Elektra (Mythologie)

Elektra (Mythologie)
Orestes, Elektra und Hermes am Grab des Agamemnon, rotfigurige Pelike des Choephoren-Malers, um 380/70 v. Chr., Louvre (K 544)

Elektra (griechisch Ηλέκτρα) ist in der griechischen Mythologie die Tochter des Königs von Mykene, Agamemnon und der Klytaimnestra, sowie die Schwester der Iphigenie, des Orestes und der Chrysothemis.

Homer überliefert, Elektra habe sich nicht in Mykene aufgehalten, als ihr Vater, König Agamemnon, vom Trojanischen Krieg zurückkehrte. Dieser sei von Aigisthos, dem Geliebten der Klytaimnestra, bzw. von Klytaimnestra selbst ermordet worden. Aigisthos und Klytaimnestra töteten u. a. auch Kassandra, die Agamemnon aus Troja gefolgt war. Acht Jahre später kehrte Orest aus Phokis zurück, wo er nach dem Tod des Vaters Zuflucht gefunden hatte. (Odyssee, III. 306; X. 542). Um seine Mutter und ihren Liebhaber zu täuschen, schickt er einen Boten voraus, der von seinem Tod berichtet. Die untröstliche Elektra versucht daraufhin ihre jüngere Schwester Chrysothemis zu einem gemeinsamen Mord an ihrer Mutter und dem verhassten Stiefvater zu überreden, diese lehnt jedoch ab.

Orest ist durch das Orakel von Delphi aufgefordert worden, nach Hause zurückzukehren und den Tod des Vaters zu rächen. Nach Aischylos begegnet er Elektra am Grab Agamemnons, wohin beide gegangen sind, um die Totenzeremonie durchzuführen. Orest vollzieht mit Hilfe von Elektra an der Mutter und Aigisthos die Blutrache; aus dem vergossenen Blut erheben sich die Erinnyen und verfolgen ihn, nicht aber Elektra.

Elektra heiratet später Pylades, ihren Cousin, einen engen Freund des Orest, Sohn des Königs Strophios von Phokis und seiner Gattin Anaxibia, einer Schwester Agamemnons (die für Orest gesorgt hatten, während dieser sich vor seiner Mutter und deren Geliebtem versteckt hatte).

Die Geschichte der Elektra wurde schon in der Antike unter anderem dramatisiert von Sophokles als Elektra (ca. 410 v. Chr.), von Aischylos als Das Opfer am Grabe und von Euripides als Elektra. In der Neuzeit schrieb Hugo von Hofmannsthal eine Elektra, welche er später zu einem Libretto für Richard Strauss' Oper Elektra umarbeitete. Auch Gerhart Hauptmann verfasste eine Elektra. Später hat Jean-Paul Sartre den Mythos um Elektra und Orest in seinem Drama Die Fliegen verarbeitet.

1931 veröffentlichte der amerikanische Dramatiker und spätere Nobelpreisträger für Literatur Eugene O'Neill die Trilogie „Trauer muss Elektra tragen“, in der die antike Atridensage nach Neuengland verlegt wird. Als Erklärungsmuster für die grausamen Familienkonflikte diente ihm dabei Sigmund Freuds Psychoanalyse.

Siehe auch

Tantaliden, Elektrakomplex

Literatur

  • Karl Kerényi: Die Mythologie der Griechen – Die Götter- und Menschheitsgeschichten, dtv, München 1994. ISBN 3-423-30030-2 <ddb>
  • Michael Grant und John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. dtv, München 2004. ISBN 3-423-32508-9 <kvk>
  • Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie – Quellen und Deutung. rororo, Hamburg 2001. ISBN 3-499-55404-6 <ddb>

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Elektra (Mythologie) — Elektra (Mythologie). Eine der sieben Töchter des Atlas und der Pleione, welche von Zeus Mutter des berühmten Argonautenführers Jason und des Stammvaters des trojanischen Königsgeschlechts, Dardanos, nebst ihren Schwestern unter die Sterne… …   Damen Conversations Lexikon

  • Elektra (Theben) — Elektra (griechisch Ἠλέκτρα) ist eine Person aus der griechischen Mythologie. Sie war eine Schwester des Kadmos. Nach ihr soll das Elektra Tor in Theben benannt worden sein. Quelle ist Pausanias,[1] sowie Scholien zu Apollonios von… …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra — (griech. Ἠλέκτρα) bezeichnet: in der griechischen Mythologie: Elektra (Mykene), die Tochter des Agamemnon Elektra (Theben), Schwester des Kadmos Elektra (Tochter des Atlas), eine der Plejaden Elektra (Tochter des Latinus), Frau des Italos Ozomene …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra (Schiff) — Elektra Skizze der Elektra p1 …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra (Tochter des Atlas) — Elektra (griechisch Ἠλέκτρα) war eine Tochter des Atlas und der Pleione und somit eine der sieben Plejaden. Durch Zeus wurde sie Mutter von Iasion, Dardanos und Harmonia.[1][2] Nach Servius[3] war Iasion jedoch der Sohn des italischen Königs …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra (Strauss) — Werkdaten Titel: Elektra Originaltitel: Elektra Originalsprache: deutsch Musik: Richard Strauss Libretto: Hugo von …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra (Mykene) — Orestes, Elektra und Hermes am Grab des Agamemnon. (rotfigurige Pelike des Choephoren Malers, um 380/70 v. Chr., Louvre in Paris, K 544) Elektra (griechisch Ηλέκτρα) ist in der …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra — Électre Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Électre, Electra ou Elektra est un prénom féminin d origine grecque. Sommaire 1 Personnages de fiction 1.1 …   Wikipédia en Français

  • Elektra (Asteroid) — Asteroid (130) Elektra Eigenschaften des Orbits (Simulation) Orbittyp Hauptgürtelasteroid Große Halbachse 3,1187  …   Deutsch Wikipedia

  • Elektra (opéra) — Pour les articles homonymes, voir Elektra. Elektra Genre Opéra Nb. d actes 1 acte Musique Richard Strauss Livret …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”