- Electroclash
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Electroclash ist ein Modeausdruck für eine Musikrichtung, die sowohl elektronische wie Rock-Elemente des Punk und New Wave der späten 1970er und frühen 1980er mit moderner Produktionsweise im Bereich der elektronischen Tanzmusik verbindet.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsklärung
Der Neologismus „Electroclash“ entstand Ende 2001 in den USA, als der New Yorker Veranstalter und DJ Larry Tee einen Namen für ein exklusiv dieser Musik gewidmetes Festival brauchte. „Electro“ steht für die Stilrichtung elektronischer Musik, die von Bands wie Kraftwerk begründet wurde. Der zweite Namensteil „Clash“ ist wörtlich zu übersetzen (‚Aufeinanderprallen‘ oder ‚Geschepper‘) und ist möglicherweise auch eine Hommage an die Punk-Pioniere The Clash.
Während sich einige über die neue Einteilung freuten, wurde sie vielerorts als überflüssige Marketing-Kampagne bezeichnet, weswegen viele Künstler sich von dem Namen distanzierten. In Frankreich und den Niederlanden hat sich teilweise der Begriff Euroclash eingebürgert, vielleicht da unter der gleichnamigen Website euroclash.com seit 2001 das größte Verzeichnis der Künstler dieser Musikrichtung abgelegt ist.
Beschreibung
Electroclash wird oft mit Synthie Pop oder Electropunk gleichgesetzt. Es handelt sich um eine Kombination zwischen Punk-Ästhetik und elektronischer Tanzmusik. Da es keine einheitliche Definition für den Begriff gibt und sich sowohl Presse wie auch Künstler größtenteils davon distanziert haben, ist die Bandbreite sehr weit und reicht von elektronischer Popmusik mit nur wenigen Rock-Einflüssen bis zum trashigen Punk-Sound mit Gitarre und Synthesizern.
Häufige, aber keinenfalls immer anzutreffende Stilelemente sind:
- ein durchgängiger 4/4-Takt, auf den Vierteln liegt meist eine Bassdrum, während auf der zweiten und vierten Zählzeit eine – oft verfremdete – Snaredrum liegt, alternativ dazu wird teilweise auch der funkige Rhythmus verwendet, der typisch für die Stilrichtung Electro ist.
- elektronisch und meist „hart“ klingende, sehr simpel aufgebaute Synth-Basslines, oft mit einfachen Wellenformen wie Sägezahn oder Rechteck, die entweder rein oder elektronisch verfremdet verwendet werden. Besonders typisch ist es die Bassnote in abwechselnden Oktaven zu wiederholen.
- einfach aufgebauter Gesang ohne große Komplexität, oft von einer Sängerin, z. T. als Sprechgesang oder gehaucht. Ein Eindruck von Unprofessionalität ist erlaubt, man will sich doch nicht ernst nehmen.
- Nutzung der deutschen oder französischen Sprache durch englischsprachige Sänger, um entweder mit der französischen Sprache sanfte Vocals zu unterstreichen, oder mit der deutschen Sprache einen harten „militärischen“ Klang der Lyrics zu erzeugen. Oder es sollen Erinnerungen an den New Wave geweckt werden, wo das auch schon üblich war.
Entstehung
Vorläufer der Musik der Electroclash-Machart war die Nu Electro- oder Neo-Electro-Welle in den späten 1990er Jahren, die von Künstlern wie Komputer, Anthony Rother, I-F und den Electro-Pionieren Dopplereffekt vorangetragen wurde. Miss Kittin begann 1997 mit ihrem Partner The Hacker den Electro-Sound um Sprechgesang zu erweitern. Dieser Stil wurde bald von ADULT. und Fischerspooner aufgegriffen. Die Kanadierin Peaches entwickelte einen ähnlichen Stil im Berliner Untergrund, jedoch mit mehr Punk-Einfluss.
Zur gleichen Zeit komponierte Stuart Price unter dem Pseudonym Les Rhythmes Digitales ein einflussreiches Album. Von durchschlagender Bedeutung für die Bewegung war der weltweite Erfolg von Tiga & Zyntherius Sunglasses at Night, eine Coverversion eines Titels des kanadischen Popsängers Corey Hart, im Jahr 2001. Auch die englisch Formation Ladytron wird diesem Genre zugeordnet und darf mit Underground Hits wie Seventeen als formgebend erachtet werden.
Andere Varianten des Electroclash liegen stilistisch näher an der Rockmusik. Dazu gehört die Musik von Bands wie Phoenix und Zoot Woman, sowie Musik mit New Wave-Einfluss wie bei The Faint, BIS und The Rapture sowie den deutschen MIA..
Die Stilrichtung konnte in Europa und den USA zahlreiche Charterfolge verbuchen. Der Münchner DJ Tomcraft landete mit Loneliness den ersten Electroclash-Nummer-1-Hit in Großbritannien. Ebenfalls kommerziell erfolgreich ist dort die Formation Goldfrapp, die erst mit ihrem zweiten Album Black Cherry und den darauf enthaltenen Songs Train und Strict Machine in diesen Bereich vorgestoßen sind. In Deutschland gelangen unter anderem Kid Alex mit Young Love (Topless) und Fame Charterfolge. Schließlich ist das Projekt Proper Filthy Naughty zum großen Teil für die Verbreitung des Electroclash-Sounds auch nach Südamerika verantwortlich, wo deren Track Fascination einen überwältigenden Erfolg verbuchen konnte.
Literatur
- Brent Luvaas: Re-producing pop: The aesthetics of ambivalence in a contemporary dance music in: International Journal of Cultural Studies, 2006, vol. 9(2).
Weblinks
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