Eiderpolitik

Eiderpolitik

Eiderdänen ist die Bezeichnung für dänische Nationalliberale im 19. Jahrhundert, die das Herzogtum Schleswig in das Königreich Dänemark integrieren wollten und sich entsprechend für die Eider als deutsch-dänische Grenze aussprachen. Das Eiderprogramm wurde 1842 von Orla Lehmann formuliert, und diese Bestrebungen werden auch als Eiderpolitik bezeichnet. Das Eigenschaftswort ist eiderdänisch.

Lehmanns Schlagwort der Eiderpolitik lautete:

Danmark til Ejderen!Dänemark bis zur Eider!

Die Eider markierte zusammen mit der Levensau die Südgrenze des Herzogtums Schleswig und zugleich die Nordgrenze des Deutschen Bundes. Mit der Forderung nach einer vollständigen Eingliederung Schleswigs in das Königreich Dänemark standen die Eiderdänen in unvereinbarem Gegensatz zu den deutschen Nationalliberalen, die Schleswig zusammen mit Holstein als eigenständiges Bundesland in den Deutschen Bund aufgenommen haben wollten, obgleich sich beide Bewegungen in ihrer allgemein-politischen Ausrichtung (Liberalismus) entsprachen.

Beide standen sie bis 1848 im Gegensatz zur Regierung (Sitz: Kopenhagen), die paternalistisch-konservativ ausgerichtet war und deren Anliegen die Erhaltung des dänischen Gesamtstaats (eigentliches Königreich Dänemark; Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg; atlantische Inselkolonien Färöer, Island und Grönland) mit seinen regional unterschiedlichen politischen Ordnungen war.

Christian VIII. starb am 20. Januar 1848, und die Nationalliberalen bestürmten den neuen König Friedrich VII. mit dem Vorschlag einer neuen - eiderdänischen - Verfassung. Doch die Regierung hatte andere Pläne und erließ am 28. Januar das Forfatningsreskript („Verfassungserlass“), in dem 52 Repräsentanten aus dem gesamten Reich einberufen wurden, die überlegen sollten, wie der Übergang zu einer freien Verfassung vonstatten gehen sollte. Diese Männer sollten teilweise aus der Mitte der Ständeversammlung gewählt werden, teils vom König, den Universitäten, dem Klerus und der Ritterschaft, und zwar so, dass die Herzogtümer (Schleswig, Holstein und Lauenburg) gleich viele Sitze hatten wie das eigentliche Königreich Dänemark.[1]

Im März 1848 sah sich der König genötigt, ein neues liberales Ministerium mit stark eiderdänischer Tendenz zu ernennen, worauf konservative und nationalliberale Kräfte in den Herzogtümern mit der „Erhebung“ reagierten.

Nach dem Ende des Bürgerkriegs 1850 wurde im Gesamtstaat das gemäßigt-konservative Regiment wieder eingeführt. Anfang der 1860er Jahre erlangten die Eiderdänen wieder die Kontrolle über die königliche Regierung; ihre Maßnahmen führten zu einer Situation, die die preußisch-österreichischen Eroberung und anschließende (1867) Annexion der Herzogtümer durch Preußen ermöglichte.

Literatur

  • Claus Bjørn, Fra reaktion til grundlov (Gyldendal og Politikens Danmarkshistorie 10), København ²2003.

Quellen

  1. Politikens Etbinds Danmarkshistorie (2005), S. 232

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