Elementarwesen

Elementarwesen

Nach der Vier-Elemente-Lehre besteht alles Sein aus den vier Grundelementen Feuer, Wasser, Luft und Erde.

Die vier Elemente der Alchemie

Inhaltsverzeichnis

Griechische Philosophen

Vorläufer: Thales, Anaximenes und Heraklit

Der griechische Philosoph Thales von Milet (624-546 v. Chr.) in Ionien vertrat die Ansicht, dass alle Stoffe nur verschiedene Aspekte des Urstoffes Wasser darstellen, denn Wasser war seiner Ansicht nach in größter Menge vorhanden. Er stellte sich vor, dass die Erde als flache Scheibe auf Wasser schwimmen würde und dass auch über dem halbkugeligen Himmelsgewölbe Wasser vorhanden sei.

Seine Theorien fanden große Anerkennung, es wurde jedoch angefochten, dass Wasser der Urstoff sei. In den folgenden Jahrhunderten führten astronomische Überlegungen in Griechenland zu dem Schluss, dass der Himmel eine Kugel sei, in dessen Mitte sich die ebenfalls kugelförmige Erde befinde.

Anaximenes (585-525 v. Chr.) – ebenfalls aus Milet – kam zu dem Schluss, dass die Luft der Urstoff sei und zum Mittelpunkt des Universums hin zusammengepresst werde, wodurch die anderen Elemente Wasser und Erde entständen.

Heraklit (ca. 540-475 v. Chr.) aus der Nachbarstadt Ephesus war der Ansicht, dass das sich stets wandelnde und verändernde Feuer der Urstoff sein müsse, da sich im Universum alles wandelt.

Empedokles

Die breiteste Wirkung hatte ihre Formulierungen durch den griechischen Naturphilosophen Empedokles im 5. Jahrhundert v. Chr..

Die Vorgänger von Empedokles haben den vier Elementen nur Eigenarten zugeschrieben, die wir heute den Aggregatzuständen zuordnen. Ein Beispiel dafür ist die Verflüssigung eines Gases durch Druck bei Anaximenes. Auch dass feste Stoffe bereits bei Empedokles' Vorgängern dem Element Erde zugeordnet werden, flüssige dem Wasser und gasförmige der Luft, entspricht dem heutigen Konzept der Aggregatzustände.

Dieses Schema wurde bei Empedokles beibehalten. Zusätzlich schrieb Empedokles den Elementen aber noch eine Eigenart zu, die unseren heutigen Elementen aus dem Periodensystem der Elemente entspricht: Er nahm an, die vier Elemente wären ewig existierende und unveränderliche Grundsubstanzen, die durch Mischung die Vielfalt der Stoffe bilden.

Auch wenn diese Prinzipien in Teilen schon auf die moderne Wissenschaft hindeuten, darf nicht übersehen werden, dass bei Empedokles die vier Elemente zunächst als Götter eingeführt wurden. Es herrscht jedoch keine Einigkeit darüber, welchem Gott er welches Element zuordnete. Einige Autoren gehen davon aus, dass das Feuer dem Zeus, die Luft der Hera, die Erde dem Aidoneus (Hades) und das Wasser der Nestis (Persephone) zugeordnet war, andere deuten Empedokles Texte in dem Sinne, dass Hera der Erde und Aidoneus der Luft zugeordnet gewesen sei.[1] [2] [3] [4]

Übersicht über die vier Elemente

Nachfolger

Die Vier-Elemente-Lehre wurde von späteren griechischen Philosophen weiterentwickelt. Platon (ca. 428-347 v. Chr.) ordnete jedem der vier Elemente sowie dem Äther je einen regelmäßigen Körper zu. Aristoteles (384-322 v. Chr.) wiederum gab den vier Elementen die Eigenschaften warm/kalt und trocken/feucht und bezeichnete den Äther als den anderen vier Elementen (Erde, Wasser, Luft und Feuer) zugrunde liegende Quintessenz.

Die Stoiker entwickelten die Vier-Elemente-Lehre weiter und führten das Pneuma ein. Dieses wurde als Mischung des Feuers und der Luft interpretiert und galt als das Aktive in den Elementen. Dementsprechend wurden Luft und Feuer als aktive pneuma-artige Elemente und Erde und Wasser als passive Elemente angesehen. Pneuma erfüllte viele Funktionen, die Aristoteles dem Äther zuordnete.

Danach entwickelte sich diese Theorie in Europa längere Zeit nicht wesentlich weiter.

Alchemie

Der Umweg über Ägypten und Arabien

Alexander der Große eroberte das Persische Reich, das nach seinem Tod 323 v. Chr. auseinander brach. Ptolemäus, einer von Alexanders Generälen, ließ in Alexandria den Musen einen Tempel, ein „Museum“ bauen, das in seiner Funktion etwa einer heutigen Universität entspricht. Das Museum mit der Bibliothek von Alexandria wurde in der Folgezeit zu einem Zentrum wissenschaftlicher Forschung. Dort verband sich die griechische Philosophie mit der ägyptischen Lehre von der angewandten Chemie. Da in Ägypten chemische Kenntnisse eng mit der Religion verbunden waren, hatte das zwei Auswirkungen:

  • Eine spirituelle Note kam in die Elementelehre hinein, die Beschäftigung mit dem "Feinstofflichen", die die jetzige Alchemie im Gegensatz zur jetzigen Chemie kennzeichnet.
  • Man betrachtete das Wissen über Alchemie als Geheimwissen (Esoterik) und begann, Texte über Alchemie absichtlich unverständlich zu schreiben.

Die Araber besetzten 641 Ägypten. Sie übernahmen das chemische Wissen der Ägypter und entwickelten es weiter. Das Wissensgebiet der Stoffwandlung nannten sie (griechisch Chemeia) Al-kimiya.

Mit den Kontakten der Araber im Mittelmeerraum und durch die Kreuzzüge gelangte es im 12. und 13. Jahrhundert als Alchemie nach Europa.

Ab dem Mittelalter in Europa

In der Alchemie des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit spielen die vier Elemente und die Quintessenz als fünftes Element eine wesentliche Rolle.

Nach dem maßgeblich durch Paracelsus im 16. Jahrhundert formulierten mittelalterlichen Volksglauben stehen den vier Elementen jeweils bestimmte Geistwesen vor, die in diesem Zusammenhang auch als Elementarwesen bezeichnet werden:

Siehe auch Naturgeister.

Die Vier-Elemente-Lehre wurde von der Astrologie übernommen. Dabei wurde jedes der Tierkreiszeichen einem der vier Elemente zugeordnet.

Übersicht

Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Elemente und die ihnen zugeordneten Körper, Eigenschaften, Tierkreiszeichen, Elementarwesen und Himmelsrichtungen.

Element regelmäßiger Körper
(Platon)
Eigenschaft
(Aristoteles)
Tierkreiszeichen
(Astrologie)
Elementarwesen
(Paracelsus)
Himmelsrichtung Erzengel Temperament Symbol
Feuer Tetraeder heiß + trocken Widder, Löwe, Schütze Salamander Süden Michael cholerisch
Luft Oktaeder heiß + feucht Zwillinge, Waage, Wassermann Sylphen Osten Raphael sanguinisch
Wasser Ikosaeder kalt + feucht Krebs, Skorpion, Fische Undinen Westen Gabriel phlegmatisch
Erde Würfel kalt + trocken Stier, Jungfrau, Steinbock Gnome Norden Uriel melancholisch

Heutige Bedeutung

Robert Boyle und das Periodensystem der Elemente

Die Vier-Elemente-Lehre war bis ins 17. Jahrhundert hinein bestimmend für die Chemie, die bis dahin durchweg Alchemie genannt wurde. Erst Robert Boyle leitete die Entwicklung ein, die zum heutigen Periodensystem der Elemente führte, indem er nur noch diejenigen Stoffe als Elemente anerkannte, die sich nicht in andere Stoffe zerlegen lassen. Er nahm auch die Umbenennung der Alchemie in Chemie vor, so dass jetzt nur noch die esoterische Richtung der Chemie als Alchemie bezeichnet wird.

Da der Begriff „Element“ dadurch seinen Bezug zu den Aggregatzuständen verlor, wurde der Begriff Aggregatzustand neu geprägt.

Kunst

In der Kunstgeschichte stößt man auf zahlreiche allegorische Darstellungen der Elemente. Wie schon bei den Planeten oder den Wochentagen gibt es auch bei den Elementen Bezüge zu mythologischen Gottheiten, allerdings etwas variabler. So wird zum Beispiel die Erde durch Kybele symbolisiert, das Wasser durch Neptun, die Luft durch Iuno und das Feuer durch Jupiter.

Esoterik

Einige Vertreter der Esoterik wie Franz Bardon und Rudolf Steiner teilen das Feinstoffliche in mehrere „Welten“ unterschiedlicher Dichte auf, die jeweils in fünf bis sieben Ebenen aufgeteilt sind. In jeder Welt tragen die untersten vier Ebenen die Namen der Elemente. Max Heindel nimmt dieselbe Aufteilung vor, ersetzt die Namen der Vier Elemente aber durch die Aggregatzustände.

Verwandte Konzepte

In der chinesischen Kultur gibt es ein verwandtes Modell, die Fünf-Elemente-Lehre, nach der die fünf Grundelemente Metall, Holz, Erde, Wasser und Feuer sind.

Eine weitere Variante lieferte 1997 der Film Das Fünfte Element, der die Liebe als Quintessenz einführt. Medialer Ursprung dieser romantisch angehauchten Variante ist die US-Zeichentrickserie Captain Planet (1990-1993), in der fünf jugendliche Helden aus aller Welt die Elemente Feuer, Wasser, Wind, Erde und Liebe vereinen, um Captain Planet, den Beschützer des Planeten, in den Kampf gegen die Umweltsünder zu schicken.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ingrid Straube: Die Quellen der Philosophie sind weiblich: Vom Einfluss weiser Frauen auf die Anfänge der Philosophie. Veröffentlicht von ein-FACH-verlag, 2001 ISBN 9783928089296 S.31+32
  2. Walter Bröcker: Die Geschichte der Philosophie vor Sokrates. Veröffentlicht von Vittorio Klostermann, 1986 ISBN 9783465017066
  3. Egon Gottwein: Vorsokratische Philosophie
  4. Arthur Fairbanks: Empedocles Fragments and Commentary

Literatur

  • Isaac Asimov (1969): Kleine Geschichte der Chemie. Vom Feuerstein bis zur Kernspaltung; München: Wilhelm Goldmann Verlag
  • Gernot Böhme & Hartmut Böhme (1996): Feuer, Wasser, Erde, Luft. Eine Kulturgeschichte der Elemente. München 1996
  • Wilhelm Strube (1976): Der historische Weg der Chemie; Leipzig: VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie
  • Franz Bardon (1995): Der Weg zum wahren Adepten; Freiburg im Breisgau: Bauer
  • Max Heindel (1992): Die Rosenkreuzer-Weltanschauung oder Mystisches Christentum; Oceanside, CA, 92049, USA: The Rosicrucian Fellowship; Internetausgabe. http://www.rosicrucian.com/foreign/frameger00.html
  • The Illustrated Bartsch / founding ed.: Walter L. Strauss. General ed.: John T. Spike New York, NY : Abaris Books, 1978 -.

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