Erdgasmotor

Erdgasmotor

Ein Erdgasfahrzeug, auch Erdgasauto oder englisch, Natural gas vehicle (NGV) oder CNG vehicle genannt, ist ein Fahrzeug, das heute vorrangig mit komprimiertem Erdgas als Kraftstoff betrieben wird und mit einem Verbrennungsmotor als Antriebsaggregat ausgestattet ist. Der Motor entspricht einem herkömmlichen Ottomotor. Anstatt eines Benzin-Luft-Gemisches wird ein aufbereitetes Erdgas-Luft-Gemisch in den Zylindern verbrannt, die Fahrzeuge verfügen somit über eine alternative Antriebstechnik.

Da Erdgas bei atmosphärischem Normaldruck im Vergleich zu z. B. Dieselkraftstoff eine sehr geringe Energiedichte besitzt und mit 0,036 MJ/Liter einen niedrigeren volumetrischen Heizwert als Diesel mit 34,7 MJ/Liter, wird das Erdgas auf etwa 200 bar verdichtet (CNG = Compressed Natural Gas) oder durch Temperatursenkung auf –162 Grad Celsius verflüssigt (LNG = Liquified Natural Gas), um eine ausreichende Energiemenge in einem vertretbaren Volumen im Fahrzeug mitführen zu können. Das Erdgas aus dem bereits bestehenden Erdgasnetz als heute wichtigster Energieträger im Haushaltsbereich wird in den Tankstellen komprimiert und steht somit auch dem Autoverkehr zur Verfügung.

Aufgrund der Umweltvorteile für Erdgas gibt es in Deutschland bis 31. Dezember 2018 eine Steuerbegünstigung bei der Mineralölbesteuerung von Kraftstoffen, und auch die Europäische Kommission will den Anteil von Erdgasfahrzeugen am europäischen Kraftfahrzeugbestand unterstützen, so dass bis 2020 rund 10 % aller Fahrzeuge mit Erdgas fahren könnten. Erdgasfahrzeuge sind nicht zu verwechseln mit den Autogasfahrzeugen, die mit Flüssiggas (LPG = Liquified Petroleum Gas) betrieben werden.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Erdgasfahrzeuge

Historie

1862 baute Étienne Lenoir das erste Gasmotorenfahrzeug, noch bevor es Benzin- und Dieselfahrzeuge gab. Im gleichen Jahr arbeitete Nicolaus August Otto auch an Experimenten mit Viertakt-Motoren. Ein jahr später, 1863, wurde die erste Gaskraftmaschine entwickelt. Die Entwicklung eines Viertakt-Motors mit Verdichtung eines Gas-Luft-Gemisches erfolgte 1876.

Im Laufe der Jahre begann eine immer stärker werdende weltweite Motorisierung und verschiedene Gasfahrzeuge wurden betrieben. Als Treibstoff diente u. a. Biogas, Campinggas, Erdgas, Holzgas, Koksgas oder Stadtgas. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine große Nachfrage an Gaskraftstoffen. In Italien gab es zudem ein Boom an Erdgasfahrzeugen durch das im Norden des Landes geförderte Erdgas. Ab den 1950er Jahren konzentrierte sich die Automobilindustrie mehr auf Benzin- sowie Dieselfahrzeuge und baute keine Erdgas-Serienfahrzeuge. Es gab nur einzelne umgerüstete Erdgasfahrzeuge und wenige Tankstellen. Hinzu kam, dass die Kosten für Benzin und Diesel bis in die 1970er Jahre immer mehr fielen. Aus Klima- und Umweltschutzgründen nahm der Einsatz von Erdgas als Treibstoff weltweit zu, darunter besonders in den Ländern Argentinien, Brasilien und Italien. 1984 entwickelte Volvo das erste erdgasbetriebene Fahrzeug in Schweden.

Erdgasfahrzeuge in Deutschland

In Deutschland kamen 1994 die ersten Serienfahrzeuge auf den Markt. Einige der ersten Hersteller waren BMW, Ford und Volvo. Ab 1996 folgten weitere Automobilhersteller, darunter: Citroën, Fiat, Mercedes-Benz, Opel, Peugeot und VW. 1997 präsentierte auch Honda mit dem Civic GX NGV ein Fahrzeug mit Erdgasantrieb.

Ein Erdgasbus Mercedes-Benz O 405 N CNG in Mannheim

Im Jahr 1993 starteten die Firmen Ruhrgas, Stadtwerke Mainz, MAN sowie LMF ein Pilotprojekt zur Nutzung von Erdgas in öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Hierbei wurde die erste Erdgastankstelle in Deutschland errichtet und zum ersten Mal Stadtverkehrsomnibusse im Flottenbetrieb mit Erdgas angetrieben. Diese Busse wurden zuerst bei der Stadtverkehrsgesellschaft Frankfurt (Oder) (SVF) eingesetzt. Die SVF besitzt z. Zt. 11 Standardbusse und 11 Gelenkbusse.[1] Mittlerweile gibt es zahlreiche lokale Verkehrsunternehmen im ÖPNV, die ihre Omnibusse mit Erdgas betreiben, daneben verstärkt auch Taxi-Unternehmen und große Flottenbetreiber wie die Deutsche Telekom mit DeTeFleetServices, der Autovermieter Avis, der Automobilclub und Pannendienst ADAC, das Logistikunternehmen TNT, das Logistikunternehmen trans-o-flex (2006: 115 Fahrzeuge), das Einrichtungshaus IKEA und soziale Dienstleister wie DRK, Malteser Hilfsdienst oder Diakoniestationen. Neben Erdgas ist auch – mit passender Fahrzeugausrüstung – Flüssigerdgas als Kraftstoff in Anwendung.

Nach einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger wurde ein Gesamtbestand an Erdgasfahrzeugen (einschl. Kraftomnibussen und Lastkraftwagen) bis 2010 auf 360.000 Fahrzeugen prognostiziert.

Die Anzahl der Erdgasautos in Deutschland betrug am 1. Januar 2007 nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes 54.772 Fahrzeuge (zum Vergleich: 1. Januar 2006: 38.933 Fahrzeuge) bei über 730 CNG-Tankstellen. Nach Angaben des deutschen Kraftfahrt-Bundesamtes gab es 2006 gegenüber 2005 bei den Kraftfahrzeug-Neuzulassungen einen Zuwachs von 41 Prozent.[2]

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) registrierte von Januar bis Mai 2007 in Deutschland insgesamt 4.800 Neufahrzeugzulassungen mit Erdgasantrieb. Allein im Pkw-Segment stieg die Zahl der Neuanmeldungen von Erdgas-Pkw um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Gesamt­zahl der Erdgasfahrzeuge in Deutschland stieg damit auf rund 60.000 Fahrzeuge.

Erdgasfahrzeuge in Österreich

Die erste öffentliche Erdgastankstelle in Österreich wurde 1997 von der OMV AG in Graz in Betrieb genommen. Mit Jahresbeginn 2009 waren bereits rund 4.000 NGV's (Natural Gas Vehicles) auf Österreichs Straßen zugelassen (1.310 Neuzulassungen im Jahr 2008[3]). Das Kraftstoffangebot wird durch derzeit 134 öffentlichen Erdgastankstellen (Stand: Jänner 2009) und rund 40 Betriebstankstellen gewährleistet. Seit Anfang 2007 wurde die Zahl der Tankstellen mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff damit von 36 auf 134 fast vervierfacht. Der Bestand an öffentlichen Tankstellen soll bis 2010 auf mindestens 200 ausgebaut werden. In Wien gibt es derzeit 15 öffentliche Erdgastankstellen (Stand: Jänner 2009) und deren Anzahl soll bis 2010 auf 24 Tankstellen erweitert werden.

In Margarethen/Moos (Niederösterreich, Bezirk Baden) wurde am 28. August 2008 die erste reine Biogastankstelle Österreichs offiziell eröffnet. Dort kann auf Erdgasqualität aufgereinigtes Biogas (min. 95% CH4) aus lokaler Produktion getankt werden. Diese Tankstelle ist allerdings nicht öffentlich, d.h. man benötigt einen Chip, um die Zapfsäule freizuschalten[4].

Neben bestehenden Förderungen für Erdgasfahrzeuge in fast allen Bundesländern wird vor allem auch die neue NOVA-Regelung ab 1. Juli 2008 starke Impulse geben. Die Anschaffung von Fahrzeugen mit alternativen Kraftstoffen wie Erdgas wird für ihren Beitrag zur CO2-Reduktion mit einem staatlichen Bonus von bis zu EUR 500,- (zzgl. USt.) gefördert.

Mit 3.000 Euro pro Fahrzeug fördert die Stadt Wien gemeinsam mit dem Energieversorger Wien Energie von 1. Juni 2009 bis Ende Mai 2010 die Anschaffung von Erdgastaxis.

Erdgasfahrzeuge in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein

In der Schweiz und in Liechtenstein fuhren Ende Dezember 2006 insgesamt rund 3.500 Erdgasfahrzeuge. Bis 2010 wird ein Anstieg auf 30.000 Fahrzeuge erwartet. Das öffentliche Tankstellennetz umfasste Ende Dezember 2006 rund 85 Stationen, darunter auch Biogastankstellen. Bis Ende 2007 soll das Netz auf 100 Erdgas- bzw. Biogastankstellen ausgebaut werden.

Im Januar 1996 testeten die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) den Mercedes-Benz O 405 N2 CNG auf ihren zwei längsten Buslinien. Als Pilotprojekt folgte eine Bestellung von insgesamt 12 Erdgasbussen mit den Nummern 801-812, die noch heute in Betrieb sind. Bei der Busgarage an der Rankstraße befindet sich eine öffentliche Erdgas-Tankstelle. Später beschafften sich weitere Busbetriebe mit Erdgas betriebene Linienbusse.

Das Fürstentum Liechtenstein verfügte 2005 über 39 Erdgasbusse, die von der Liechtenstein Bus Anstalt (LBA) in Vaduz betrieben wurden. Fahrzeughalter von Erdgasfahrzeugen sind in Liechtenstein von der Motorfahrzeugsteuer befreit.

Aktuelle Entwicklungen

Weltweit existieren über 5,7 Millionen Erdgasfahrzeuge, davon allein in Argentinien, Brasilien und Pakistan zusammen rund 4,2 Millionen Stück (Stand: 2006).

Europa

  • Der französische Autohersteller Citroën kooperiert auf dem Erdgasautomarkt zusammen mit dem Gasversorger GDF Gaz de France und will ab 2007 im Raum Toulouse Fahrzeuge zum Selbstbetanken am Gashausanschluss anbieten. Der 500 € teure Kompressor wird den Fahrzeugkäufern und Besitzern eines Gas-Anschlusses kostenlos bereitgestellt. In Frankreich gibt es außerdem eine Steuerermäßigung von 1.525 Euro für mono- und bivalente neu gekaufte Erdgasfahrzeuge. Der französische Handelskonzern Carrefour will zudem Erdgas-Tankstellen einrichten.
  • Großbritannien: Für den Großraum London (Greater London) sind seit Februar 2003 Erdgasfahrzeuge von der Zahlung der City-Mautgebühr „Congestion Charge“ befreit, die sonst Fahrzeughalter in der Zeit von 7.00 bis 18.30 Uhr in Höhe von £5 pro Tag entrichten müssten. Ausnahme an Wochenenden. Auch zahlen Halter von Erdgasfahrzeugen weniger Kraftfahrzeugsteuer, hier: „Vehicle Excise Duty (VED)“, als vergleichbare Benzin- und Dieselfahrzeuge.
  • Niederlande: Bis 2011 liefert MAN 135 Lion’s-City-Niederflurbusse mit Erdgasmotoren für die städtischen Betriebe in Den Haag.
  • Italien: 2008 wurden in Italien 70.956 neue Erdgasfahrzeuge zugelassen. Zudem plant der Staat die Erhöhung der staatlichen Prämie für Erdgasanlagen von 500 Euro auf 650 Euro.[5]
  • in Teilen Norwegens wird auch eine Mischung aus komprimiertem Erdgas mit Wasserstoff als Treibstoff angeboten (HCNG).

Asien

  • In Indien startete bereits 1998 in Neu-Delhi ein Erdgasfahrzeug-Förderprogramm, das City-Busse und Taxis umfasste und die Luftverschmutzung reduzieren sollte. Das Versorgungsunternehmen Indraprastha Gas Limited (IGL) ging hierzu ein Joint Venture mit der staatlichen GAIL und BPCL sowie der lokalen Gouverneursregierung in Neu-Delhi ein. Aufgrund der Erfolge in Neu-Delhi entschloss sich die indische Regierung auch in 11 weiteren Metropolen Erdgasfahrzeuge zu fördern. In der Stadt Lakhnau (Lucknow), zugleich Hauptstadt des Bundesstaates Uttar Pradesh, ca. 500 Kilometer östlich der Hauptstadt Neu-Delhi mussten bis Ende November 2006 alle Fahrzeuge im öffentlichen Personenverkehr der Stadt auf Erdgas umgerüstet sein, zeitgleich erfolgte ein Fahrverbot für Diesel- und Benzinbusse.
  • In Pakistan steigt die Zahl der Erdgasfahrzeuge schnell an. Dort fahren inzwischen ca. 1,4 Millionen meist umgerüstete Fahrzeuge mit Erdgas.
  • In Thailand begannen die ersten Erfahrungen mit Erdgas betriebenen Fahrzeugen 1984 in Kooperation mit Neuseeland und führte zur Einführung von 5 Bussen. Heute verfolgt die Regierung eine Umstellung des Tankstellennetzes auf Gas (CNG und LNG) und zur weiteren Förderung von Erdgasfahrzeugen.
  • In den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde im Sommer 2005 beschlossen, dass Erdgas bis 2012 rund 20 Prozent des gesamten im Straßenverkehr des Landes verbrauchten Kraftstoffs ausmachen soll.

Amerika

  • Brasilien: Der Preis für 1 Liter Benzin beträgt 2,05 bis 2,30 Real pro Liter (Stand 2005), das sind umgerechnet ca. 70 bis 80 Euro-Cents. Dagegen kostet 1 kg komprimiertes Erdgas (CNG) 1 Real (ca. 0,34 Euro). Der Umbau von reinen Benzinautos in bivalente Erdgasfahrzeuge kostet in Brasilien etwa 2.000 Real (ca. 670 Euro) und senkt die Kosten für die Kraftfahrzeugsteuer um 25 Prozent. Im Februar 2008 wurden die Polizeikräfte in Rio de Janeiro mit 632 Erdgasfahrzeugen vom Typ VW Gol ausgerüstet.
  • USA: Die Verwendung von Erdgas in Pkw ermöglicht die Einhaltung der Ultra Low Emission Vehicle Standards. Das erste ULEV für Kalifornien war ein Erdgas-Pkw.

Technik

Technik bei Serienfahrzeugen

Viele Automobilhersteller haben sich zusammen mit dem Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, der Mineralölindustrie (u. a. Aral), dem Bundesumweltministerium und dem Automobilklub ADAC im Trägerkreis „Das Erdgasfahrzeug“ zusammengetan. Die Automobilindustrie bietet seit 2001 eine zunehmende Modellpalette an serienmäßigen Erdgasfahrzeugen an.

Erdgasfahrzeuge gibt es in zwei Ausführungen: bivalent und monovalent.

  • Bivalente Fahrzeuge (auch bifuel genannt) können sowohl mit dem Treibstoff Erdgas als auch mit Benzin fahren. Durch Betätigen eines Schalters oder automatisch kann der Betrieb zwischen den Kraftstoffen jederzeit gewechselt werden. Dadurch ist die Reichweite der Fahrzeuge vergleichbar mit konventionell angetriebenen Personenkraftwagen.
  • Monovalente Fahrzeuge (monofuel) werden nur mit komprimiertem Erdgas betrieben oder haben einen zusätzlichen Nottank für maximal 15 Liter Benzin. Die Motoren bei monovalenten Fahrzeugen sind auf den Erdgasbetrieb technisch besser abgestimmt, der einen optimierten Kraftstoffverbrauch und geringere Schadstoffemissionen bietet.

Bei fast allen Serienfahrzeugen werden die Erdgastanks unterflurig, d.h. unter dem Fahrzeugboden angebracht, so dass keine Einschränkung des Ladevolumens besteht. Der zunehmende Gebrauchtwagenmarkt für Erdgasautos ermöglicht den Autokäufern, die Kosten für die je nach Autotyp ca. 1000 bis 2000 Euro höheren Anschaffungskosten gegenüber einem konventionell angetriebenen Serienfahrzeug zu umgehen. Allerdings liegen auch die Gebrauchtwagenpreise für die CNG-Fahrzeuge noch höher.

Im Unterschied zu Benzinfahrzeugen kommt bei Erdgasfahrzeugen noch die entsprechende Technik dazu, die aus Druckgasbehältern, einem Druckregler, Einspritz- und Rückschlagventilen sowie einer elektronischen Motorsteuerung besteht. Der Antrieb unterscheidet sich dadurch, dass in den Zylindern statt eines Benzin-Luft-Gemisches ein Erdgas-Luft-Gemisch verdichtet, gezündet und verbrannt wird.

Bei einem Tankvorgang gelangt das Erdgas in die Druckgasbehälter, von wo es durch ein multifunktionales Sicherheitsventil in den Hochdruckregler strömt. Der Speicherdruck des getankten komprimierten Erdgases wird von 200 bar (ungefährer Druck eines Taucher-Atemgerätes) vom Hochdruckregler auf 7 bar verringert. Eine nachfolgende Filterung verhindert, dass Verunreinigungen im Erdgas die Gasdosierung verschmutzen. Bei der sequenziellen Gasdosierung wird die Erdgasmenge mittels computergesteuerter Magnetventile entsprechend der benötigten Leistungsanforderung des Fahrzeugs in jeweils getrennte Ansaugtrakte getrennt eingeblasen, um eine optimale Verbrennung zu gewährleisten. Im Ottomotor wird das Erdgas mit der Ansaugluft verwirbelt, und das Gemisch verbrennt im Zylinder wie bei einem konventionellen Benzinmotor. Die Tankgrößen bei Serienmodellen liegen zwischen 12 und 26 kg Erdgas.

Die Verdichtung kann bei Erdgasmotoren aufgrund der hohen Oktanzahl von 134 im Vergleich zu 95 bis 98 bei bleifreiem Superbenzin höher gewählt werden und erzielt dann einen höheren Wirkungsgrad in Ottomotoren.

Im Nutzfahrzeugbereich werden Dieselmotoren so umgerüstet, dass sie mit Erdgas als Kraftstoff fahren können. Diese Innovation ist die Grundlage des DING-Motors (Direct Injection Natural Gas), einen hocheffizienten, schadstoffarmen und damit umweltfreundlichen Fahrzeugantrieb. Zurzeit wird der DING-Motor im Alltagsbetrieb im Hinblick auf eine künftige Serienanwendung getestet. Die Entwicklung des DING-Motors wird stark durch die kanadische Firma Westport Innovations Inc, auch zusammen mit renommierten deutschen Unternehmen vorangetrieben.

Ab 2009 kommt eine neue Motorengeneration für Erdgasfahrzeuge auf den Markt, die u.a. als Turbo-CNG oder TNG(Turbo Natural Gas) beworben werden. Hierzu wurden bereits existierende Turbo-Benziner-Motoren weiterentwickelt und die bekannten Komponenten von Benzinmotoren, beispielsweise ein Abgasturbolader (ATL), angepasst. In anderen Modellen kommt außerdem ein Kompressor zum Einsatz, der durch die erhöhte Verdichtung und durch den Aufbau von zusätzlichen Ladedruck den Wirkungsgrad bedeutend steigert. Im November 2007 wurden auf der gat 2007 (Gasfachliche Aussprachetagung der deutschen Gaswirtschaft) in Karlsruhe ein Prototyp eines VW Passat TSI EcoFuel und ein Audi A5 2.0 T-CNG präsentiert. Auf der Motorshow Bologna im Dezember 2008 stellte Opel den Zafira 1.6 CNG Turbo zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor.

Technik bei umgerüsteten Fahrzeugen

Erdgastank in 1998 umgerüsteten Golf III
Umschalter Erdgas zu Benzin und umgekehrt

Fast alle Kraftfahrzeuge mit Ottomotoren können theoretisch für den alternativen Betrieb mit Erdgas umgerüstet werden. Hier liegt auch der Vorteil des Kraftstoffes, da auf ausgereifte Motorentechnik und Motorenentwicklung der Automobilindustrie zurückgegriffen werden kann, da am Motor selbst nur wenige Veränderungen vorgenommen werden müssen. Diese betreffen insbesondere den Ventiltrieb, der sich aufgrund des andersartigen Verbrennungsverhaltens von Erdgas als Schwachstelle bei herkömmlichen Benzinmotoren herausgestellt hat. So kann der Verschleiß an den Ventilsitzringen erheblich größer sein. Wenn der Zündzeitpunkt des Basismotors nicht an die geänderten Verhältnisse (geringere Brenngeschwindigkeit gegenüber Benzin) angepasst wird, so liegt die Abgastemperatur unter Volllast höher, wodurch die Auslassventile thermisch geschädigt werden können. Ohne die notwendigen Verbesserungen der Basismotoren muss eine Dauerhaltbarkeit bei den meisten Aggregaten in Frage gestellt werden.

Nur ein Erdgastank (Stahlflaschen, Kompositflaschen oder moderne EU-genormte Kunststoffflaschen), ein Zuleitungssystem zum Saugrohr und entsprechende Motoren-Managementsysteme müssen integriert und angepasst werden. Außerdem ist in der Regel ein Platzverlust im Kofferraum zu verzeichnen, da die Tanks nur selten wie bei Serienfahrzeugen unterflurig angeordnet werden. Entsprechende Fachbetriebe (ca. 65 Firmen in Deutschland) können diese Umrüstung nach der europäischen ECE-R 115-Richtlinie hinsichtlich technischer Ausstattung vornehmen und die Gasanlage muss in den Kraftfahrzeugbrief und Kraftfahrzeugschein eingetragen sein, sonst erlischt die Betriebserlaubnis des Fahrzeugs.

Eine Nachrüstung von Benzinfahrzeugen kostet zwischen 3.200 und 4.500 Euro je nach Autotyp und amortisiert sich durch Einsparung der höheren Kraftstoffkosten nach ca. 40.000 - 50.000 km (abhängig vom Verbrauch des KFZ und den aktuellen Benzin- und Erdgaskosten). Die Anschaffung von neuen Serienfahrzeugen oder jüngeren Gebrauchtwagen ist meistens rentabler.

Die IAV GmbH, ein Engineering-Unternehmen der Automobilindustrie ist einer der Marktführer bei seriennahen Erdgasfahrzeugen (Qualified Vehicle Manufacturer-Lösung) in Deutschland. Im Angebot stehen hierbei aktuell folgende Fahrzeugtypen: Audi A3 1.6 l Bifuel CNG, VW Golf Variant 1.6 CNG und Skoda Octavia CNG.


Fahrzeugmodelle

Erdgas-Serienfahrzeuge (CNG)

Volvo V70 taxi in Bremen
Vorstellung eines Honda Civic NGV in den USA mit einem Hausanschluss zur Gasbefüllung

Mitsubishi Motors Deutschland GmbH bietet keine Erdgasfahrzeuge ab Werk an, bietet aber eine nachträgliche Umrüstung auf Erdgas an. Der Umbau ist für alle Benzinmotoren außer GDI- und 2,4 l MIVEC-Motoren freigegeben. Mitsubishi Motors Deutschland GmbH empfiehlt ihren Vertragspartnern die Firma Tartarini Deutschland GmbH.

Frühere Erdgas-Serienfahrzeuge (CNG)

Vergleichende Bewertung

Wirtschaftlichkeit

Die Vorteile von Erdgasfahrzeugen sind einerseits die im Vergleich zu anderen Kraftstoffen niedrigeren Kraftstoffkosten und der ebenfalls geringere Steuersatz für den Kraftstoff, andererseits die Erfüllung strenger Abgasnormen, die bei monovalenten zu einer günstigen Einstufung hinsichtlich der Kraftfahrzeugsteuer führt. Bivalente Fahrzeuge werden gemäß ihrer Abgaswerte im Benzinbetrieb bewertet.

Für den Kraftstoff Erdgas senkte die deutsche Bundesregierung durch das „Gesetz zur Fortentwicklung der ökologischen Steuerreform“ aus dem Jahre 2002 den Steuersatz auf Erdgas für alle Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr bis zum 31. Dezember 2020 auf 13,90 Euro pro MWh. Am 29. Juni 2006 hat die Bundesregierung mit dem Energiesteuergesetz die Begünstigung von Erdgas für alle Fahrzeuge im öffentlichen Straßenverkehr bis zum 31. Dezember 2018 beschlossen. Damit wurde die Steuervergünstigung um 2 Jahre reduziert. Umgerechnet auf den Heizwertvergleich ergibt sich bei Erdgas eine 80-prozentige steuerliche Vergünstigung gegenüber dem Kraftstoff Superbenzin und gegenüber Diesel um ca. 70 Prozent. Preislich bedeutet dies zurzeit in Deutschland auch einen über 60 Cent günstigeren Kraftstoff je Liter gegenüber bleifreiem Benzin.

Die Kraftfahrzeugsteuer in Deutschland, die sich u. a. nach den Emissionsverhalten der Fahrzeuge richtet, wird bei Erdgasfahrzeugen fast immer nach Klasse D4/Euro 3 oder Euro 4-Abgasnorm bemessen. Je nach Automodell sind einige Fahrzeuge noch steuerbefreit. In der Schweiz soll es 2006/2007 eine Steuerreduktion der Automobilsteuer für Erdgasfahrzeuge geben und eine Steuerbefreiung für Biogas.

Einige Versicherungsgesellschaften (u.a. RheinLand Versicherungen und Wiener Städtische Allgemeine Versicherung) bieten außerdem Sonderrabatte von bis zu 30 % für Erdgasfahrzeuge an. Stadtwerke und Gasversorger subventionieren zudem den Neukauf von serienmäßigen Erdgasfahrzeugen, die in der Regel nicht älter als drei Jahre sein dürfen, mit Tankguthaben von 500 bis 1.000 kg. Beispielsweise E.ON Mitte AG in Deutschland mit 1.000 kg Kraftstoff, bis Herbst 2007 in der Schweiz im Versorgungsraum Zürich mit 1.000 kg vom Gasversorger und in Wien in Österreich wird der Fahrzeugneukauf (und die Umrüstung) von insgesamt 1.000 erdgasbetriebenen Kraftfahrzeugen bis zum 31. Mai 2009 mit jeweils 1000,- Euro unterstützt. Die Stadtwerke Emden und Stadtwerke Frankfurt (Oder) geben einen Barzuschuss in Höhe von 1.250,- EUR für ein Neufahrzeugkauf in 2009.

Der Grund für diese Förderung durch die Gasversorgungsunternehmen liegt darin, dass Autos gleichmäßig über das ganze Jahr Treibstoff benötigen. Die Gasversorgungsnetze werden durch diese neuen Verbraucher sehr gleichmäßig beansprucht – ganz im Gegenteil zu den Heizungskunden, die vor allem an kalten Wintertagen Gas benötigen. Die Vergleichmäßigung des Verbrauchs ist für die Gasversorger bares Geld wert – viel mehr, als die Förderung ausmacht. Die gleiche Logik liegt im Strombereich der Förderung von Nachtspeicherheizungen zugrunde, die ebenfalls für eine Vergleichmäßigung der Stromnachfrage rund um die Uhr sorgen.

Ein Beitrag des ZDF-Magazins WiSo ("Mit Gas an der Tankstelle sparen", 23. August 2008) vergleicht die Kosten der beiden Treibstoffvarianten Erdgas und Autogas im Vergleich mit Benzin und Diesel. Im besten Fall spart man rund die Hälfte an Treibstoffkosten ein, da beide Gasvarianen eine Steuerbegünstigung bei der Mineralölsteuer erhalten. Ob man im Einzelfall spart, hängt stark von dem Anschaffungspreis und der persönlichen jährlichen Kilometerleitung ab: Es ist wie beim Diesel, die höheren Anschaffungskosten bei Neufahrzeugen lohnen sich nur, wenn man sie durch eine hohe Kilometerleistung wieder hereinholt. Die Anschaffungskosten liegen wegen der aufwendigeren Technik bei Erdgas höher als bei Autogas. Die Reichweite ist bei Erdgas geringer als bei Autogas. Allerdings werden von deutschen Herstellern nur Erdgasfahrzeuge serienmäßig als Neuwagen angeboten. Wie viele Kilometer man fahren muss, bis der höhere Anschaffungspreis eingespart worden ist, ergibt sich aus folgender Formel:

\frac{\text{Aufpreis} * 100}{(\text{Benzinpreis} * \text{Verbrauch auf 100km}) - (\text{Gaspreis} * \text{Verbrauch auf 100 km})}


Im Januar 2008 hat der Automobilclub ADAC 16 Erdgasfahrzeugmodelle gegenüber vergleichbare Benzin- und Dieselmodelle in puncto Kraftstoffverbrauch verglichen und kam zu dem Ergebnis, dass ein Erdgasauto bei einer Jahreskilometerleistung von 15.000 km rund 450 Euro pro Jahr an Kraftstoffkosten gegenüber einem Benzinfahrzeug und 250 Euro im Jahr gegenüber einem Dieselfahrzeug günstiger fährt. Grundlage der Berechnung waren Anschaffungspreis, Wertverlust, Kraftstoff- und Werkstattkosten sowie Verbrauch und Steuern.

Umweltaspekte

Erdgas verbrennt im Motor mit niedrigen Emissionen an Kohlenmonoxid (CO), Stickoxiden (NOx) und unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) fast ohne Partikel. Die bei der Verbrennung beispielsweise im Dieselmotor entstehenden krebserzeugenden Rußpartikel und die stark riechenden Aldehyde und Acroleine entstehen bei einem Erdgasfahrzeug nicht. Das Erdgas, dessen Hauptbestandteil Methan ist, ist der kohlenstoffärmste Brennstoff und verbrennt daher auch praktisch geruchsfrei, auch wenn odoriertes Erdgas verwendet wird. Zudem ist die Nutzung von veredeltem Biogas, in der Schweiz auch Kompogas genannt, als Treibstoff für Erdgasfahrzeuge möglich.

  • Erdgasfahrzeug (H-Gas) im Vergleich zum Benzinfahrzeug
    • bis zu 25 % weniger Kohlendioxid (CO2) (Biomethan ist zusätzlich entstehungsneutral) (Kohlendioxidemissionen pro Liter siehe Kapitel 4.3).
    • bis zu 75 % weniger Kohlenmonoxid (CO)
    • bis zu 60 % weniger reaktive Kohlenwasserstoffe (HC)
  • Erdgasfahrzeug (L-Gas) im Vergleich zum modernen Dieselfahrzeug
    • bis zu 5 % weniger Kohlendioxid (CO2)
    • bis zu 50 % weniger Kohlenmonoxid (CO)
    • bis zu 80 % weniger reaktive Kohlenwasserstoffe (HC)
    • bis zu 70 % weniger Stickoxide (NOx)
    • bis zu 99 % weniger Rußpartikel bzw. Feinstaubemmission

In Deutschland erhalten ab 1. März 2007 Erdgasfahrzeuge, die gemäß der Verordnung zur Kennzeichnung emissionsarmer Kraftfahrzeuge durch eine Feinstaubplakette gekennzeichnet sind, die Genehmigung, im Falle von erhöhten Feinstaubemissionen in Innenstädten, die sogenannten „Umweltzonen“ oder „Sperrzonen“ zu befahren.

Vergleich der Kraftstoffarten

In Deutschland ist die Zusammensetzung des Kraftstoff Erdgas im Rahmen der novellierten 10. Bundes-Imissionsschutzverordnung (BlmSchV) aus dem Jahr 2005 nach DVGW-Arbeitsblatt G260 festgeschrieben worden. Entsprechende Plaketten zeichnen die Erdgastankstellen aus.

Nach dem Eichgesetz darf Erdgas nicht in nach Volumen (Liter) oder Kilowattstunde, sondern nur nach Masse (Kilogramm) verkauft werden. Ein in den Zapfsäulen eingebautes Messinstrumment, ein Coriolis-Massendurchflussmesser misst die durchströmende Masse und wird auf die Masse vom Eichamt geeicht.

Kraftstoffsorten im Vergleich:

  • Erdgas H-Gas (CNG): Dichte 0,81 kg/m³ gasförmig, Heizwert 13,0 kWh/kg, Kohlendioxidemissionen 2480 g/l, 1 kg H-Gas entspricht ca. 1,5 Liter Benzin, ca. 1,3 Liter Diesel oder 1,6 Liter Autogas
  • Erdgas L-Gas (CNG): Dichte 0,82 kg/m³ gasförmig, Heizwert 11,3 kWh/kg, Kohlendioxidemissionen 2850 g/l, 1 kg L-Gas entspricht ca. 1,3 Liter Benzin, ca. 1,1 Liter Diesel oder 1,4 Liter Autogas
  • Autogas (LPG): Dichte 540 kg/m³ flüssig, Heizwert 12,8 kWh/kg, Kohlendioxidemissionen 1980 g/l
  • Superbenzin: Dichte 740 kg/m³ flüssig, Heizwert 12,0 kWh/kg, Kohlendioxidemissionen 2380 g/l
  • Diesel: Dichte 830 kg/m³ flüssig, Heizwert 11,8 kWh/kg, Kohlendioxidemissionen 2660 g/l

Reichweitenvergleich bei einer Kraftstoffbefüllung von 20,00 Euro mit einem Fahrzeug vom Typ Opel Zafira CNG:

  • Erdgasfahrzeug – 342 km (vorausgesetzt es ist ausreichend Fassungsvermögen vorhanden)
  • Autogasfahrzeug – 295 km
  • Dieselfahrzeug – 232 km
  • Superbenzin-Fahrzeug – 165 km

Berechnungsgrundlagen: 1 Liter Superbenzin für 1,35 € (Verbrauch: 9 l/100 km), 1 Liter Autogas (LPG) für 0,60 € (Verbrauch 11,3 l/100 km), 1 Liter Dieselkraftstoff für 1,15 € (Verbrauch: 7,5 l/100 km) und 1 kg Erdgas (CNG) für 0,90 € (Verbrauch: 6,5 kg/100 km).

Kraftstoffpreise weltweit (Auswahl) in Euro 2006

Land 1 l Super
in Euro
1 l Diesel
in Euro
1 kg CNG-Erdgas
in Euro
Argentinien 1,44 1,12 0,53
Bolivien 0,50 0,38 0,17
Brasilien 0,92 0,61 0,37
Chile 0,54 0,33 0,21
Deutschland 1,34 1,10 0,89
Frankreich 1,21 1,03 k.A.
Iran 0,067 k.A. k.A.
Italien 1,30 1,14 0,79
Kanada 0,38 0,29 0,19
Kolumbien 0,50 0,25 0,21
Mexiko 0,46 0,33 0,19
Niederlande 1,42 1,03 k.A.
Österreich 1,15 1,09 0,83
Pakistan 0,88 0,52 0,40
Portugal 1,28 1,00 k.A.
Spanien 1,06 0,90 k.A.
USA 0,57 0,58 0,43
Venezuela 0,09 0,05 0,002

1 kg Erdgas entspricht ca. 1,5 Liter Super, ca. 1,3 Liter Diesel

Quelle: www.iru.org (Datenstand: März 2007), Umrechnungskurs US-Dollar in Euro am 8. März 2007

Tankstellennetz für Erdgasfahrzeuge

Betankung eines Fiat Multipla mit Erdgas

An Tankstellen ist komprimiertes Erdgas (CNG) in der Qualität als H-Gas (High Gas) und/oder L-Gas (Low Gas) erhältlich:

  • H-Gas kommt aus Russland, Großbritannien, Norwegen, Niederlande und Dänemark nach Deutschland und hat einen Methan-Anteil von 87 bis 99,1 Vol. Prozent. Der Heizwert liegt zwischen ca. 10,0 und 11,1 kWh/m3 und damit höher als beim L-Gas,
  • L-Gas wird in Norddeutschland mit einem Methangehalt von 79,8 bis 87 Vol. Prozent gefördert und hat einen Heizwert von 8,2 bis 8,9 kWh/m3.

Es gibt zwei Arten von Tankstutzen (4 und 8 mm Nenndurchmesser) sowie eine separate italienische Variante. Füllkupplungen an den Tankstellen helfen, zwischen den Standards zu überbrücken.

Tankstellennetz in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Erdgastankstelle

Seit Januar 2008 gibt es in Deutschland 771 Erdgastankstellen [6], davon überwiegend mit H-Gas und nur 27 Prozent mit L-Gas. Außerdem gibt es in Deutschland seit Juni 2006 die erste Biogastankstelle in Jameln im Wendland. Aus der Anlage der Raiffeisen-Waren-Genossenschaft (RWG) wird das Roh-Biogas aus der Vergärung von Mais, Getreide, Kleegras mittels einer neu entwickelten Aufbereitungsanlage auf Erdgasqualität der Gruppe H-Gas (Methangehalt über 95 Prozent) veredelt. In Margarethen am Moos wurde im Dezember 2007 die erste reine Biogastankstelle Österreichs in (Probe-)Betrieb genommen. Der offizielle Start erfolgte dann am 28. August 2008. Diese Tankstelle ist allerdings nicht öffentlich, d.h. man benötigt einen Chip, um die Zapfsäule freizuschalten.

Das deutsche Versorgungsnetz wird laufend erweitert. Momentan sind 37 Standorte konkret geplant [7] Bis zum 22. Februar 2009 sind 800 Tankstellen prognostiziert.[8]

Die E.ON Gas Mobil GmbH, eine Tochtergesellschaft der E.ON Ruhrgas AG, will bis 2009 in Kooperation mit den Minerölgesellschaften bis zu 150 Erdgaszapfsäulen an Autobahnraststätten, Autohöfen und autobahnnahen Tankstellen errichten. Im Jahr 2007 soll in Kooperation mit Shell der Bau von 50 Erdgastankstellen begonnen werden. [9] Im April 2008 wurde die erste Erdgastankstelle auf der Esso-Station des Autohofes Malsfeld an der Autobahn A7 bei Kassel in Betrieb genommen. Im Mai 2008 folgten mit den Autohöfen Lippetal (A2 bei Hamm) und Idstein (A3, Raum Frankfurt/Wiesbaden) zwei Total-Tankstellen.

Der Kraftstoffpreis für 1 kg Erdgas betrug im Januar 2008 in Deutschland ca. 0,934 Euro (H-Gas) bzw. ca. 0,857 Euro (L-Gas), in Österreich ca. 0,82-0,85 Euro (nur H-Gas erhältlich).

Neues Verkehrszeichen 365-54 für Erdgastankstellen an Bundesautobahnen
Bundesland Erdgasfahrzeuge CNG-Tankstellen
Baden-Württemberg 6.647 92
Bayern 9.592 107
Berlin 2.498 15
Brandenburg 2.000 43
Bremen 400 3
Hamburg 664 8
Hessen 5.226 38
Mecklenburg-Vorpommern 1.119 24
Niedersachsen 11.223 123
Nordrhein-Westfalen 13.758 157
Rheinland-Pfalz 2.746 36
Saarland 792 15
Sachsen 1.803 28
Sachsen-Anhalt 1.913 38
Schleswig-Holstein 1.761 27
Thüringen 2.288 38
Gesamt 64.430 792

Stand: Januar 2008 (Fahrzeuge) und Juli 2008 (Tankstellen)

Entwicklung des Bestands an Erdgasfahrzeugen und CNG-Tankstellen in Deutschland

Jahr Erdgasfahrzeuge Erdgastankstellen
1995 k.A. 44
1998 k.A. 80
1999 k.A. 100
2000 k.A. 160
2001 k.A. 250
2002 k.A. 340
2003 k.A. 405
2004 19.105 545
2005 27.175 650
2006 38.933 725
2007 54.772 764
2008 64.430 z.Z. 792 (Juli)

Erdgasfahrzeuge und Erdgastankstellen weltweit

Staaten mit Erdgastankstellen für Kraftfahrzeuge
Eine Shell-Tankstelle mit Erdgas (Gas Natural Comprimido, GNC) in Rosario, Argentinien
Eine Tankstelle mit Erdgas (Gàs Natural) im brasilianischen Bundesstaat Parana

Autofahrer die eine Erdgastankstelle suchen können sich an entsprechenden Wegweiserkarten orientieren oder einen deutschlandweiten SMS-Service nutzen, der je nach Standort des Fahrers, über die nächstgelegene Tankstelle informiert.

Land Erdgasfahrzeuge Tankstellen
2005 2006 2007 2008 2005 2006 2007 2008
Ägypten 63.970 75.796 84.746 101.078 91 103 99 118
Algerien 125 125 125 125 3 3 3 3
Argentinien 1.446.183 1.459.236 1.650.000 1.745.677 1.452 1.458 1.400 1.801
Armenien 38.100 47.688 81.394 101.352 60 128 128 214
Australien 2.300 2.100 2.453 2.750 12 2
Bangladesch 41.314 54.715 80.000 150.253 122 149 118 337
Belgien 300 300 300 300 9 5 5 5
Bolivien 35.810 58.267 64.828 99.657 62 88 87 123
Brasilien 1.052.295 1.324.905 1.511.945 1.588.331 1.338 1.385 1.442 1.688
Bulgarien 7.305 12.500 25.225 60.255 11 17 9 70
Chile 5.500 8.009 8.064 14 12 15
China 97.200 127.120 270.000 400.000 355 415 415 1.000
Deutschland 33.000 38.933 55.272 64.454 622 720 700 800
Finnland 84 84 150 472 3 3 3 9
Frankreich 8.400 8.900 10.150 10.150 125 105 105
Griechenland 40 40 416 418 2
Großbritannien 448 544 221 29 19 31 31
Indien 278.000 334.658 439.800 586.000 259 325 321 463
Indonesien 6.600 1.000 1.000 2.000 17 12 17 9
Iran 63.779 229.607 315.000 846.169 96 326 326 584
Irland 81 81 2 2 10 1
Island 56 56 63 77 1 1 1 1
Italien 382.000 412.550 432.900 580.000 521 588 558 700
Japan 26.569 28.402 31.462 36.345 292 311 311 327
Kanada 20.505 12.140 12.140 12.140 222 101 101 101
Kirgisistan 6.000 6.000 6.000 6 6 6
Kolumbien 72.136 138.000 203.292 280.340 168 202 310 401
Kroatien 100 100 100 152 1 1 1 1
Kuba 45 45 45 1 1 1
Lettland 310 310 500 4 4 30
Liechtenstein 26 26 41 101 1 2 1 1
Litauen 7 80 1
Luxemburg 49 51 115 115 4 4 3 4
Malaysia 19.000 22.613 24.988 40.248 39 47 46 90
Malta
Mazedonien 32 50 50 1 1 1
Mexiko 3.037 3.037 3.037 6 6 3
Moldawien 5.000 5.000 5.000 14 8 8
Montenegro 6 6
Mozambique 4 4
Myanmar 200 4.343 10.900 14.884 14 20 20 38
Neuseeland 281 281 12 12 12
Niederlande 348 550 603 1.110 10 11 8 21
Nigeria 60 60 60 60 2 2 2 2
Nordkorea 4 4 1 1
Norwegen 147 147 180 4 4 9
Österreich 584 873 1.022 4.000 71 89 68 130
Pakistan 700.000 1.000.000 1.550.000 2.000.000 766 965 1.606 2.600
Peru 4.656 5.489 7.823 54.829 3 9 56
Philippinen 14 36 36 1 3 1 3
Polen 771 771 1.500 1.700 28 28 28 30
Portugal 242 242 379 379 5 5 5 5
Rumänien 18.000 22.613 24.988 39 47 46
Russland 41.780 60.000 95.000 103.000 213 215 213 226
Schweden 7.897 11.515 13.407 16.900 62 85 91 118
Schweiz 1.700 2.081 3.628 6.820 61 78 56 106
Serbien und Montenegro 95 89 210 (Serbien) 2 2 7 (Serbien)
Singapur 119 238 238 2.444 1 1 1 3
Slowakei 286 337 426 7 7 7
Slowenien
Spanien 912 978 1.392 1.863 30 31 28 42
Südafrika 22 22 1 1
Südkorea 8.762 11.578 13.137 17.123 80 107 226 227
Tadschikistan 10.600 10.600 10.600 53 53 53
Tansania 3 3
Thailand 8.500 21.799 33.982 127.735 41 76 44 303
Trinidad und Tobago 4.000 3.500 3.500 3.500 13 10 13 10
Tschechien 455 615 660 1.230 16 24 16 33
Tunesien 2 34 2
Türkei 400 520 520 3.056 1 6 5 9
Ukraine 67.000 100.000 100.000 120.000 147 200 147 224
Ungarn 202 110 110 3 13 13
Uruguay 20 20
USA 146.876 146.876 110.000 1.340 1.340 1.100
Usbekistan 47.000 43
V.A.E 250 305 305 2 4 9
Venezuela 44.146 44.146 4.200 148 149 124
Weißrussland 5.500 5.500 5.500 24 24 24
Zypern
Total 4.595.709 5.769.682 7.394.505 9.394.544 10.695 14.654

Angabe der Erdgastankstellen beinhalten CNG und LNG-Stationen, die öffentlich, kommunal oder privat betrieben werden. Hausanschlüsse sind nicht miteingerechnet.

Quelle: NGV Group, NGVA, ENGVA, ANGVA, IANGV (* Stand: Dezember 2008, Angaben ohne Gewähr)

Zukunft

Eins der Kernthemen in der Weiterentwicklung ist die Speicherkapazität des Kraftstoffs, und damit die Reichweite und Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge und in letzter Konsequenz die Akzeptanz beim Kunden. Erprobt werden Methoden mit höherem Tankdruck (300 statt 200 bar), (tief)gekühlten Tanks oder einer Kombination aus beidem.

Erdgas gehört zu den fossilen Brennstoffen, deren Endlichkeit in der Entwicklung mit berücksichtigt wird. Daher kann jedes Erdgasfahrzeug auch mit auf Erdgasqualität aufbereitetem Biogas bzw. in beliebigen Mischungen von Erdgas und aufbereitetem Biogas gefahren werden. Möglichkeiten dazu gibt es bisher vereinzelt in Deutschland und in der Schweiz. In der Schweiz betrug der Anteil von Bioerdgas am fossilen Kraftstoff Erdgas im Jahr 2006 bereits 26,5 %. In Schweden tanken bereits 6.000 der 12.000 Erdgasfahrzeuge überwiegend Bioerdgas.

Die technischen Probleme der Erdgasantriebe ist vergleichbar mit dem Wasserstoffantrieb, siehe auch z.B. BMW Hydrogen 7. Der Erdgasantrieb wird daher auch als Technologieträger für die Wasserstofftechnik betrachtet. Als Alternative zum fossilen Brennstoff soll in mittlerer Zukunft neben Biogas auch der Wasserstoff mit seinen verschiedenen Erzeugungswegen zur Verfügung stehen.

Literatur

  • Gian Carle: "Erdgasfahrzeuge und ihr Beitrag zu einer CO2-Reduktion im Personenverkehr", Vdm Verlag Dr. Müller, Juli 2008, ISBN 3639040538
  • Ralf Wiesenberg: "Erdgas als Treibstoff für den Straßenverkehr als Chance für Energieversorgungsunternehmen. Eine Szenario-Analyse für die swb AG", 2000, ISBN 383000205X
  • Hans-Liudger Dienel, Dieter Flämig und Rolf Hanitsch Dienel: "Erdgas- und Elektrofahrzeuge in Berlin (Sondereinband)", 1999, ISBN 389404831X
  • Rodt, Heine, Voss, Waldeyer: "Country Programs Natural Gas – Experiences in Germany", NGVs Becoming a Global Reality – Country Programms, 6. International Conference for Natural Gas Vehicles, Köln, May, 26.–28. 1998
  • Thermie: Das Erdgasbusprojekt Berlin, 5. Zwischenbericht, Band 1: Projektbericht, September 1997 (Berlin: SenBWV, EuroTeam, SenVuB, BVG, InnoTec, IAV, TEWET)
  • West Virginia University National Alternative Fuels Training Program: Natural Gas Vehicles: System Integration and Service, April 1997, Verlag Delmar Pub, ISBN 0827379013
  • John Ingersoll: "Natural Gas Vehicles", 1996, ISBN 0881732184
  • R. E. Wahl: "Konzeption und Kosten von Tankstellen", Arbeitsgespräch: Gasbetriebene Nutzfahrzeuge in Ballungsräumen, Umweltbundesamt, Berlin, 6. September 1995

Weblinks

Einzelnachweise

  1. ZfK Zeitung für Kommunale Wirtschaft, Ausgabe 2003, im Pressespiegel der Stadtverkehrsgesellschaft mbh Frankfurt (Oder); http://www.svf-ffo.de am 31. Mai 2005
  2. Klimaschonend – Zahl der Erdgasautos stieg um 40 Prozent, Spiegel Online; http://www.spiegel.de/auto/werkstatt/0,1518,472201,00.html am 16. März 2007
  3. Statistik Austria 2009
  4. Biogastankstelle, Österreich, Margarethen/Moos: Nähere Infos unter http://www.methapur.at/treibstoff.tankstellen.php
  5. http://www.focus.de/auto/news/statistik-anzahl-der-gas-autos-in-italien-steigt_aid_369544.html
  6. http://www.gas-tankstellen.de
  7. http://www.gas-tankstellen.de
  8. http://www.gas-tankstellen.de/menu.php?jump=tankstellen
  9. http://www.eon-ruhrgas.com/cps/rde/xchg/SID-3F57EEF5-65D61B49/er-corporate/hs.xsl/2952.htm

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