Erckens

Erckens

Oskar Erckens war ein Grevenbroicher Industrieller und Eigentümer der Firma Erckens & Co. Baumwollspinnerei und -weberei. 1887 errichtete er die Villa Erckens im klassizistischen Stil in unmittelbarer Nähe zum Betrieb auf der heutigen Stadtparkinsel.

Inhaltsverzeichnis

Unternehmen

Oskar Erckens betrieb in Grevenbroich die Firma Erckens & Co. Baumwollspinnerei und -weberei, die in heute teilweise noch erhaltenen Gebäuden auf der Stadtparkinsel (auch "Erckens Insel" genannt) untergebracht war. Der Vorläufer der Maschinenhalle hatte verschiedene Eigentümer gesehen, so etwa auch Friedrich Koch aus Wevelinghoven, der ab 1808 die Spinnerei übernahm. Einer der Mitarbeiter dieser Zeit war Diedrich Uhlhorn, der 1812 ausschied und eine mechanische Werkstatt, die spätere Münzprägeanstalt übernahm. Ab 1823 wechselten die Eigentümer mehrfach, bevor die Halle 1870 durch einen Großbrand zerstört wurde.

Zwei Jahre später erwarb Oskar Erckens mit seinem Schwager Julius Schnitzler den Betrieb und ließ 1891 ein neues Maschinenhaus errichten, das heute noch erhalten ist und gemeinsam von der Stadtbücherei und dem Stadtarchiv genutzt wird. Zu den weiteren Gebäuden des Unternehmens zählen auch die Versandhalle und das Waagehaus, die 1984 unter Denkmalschutz gestellt wurden. Das Vereins- und Versammlungsgebäude wurde in diesem Zusammenhang aus altem Material wieder neu aufgebaut und im Mai 2001 anlässlich der Partnerschaftsjubiläen in Auerbach-Haus umbenannt. Ein ursprünglich noch zum Gebäudeensemble gehörendes Mühlengebäude wurde im 2. Weltkrieg zerstört.

Johann Emil Erckens, der Sohn Oskar Erckens, war bis zu seinem Tod 1927 Vorsitzender des Aufsichtsrates. Dessen Söhne Oskar und Emil führten die Firma weiter. Das Unternehmen florierte, litt aber im 20. Jahrhundert stark unter den Folgen des 2. Weltkriegs, die zur Schließung des Betriebes im Jahr 1956 führten.

Villa Erckens

(Siehe Hauptartikel: Villa Erckens)

Das neue Logo des Museums Villa Erckens

Die Villa im Grevenbroicher Stadtpark ließ Oskar Erckens 1887 für seine Familie errichten. Nach dem Ende des Betriebes erwarb die Stadt Grevenbroich Villa und Park, um das Gebäude bis in die 1980er Jahre als Verwaltungsnebenstelle zu nutzen. Nach Umbauarbeiten wurde die Villa seit dem 17. Juni 1989 als Museum genutzt. Das Museum wurde in dieser Zeit von Dr. Bodo Schwalm geleitet und firmierte als Museum im Stadtpark. Nach Schwalm's Ausscheiden wurden erneut Umbaumaßnahmen vorgenommen.

Heute firmiert das Museum mit geänderter Ausrichtung und mit neuer Leitung als Museum Villa Erckens. Regelmäßig werden Wechselausstellungen zur Stadt-, Regional- und Kunstgeschichte in den Räumen der Villa gezeigt. Eine Neukonzeption des Hauses wird zur Zeit in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Museums- und Archivamt erarbeitet.

Erckens Kapelle

Die idyllisch im Stadtpark direkt an der Erft gelegene Kapelle ist eng mit der Geschichte der Evangelischen Kirche in Grevenbroich verbunden, da hier das gemeindliche Leben seinen Anfang nahm.

Nachdem die wenigen Protestanten in Grevenbroich erst im Jahre 1801 das Recht der Religionsfreiheit erhalten hatten, wuchs die Zahl der evangelischen Christen auch infolge der Industrialisierung durch Zuzug stark an. In der Kreisstadt war jedoch kein evangelisches Gotteshaus vorhanden. Erst im Jahr 1888 wurde eine neue protestantische Gemeinde gegründet, als der Aachener Protestant und Geschäftsmann Oskar Erckens der Evangelischen Kirche eine Kapelle zur Verfügung stellte. Folgende Begebenheit war der Anlass: Erckens hatte seinen Sohn nach Grevenbroich geschickt um auch dort sein Textilindustrieunternehmen auszubauen. Man belieferte unter anderem die Kurie in Rom und die Polizei von New York mit Stoffen. Kurze Zeit später besuchte der Vater seinen Sohn in Grevenbroich, um den Betrieb zu besichtigen, und fragte ihn, wohin er denn zur Kirche gehe. „Nirgends“, war die Antwort, denn es existierte ja keine evangelische Kirche. So richtete man 1880 in einem Fabrikraum einen Saal für gottesdienstliche Zwecke her, und der Vater versprach, in Grevenbroich eine evangelische Kirche zu bauen. Anlässlich einer Ferienfahrt in die Tessiner Alpen, entdeckte der Kommerzienrat in Thun (Schweiz) eine Kapelle, die ihm sehr gut gefiel, und er gab den Auftrag, nach diesem Vorbild exakt das gleiche Bauwerk in Grevenbroich zu errichten. So entstand im heutigen Stadtpark die „Erckens-Kapelle“, sie wurde ausgestattet und der Evangelischen Gemeinde für kirchliche Zwecke überlassen.

1888 wurde sie erstmals feierlich eingeweiht, und der Wunsch des Erbauers war, dass diese Kirche immer Gotteshaus bleiben sollte.

Nach dem 2. Weltkrieg wuchs die Gemeinde durch Flüchtlingsströme und Zuwanderer so stark an, dass die kleine Kapelle nicht mehr genug Platz für alle bot. Darum wurde 1958 die große Christuskirche in der Stadtmitte erbaut und das kirchliche Leben verlagerte sich immer mehr dorthin. Nur noch sporadisch fanden Schulgottesdienste oder Hochzeiten in der Erckens-Kapelle statt. Als schließlich kostspielige Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten an Dach und Orgel notwendig wurden, blieben auch diese Veranstaltungen aus und die Kapelle stand verlassen im Stadtpark, drohte zu verfallen. Verkaufsverhandlungen bezüglich der Kapelle mit der Evangelischen Kirche, anderen religiösen Gemeinschaften und der Stadt, die ein Museum aus der Kapelle machen wollte, scheiterten. Schließlich konnte die Freie Christengemeinde Grevenbroich e.V. 1972 die Kapelle von der Erbengemeinschaft Erckens käuflich erwerben, gemäß dem Wunsch ihres Gründers, dass diese Stätte immer ein Gotteshaus bleiben sollte.

Weblinks

Literatur

  • Marlene Zedelius-Sanders: Grüne Inseln an der Erft. Historische Gärten im Stadtgebiet Grevenbroich. In: Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2006, S. 210 - 225, insbes. S. 219 - 221.

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