Club Aachener Casino

Club Aachener Casino
Club Aachener Casino Monogramm

Im ausgehenden 18. Jahrhundert stifteten sechzehn Aachener Bürger, zumeist junge Kaufleute reicherer Familien, eine gesellige Vereinigung im Rahmen einer Casinogesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Gründungsgeschichte

Die Gründungsmitglieder gehörten schon vorher einem bürgerlichen Club an und stellten am 29. März 1798 an das französische Gouvernement einen Antrag zur Bildung eines Vereines, ob dieses damals schon genehmigt wurde lässt sich heute nicht mehr belegen. Daher wurde das Stiftungsdatum nach dem ältesten noch erhaltenen Schriftstück, der Gründungsurkunde vom 9. Dezember 1805, festgelegt. Um 1809 wurde das Stiftungsdatum auf den 1. Juli 1805 vordatiert, der Grund dürfte vermutlich die hellere und wärmere Sommerzeit für gesellschaftliche Festivitäten gewesen sein.

Ursprünglich sollte die Vereinigung unter dem Namen "Die Deutsche Gesellschaft" errichtet werden, ob das Gouvernement den Namen beanstandete oder die Stiftungsmitglieder selbst den Vorschlag verwarfen, ist nicht überliefert. Die erste Seite des Registers von 1805 trägt die Überschrift: "Vereinigung und Stiftung der Gesellschaft des Casinos" und verzeichnet schon 28 Mitglieder, die man als erweiterte Mitgründer ansehen kann. Die endgültige Verfassung wurde am 12. Februar 1806 beschlossen, die finanzielle Grundlage wurde durch Ausgabe von 50 Aktien zu 50 Francs an die Mitglieder geschaffen. Der jährliche Beitrag betrug 24 Livres (Francs) und war halbjährlich zu zahlen. Neue Mitglieder durften von Freunden vorgeschlagen werden, die Aufnahme erfolgte bei 2/3 Stimmenmehrheit. Mit verdeckter Ballotage wurden jeden Samstag Abend um 19 Uhr Wahlgänge abgehalten.

Geschichte und Gebäude

Clubgebäude zwischen 1805 und 1929 in Aachen

Mit eigenem Mobiliar und Billardtisch trafen sich seit dem 1. September 1806 die Mitglieder in der Alte Redoute auf dem Kompesbad (spätere Kompausbadstraße 11, ab 1878 das alte Suermondt-Museum). Durch die stetige wachsende Anzahl der Mitglieder reichten die Räumlichkeiten zu Festen und Versammlungen nicht mehr aus, somit wurden ab 1822 weitere Etagen in der Redoute dazu gemietet.

Um 1844 hatte der Club aber bereits 185 Mitglieder und der Vorstand beschloss nun ein eigenes geeignetes Anwesen zu erwerben. Nach längeren Verhandlungen einigte sich im September 1845 die Generalversammlung für den Ankauf des Hauses am Theaterplatz 9 für 25.500 Taler. Die Aktienzeichnung der Mitglieder brachte durch Subskription 31.000 Taler auf, die auch weitere Umbaumaßnahmen des neuen Hauptsitzes finanzierten.

Während der Dauer des 1. Weltkrieges fanden keine Generalversammlungen oder gesellschaftliche Veranstaltungen statt. Im Frühjahr 1919 wurden französische und belgische Besatzungstruppen im Haus einquartiert.

Bereits am 23. April 1919 fand eine Fusion mit dem Club Continental statt. Hervorgegangen war dieser Club Continental (um 1890) ursprünglich aus zwei Freundeskreisen junger Leute, noch Gymnasiasten aus Aachener und Burscheider Familien. Die Aussicht, das von der Besatzung beschlagnahmte Gebäude am Theaterplatz wieder zubekommen, bestand in absehbarer Zeit damals nicht. Doch bereits im September 1919 bot sich die Möglichkeit das requirierte Haus zum Preis von 450.000 Mark zu verkaufen, nach Rückzahlung von Hypotheken und sonstiger Kosten blieb ein Überschuss von 230.000 Mark. Mit einer aufgenommenen Hypotheken wurde daraufhin das Wagner'sche Haus in der Hindenburgstraße 61 zu einem Preis von 350.000 Mark erworben.

Am 10. April 1920 fand im neuen Sitz die erste Generalversammlung statt, in einem einstimmigen Beschluss wurde sich darauf geeinigt, dass der Name der Gesellschaft fortan "Club Aachener Casino" lauten soll.

Doch am 4. September 1923 erklärte die Rheinlandkommission die Beschlagnahmung des neuen Hauses als Offiziersmesse. Die Quartierentschädigung genügte aber zur Mietzahlung eines Ausweichortes im Nuellens-Hotel am Elisenbrunnen. Im November 1927 musste die Clubgesellschaft dem geplanten Abbruch des Nuellens-Hotel weichen, man konnte aber von der Besatzung mittlerweile freigegebenen ehemalige Etage des Club Continental (Ecke Theatherplatz 1) anmieten.

Nach Abzug der Besatzungstruppen Im Spätherbst 1929, erhielt die Gesellschaft das Haus in der Hindenburgstraße 61 zurück, doch die neu erhobene Hauszinssteuer übertraf die jährlichen Mitgliederbeiträge. Auf Druck der Steuerbelastungen wurde in einer Generalversammlung am 25. Oktober 1929 einstimmig der Verkauf des Anwesens (für 160.000 Reichs-Mark) beschlossen wurde. Die Gesellschaft verblieb die nächsten Jahre weiterhin in den alten Continental-Club-Räumen an der Ecke des Theaterplatzes.

Am 14. Dezember 1930 wurde unter reger Beteiligung das 125jährige Stiftungsfest im Quellenhof gefeiert. Im Winter 1934 bezog der Club die zweite Etage des neuerbauten Haus-Nuellens, welches am Vormittag des zweiten Weihnachtstages mit einem festlichen Umtrunk eingeweiht wurde. Mit der Gleichschaltung während des Nationalsozialismus lösten sich die meisten Casinogesellschaften auf. Trotz einer Wiedergründungen in den Jahren 1964 bis ca. 1987 konnte die alte Bedeutung nicht mehr erlangt werden.

Präsidenten

Zwischen 1805 und dem 1. Juli 1809 bestand der Vorstand durch drei so genannten Kommissionäre, Kassierer und Sekretär, dazu fünf Stellvertreter.

Name Zeitraum Aufgabe Zeitraum Aufgabe Zeitraum Aufgabe
Heinrich van Houtem 1806 Commissionär 1807 - 1808 -
Fritz Schlösser 1806 Commissionär 1807 Stellvertreter 1808 Stellvertreter
Johann Heuten 1806 Commissionär 1807 Commissionär 1808 -
Matthias Goswin Pelzer 1806 Kassierer 1807 Kassierer 1808 Kassierer
W. F. W. Diez 1806 Sekretär 1807 - 1808 -
Nicolaus Startz 1806 Stellvertreter 1807 Commissionär 1808 Commissionär
Ludwig Beissel 1806 Stellvertreter 1807 Commissionär 1808 Commissionär
Caspar Braff 1806 Stellvertreter 1807 Stellvertreter 1808 Commissionär
Peter Heutten 1806 Stellvertreter 1807 Stellvertreter 1808 Stellvertreter
Heinrich Schlösser 1806 Stellvertreter 1807 Stellvertreter 1808 Stellvertreter
Henri Fischer 1806 - 1807 Sekretär 1808 Sekretär
Friedrich Gottschalk 1806 - 1807 Stellvertreter 1808 Stellvertreter
Georg Springsfeld 1806 - 1807 - 1808 Stellvertreter
Name Zeitraum Beruf
(Johann) Caspar Braff 1809 Tuchfabrikant
Rütger Ambroisius Imhaus 1810, 1811 Wollkaufmann
Fritz Schlösser 1812, 1814 Tuchfabrikant
Ludwig (Louis) Beissel 1813 Tuchfabrikant
(Jakob) Leopold Bettendorf 1815 Tuchfabrikant
Christian Friedrich Deusner 1816, 1818 Tuchfabrikant, Stadtrat
Leonhard Startz 1817, 1827 Nadelfabrikant
Johann Theodor Peltzer 1819, 1820 Tuchfabrikant
(Franz) Johann Nepomuc Würth 1821 Wollkaufmann
(Jakob) Wilhelm von dem Bruch 1822 Tuchfabrikant
(Johann Werner) Josef Tilmanns 1823 bis 1826, 1838 Tuchfabrikant, Bürgermeister
Theodor Zurhelle 1826 Wollhändler
(Johann) Friedrich Pastor Juli 1828 Tuch- und Nadelfabrikant
Friedrich Wilhelm Frankenhoff 1828 Tuchfabrikant
Wilhelm Gilles (Egidius) Zurhelle 1829, 1832 Wollhändler
Dr. (Franz Josef) Heinrich Jungbluth 1830, 1834 Advokat
Georg Wagner 1831, 1835, 1837 Tuchfabrikant
Detmar (Christoph Carl) von Mallinckrodt 1833 Regierungsvizepräsident
Dr. Johann Peter Joseph Monheim 1836 Apotheker
Karl Walther 1838 bis 1843 Wollhändler
Dr. (Peter Carl) Josef Küchen 1843 Advokat und Justizrat
Dr. Carl Koenen 1844, 1845, 1847 Advokat und Justizrat
Theodor Frhr. von Geyr-Schweppenburg 1846, 1848, 1850, 1852, 1854 bis 1856, 1859 bis 1862 Rittergutsbesitzer
(Clemens Franz Carl Joseph Anton) Heinrich Nellessen 1853 Tuchfabrikant, Kommerzienrat
Stephan Anton Pelzer 1849, 1851 Justizrat
Leopold Scheibler 1857, 1858, 1863, 1865, 1867, 1869 Spediteur, Geh. Kommerzienrat
Theodor Nellessen 1864, 1866, 1868, 1870, 1872, 1874, 1876, 1878, 1880 Tuchfabrikant
(Leonard Gotthard Jakob) August Startz 1871, 1873, 1875, 1877, 1879, 1881, 1883, 1885, 1887, 1889, 1893, 1895 Tuchexporteur
Carl Suermondt 1882, 1884 -
Robert Oskar Julius von Görschen 1886, 1888, 1890 bis 1892, 1894, 1896 bis 1898, 1900, 1902 bis 1907 Landgerichtsassessor
(Ludwig Emil Hubert) Robert Kesselkaul 1899, 1901 Tuchfabrikant, Kommerzienrat
Robert Friedrich Suermondt 1908 bis 1912, 1914 Bankier, Industrieller
(Phillip Heinrich) Arthur Pastor 1913,1914 bis 1919 Nadelfabrikant
Alfred Carl Paul Jakob Honigmann 1919 Industrieller
Maximilian Otto Richard Erckens 1920 Bankier

Literatur

  • "Geschichte des Club Aachener Casino", Prof. Dr. Eduard Arens, Dr. Wilhelm L. Jansen, Druck Aug. Heinrigs, 1937 Aachen, 330 Seiten.
  • "Nachtrag zur Geschichte des Club Aachener Casino", Elis. Janssen, Otto Erckens, Bodo v. Koppen, 1987 Aachen, 32 Seiten.

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