Ermordung von Martin Luther King

Ermordung von Martin Luther King

Das tödliche Attentat auf Martin Luther King (Jr.) mittels Schusswaffe ereignete sich am 4. April 1968 um 18.01 Uhr in Memphis. Es führte zu politischen Unruhen und ist bis heute Anlass zu Verschwörungstheorien. In den USA ist er der politische Mord, der nach dem Attentat auf John F. Kennedy im zwanzigsten Jahrhundert die größte Aufmerksamkeit erfahren hat. Für die Tat verurteilt wurde James Earl Ray.

Inhaltsverzeichnis

Attentat

Lorraine Motel (heute das National Civil Rights Museum) in Memphis, in dem King ermordet wurde
Kings Grab nahe dem King Center

Martin Luther King entschloss sich, angesichts des anstehenden Poor People's March zuerst in Memphis, Tennessee zu demonstrieren und sich nochmals für die (soziale) Gleichberechtigung aller amerikanischer Bürger schwarzer Hautfarbe einzusetzen. Außerdem konnte man den Besuch in Memphis als eine Art Test sehen, wie stark die Massen auf ihn reagieren würden.

Am 3. April 1968 sagte er in seiner berühmten Rede I 've been to the mountaintop, dass er das Gelobte Land (Original: Promised Land) gesehen habe. Viele deuteten diesen Satz als Todesahnung. King sprach noch einmal mit den Demonstranten, um sie von der Gewaltlosigkeit zu überzeugen und legte den 8. April als neuen Termin für eine Demonstration fest.

Am 4. April 1968 um 18.01 Uhr wurde King auf dem Balkon des Lorraine Motels erschossen. An seiner Seite stand in dem Augenblick Jesse Jackson. FBI-Agenten, die ihn observierten, rannten nach dem Schuss sofort zu King und waren die ersten, die vergeblich versuchten, ihm Erste Hilfe zu leisten.

Nachwirkungen

In über 100 Städten kam es nach der Ermordung Kings zu Krawallen, bei denen 39 Menschen ums Leben kamen, ca. 2.000 verletzt und ca. 10.000 Personen verhaftet wurden; Washington D.C. wurde von sehr schweren Unruhen erschüttert. Präsident Johnson sagte eine Reise nach Hawaii ab, wo über den weiteren Verlauf des Vietnamkrieges beraten werden sollte.

Am 8. April 1968 führte Coretta Scott King anstelle ihres Mannes den geplanten Protestmarsch durch Memphis. Etwa 35.000 Menschen nahmen friedlich an ihm teil, den Bewohnern war verboten worden, während des Protestes die Fenster zu öffnen. Präsident Johnson wollte am selben Tag in einer Rede ein umfangreiches Hilfsprogramm für Schwarze in Aussicht stellen. Da sich die Lage aber schon bald nach Kings Tod normalisiert hatte und der Kongress protestierte, wurde die Rede zuerst verschoben und dann gänzlich abgesetzt. Jedoch hat der Kongress später ein Gesetz für die Gleichberechtigung bei den Mietpreisen und dem Erwerb von Wohneigentum verabschiedet.

Beisetzung

Martin Luther King jr. wurde am 9. April 1968 unter der Anteilnahme von 50.000 Menschen in Atlanta auf dem South View Cemetery, einem Friedhof für Schwarze, beerdigt. In seinen Grabstein sind die letzten Worte seiner Rede I have a dream in einer Abwandlung eingraviert: „Free at last! Free at last! Thank God Almighty, I'm free at last!” (etwa: „Endlich frei! Endlich frei! Dank Gott dem Allmächtigen, ich bin endlich frei!”).

An einem Trauergottesdienst in der Kirche, in der er als Pfarrer tätig gewesen war, nahmen viele Prominente wie beispielsweise der damalige Vize-Präsident Hubert H. Humphrey, Robert Kennedy, Richard Nixon und Nelson Rockefeller teil.

Kriminaltechnische Untersuchungen und Verschwörungstheorien

In einem Raum gegenüber des Motels fand man die Waffe, mit der laut ballistischer Untersuchungen der Schuss abgegeben worden war. Auf ihr fand man lediglich zwei Fingerabdrücke des mehrfach vorbestraften James Earl Ray, eines im April 1967 entflohenen Häftlings, der offen rassistische Ansichten vertrat. Nach zweimonatiger Flucht wurde Ray schließlich in London verhaftet. Er gestand die Tat und wurde unter Berücksichtigung seines strafmildernden Geständnisses zu 99 Jahren Haft verurteilt. Wenige Tage später widerrief Ray sein Geständnis und beteuerte in den nächsten Jahrzehnten seine Unschuld, erreichte aber keine Wiederaufnahme seines Verfahrens.

Seit dem Attentat verstummten nie die Gerüchte über eine Verschwörung, in die die US-amerikanische Regierung verstrickt gewesen sein soll. Verschwörungstheoretiker versuchen zu beweisen, dass Ray, ähnlich wie es von manchen beim John-F.-Kennedy-Mörder Lee Harvey Oswald vermutet wird, als „Alibi-Täter” missbraucht worden ist, oder, wenn er geschossen hat, Helfer aus Regierungskreisen hatte. Diese Vermutungen gründen hauptsächlich auf den von Ray selbst verfassten Verschwörungstheorien, kriminaltechnischen Untersuchungen und Zeugenaussagen wie der von Jim Green, einem ehemaligen Sheriff aus Pemiscot County, Missouri. Diverse offizielle Untersuchungen von US-Justizministerium, Repräsentantenhaus und Staatsanwaltschaft kamen jedoch immer zu dem Ergebnis, dass Ray geschossen habe und es nicht sicher sei, ob er Helfer gehabt habe.

Ray soll lediglich ein unbedeutender Dieb und Einbrecher gewesen sein, der nie einer bewaffneten Straftat überführt worden ist. Oft wurde er während seiner kriminellen Laufbahn schnell und ohne größere Probleme festgenommen, wenn nach ihm gefahndet wurde. Diese Vorgänge stehen in scharfem Kontrast zu seiner Flucht am 4. April 1968: Er schaffte es, mehrere Sicherheitskontrollen an Flughäfen zu passieren, indem er Namen von Männern angab, die ihm ähnlich sahen, in ähnlichem Alter waren und einen vergleichbaren Körperbau hatten. Auch soll Ray, nach Aussagen von befreundeten Gefängnisinsassen, nie irgendwelche politischen oder rassistischen Meinungen geäußert haben, weshalb von manchen sein Motiv angezweifelt wird.

Auch sollen zwei weitere, voneinander unabhängige ballistische Untersuchungen ergeben haben, dass weder schlüssig bewiesen werden konnte, dass die gefundene Waffe (eine Remington Gamemaster, Modell 760, Kaliber 30-'06) tatsächlich die Tatwaffe ist, noch dass Ray sie abgefeuert hatte. Zudem fand man im Badezimmer des Motels, von wo aus Ray geschossen haben soll, keinerlei Fingerabdrücke von ihm.

Sheriff Jim Green, der behauptete, Teil einer FBI-geführten Verschwörung zur Ermordung Kings gewesen zu sein, gab an, dass Ray bereits kurz vor seinem Gefängnisausbruch als „Sündenbock” für den Mord an King ausgewählt worden sei und während seiner Zeit als Flüchtling stetig vom FBI verfolgt wurde. In dieser Zeit reiste er ein paar Mal nach Kanada und Mexiko und ging danach nach Memphis, wo er als Ablenkung für einen großen Banküberfall fungieren sollte. Der Überfall werde sich, so wurde es laut Green Ray erzählt, einfacher als gewöhnlich abwickeln lassen, solange sich King in Memphis aufhält, da viele Polizisten zu seinem und dem Schutz seiner Gefolgsleute beordert sein würden. Wochen zuvor soll ihn noch ein gewisser „Raoul”, den auch Ray in vielen seiner Theorien als seinen Kontaktmann erwähnte, beauftragt haben, die Tatwaffe in Birmingham, Alabama abzuholen. Green behaupte auch übereinstimmend mit Ray, dass der damalige FBI assistant director Cartha DeLoach die Verschwörung leitete.

Außerdem haben Zeugen, die am Tatort waren, ausgesagt, dass der Schuss nicht direkt vom Motel, sondern von einem Platz hinter einem dichten Buschwerk in der Nähe abgefeuert worden sei. Diese Büsche sollen in den folgenden Tagen nach dem Attentat weggeschnitten worden sein.

Lloyd Jowers

Neue Dynamik erhielt die Diskussion, als 1993 Lloyd Jowers in einem Interview behauptete, 100.000 $ für die Anwerbung eines Killers erhalten zu haben. Jowers, der ein Restaurant gegenüber dem Lorraine Motel führte, nannte nicht den Namen des Schützen, gab aber an, es handelte sich nicht um James Earl Ray. Die Familie von Martin Luther King jr., die nicht an eine Täterschaft Rays glaubte, strengte daraufhin ein Zivilgerichtsverfahren wegen fahrlässiger Tötung an, dessen Geschworenen 1999 übereinkamen, dass es sich bei dem Attentat auf King um eine Verschwörung zwischen Mitgliedern der Mafia und der US-Regierung handelte. Die Jury stützte sich dabei im Wesentlichen auf die Aussagen Jowers, der wegen seines Gesundheitszustandes aber nicht vor Gericht aussagte. Ray war 1998 im Gefängnis gestorben und erlebte das Gerichtsurteil nicht mehr.

Eine 18-monatige erneute Untersuchung des Justizministeriums wies die Ergebnisse des Zivilverfahrens 2000 zurück, da sie auf Hörensagen und voreingenommenen Zeugen basiere. Insbesondere die Aussagen des inzwischen verstorbenen Jowers erschienen wenig glaubwürdig, da Bekannte von ihm offenbarten, dass er auf einen Vertrag über die Filmrechte an seiner Geschichte hoffte. Die meisten mit dem Fall vertrauten Experten schenken den Ausführungen des Gerichts ebenfalls keinen Glauben. Zwar gebe es für eine Verschwörung keine Beweise, es seien allerdings auch nicht alle Ungereimtheiten des Falles restlos aufgeklärt worden.

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