Erfurt-Vieselbach

Erfurt-Vieselbach
Lage Vieselbachs in Erfurt hervorgehoben
Ortswappen

Vieselbach ist ein Ortsteil der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt mit 2.204 Einwohnern (31. Dezember 2005) auf einer Fläche von 7,61 km².

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Vieselbach liegt etwa sieben Kilometer östlich von Erfurt am Vieselbach, einem Nebenfluss der Gramme in einer landwirtschaftlich geprägten Umgebung auf einer Höhe von 207 m ü. NN. Südlich des Dorfes liegt die Talsperre Vieselbach.

Geschichte

Der Ortsname Vieselbach geht auf den früher sehr geschlängelten Verlauf des Baches zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Vieselbach im Jahr 1193: mit der Zinspflicht von sieben Schweinen gegenüber dem Marienstift (Domstift) Erfurt. Historiker gehen jedoch davon aus, dass Vieselbach wesentlich älter und wahrscheinlich um 900 entstanden ist. Im Mittelalter war Vieselbach Amtssitz der Grafschaft Vieselbach, die 17 Dörfer umfasste und den Grafen von Gleichen unterstand. Die Burg der Grafen lag auf dem sog. Schlossberg und wurde wohl bereits im 14.Jahrhundert zerstört. 1343 verkauften die Gleichener das Amt an die Stadt Erfurt beziehungsweise das Erzbistum Mainz. Diese teilte den Wirtschaftshof der Grafen an Bauern auf. Auf Veranlassung von Erfurt wurde nordwestlich des Dorfes ein großer Fischteich (25 ha) angelegt (Im 18.Jahrhundert wurde er trockengelegt und ein Gehölz zur Fasanen-Aufzucht angepflanzt, die 1912 durch Korbweiden abgelöst wurden). Große Schäden brachte der Dreißigjährige Krieg über den Ort. Nach seinem Ende zählte Vieselbach nur noch etwa 100 Einwohner. 1664 kam Vieselbach zusammen mit Erfurt zu Kurmainz, 1802 zu Preußen und 1806 mit der "Domäne Erfurt" von Napoleon zu Frankreich. 1815 wurden Vieselbach -nach über 500-jähriger Verbindung mit Erfurt- und einige umliegende Dörfer als Folge des Wiener Kongresses Teil des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, bei dem der Ort bis zur Gründung des Landes/Freistaats Thüringen 1920 verblieb. Vieselbach wurde Sitz eines Gerichtsbezirksamts, das 1818 in einen Neubau auf dem Hausberg oder "Amtsberg" zog.

Schon 1847 erhielt Vieselbach einen Eisenbahnanschluss an der Thüringer Bahn von Halle und Leipzig nach Erfurt, was die industrielle Entwicklung im Ort nachhaltig förderte. Der damals erbaute Eisenbahnviadukt aus Natursteinen, 1934 verstärkt, tut heute noch seine Pflicht. Eine Bierbrauerei, Eisengießerei, Dampfmühle und andere Betriebe entstanden, unterstützt von einer eigenen Sparkasse. Vieselbach wurde wohlhabend. 1895 konnte der Kirchenschiff-Neubau eingeweiht werden. Auch die Landwirtschaft florierte. Eine Reihe von Großbauernhöfen entstanden. Besonders erfolgreich war der Landwirt Otto Lippold, einer der Begründer des guten Rufs der Thüringer Kaltblüterzucht.

Im Ersten Weltkrieg verloren 49 Vieselbacher Soldaten ihr Leben. In den 1920er und 1930er Jahren kam es zur allmählichen Erholung von den Kriegsfolgen. So setzte z.B. Edmund Kühn, der Schwiegersohn von Otto Lippold, in seinem Musterbetrieb dessen große Erfolge in der Pferde-, Rinder- und Saatzucht fort (1953 kollektiviert).

Im Zweiten Weltkrieg starben nicht nur an der Front zahlreiche Vieselbacher, sondern auch in Erfurter Betrieben bei Luftangriffen. Bahnanlagen in Vieselbach wurden durch Sprengbomben, Luftminen und Bordwaffen zerstört. Im April 1945 erfolgte die Besetzung des Ortes durch US-Truppen, im Juni durch die Rote Armee. Durch Zustrom von Flüchtlingen aus den Ostgebieten nahm die Einwohnerzahl auf über 2.500 Menschen zu. Vieselbach wurde Teil der SBZ und ab 1949 der DDR. Es machte mit Enteignungen und Zwangskollektivierung alle sich ergebenden gesellschaftlichen Entwicklungen mit. 1952 wurde das Dorf dem Kreis Erfurt-Land zugeordnet, zu dem es bis zur Eingemeindung in die Stadt Erfurt 1994 gehörte. Heute besitzt Vieselbach einen gemeinsamen Ortschaftsrat mit dem etwa einen Kilometer nördlich gelegenen Wallichen (172 Einwohner).

Verkehr

Neben der erwähnten Bahnlinie führen von Vieselbach Straßen nach Azmannsdorf (Erfurt), Mönchenholzhausen (B7), Niederzimmern (Weimar), Kleinmölsen (Sömmerda) und Wallichen. Etwa fünf Kilometer südlich des Ortes befindet sich die Autobahnanschlussstelle Erfurt-Vieselbach der A 4.

Personen, die in Vieselbach geboren wurden

Denkmäler und Sehenswürdigkeiten

  • Die Dorfkirchen
  • Der Eisenbahnviadukt von 1847 (verstärkt 1934)
  • Ein Ernst-Thälmann-Denkmal in Bahnhofsnähe.

Literatur

  • Hans Kretzschmar: "Besonderes von Vieselbach". In: "Erfurter Heimatbrief" Nr.28, 6.Juni 1974, S. 33-38

Weblinks

51.00111111111111.1469444444447Koordinaten: 51° 0′ N, 11° 9′ O


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