- Eingangsportal
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Als Portal bezeichnet man die durch architektonische Gliederung oder plastischen Schmuck hervorgehobene Tür, beziehungsweise das Eingangstor von Tempeln, Kirchen, Palästen, Tunneln u. Ä.
Das waagerecht geschlossene antike Portal bekam in der römischen Baukunst einen Rundbogen-Abschluss und wurde seitlich von Säulen flankiert. Vorbildlich für die südfranzösischen Portale der Romanik wurden die römischen Triumphbogen. Beim romanischen und gotischen Portal bot das Tympanon (Bogenfeld über dem waagerechten oberen Türsturz) Raum für figürliche Darstellungen. Renaissance und Barock betonten das Portal hauptsächlich durch Umrahmung, den Aufbau der Eingangsfassade, geschwungene Freitreppen u. Ä. In der modernen Baukunst ist das Portal vorwiegend funktionell.
Inhaltsverzeichnis
Stiltypen der Portale
Gotik
Ein Gotisches Portal stellt ein in sich geschlossenes, komliziert aufgebautes Werk da. Es leitet seine Gestalt von den Schreinen und Möbeln der Gotik ab, seine Kompositionsgrundlage aber von dem Umrahmungskonzept, das der spätmittelalterlichen Malerei zugrunde liegt. Zugrunde liegende Absicht ist dabei, das was hinter der Tür zu erwarten ist, darzustellen, und zwar in einer Epoche, in der die Ausbildung zu Lesen eine seltene Ausnahme darstellt. Daher ist das Portal reich mit Bildwerk versehen, wie sie auch an Altären dieser Epoche zu finden sind. Die Aussagen dieser in einer komplexen Bildsprache gehalten, die sich auf Bibelstellen und andere Uberlieferungen beziehen. Das Bildwerk ordnet sich primär im Tympanon an, das meist die Widmung oder Gründungsgeschichte des Bauwerks darstellt, aber auch auf dem Maßwerk am Portalrand, wie auch zwischen den einzelnen Türen. Die Flügel der Tore selbst sind auch bebildert. Insgesamt stellt, wie auch das romanische Portal, ein Werk der Bildhauerei dar, das als programmatische Darstellung dient.
Prachtvoll ausgeführte gotische Portale finden sich hauptsächlich an Kathedralen, seltener an weltlichen Repräsentationsgebäuden. Daneben finden sich aber natürlich einfacherer Portale, die mehr oder minder aufwändig in Maßwerk umrahmt sind, an Seiteneingängen von Kirchengebauden, wie auch an Bürgerhäusern. Profane Portale, die über reines Maßwerk hinausgehen, sind kaum erhalten.
Das gotische Portal ist – wie auch das romanische und die gesamte andere Außen- und Innenarchitektur dieser Zeit – überaus bunt und farbenfroh vorzustellen, originale Fassungen sind aber meist nur in winzigen Resten erhalten und werden heute aus Gründen des Denkmalschutzes nicht mehr am Original rekonstruiert.
Das frühgotisch Portal zeigt in der Struktur noch deutlich romanisierende Züge
Notre-Dame-de-Chartres, Chartres, Frankreich, Portale nach 1150Hochgotik: Das Portal unter aufwändigem Stabwerk
Saint-Étienne, Auxerre, Frankreich, Ende 13. JahrhundertDeutsche Spätgotik: Ausformulierung in voller Pracht
Münsterportal in Bern, Schweiz, 1460–1480, mit teils originaler FassungIsabellinische Gotik, schon als Übergang zur Renaissance
Iglesia del Convento de San Pablo in Valladolid, Spain, 1445–1468Renaissance
In der Zeit der Renaissance fügt sich das Portal primär in die Gesamtkonzeption der Fassade ein. Die Eigenständigkeit des Portals als bildhauerisches Element tritt in den Hintergrund, und es bildet den Übergang von Programmatik zu einem Schmuckportal als Dekorationselement. Den prachtvollen Charakter behält es aber bei, und er wird sogar noch übersteigert: Ausgehend von den Grabmälern der italienischen Renaissance-Großmeister (Andrea Palladio, Leonardo da Vinci, in denen die Gesamtfront des Grabes als Portal gebildet wird, und in Bezugnahme auf den römischen Triumphbogen Altarcharakter annimmt, bildet es den Zentralbereich der Fassadengestaltung. Es wendet sich in seiner Bausausführung nicht mehr konkav nach innen, sondern tritt körperhaft aus der Fläche. In diesem Spannungsfeld zwischen Einbindung in und Heraustreten aus der Fassade bildet das Renaissanceportal einen Umbruch in der Stilkunde: Es wandelt sich von der Umrahmung der Tür zum Bauelement in Sinne eines Torbaus.
Wiener Hofburg, Schweizertor
Daneben findet in der Renaissance ein weiterer Paradigmenwechsel statt, der den Beginn neuzeitlichen Denkens markiert: Der Künstler selbst gewinnt Eigenständigkeit als Person. Während noch das gotische Portal als Werk einer Bauhütte zu sehen ist, bei dem der leitende architectus (der „Bogensetzer“, siehe Architekt) das Tor konstruiert, und der erfahrenste sculptator („Figurenmetz“, siehe Skulptur) es verziert, aber als Persönlichkeit unbekannt bleiben, ist das Renaissanceportal ein zuschreibbares, persönliches Werk eines Baumeisters, des macon als Künstler, der sein Werk von Handwerkern ausführen lässt. Daher sind uns bei Portalen dieser Zeit erste Namen bekannt, die besonders gerühmte Portalgestalter darstellen:
- Lambert Lombard (* 1505/6 in Lüttich; † 1566 ebenda)
- Paul Speck (* unbekannt, nachweisbar ab 1532, † 1557)
- Andreas Herber (* um 1530; begraben am 12. Mai 1614 in Kassel)
Auswahl von Bauwerke mit Renaissanceportalen in Deutschland:- Hallescher Dom, Katharinenspitalkirche (Heilbronn), Burg Grimmenstein (Gotha), Lübecker Rathaus, Schloss Demerthin (Gumtow), Sturmfedersches Schloss (Dirmstein), Bischöfliches Schloss (Dirmstein), Gewandhaus (Braunschweig), Pfarrkirche zum Hl. Leonhard (Markt Piesting), Löwenhaus (Homberg (Efze))
Barock
Wien, Schwertgasse 3
Eingeweidegruft Augusts des Starken, Kapuzinerkirche Warschau
Portal des Jesuitenkollegs in Heiligenstadt
Portal am Konservatorium der Evangelischen Akademie in Olmütz (mährischer Kreide-Sandstein)
frühbarockes Portal am Rathaus von Vysoké Mýto, (Kreide-Sandstein)
Siehe auch
Literatur
- Otto Warth: Die Konstruktionen in Stein. In: Breymann: Allgemeine Baukonstruktionslehre, 1. Band. 1903. Reprint: Th. Schäfer. ISBN 3-88746-013-8
- Leonie von Wilckens, Dagmar von Naredi-Rainer, Paul von Naredi-Rainer: Grundriß der abendländischen Kunstgeschichte. Kröner, Stuttgart 2000, ISBN 3-520-37302-5
Weblinks
- Tür & Tor - Alte Türen und Tore aus Österreich und Umgebung - Galerie Tore und Portale
- Bilder von Eisenbahn-Tunnelportalen in Deutschland
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