- Engelberg (Obwalden)
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OW dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Obwalden und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Engelberg zu vermeiden. Engelberg Basisdaten Kanton: Obwalden Bezirk: (Obwalden kennt keine Bezirke) BFS-Nr.: 1402 PLZ: 6390 UN/LOCODE: CH ENG Koordinaten: (673573 / 185971)46.820838.4027851015Koordinaten: 46° 49′ 15″ N, 8° 24′ 10″ O; CH1903: (673573 / 185971) Höhe: 1'015 m ü. M. Fläche: 40.75 km² Einwohner: 3635
(31. Dezember 2007)[1]Website: www.gde-engelberg.ch Karte Engelberg ist eine politische Gemeinde des Kantons Obwalden in der Schweiz.
Engelberg ist eines der beliebtesten Sommer- und Wintertourismusgebiete in der Zentralschweiz. Es ist der Hauptort einer Exklave von Obwalden umgeben von den Kantonen Bern, Nidwalden und Uri.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Engelberg liegt 25 km südlich des Vierwaldstättersees und 20 km südlich des Dorfes Stans, in einem flachen, weiten Hochtal auf rund 1000 m Höhe. Der Ort ist eingeschlossen zwischen dem Gebirgsmassiv des 3238 m hohen Titlis im Süden und einer Bergkette im Norden, die von den bis zu rund 2800m hohen Bergen Engelberger Rotstock, Ruchstock, Rigidalstock und den Walenstöcken gebildet wird. Im Osten beherrscht der unmittelbar über dem Ort thronende Hahnen mit 2600 m Höhe das Ortsbild.
Der flache Talboden von Engelberg entstand am Ende der letzten Eiszeit, als ein gewaltiger, vom Titlis her kommender Felssturz den Talausgang Richtung Nordwesten versperrte. Der daraufhin entstehende natürliche Stausee wurde binnen weniger tausend Jahre durch Geröll und Sand aufgefüllt, der von der Engelberger Aa und ihren Zuflüssen von den benachbarten Bergen herangeführt wurde. Heute erinnert nur noch der kleine, für die Elektrizitätserzeugung künstlich regulierte Eugenisee im unteren Ortsteil an den einstigen Gebirgssee.
Unterhalb davon stürzt der Bach ins Aa-Tobel, wo die steile Geländestufe bis heute heftiger Erosion und vereinzelten Erdrutschen unterliegt. Zur Gemeinde Engelberg gehört auch der unterhalb der Aaschlucht, im unteren Engelberger Tal in der Nähe von Wolfenschiessen gelegene Flecken Grafenort (Seehöhe 570 m).
Ein nördlich des Haupttals abzweigendes Nebental endet jäh unterhalb einer senkrecht abfallenden Felswand; diese Stelle trägt den bildhaften Namen Ende der Welt.
Flussaufwärts setzt sich der Talverlauf der Engelberger Aa Richtung Osten und später nach Nordosten noch rund 15 km bis zum 2291 m hohen Surenenpass fort.
Verkehr
Der einzige natürliche Zugang führt von Norden, vom unteren Engelberger Tal her, über 5 km Weglänge und 500 Höhenmeter durch die steile, wilde, enge Aaschlucht. Die natürlichen Höhenpfade über den Jochpass Richtung Engstlensee und Berner Oberland, über den Storeggpass Richtung Melchtal und Sarnen und über den Surenenpass Richtung Uri und Reusstal sind noch weitaus länger, ebenfalls steil und beschwerlich und nur im Hoch- und Spätsommer passierbar.
Seit 1898 ist der Ort über die Zahnradstrecke der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn an das Bahnnetz angeschlossen. Erst 1931 wurde die Strasse von Norden her so ausgebaut, dass Engelberg auch im Winter mit Auto, Bus oder LKW erreichbar ist. Heutzutage dauert die Autofahrt von der Gotthard-Autobahn N2 und der Ausfahrt Stans-Süd nach Engelberg nur noch eine knappe halbe Stunde.
Die Trassen von Straße und Bahnlinie sind aber stets von Muren und Hochwasser der Engelberger Aa bedroht. So wurden beim Hochwasser vom 23. August 2005 beide Trassen für etwa zwei Wochen unterbrochen und Engelberg von der Aussenwelt abgeschnitten. Während dieser Zeit stellten private Helikopterunternehmen und die Schweizer Armee den Transport von Personen und die Versorgung über eine Luftbrücke sicher. Erst knapp 17 Wochen nach dem Hochwasser war Engelberg wieder über die provisorisch instand gestellten Verkehrswege erreichbar. Zwischenzeitlich wurde der Verkehr über eine Notstrasse geführt.
Geschichte
Wegen seiner abgeschiedenen Lage wurden die Geschicke des Tals über Jahrhunderte von der Landwirtschaft und der 1120 gegründeten Benediktinerabtei Kloster Engelberg geprägt. Das mittelalterliche Kloster wurde mehrfach von Bränden zerstört, doch ohne Unterbrechung bis heute weitergeführt. Ausserdem suchten die Pest und politische Streitigkeiten im Hoch- und Spätmittelalter mehrfach das Tal heim.
Der Name Engelberg geht auf eine Legende zurück, wonach Engelsstimmen von der Höhe des Berges Hahnen die Gründung der Abtei veranlassten. Der Engel erscheint denn auch im Wappen des Ortes. Die Mönchsgemeinschaft wurde zur Keimzelle eines geistlichen Miniaturstaates und gründete eine Kloster-, Schreiber- und Malerschule, aus der sich die heutige Stiftsschule Engelberg entwickelte und dem Tal über die Grenzen der Schweiz hinaus Bekanntheit brachte.
Mit zunehmenden weltlichen Freiheitswünschen begann das Kloster ab 1449, sukzessive gewisse Privilegien abzutreten. Zur Zeit der Französischen Revolution verzichtete es 1798 auf die Besitzrechte über das Engelberger Tal, das sich 1803 in den Franzosenkriegen zunächst an den Halbkanton Nidwalden, doch 1815 an Obwalden anschloss. Dadurch wurde die Gemeinde zu einer Exklave von Obwalden.
Mitte des 19. Jahrhunderts setzte dann der Tourismus ein, der im 20. Jahrhundert zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor wurde. Mit dieser Öffnung nach aussen wurde auch der soziale Einfluss des Klosters zurück gedrängt. Die Bevölkerung betrug 1750 etwa 1000 Menschen, überstieg um 1960 die Marke 3.000 und zählt derzeit 3.930 ständige Einwohner.
In den 1920er Jahren führte eine landwirtschaftliche Krise zur Auswanderung einiger Familien nach Oberösterreich. 1938 fand in Engelberg die Alpine Skiweltmeisterschaft statt.
Wirtschaft
Im Talboden selbst und auf den umliegenden Höhen sind grosse Tal- und Alpweiden verfügbar. Die alpine Milchviehwirtschaft, über Jahrhunderte der bestimmende Wirtschaftsfaktor, wird auch heute noch betrieben, zum Teil mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen. Im Sommer bestimmt immer noch das Geläute der Kuhglocken die Geräuschkulisse in den Bergen, und sowohl in den Molkereien im Ort als auch direkt in den Käsereien auf den Alpen kann man den einheimischen Käse, beispielsweise den Sbrinz oder einen vorzüglichen Ziegenkäse, probieren und direkt vom Erzeuger kaufen.
Mit über 11.000 Fremdenbetten und 740.000 Übernachtungen pro Jahr ist heutzutage (Stand 2004) jedoch eindeutig der Tourismus der bestimmende Wirtschaftsfaktor im Tal.
Tourismus
Seilbahnen
Insbesondere die Titlisregion ist durch Seilbahnen und Skilifte intensiv erschlossen. Auf der gegenüberliegenden Talseite locken die Gondelbahn Engelberg-Ristis und der daran anschliessende Sessellift nach Brunni die Gäste auf die sonnigen Südhänge. Im oberen Talbereich bietet die kleine Fürenalpbahn mit mehreren Hundert Metern freier Höhe vor einer atemberaubenden senkrechten Felswand ein spannendes Höhenerlebnis und eine Fahrt zu einer Hochterrasse mit einem grossartigen Ausblick über das darunter liegende Trogtal und die gegenüberliegende Bergkulisse mit den Dreitausendern Titlis, Gross Spannort, Chli Spannort und Schlossberg. Selten sind an der etwa 600 Meter hohen Felswand sogar Base-Jumper anzutreffen.
Sowohl Fürenalp als auch Brunni sind beliebte Abflugpunkte für Gleitschirmflieger.
Wintersport
Engelberg ist eines der Zentren des Massenskitourismus und vor allem an sonnigen Wochenenden oder Feiertagen im Winter recht überlaufen. Nach wie vor kommen aber Tiefschnee- und Tourenfahrer in der abwechslungsreichen Hochregion auf ihre Kosten, wobei auch dies seine Kehrseite hat: Nahezu jedes Jahr bezahlt der ein oder andere Skiläufer oder Snowboarder, der die Wetterlage und die Lawinenwarnungen missachtet, seinen Leichtsinn mit dem Leben.
Der Langläufer findet auf dem Talgrund bis zur Herrenrütialp, auf der Geschnialp und rund um den Trübsee zwischen 5 und 15 km lange präparierte Spuren für den klassischen und den Skating-Stil.
Auf der Gross-Titlis-Schanze finden jährlich Wettbewerbe des Skisprung-Weltcups statt.
Wandern und Klettern
Engelberg und die umgebenden Berge bieten reichlich Spazier-, Wander- und Klettermöglichkeiten für jeden Geschmack, jede Altersstufe und jegliche körperliche Konstitution.
Spazierwege (Beispiele):
- Professorenweg durch den schattigen Talgrund vom Dorf bis zum Auenwald Eienwäldli.
- Rundweg auf der Gerschnialp (mit der Seilbahn erreichbar)
- Höhenwege auf der Brunni (mit der Seilbahn erreichbar)
Die folgenden Wanderungen sind nur eine kleine Auswahl aus Dutzenden von Möglichkeiten. Sie erfordern alle festes Schuhwerk (Bergschuhe):
- Durch die Aaschlucht hinunter nach Grafenort. Zurück entweder mit der Luzern-Stans-Engelberg-Bahn oder mit der winzigen, abenteuerlichen Seilbahn hoch zum Brunniswald und weiter über den Höhenpfad zur Brunni.
- Über die Herrenrüti-Alp und das obere Engelberger Tal zum Wasserfall Stäuber und zur Fürenalp. Zurück mit der Seilbahn (3,5 Stunden, 900m Höhenmeter Anstieg).
- Von der Brunni über die Hochterassen unterhalb der Walenstöcke bis nach Oberrickenbach (3,5 Stunden, wenn man bis Brunni die Seilbahn benutzt). Zurück mit Postauto und Bahn.
- Tageswanderung über den Surenenpass nach Attinghausen, zurück mit Bus und Bahn (9 Stunden, fast 20 km, mehr als 1.200 m Anstieg, Kondition erforderlich, nur im Hoch- und Spätsommer möglich). Phantastischer Blick vom Surenenpass über das Reusstal und den Urnersee.
- Vier-Seen-Wanderung über Trübsee, Jochpass, Engstlensee, Tannensee, Melchsee zur Stöckalp im oberen Melchtal (9 Stunden, Kondition erforderlich, aber etliche Möglichkeiten, mit Seilbahnen oder Sesselliften den Fussmarsch zu verkürzen). Zurück mit Postauto und Bahn.
In den letzten Jahren (Stand 2004) wurden Klettersteige verschiedener Schwierigkeitsgrade an der Fürenalp-Wand, am Brunnistock und am Graustock eingerichtet.
Persönlichkeiten
Die Skirennläuferin und sechsfache Weltmeisterin Erika Hess stammt aus dem Ortsteil Grafenort.
Fritz Feierabend (1908-1978) aus Engelberg gehört zu den erfolgreichsten Schweizer Bobpiloten. Zusammen mit seinem Vater Carl, Sanitär-Installateur, selber ein erfolgreicher Bobpilot konstruierte er den stählernen Feierabend-Bob und wurde 1947, 1950 und 1955 Weltmeister im Zweierbob, 1939, 1947 und 1954 Weltmeister im Viererbob, fünffacher Schweizer Meister.
Der Engelberger Fotograf und Grafikdesigner Herbert Matter (1907-1984) gilt als Begründer des modernen Fotoplakats in der Schweiz. Anfang der 1930er Jahre integriert er das Medium Fotografie überzeugend in die bis dahin rein zeichnerische Reklamegrafik. Herbert Matter wird 1907 in Engelberg geboren. Er studiert 1925-1927 Malerei an der École des Beaux-Arts in Genf, um 1928/29 an der Académie de l'Art Moderne in Paris, 1929-1932 Grafiker und Fotograf. 1932 Rückkehr in die Schweiz zurück, Werbeplakat-Serie für den Tourismus für das Schweizer Verkehrsamt. 1936 emigriert Herbert Matter in die USA, in New York arbeitet er als Fotograf für die Zeitschriften "Vogue", "Harper's Baazar" und "Town an Country". 1943-1946 Grafikdesigner, Kataloge und Werbeanzeigen. In seinen grafischen Arbeiten verbindet Herbert Matter die visuelle Klarheit der Schweizer Schule mit der amerikanischen Pop-Kultur. Herbert Matter dokumentiert als Fotograf das Werk von zahlreichen Künstlern. 1960 dokumentiert er fotografisch Leben und Werk von Alberto Giacometti in Paris. (nach www.Herbert-Matter.de)
Die Skifahrerin Dominique Gisin lebt in Engelberg.
Sehenswürdigkeiten
Im Ortsteil Grafenort steht eine barocke Gebäudegruppe bestehend aus dem Herrenhaus (1690), der Kapelle zum Heiligen Kreuz (1689) und dem Wirtshaus (1778). Im Weiler Altzellen befindet sich die Kapelle St. Joder aus dem Jahre 1482, die 1601 vergrössert und 1789 renoviert wurde. Die Kapelle Bettelrüti am Hang des Wellenbergs wurde 1689 erbaut. Der barocke Hochaltar stammt ursprünglich aus der Stiftskirche Beromünster.
Einzelnachweise
Literatur
- De Kegel Rolf, Müller Eduard und Schneller Daniel: Schweizerische Kunstführer GSK, Band 601-603: Das Herrenhaus Grafenort, Bern 1996, ISBN 3-85782-601-0
- Fleiner, Albert: ENGELBERG Streifzüge durch Gebirg und Tal. Unter Mitwirkung von X. Imfeld, Dr. Christ, Dr. Cattani, Dir. Billwiller mit vielen Illustrationen, Karten und Plänen, Hofer & Burger, Zürich o.J. (1889)
- Hess, Fritz: Alt Engelberg. Nach alten Stichen, Zeichnungen, Dokumenten und Photographien, Verlag Josef von Matt, Stans, o. J. (1971), 64 S.
- Höchli, Alex: Engelberg. deutsch, französisch, englisch. Engelberg 1986
- Obwaldner Heimatbuch. Hrsg. im Auftrag des Kantonsrates vom Erziehungsrate des Standes Obwalden. Basel/Engelberg, Hess 1953. 432 S.
- Reznicek, Felicitas von: Das Buch von Engelberg. [= Schweizer Heimatbücher Nr. 118/119]. Bern: Haupt 1964. 147 S.
Weblinks
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