Eingebung

Eingebung

Die Intuition (v. lat.: intueri = betrachten, erwägen; PPP intuitum) ist die Fähigkeit, Einsichten in Sachverhalte, Sichtweisen, Gesetzmäßigkeiten oder die subjektive Stimmigkeit von Entscheidungen ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes, also etwa ohne Schlussfolgerungen, zu erlangen. Das vom Substantiv Intuition abgeleitete Adjektiv ist intuitiv.

Intuition steht letztlich hinter aller Kreativität. Der danach einsetzende Intellekt führt nur noch aus bzw. prüft bewusst die "Ergebnisse", die aus dem Unbewussten kommen.

Aspekte der Intuition:

  • Die Begabung, auf Anhieb eine gute Entscheidung zu treffen, ohne die zugrunde liegenden Zusammenhänge explizit zu verstehen. Umgangssprachlich "aus dem Bauch" ("Bauchgefühl"), spontan, oft auch wenn Umfrageergebnisse vorliegen, die eine (andere) Entscheidung nahe legen.
  • Die Fähigkeit, Eigenschaften und Emotionen eines Menschen in Sekundenbruchteilen unbewusst oder bewusst komplex zu erfassen, basierend auf der instinkthaften Differenzierung von Freund und Feind in geschichtlicher Zeit. Heutzutage eine trainierbare Wahrnehmungsform, deren Problemfelder in der Differenzierung gegenüber Projektionen, Vorurteilen und in der Bewusstmachung, Formulierung liegen.
  • Der Geistesblitz. Eine besondere Form der Eingebung oder Intuition ist der Geistesblitz, bei dem unerwartet ein neuer Gedanke entsteht.

In der Philosophie beruht die häufigste Beschreibung der Intuition auf dem Polaritätspaar intuitiv versus diskursiv. Während diskursives Erkennen auf Sinneswahrnehmungen und aufeinander aufbauenden Schlussfolgerungen beruht, ist intuitives Erkennen eine ‚geistige Anschauung’ und ‚transzendente Funktion’ des Menschen. Dieser Aspekt wird besonders bei Philosophen wie Spinoza, Fichte oder Husserl aufgegriffen. Ein Kernkonzept der Phänomenologie Husserls besteht in der sogenannten Wesensschau, die den Zugang zur wesenhaften Struktur eines Gegenstandes ermöglicht und von der individuellen Besonderheit oder zufälligen Variation abstrahiert. Da dieser Prozess einer direkten inneren Anschauung am nächsten kommt, nannte ihn Husserl Intuition. In der Logik wird eine Aussage, die zwar wahr ist, aber bestimmten Grundannahmen, eben der Intuition, zuwiderläuft, als ein Paradoxon bezeichnet. So irritiert etwa das Lügner-Paradox unser intuitives Verständnis von "Wahr" und "Falsch" als polarem, unüberbrückbarem Gegensatz.

In der Psychologie des Carl Gustav Jung ist die Intuition eine von vier psychologischen Grundfunktionen, die eine Wahrnehmung zukünftiger Entwicklungen mit all ihren Optionen und Potentialen ermöglicht. Sie wird meist als instinktives Erfassen oder als gefühlsmäßige Ahnung wahrgenommen.

Als grundlegende menschliche Kompetenz verstanden, ist Intuition die zentrale Fähigkeit zur Informationsverarbeitung und zur angemessenen Reaktion bei großer Komplexität der zu verarbeitenden Daten. Sie führt sehr oft zu richtigen bzw. optimalen Ergebnissen. Es gibt zwei verschiedene Stufen der Intuition: Die Gefühlsentscheidung und die auf Verstand beruhende Intuition (Inkubation). Dabei werden die Informationen unbewusst verarbeitet und das Bewusstsein wird »eingeschaltet«, wenn das Unterbewusstsein auf eine Lösung stößt. Intuition bedeutet nicht unbedingt eine sofortige Lösung, oft hilft es, »eine Nacht darüber zu schlafen«.

Die moderne naturwissenschaftliche Perspektive betrachtet Intuition einerseits kritisch: Ihr wird vorgeworfen, sie könne sich nur in naiver Weise beweisen und zerfalle bei Hinterfragung. Intuition wird hier als ein nominalistischer Begriff verstanden, der sich als eine sich erkenntnisfähig fühlende Emotion zeigt. Sie kann als Flucht aus der aufgeklärten und vernünftigen Terminologie betrachtet werden, oder als deren Überwindung. Kant postuliert daher: »Das menschliche Denken ist nicht intuitiv, sondern diskursiv.« (Immanuel Kant)

Andererseits deuten neue Forschungsergebnisse darauf hin, dass man mit der Intuition manchmal - und nicht zuletzt in komplexen Situationen - zu besseren Entscheidungen kommt als mit dem bewussten Verstand. Die Theorie dahinter: Das Unbewusste ist in der Lage, weitaus mehr Informationen zu berücksichtigen als das Bewusstsein, das zwar sehr präzise ist, jedoch mit nur wenigen Informationen klar kommt.

Ein altes Klischee besagt, die Intuition sei bei Frauen ausgeprägter als bei Männern (»weibliche Intuition«). Dafür gibt es jedoch keine stichhaltigen wissenschaftlichen Befunde. Das einzige, wobei Frauen Männern in dieser Hinsicht eventuell überlegen sind, ist das schnelle Lesen von Gefühlszuständen anderer. Manche Forscher gehen sogar so weit und behaupten, das Gehirn von Frauen sei von Geburt an auf Einfühlungsvermögen geeicht (E-Hirn), während Männer die Welt von der Tendenz her eher systematisch (S-Hirn) interpretieren. – Diese These ist selbstverständlich umstritten.

Im technischen Bereich ist der Umgang mit Intuition eher pragmatisch orientiert: So bemühen sich Ergonomen, Designer oder Softwareentwickler die Bedienung von Geräten und Programmen möglichst intuitiv, also den natürlichen Verhaltens- und Wahrnehmungsgewohnheiten angepasst, zu gestalten, um die Einarbeitungszeit für moderne Industrieanlagen, Software und Konsumprodukte dramatisch zu verkürzen, sodass der Traum von einem leichteren Leben, trotz gestiegener Leistungsfähigkeit, in einigen Bereichen durchaus wahr wird. Essentiell ist die Ausnutzung der Intuition insbesondere bei Warnmeldungen, da hier eine schnelle und richtige Reaktion des Benutzers erzielt werden soll.

Im Bereich der Systemischen Führung wird Intuition als wesentliches Merkmal für gute Führung gesehen. Erst wenn die Führungskraft in einem guten Kontakt mit sich selbst wie auch ihren Mitarbeitern steht und die Bedürfnisse der Marktes erspürt, kann sie erfolgreich sein. Intuition wird hier als Synomym für emotionale Intelligenz verstanden.

Literatur

(Geordnet nach Datum des Erscheinens)

  • Die Regeln der Intuition. Kunstphilosophie nach Adorno, Heidegger und Wittgenstein. - Ludger Schwarte (2000), Wilhelm Fink Verlag, München
  • Intuition als Beratungskompetenz in Organisationen - Markus Hänsel (2002), Dissertation an der Universität Heidelberg
  • Training professioneller intuitiver Selbstregulation: Theorie, Empirie und Praxis. - Andreas Zeuch, Kovac Verlag, Februar 2004, ISBN 978-3-8300-1312-9
  • Bauchentscheidungen. Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition. - Gerd Gigerenzer, Bertelsmann, München 2007, ISBN 978-3-570-00937-6 (engl.: Gut Feelings. Viking, New York 2007, ISBN 978-0-670-03863-3)
  • Intuition: die Weisheit der Gefühle. - Gerald Traufetter, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, 2007, ISBN 978-3-498-06522-5
  • Intuition und Professionalität - Systemische Transaktionsanalyse in Beratung und Therapie. - Dr. Bernd Schmid, Christiane Gérard. Carl-Auer Verlag, Heidelberg, 223 Seiten, 2008, ISBN 978-3-89670-649-2
  • Führen, worauf es wirklich ankommt. - Daniel F. Pinnow 3. Auflage. Gabler Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 3-8349-0016-8

Siehe auch

Weblinks


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