Emil Rümelin

Emil Rümelin
Emil von Rümelin, um 1895

Emil von Rümelin (* 21. Juni 1846 in Ulm; † 24. März 1899 in Baden-Baden) war von 1893 bis 1899 Oberbürgermeister von Stuttgart.

Inhaltsverzeichnis

Finanzbeamter aus gutem Hause

Emil Rümelin wurde 1846 in Ulm in eine altwürttembergische, protestantische Familie hineingeboren, die zur sogenannten Ehrbarkeit des Landes gehörte. Sein Vater war württembergischer Beamter, sein Onkel Gustav Rümelin war Kultusminister des Königreichs Württemberg und Kanzler der Universität Tübingen. Emil Rümelin studierte Finanzwissenschaft in Heidelberg und Tübingen. Später arbeitete er als Finanzbeamter in Esslingen, Friedrichshafen am Bodensee, Münster in Westfalen und Heilbronn. 1889 wechselte er in die Finanzverwaltung von Stuttgart.

Bildnis Emil von Rümelins auf seinem Grab von 1899

Sozialreformer mit Adelstitel

Neben seiner Arbeit als Finanzfachmann machte sich Rümelin auch einen Namen als Sozialreformer. So veröffentlichte er 1891 eine damals viel beachtete Arbeit mit dem Titel „Die Selbstverwaltung in ihrer Bedeutung für die soziale Frage“. Auf seine Initiative hin wurde in Stuttgart eine Alters- und Invaliditätsversorgung für städtische Mitarbeiter eingeführt. Durch seine Arbeit erwarb er sich nicht nur die Achtung der Konservativen, sondern auch der Sozialdemokraten.

Daher verwundert es nicht, dass der parteilose Rümelin sowohl von der konservativen Deutschen Volkspartei als auch von der linken Sozialdemokratischen Partei unterstützt wurde, als 1892 die Neuwahl des Stuttgarter Oberbürgermeister anstand. Der bisherige Amtsinhaber Gottlob Friedrich von Hack hatte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. Rümelin wurde am 18. November 1892 mit einer deutlichen Mehrheit von über 57 Prozent gewählt (5.410 zu 4.031 Stimmen) und am 9. Januar 1893 vereidigt. Im gleichen Jahr wurde er vom württembergischen König Wilhelm II. geadelt und trug seither auch den Namenszusatz „von“.

Das Grab Emil von Rümelins von 1899 auf dem Stuttgarter Pragfriedhof

Oberbürgermeister von Stuttgart

Emil von Rümelin widmete sich in seiner nur sechsjährigen Amtszeit vor allem dem Ausbau der Sozialversorgung und der Infrastruktur der rasch wachsenden Großstadt. Während Stuttgart 1875 noch 100.000 Bewohner hatte, wuchs die Zahl bis 1905 auf 250.000 Einwohner. So gründete er das städtische Arbeitsamt und das Bürgerhospital. Auf seine Initiative wurde außerdem das Schulgeld für die Volksschulen der Stadt abgeschafft, was vor allem ärmeren und kinderreichen Familien zugute kam.

In von Rümelins Amtszeit wurde auch die Stadtbebauung systematisch erweitert – dazu gehörten vor allem die innenstadtnahen Bezirke Stuttgart-West, -Süd und -Ost. 1894 bis 1896 wurde als Verbindung zwischen Stuttgart-West und -Süd der 125 Meter lange Schwabtunnel gebaut, der seinerzeit mit 10,5 Metern der breiteste Straßentunnel Europas war. Außerdem begann die Elektrifizierung der Stuttgarter Straßenbahnen, die bis dahin noch von Pferden gezogen wurden. Darüber hinaus gründete von Rümelin das Statistische Amt der Stadt, zudem war er Gründungsmitglied des Württembergischen Städtetags.

Emil von Rümelin erkrankte an Krebs, wurde dadurch arbeitsunfähig und lebte zuletzt zur Erholung in Baden-Baden. Dort ist er am 24. März 1899 im Alter von nur 52 Jahre gestorben. Am 28. März 1899 wurde seine Urne unter großer Anteilnahme der Bürgerschaft auf dem Stuttgarter Pragfriedhof beigesetzt. Da das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters damals auf Lebenszeit vergeben wurde, konnte erst am 19. Mai 1899 Heinrich von Gauß als sein Nachfolger gewählt werden.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Emil von Rümelin — Emil von Rümelin, um 1895 Emil von Rümelin (* 21. Juni 1846 in Ulm; † 24. März 1899 in Baden Baden) war von 1893 bis 1899 Oberbürgermeister von Stuttgart. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Rümelin — Familie Rümelin stellt gemäß den Ausführungen unter Emil von Rümelin im Grundsatz eine altwürttembergische, protestantische Familie dar, die zur sogenannten Ehrbarkeit gehört. Inhaltsverzeichnis 1 Namensträger 2 Siehe auch 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Gauß — Heinrich von Gauß, 1899 Heinrich von Gauß (* 7. März 1858 in Stuttgart; † 8. Dezember 1921 in Stuttgart) war von 1899 bis 1911 Oberbürgermeister seiner Heimatstadt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • August Willibald Feuerlein — Dr. Willibald von Feuerlein Dr. jur. August Willibald von Feuerlein (* 24. Juni 1781 in Stuttgart; † 29. September 1850 in Stuttgart) war ein deutscher Jurist. Er war der erste Oberbürgermeister Stuttgarts. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Lautenschlager — Karl Lautenschlager 1932 Lautenschlagers Grab Karl Lautenschlager (* 15. Mai 1868 in Stuttgart; † 6. Dezember …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Hack — Gottlob Friedrich von Hack (* 18. Oktober 1843 in Meimsheim bei Brackenheim; † 15. Januar 1911 in Urach) war von 1872 bis 1892 Oberbürgermeister von Stuttgart. Inhaltsverzeichnis 1 Aufsteiger aus armer Familie 2 Oberbürgermeister von Stuttgart …   Deutsch Wikipedia

  • Georg Gottlob Gutbrod — Georg Gottlob Gutbrod, ab 1858 von Gutbrod (* 19. Februar 1791 in Stuttgart; † 22. Oktober 1861 in Stuttgart) war von 1833 bis zu seinem Tod Oberbürgermeister von Stuttgart. Metzgersohn Georg Gottlob Gutbrod wurde am 19. Februar 1791 als jüngstes …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlob Friedrich von Hack — (* 18. Oktober 1843 in Meimsheim bei Brackenheim; † 15. Januar 1911 in Urach) war von 1872 bis 1892 Oberbürgermeister von Stuttgart. Inhaltsverzeichnis 1 Aufsteiger aus armer Familie 2 Oberbürgermeister von Stuttgart …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Sick — Heinrich von Sick, um 1880 Christian Christlieb Heinrich von Sick (* 9. März 1822 in Stuttgart; † 13. Oktober 1881 in Stuttgart) war von 1862 bis 1872 Oberbürgermeister von Stuttgart und anschließend bis zu seinem Tod Innenminister des… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ru — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”