und Gitarren ohne Resonanzkörper auf der anderen Seite verstanden. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es zahlreiche Mischformen, die sich bis heute gehalten haben und die meistens als halbakustische E-Gitarren oder Halbresonanzgitarren bezeichnet werden.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Einzelteile
  1. Kopfplatte
  2. Sattel
  3. Stimmwirbel
  4. Bundstäbchen
  5. Stellschraube für den Hals (sog. Halsspannstab)
  6. Einlegearbeiten am Griffbrett (Inlays)
  7. Hals und Griffbrett
  8. Verbindung zwischen Hals und Korpus
  9. Korpus
  10. Tonabnehmer (Pickup)
  11. Potiknöpfe
  12. Steg
  13. Schlagbrett (gegen Kratzer durch Plektrum-Einschläge)

Der Korpus einer E-Gitarre besteht meistens aus massivem Holz (Solidbody). Selten werden auch andere Materialien wie unterschiedliche Kunststoffe oder Kohlefaser verwendet. Es gibt aber auch E-Gitarren mit einem der akustischen Gitarre ähnlichen Hohlkörper sowie Mischformen (Halbresonanzgitarre, „Semi-acoustic“). Das verwendete Material, die Beschaffenheit des Materials und die Form des Klangkörpers spielen, nach den Tonabnehmern und deren Schaltung, eine entscheidende Rolle für den Klang.

Typische Halsverschraubung bei einer modernen E-Gitarre. Gut sichtbar sind auch die beiden Cutaways.

Auch in konstruktiven Details gibt es verschiedene Ausprägungen, die einen massiven Einfluss auf das Klangbild der Gitarre haben. So ist z. B. zu unterscheiden zwischen verschiedenen Methoden, den Hals mit dem Korpus zu verbinden. Die gebräuchlichsten Methoden sind das Verschrauben und das Verleimen. Beim Verschrauben wird der Hals in eine entsprechende Fräsung in den Korpus eingelassen und mit meistens vier Holzschrauben, die durch eine Metall-Unterlegplatte geführt werden, mit dem Korpus verbunden. Es gibt allerdings auch Konstruktionen mit drei oder fünf Schrauben und mit einzelnen Unterlegscheiben oder Hülsen. Beim Verleimen wird der Hals meistens wesentlich weiter in den Korpus eingesetzt und fest damit verleimt. Bei einigen Modellen besteht der Hals auch aus einem durchgehenden Block, und es werden nur noch die Korpushälften angeleimt.

Auch bei der verwendeten Hardware (siehe Mechanik), also z. B. den Stimmmechaniken oder dem Steg (speziell bei der E-Gitarre Bridge genannt), gibt es stark unterschiedliche Ausprägungen, die durch Bauweise und verwendetes Material den Klang des Instruments beeinflussen.

Eine elektrische Gitarre hat in der Regel sechs Saiten, es gibt aber auch Modelle mit sieben und acht Saiten (z. B. Ibanez RG-2228 GK). Eine weitere Ausführungsform ist eine E-Gitarre mit zwei Hälsen mit je sechs Saiten beziehungsweise mit sechs und zwölf Saiten.

E-Gitarren haben in der Regel 21, 22 oder 24 Bünde, die dabei helfen, die Saite beim Greifen zu verkürzen, um einen bestimmten Ton beim Anschlagen zu erzeugen. Jedes Bundstäbchen entspricht dabei einem Halbtonschritt. Es existieren auch Sonderanfertigungen mit bis zu 36 Bünden (K. K. Downing, Judas Priest). Es gibt verschiedene Halslängen und -breiten.

Der Frequenzbereich der Grundtöne einer sechssaitigen, 24-bündigen Gitarre in Standardstimmung E-A-d-g-h-e’ reicht von 82,4 bis 1318,5 Hz[1].

Elektrik

Elektromagnetische Tonabnehmer an einer E-Gitarre: ein Humbucker (links) und zwei Single Coils (mitte und rechts)

Die Saitenschwingungen bei elektrischen Gitarren werden über elektro-magnetische Tonabnehmer (englisch: pick up) abgenommen und elektronisch verstärkt wiedergegeben. Bei den Tonabnehmern unterscheidet man im Wesentlichen die Bauformen Single Coil und Humbucker.

Das bis heute vorherrschende Prinzip der Abnahme der elektrischen Signale geht auf die 1930er Jahre zurück: Dauermagnete werden direkt unterhalb der schwingenden Saiten aus Stahllegierungen montiert. Die Permanentmagnete sind mit einer Spule umwickelt. Schwingungen der Saiten führen zu Störungen des Magnetfeldes, die wiederum eine elektrische Spannung in der Spule durch Induktion hervorrufen. Dieses schwache Signal wird einem Verstärker zugeleitet. Es handelt sich bei einer E-Gitarre insofern um ein elektrisches, nicht aber ein elektronisches Musikinstrument. Schwingungen, die durch das Korpusmaterial und den Hals laufen, beeinflussen wiederum die Schwingung der Saite, daher hat das verwendete Holz (oder gegebenenfalls anderes Material) auch einen gewissen Einfluss auf den Klang.

Um die Klangvielfalt der E-Gitarre zu beeinflussen, haben viele E-Gitarren Wahlschalter, um zwischen den einzelnen Tonabnehmern hin- und herschalten zu können und auch um Kombinationen zwischen den einzelnen Tonabnehmern herzustellen. Die Tonabnehmer können oftmals zusätzlich in der abzugebenden Spannung und damit Ausgangslautstärke durch das zur Lautstärkeregelung vorgesehene Potentiometer und einen Höhenregler, das Ton-Potentiometer, reguliert werden. Bei den weitaus meisten E-Gitarren, namentlich auch bei hochwertigen Markenprodukten, sind die Möglichkeiten der Klangbeeinflussung allerdings ausgesprochen beschränkt. Faktisch wird meist lediglich mit dem Klangregler die Wirkung eines parallel zum Tonabnehmer geschalteten Kondensators reguliert, wodurch dem Klang mehr oder weniger viel Höhenanteil genommen werden kann - die Gitarre klingt also je nach Einstellung dumpfer. Weitaus mehr Möglichkeiten bieten aktive Klangregler, mit denen die Klangvielfalt des Instrumentes erheblich gesteigert werden kann und die im Grunde längst technischer Standard sein sollten. Nachteil bei aktiver Elektronik ist allerdings, dass die Gitarre eine eigene Spannungsquelle (i. d. R. eine Batterie) benötigt. Einige Modelle werden auch mit Piezo-Tonabnehmern ausgestattet, um den Klang einer akustischen Gitarre nachzuahmen.

Seit Einführung des MIDI-Standards Mitte der achtziger Jahre wurden Systeme entwickelt, mit denen die einzelnen Saitenschwingungen einer Gitarre in Echtzeit in MIDI-Signale umgewandelt werden. Durch diese „MIDIfizierung“ der Gitarrensignale ist eine Steuerung von Klangerzeugern möglich, die MIDI-Befehle verarbeiten können. Eine Gitarre kann so Klänge von Synthesizern, Drumcomputern oder Samplern spielen. Im Gegensatz zum Gitarrensynthesizer wird dabei das Audiosignal der Tonabnehmer nicht für die Klangerzeugung benutzt.

Des Weiteren gibt es so genannte Modellinggitarren, bei denen die Schwingung der Saiten über ein Piezo-Tonabnehmersystem erfasst wird und mittels einer CPU der Klang diverser Gitarrenmodelle imitiert wird. Die Firma Line6, die auch Modellingverstärker baut, ist Vorreiter und zur Zeit Marktführer dieser Technologie.

Typen

Die drei Grund-E-Gitarren-Typen unterscheiden sich am auffälligsten in ihrer Bauweise: Es gibt Gitarren mit einem Hohlraum, die je nach Höhe der Zargen (Seitenwände) als Halb- oder Vollresonanz-Gitarren bezeichnet werden, und so genannte Solidbodies, die aus einem massiven oder aus mehreren miteinander verleimten Holzklötzen bestehen.

Die berühmtesten und in der Stückzahl am meisten verbreiteten E-Gitarren sind die „Stratocaster“ (1954) von Fender und die „Gibson Les Paul“ (1952) der Firma Gibson. Gefolgt werden diese Modelle von der „Fender Telecaster“ (1950) und der „Gibson SG“ (1961). Alle diese Modelle werden bis heute hergestellt.

Die „Fender Stratocaster“ verfügt über zwei Cutaways, also über Einbuchtungen am Halsansatz des Korpus, die die Bespielbarkeit der höheren Lagen ermöglichen sollen, und drei Single-Coil-Tonabhnehmer. Die „Gibson Les Paul“ hat nur einen Cutaway und ist mit zwei Humbucker-Tonabnehmern bestückt. Neben den unterschiedlichen Tonabnehmern, sorgen auch grundlegende Unterschiede in Konstruktion und Holzauswahl dafür, dass diese Modelle sich auch in ihrem Klang deutlich unterscheiden. Die „Les Paul“ erzeugt einen warmen, vollen Ton, während die „Stratocaster“ einen schärferen, durchsichtigeren Ton abgibt.

Natürlich existieren auch abweichende Bauformen und E-Gitarren mit besonderen, auf den Musikstil zugeschnittenen Formen (z. B. die Flying V in Pfeilform, die Gibson Explorer, JacksonRandy Rhoads’ oder die noch extremeren Modelle von BC Rich), doch im Groben beziehen sich die meisten – auch neueren – Modelle auf die klassischen Bauweisen der „Stratocaster“ bzw. „Les Paul“.

Mechanik

Mechanik an der Kopfplatte einer Fender Telecaster

Als Stimmmechanik oder einfach Mechanik bezeichnet man die drehbaren Elemente am Kopf der Gitarre, mit denen die Saiten „aufgewickelt“ und gestimmt werden (siehe auch Wirbel). Die Mechanik bei E-Gitarren (und Westerngitarren) ist wegen der starken Spannung der Stahlsaiten vorzugsweise aus Metall – im Gegensatz zu klassischen Konzertgitarren mit Nylonsaiten. Bei Gitarrenmodellen mit Kopfplatte in „Stratocaster“-Manier sind alle Elemente hintereinender auf einer Seite der Kopfplatte angeordnet. Diese Anordnung wird durch die schräge Form des Kopfes möglich und bewirkt – von vorne betrachtet – eine gerade Saitenführung, die prinzipiell weniger zu Verstimmungen tendiert. Meistens werden aber für die hohen Saiten noch Saitenniederhalter benötigt, damit die Saiten einen gewissen Auflagedruck am Sattel haben. Bei Gitarren im „Les Paul“-Stil befinden sich – genau wie bei akustischen Gitarren – jeweils drei Elemente auf einer Seite. Die Kopfplatte ist dabei meistens nach hinten abgewinkelt und die Saiten werden vom Sattel aus sowohl nach hinten als auch zur Seite abgewinkelt zu den Mechaniken geführt. Bei einigen Gitarrenmodellen – wie z. B. von den Firmen Paul Reed Smith oder MusicMan – finden sich auch Abwandlungen oder Mischformen dieser beiden Bauformen.

Tremolo

Hauptartikel: Tremolo

Viele E-Gitarrentypen verfügen über eine mechanische Vorrichtung zur Tonhöhenvariation (Vibrato), die – eigentlich unzutreffend – als Tremolo (eigentlich: Lautstärkevariation) bezeichnet wird. Je nach Gitarrentyp gibt es unterschiedliche Tremolosysteme (z. B. Bigsby oder Floyd Rose). Die Tonhöhenveränderungen werden durch das Erschlaffen oder Spannen der Saiten ermöglicht, das durch einen Hebel (umgangssprachlich „Whammy Bar“ oder „Jammerhaken“) am Steg gesteuert wird. Die Saiten werden sozusagen vorübergehend kontrolliert verstimmt.

Verstärker

2-Kanal-Gitarrenverstärker, Marke Eigenbau

Hauptartikel: Gitarrenverstärker

Das Musikinstrument E-Gitarre besteht bei genauerer Betrachtung aus dem eigentlichen Instrument und dem Gitarrenverstärker, da dieser einen erheblichen Anteil an der Klangformung hat. Augenfällig wird dieses anhand des Klangs, der bei der Übersteuerung von Röhrenverstärkern erzeugt wird. Die in die Übersteuerung getriebenen Röhren erzeugen einen singenden, lebendigen Ton, der die moderne Popularmusik geprägt hat. Übersteuerung (oder auch: Verzerrung) wurde in den Anfangstagen der elektrischen Gitarrenverstärker als unerwünschter Effekt angesehen. Die Hersteller versuchten daher mit allen Mitteln, Übersteuerung zu vermeiden, um dem damals vorherrschenden, unverzerrten Klangideal des Gitarrentons zu entsprechen. Verzerrung konnte in jenen Tagen nur dadurch erzielt werden, dass Verstärker unter Volllast betrieben wurden (Endstufenverzerrung). Es ist heute schwer zu sagen, ob Gitarristen absichtlich lauter spielten, um Verzerrung zu erreichen, oder ob sie die Vorteile eines verzerrten Tons entdeckten, weil sie lauter spielen mussten. Fakt ist, dass sich der neue Sound durchsetzte, und auch die Hersteller von Gitarrenverstärkern auf den neuen Bedarf reagierten, allen voran der britische Hersteller Marshall, indem sie die Übersteuerung bereits in der Vorverstärkerstufe ermöglichten. Dadurch wurde Verzerrung auch bei geringeren Lautstärken ermöglicht. Beide Arten der Übersteuerung (Vor-, bzw. Endstufenübersteuerung) wirken sich unterschiedlich auf den Gitarrenton aus. Wegen der Vorzüge der dynamisch agierenden Endstufenübersteuerung gibt es auch heute noch Gitarristen, die mit voll aufgedrehten Verstärkern spielen. Seit den 1960er Jahren gibt es Effektgeräte (Verzerrer) auf Halbleiterbasis, die den Klang übersteuerter Elektronenröhren nachempfinden. Dennoch ist bis dato das Lager der Puristen vorherrschend, nach deren Ansicht ein „echter“ Vollröhrenverstärker in der musikalischen Darbietung bislang nicht übertroffen wurde. Dass dennoch eine relativ große Anzahl von Gitarrenverstärkern auf Halbleiterbasis verkauft wird, liegt an den geringeren Kosten dieser Bauweise. In den letzten Jahren werden auch immer mehr „digitale“ Gitarrenverstärker entwickelt, die mittels eines digitalen Signalprozessors und Software den Klang erzeugen. Dadurch ist es möglich, den Klang von vielen Gitarrenverstärkern mit einem einzigen Gerät zu realisieren („Amp-modeling“) sowie virtuelle Effektgeräte beliebig zu kombinieren.

Ein gegenläufiger Trend in der Gitarristenszene entsteht durch viele neue Firmen, die Vollröhrenverstärker in kleinen Stückzahlen und oft handgefertigt herstellen. Diese Verstärker werden oft mit eher schwacher Leistung angeboten (1 Watt, 6 Watt, 15 Watt) um den „echten“ Sound eines Vollröhrenverstärkers auch bei geringeren Lautstärken zu erzielen. Diese Verstärker sind meistens sehr einfach aufgebaut, erlauben jedoch eine große Klangvielfalt, da sie den Betrieb unterschiedlicher Röhrentypen ermöglichen, womit sie die Klangcharakteristik verschiedenster Modelle (bspw. sog. „British Sound“ mit EL34-Typen (Marshall) oder EL84 (Vox) oder „American Sound“ mit 6L6-Röhren (Fender)) zu erzeugen imstande sind.

Geschichte

Epiphone Les Paul
Moodswinger, Yuri Landman, Holland für The Liars

Die Idee der elektrischen Gitarre begann um 1920, als man nach Möglichkeiten suchte, die Gitarre als Instrument lauter und durchsetzungsfähiger zu machen. Die Zeit der großen Unterhaltungsorchester und Big Bands und auch die damalige Aufnahmetechnik forderten die Instrumentenbauer heraus, lautere und kraftvollere Gitarren zu bauen. Ende 1930 hatte sich herausgestellt, dass das Ziel nur durch elektrische Verstärkung des Klangs zu erreichen war. Diese Methode hatte aber auch Gegner, die eine Verwahrlosung der Musik prophezeiten – wie so oft, wenn neue Technologien Künstler auf neue Ideen bringen. Die elektrischen Gitarren hielten zuerst im Country-, Jazz- und Blues-Bereich Einzug.

Bereits 1923 experimentierte Lloyd Loar mit den ersten richtigen elektrischen Tonabnehmern. Er erfand einen Sensor, der die Schwingungen der Decke eines Saiteninstrumentes aufnehmen konnte und in ein elektrisches Signal umwandelte. Da diese Sensoren unpraktisch zu handhaben waren, konnten sie sich nicht am Markt durchsetzen.

1931 entwickelte George Beauchamp zusammen mit Adolph Rickenbacker einen Tonabnehmer, der sich die Saitenschwingung von Stahlsaiten direkt zu Nutze machte. Dieser Tonabnehmer basierte auf dem Prinzip der Induktion: Um einen Magnetkern wurde eine Spule gewickelt. Bewegten sich nun im Magnetfeld dieses Magneten die Metallsaiten, wurde es verändert, wodurch in der Spule eine Spannung induziert wurde. Das Grundprinzip, auf dem auch heutige Pickups noch basieren, war erfunden. Zunächst bestand dieser Tonabnehmer noch aus zwei Hufeisenmagneten, durch die die Saiten hindurchgeführt wurden. Rickenbacker baute diesen Tonabnehmer in eine Lapsteel-Gitarre, die aus einem einzigen Stück Holz gearbeitet war. Wegen ihrer eigenartigen Form wurde sie „Frying Pan“ (Bratpfanne) genannt. Spätere Versionen dieser Gitarre waren sogar ganz aus Aluminium. Das US-Patent für seine musikalische Bratpfanne sandte Beauchamp 1932 ein, das zweite für eine überarbeitete Version wurde 1934 eingereicht. Obwohl die Gitarre bereits erfolgreich auf dem Markt war, stellte das Patentamt die Frage, ob man das Gerät überhaupt benutzen könne. Um das zu beweisen, schickte Adolph Rickenbacker mehrere Gitarristen zu dem zuständigen Patentamt in Washington D.C., um den Sachbearbeitern ein Ständchen zu spielen. Nach langen Verzögerungen erhielt er das Patent 1937. Inzwischen hatten auch andere Hersteller elektrische Gitarren entwickelt.

Eine der ersten regulär zu spielenden Gitarren mit elektrischem Tonabnehmer in Serienfertigung war wohl 1936 die ES-150 der Firma Gibson, in die auch die Erfahrung des Gitarristen Alvino Rey einflossen. Im Prinzip war die ES-150 eine Jazz-Gitarre mit in die Decke eingelassenem Tonabnehmer. „ES“ steht hierbei für Electric Spanish und war nicht so sehr auf die Verwandtschaft mit der klassischen „spanischen“ Gitarre bezogen, sondern auf die gegriffene Spielweise in Abgrenzung zur Lapsteel-Gitarre. Die Zahl „150“ stand für den damaligen offiziellen Verkaufspreis von 150 Dollar. In Deutschland gehörten in den 40er Jahren die Gitarrenbauer Wenzel und Roger Rossmeisl zu den Pionieren auf dem Gebiet elektrifizierter Jazz- und Hawaii-Gitarren.

1941 wurde von Lester William Polfus (alias Les Paul) ein weiterer Schritt in Richtung moderner E-Gitarren begangen: Er zersägte eine akustische Gitarre in zwei Hälften und fügte in der Mitte einen massiven Klotz ein. Dieses Instrument erhielt den Namen „The Log“ (deutsch: „der Klotz“). Von diesem Instrument war es nur noch ein kleiner Schritt zu den Solidbody-Gitarren mit massivem Korpus. Mit diesen wurden vor allem die oft störenden Rückkopplungen bisheriger E-Gitarren reduziert. Außerdem wurde ein länger anhaltendes Schwingen (Sustain) der Saiten erreicht.

Die erste E-Gitarre mit massivem Korpus wurde 1948 von Paul Bigsby auf Anregung des Countrymusikers Merle Travis hergestellt. Die Gitarre besaß einen Singlecoil-Pickup in Stegposition, einen durchgehenden Hals und eine Kopfplatte mit sechs in Reihe montierten Mechaniken. Bigsby, der sich insbesondere einen Namen mit seinen Vibratosystemen machte, stellte verschiedene Versionen dieser Gitarre in kleiner Stückzahl bis in die 1960er Jahre her.

Inspiriert von Bigsby/Travis Gitarre brachte Leo Fender 1950 unter dem Namen „Esquire“ seine erste E-Gitarre auf den Markt. Dieses nach mehreren Namenswechseln „Telecaster“ genannte Instrument war die erste in Massenfertigung hergestellte E-Gitarre. Die erste Telecaster besaß keinen Halsstab (Trussrod), wodurch sich der Hals verbog, da die Saiten einen gewissen Zug entwickeln. Der Hals war einfach auszutauschen, jedoch hatte dieses Konzept keinen Erfolg und so baute Leo Fender letztendlich doch Halsstäbe ein. Die nun entwickelte Fender Telecaster ist seitdem als Original und von einer inzwischen unüberschaubaren Reihe von anderen Herstellern als Kopie erhältlich.

Die 1954 von Fender auf den Markt gebrachte Stratocaster war eine der ersten Gitarren, die über einen Tremolohebel verfügte. Aufgrund einer Namens- und Sinnverwechslung von Vibrato und Tremolo durch Leo Fender wurde das ursprünglich für Vibratos vorgesehene System am 10. April 1956 von ihm unter dem Namen Synchronized tremolo zum Patent angemeldet.

1987 entwickelten Ibanez und Steve Vai eine siebensaitige E-Gitarre, die mit einer zusätzlichen tiefen H-Saite versehen war. 2003 brachte Line 6 erstmals mit der Variax eine E-Gitarre auf den Markt, die verschiedene bekannte E-Gitarrenmodelle und Akustikgitarren simuliert. Heutzutage gibt es die ausgefallensten Versionen von E-Gitarren, wie zum Beispiel E-Gitarren mit zwei Hälsen oder eine Gitarre, die den Tonumfang von E-Bass und E-Gitarre in einem Instrument enthält.

Gitarreneffekte

Hauptartikel: Gitarreneffekte

Unter Gitarreneffekten versteht man in der Regel elektronische Schaltungen, die das Gitarrensignal verändern. Zum Teil findet man sie in die Verstärker integriert. Vielfach treten sie auch in Form so genannter „Bodentreter“ oder Pedale auf, aber auch komplexe 19″-Effekt-Prozessoren werden hierbei genutzt. Genutzt werden hier neben Lautstärke (Booster) und Frequenzgang (Equalizer) beeinflussenden Effekten vor allem verzerrende Effekte, wie Overdrive, Fuzz oder Distortion, nichtlineare wie Nachhall, Sustain oder Echo und Modulationseffekte wie Wah-Wah, Chorus, Flanger, Vibrato oder Phaser und viele mehr. Ab Ende der 60er wurden die Gitarrensignale häufig auch durch Analogsynthesizer moduliert: Beispielsweise über Moog-Synthesizer oder Geräte von KORG oder Oberheim).

Personen

Genannt werden hier Personen, die durch Entwicklungen oder persönliches Wirken um die E-Gitarre, diese im technischen oder auch im spielerischen Sinne nachhaltig geprägt und vorangetrieben haben.

  • Charlie Christian war ab 1936 durch sein Solo- und Melodiespiel in den Bands von Benny Goodman maßgeblich für die Weiterentwicklung der E-Gitarre vom reinen Begleitinstrument zum vollwertigen Soloinstrument verantwortlich.
  • Lester William Polfus alias Les Paul war ein Pionier der Entwicklung hin zur Solidbody-E-Gitarre und moderner Aufnahmetechniken.
  • Muddy Waters etablierte Ende 1940er Jahre die E-Gitarre als dominierendes Instrument im Chicago-Blues.
  • B. B. King, eine der letzten noch lebenden afro-amerikanischen Blues-Legenden, beeinflusste u. a. Eric Clapton und sogar Angus Young.
  • Chuck Berry schuf einige der bekanntesten Gitarren-Riffs der Rockmusik (z. B. Roll Over Beethoven, Johnny B. Goode).
  • Johnny Guitar Watson inspirierte Gitarrenlegenden wie Frank Zappa und Jimi Hendrix, mit denen er zeitweise auch zusammen spielte. Zu Weltruhm kam er allerdings erst in den siebziger Jahren mit Disco-Funk, den er mit seinem eigenwilligen Blues-Gitarren-Stil mischte, bei dem er die Saiten nicht mit einem Plektrum sondern mit den Fingern anschlug.
  • Jimi Hendrix vereinte durch die Spieltechnik der offenen Griffweise die E-Gitarre als Begleit- und Soloinstrument, indem er die nicht gegriffenen, frei schwingenden Saiten über gezielte Rückkopplung zu einem Akkord zusammenführte und zur gleichen Zeit ein Solo darüber legte (Beispiele: Star Spangled Banner und House Burning Down). Außerdem spielte er als erster die als klassischer Rocksound legendär gewordene Kombination aus Fender Stratocaster und Marshall-Verstärker.
  • Peter Frampton durch seinen innovativen Einsatz der „Talkbox“ (zum Beispiel im Lied „Show Me the Way”)
  • Jimmy Page von Led Zeppelin ebnete der Rockmusik mit Stücken wie Stairway to Heaven und Whole Lotta Love den Weg. Er war einer der ersten Gitarristen, die die „Hammer on, pull off“ Technik anwendeten.
  • Eric Clapton (Ex-Yardbirds) ist durch sein Vibrato als Slowhand bekannt.
  • Jeff Beck (Ex-Yardbirds) alias The Strat-Cat. Unter anderem Grammy für ‚Best Rock Instrumental Performance‘ und bekannt für experimentelles Spiel insbesondere mit dem Tremolohebel.
  • Pete Townshend (The Who) experimentierte mit Feedback, machte den Powerchord salonfähig und entwickelte in Zusammenarbeit mit Jim Marshall den Marshall-Stack.
  • Brian May (Queen) baute seine Gitarre, die legendäre „Red Special“, zusammen mit seinem Vater. Dabei verwendete er zum Beispiel die Klinge eines Brotmessers, Holz aus einem alten Kamin, Stricknadeln und Motorrad-Ventilfedern. Noch heute ist diese Gitarre sein Favorit.
  • Joe Satriani hat mit fast ausschließlicher Instrumentalmusik mehrere Grammy-Nominierungen bekommen und mehrere Millionen Alben verkauft und zählt durch seine herausragenden Spieltechnik zu den einflussreichsten Gitarristen der heutigen Zeit.
  • David Gilmour (Pink Floyd) ist bekannt durch klare Klänge, sauberes Bending und gezielten Einsatz von Delay.
  • Duane Allman (Allman Brothers) legte auf dem Livealbum At Fillmore East eine nahezu vollständige Enzyklopädie der Slidegitarren-Licks an.
  • Mark Knopfler erschuf mit seinem Fingerstyle eine unverwechselbare Klangfarbe, dreht oft den Verstärker erst nach Anschlag der Saite auf (wodurch der Ton aus dem Nichts zu kommen scheint) und komponierte weltbekannte Gitarrenriffs wie zum Stück „Money for Nothing“ (Dire Straits).
  • Edward Van Halen (Van Halen) machte das Tapping populär.
  • Michael Angelo Batio erfand die Doppelgitarre.
  • Kurt Cobain entwarf die Fender Jagstang, eine Mischung aus zwei Fender-Modellen, die als erste Linkshändergitarre in Serie produziert wurde.
  • Steve Vai entwickelte mit der Ibanez „Universe“ die erste siebensaitige Gitarre, welche in Serie produziert wurde. Außerdem ist auch die von ihm entwickelte „JEM“-Serie seit 1987 im Ibanez-Repertoire. Vai entwickelte des Weiteren mit anderen Firmen Tonabnehmer, Verstärker und Wah-Wah-Pedale nach seinen persönlichen Vorstellungen
  • Buckethead vereint lautmalerisches Eight-Finger-Tapping mit herkömmlichem Fingerpicking und setzt sehr häufig einen Killswitch genannten Schalter zur Unterbrechung des Signals ein
  • Roger Field entwickelte die Foldaxe in Deutschland für Chet Atkins, (Quelle: Atkins’ Buch „Me and My Guitars“), eine zusammenfaltbare E-Gitarre die Atkins mehrmals im US-Fernsehen demonstrierte.
  • Rory Gallagher (Ex-The Taste) stach in den 1970ern-Jahren durch seine Spielweise mit dem Bottleneck und seine Slide-Soli heraus.

Literatur

  • John Schneider: The Contemporary Guitar. University of California Press, Berkeley, Los Angeles, London (umfassende Darstellung von akustischer und elektrischer Gitarre einschließlich von Notation, Spieltechniken und Repertoire; bezieht sich in erster Linie auf Neue Musik)

Quellen

  1. Frequenztabellen Gitarre und Bass

Siehe auch

Weblinks


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