Eisprung

Eisprung
Aufnahme einer Ovulation
Vorgänge im Eierstock während der Eizellenreifung

Als Follikelsprung, Ovulation oder Eisprung wird die Ausstoßung der unbefruchteten Eizelle aus dem Eierstock bezeichnet. Der Eisprung findet etwa zur Mitte des weiblichen Menstruationszyklus statt und ist die Voraussetzung für die Befruchtung der Eizelle durch ein Spermium im Eileiter.

Inhaltsverzeichnis

Physiologie

Der Eisprung ist die Voraussetzung für eine Verschmelzung von Eizelle und Spermium (Befruchtung). Die Eizelle reift innerhalb des Eierstocks heran und wird etwa in der Mitte des weiblichen Zyklus in den Eileiter ausgestoßen, wo bereits einige Minuten nach dem Geschlechtsverkehr Spermien nachgewiesen werden können.

Die Eierstöcke beherbergen bei der Geburt zusammen etwa 1–2 Millionen Eizellen. Die Eizellen werden von Begleitzellen umgeben. Eine Eizelle und ihre Begleitzellen bilden zusammen einen so genannten Follikel. In jedem Zyklus reifen 10–20 Follikel (bezeichnet als Kohorte) heran, von denen schließlich ein Follikel dominant wird und zum sprungreifen Follikel heranwächst.

Die Entwicklung der Follikel und der Eisprung werden durch ein hormonelles Regelsystem gesteuert, das sich zwischen dem Hypothalamus (einer Region im Zwischenhirn), der Hirnanhangsdrüse und den Eierstöcken ausspannt. Im Hypothalamus wird das Hormon Gonadoliberin (GnRH) ausgeschüttet, welches in der Hirnanhangsdrüse die Produktion der gonadotropen Hormone LH (Luteinisierendes Hormon) und FSH (Follikelstimulierendes Hormon) verstärkt. Durch die Wirkung von FSH kommt es zu einem schnellen Wachstum einer Kohorte von Follikeln innerhalb der Eierstöcke. FSH ermöglicht zudem die verstärkte Bildung von Estrogenen in den Follikeln.

Die Auswahl des dominanten Follikels beruht auf einem negativen Rückkopplungsprozess. Die durch die Follikel produzierten Estrogene (hauptsächlich Estradiol) hemmen die Ausschüttung von FSH aus der Hirnanhangsdrüse. Der am weitesten gereifte Follikel zeichnet sich durch eine höhere Empfindlichkeit seiner Rezeptoren gegenüber FSH aus. Er schüttet zudem das Hormon Inhibin aus, das ebenfalls die FSH-Produktion der Hirnanhangsdrüse hemmt. Die verminderte Verfügbarkeit von FSH führt dazu, dass die weniger gereiften Follikel absterben (Atresie) und nur noch der dominante Follikel übrigbleibt. Dieser reift zum sprungbereiten Follikel aus und erhöht seine Estradiol-Produktion massiv.

Etwa zur Mitte des Zyklus führt diese verstärkte Estradiol-Ausschüttung durch den Follikel zu einer plötzlichen Ausschüttung großer Mengen von LH aus der Hirnanhangsdrüse (durch den Prozess einer positiven Rückkopplung). Dieser als LH-Spitze (LH-Peak) bezeichnete Anstieg der LH-Konzentration führt etwa 24 Stunden später zum Eisprung. Hierbei verursacht der sprungbereite Follikel zunächst eine Vorwölbung der Eierstockwand, die als Stigma bezeichnet wird. Die Follikelwand, die Oberfläche des Eierstocks und dazwischenliegendes Bindegewebe werden durch Enzyme zersetzt (proteolytische Enzyme). Im nächsten Schritt entleert sich der Follikel, so dass die Eizelle herausgestoßen und vom Eileiter aufgenommen wird. Unterstützt wird dieser Prozess durch kontraktile Bindegewebszellen (Myofibroblasten), die als Theca externa den Follikel umscheiden. Der kollabierte Follikel wandelt sich unter dem Einfluss von LH in den Gelbkörper um.

Hemmung des Follikelsprungs

Die Ovulationshemmung (Hemmung des Eisprungs/des Follikelsprungs) dient der hormonellen Empfängnisregelung, wie sie beispielsweise mithilfe der Antibabypille, der Minipille, der Hormonspirale, dem Verhütungsstäbchen oder im Notfall mit der „Pille danach“ durchgeführt wird.

Grundlage der Ovulationshemmung ist die Beeinflussung des hormonellen Regelkreises, der die Reifung und Entwicklung der Follikel in den Eierstöcken steuert (Hypothalamus-Hypophyse-Ovar-Regelkreis; vgl. oben und unter Menstruationszyklus). Durch die Gabe von weiblichen Sexualhormonen aus der Gruppe der Estrogene und Gestagene mit Hilfe dieser Präparate wird die Ausschüttung des Hormons Gonadoliberin aus dem Hypothalamus und infolgedessen die natürliche Ausschüttung (s. o.) der Hormone LH und FSH aus der Hirnanhangsdrüse (der Hypophyse) gehemmt. Dies führt dazu, dass die oben geschilderte LH-Spitze, die für die Ovulation notwendig ist, nicht stattfindet.

Neben der Ovulation wird auch die vorhergehende Follikelreifung durch die erniedrigte FSH-Konzentration beeinträchtigt. Bei Verhütungsmitteln, die nur Gestagene enthalten, wie beispielsweise die Minipille, finden bei einigen Frauen gelegentlich Ovulationen statt, da Gestagene in niedrigen Dosierungen die FSH-Ausschüttung nicht ausreichend hemmen. Für die empfängnisverhütende Wirkung der Minipille ist daher die zusätzliche Verdickung des Zervikalsekrets (Schleim des Gebärmutterhalses) entscheidend. Hierdurch gelingt es den Spermien nicht oder nur sehr vereinzelt, von der Scheide in die Gebärmutter überzutreten.[1]

Störungen der Ovulation

Eine Störung der Ovulation kann beispielsweise durch eine Follikelreifungsstörung im Rahmen des Polyzystischen Ovarialsyndroms auftreten. Dabei kann die Ovulation mit verringerter Häufigkeit erfolgen (Oligoovulation) oder weitgehend bis vollständig unterbleiben (Anovulation).

Tierreich

Katzen haben eine mechanisch induzierte Ovulation, die durch den Kater ausgelöst wird. Hühner haben täglich aufeinander folgende Ovulationen.

Siehe auch

Literatur

  • R. Lüllmann-Rauch: Histologie. 1. Auflage. Thieme, Stuttgart 2003. S.417–445. ISBN 3-13-129241-5

Einzelnachweise

  1. R. Rivera, I. Yacobson, D. Grimes: The mechanism of action of hormonal contraceptives and intrauterine contraceptive devices. In: Am J Obstet Gynecol. 1999 Nov;181(5 Pt 1):1263–9. PMID 10561657

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