Elena Gjika

Elena Gjika
Dora d’Istria.

Dora d’Istria, auch Elena Kolćova-Massalśkaja (* 22. Januar 1828 in Bukarest; † 1882) war eine rumänisch-albanische Schriftstellerin.

Dora d’Istria (mit ihrem wahren Namen Helena Fürstin Koltsova-Massalskaya), Tochter des Fürsten Mihai Ghica und Nichte des damals regierenden Hospodars Grigore IV. Ghica, erhielt im elterlichen Haus eine sehr sorgfältige Erziehung, bei der auch auf Pflege der körperlichen Übungen emsig Bedacht genommen wurde, und ging zu ihrer weiteren Ausbildung in Begleitung ihres Vaters 1840 ins Ausland, zunächst nach Dresden, dann nach Wien, Venedig und Berlin, wo sie einst bei Hof eine glänzende Probe ihrer Kenntnis der altgriechischen Sprache ablegte.

1849 in die Heimat zurückgekehrt, vermählte sie sich mit dem russischen Fürsten Alexander Koltsov-Massalski und verlebte nun mehrere Jahre in Russland, meist in Sankt Petersburg, vermochte sich aber weder an der Seite eines in den Anschauungen des Großrussentums und der Bigotterie der griechischen Kirche befangenen Gatten noch am Hof des despotischen Zaren Nikolaus glücklich zu fühlen.

Da auch ihre Gesundheit unter dem russischen Klima litt, kehrte sie 1855 nach Übereinkunft mit ihrem Gemahl nach dem europäischen Westen zurück, verweilte zunächst mehrere Jahre in der Schweiz, unternahm dann eine Reise nach Griechenland und der Türkei und wandte sich schließlich nach Italien, wo sie eine Villa bei Florenz bewohnte, von Zeit zu Zeit jedoch ihren Aufenthalt durch größere und kleinere Reisen (wie 1880 nach Frankreich, Irland und Nordamerika) unterbrechend.

Als Schriftstellerin (unter dem Namen Dora d’Istria und meist in französischer Sprache) trat sie zuerst 1855 hervor und veröffentlichte seitdem eine Reihe von Schriften, die nicht nur ungemeine Sprachkenntnisse (sie versteht gründlich Rumänisch, Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Lateinisch, Alt- und Neugriechisch, Russisch, Albanisch), sondern auch eine auf wissenschaftlicher Grundlage und auf freisinniger Anschauung der religiösen und politischen Verhältnisse ruhende allgemeine Bildung sowie ein Talent der Darstellung bekunden, die als ungewöhnlich zu bezeichnen sind.

Im allgemeinen hat ihre Tätigkeit einen kosmopolitischen Charakter, doch betrachtet sie es als ihre Hauptaufgabe, den östlichen Ländern Europas die Quellen der Zivilisation zu eröffnen und damit zugleich auch ihrem Geschlecht eine würdigere Stellung zu verschaffen. Ihr erstes Werk war: La vie monastique dans l’Église orientale (Brüssel 1855), worin sie die Beseitigung der Klosterorden fordert. Hierauf folgte: La Suisse allemande et l’ascension du Moench (Genf 1856, 4 Bde.), eine vortreffliche Schilderung von Land und Leuten der Schweiz mit dem anziehenden Bericht über eine von ihr 1855 ausgeführte Besteigung des Mönchs.

In der Schrift Les femmes en Orient (Zürich 1859, 2 Bde.) erklärt sie sich für die Emanzipation des weiblichen Geschlechts im Orient; in einer anderen: Des femmes, par une femme (2. Aufl., Brüssel 1869, 2 Bde.), vergleicht sie die Lage desselben bei den romanischen Völkern und bei den Deutschen und verlangt mit energischen Worten die Gleichstellung von Mann und Frau.

Vor dem letztgenannten Werk waren von ihr Excursions en Roumélie et en Morée (Zürich 1863, 2 Bde.) erschienen, worin der Nachweis zu führen gesucht wird, dass Griechenland im Altertum dieselbe Aufgabe der Zivilisation zu erfüllen gehabt habe wie Deutschland in der modernen Welt.

Außerdem verfasste sie die Schilderung Au bord des lacs helvétiques (Genf 1861), die Novellen Fylétia e Arbenoré prèj Kanekate laoshima (Livorno 1867), Gli Albanesi in Rumenia, eine Geschichte der Fürsten Ghika im 17-19. Jahrh. (2. Ausg., Florenz 1873), und La poésie des Ottomans (2. Aufl., Paris 1877) sowie zahlreiche Abhandlungen über Literaturgeschichte, Poesie, politische, soziale und religiöse Fragen, über Geschichte, Kunst etc. in den angesehensten Journalen Frankreichs (besonders der Revue des Deux Mondes), Belgiens (Libre Recherche), Italiens (Diritto, Antologia nuova, Rivista europea etc.), der Schweiz, Griechenlands, Rumäniens und Nordamerikas.

D. kultiviert übrigens auch die Malerkunst und trug in St. Petersburg mit zwei Landschaften einen Preis davon. Sie wurde von zahlreichen gelehrten Gesellschaften, namentlich von den Akademien Italiens, zum Mitglied sowie vom griechischen Parlament zur Großbürgerin von Griechenland, auch von verschiedenen italienischen Städten zur Ehrenbürgerin ernannt.

Werke (Auswahl)

  • La vie monastique dans l’église orientale. Paris: Cherbuliez, 1855.
  • Les femmes en Orient. 1: La Peninsule orientale. Zurich: Meyer et Zeller, 1859.
  • Les femmes en Orient. 2: La Russie. Zurich: Meyer et Zeller, 1860.
  • Die deutsche Schweiz. Land, Volk und Geschichte. Zürich: 1860 (1 Aufl. 1856, 3 Bde.).
  • Une rencontre de voyage. Souvenirs de la Suisse ital. Paris: 1861.
  • Excursions en Roumélie et en Marée. Zürich; Paris, 1863 (2 Bde.).
  • Des femmes par une femme. Paris; Leipzig [usw.]: Lacroix & Verboeckhoven, 1865.
  • Fylétia e Arberaré prèj Kanekate laoshima. En kethyeme ne Shkjipe Perèi D(imitri) C(amarda). Livorno: P. Vannini, 1867.
  • Gli Albanesi in Rumenia. Storia dei principi Ghika nei secoli XVII, XVIII et XIX. Traduzione dal francese di B(artolomeo) Cecchetti. Firenze: Tip. editr. dell’Associazione, 1873.
  • La poésie des Ottomans. Paris: 1877 (2. Auflg.).

Literatur

  • Armand Pommier: Profils contemporains. La Comtesse Dora d’Istria [pseud., i.e. Elena Ghika, afterwards Princess Koltsov-Massalsky], sa vie et ses œuvres sur la Russie et sur l’Orient, etc.. Brüssel 1863.
  • Charles Yriarte: Les portraits cosmopolites. Paris: E. Lachaud, 1870.
  • Bartolomeo Cecchetti: Bibliografia della Principessa Elena Ghika Dora d’Istria. Venedig: Naratovich, 1868 (6. Aufl., Florenz. 1873).
  • Merita Sauku Bruci (Hrsg.): Lettere di una principessa (studio introduttivo, trascrizione e note). Elena Ghika a Girolamo de Rada. Tirana: Ed. Bargjini, 2004. ISBN 99927-969-5-2 (Letra të një princeshe.)


Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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