Martin-Luther-King-Kirche (Berlin)

Martin-Luther-King-Kirche (Berlin)
Gotteshaus und Campanile

Die evangelische Martin-Luther-King-Kirche (MLK) ist Teil eines Gebäudeensembles, zu dem das Gotteshaus mit freistehendem Glockenturm (Campanile), ein Gemeindehaus mit zahlreichen Einzelräumen und eine Kindertagesstätte gehören. Der gesamte kirchliche Baukomplex wurde nach Plänen des Architekten Karl Otto im Ortsteil Berlin-Gropiusstadt errichtet und im Frühjahr 1968 eingeweiht. Der Gemeindehausüberbau und die Aufstockung der Kindertagesstätte erfolgten später. Der von der Gemeinde gewählte Name ehrt den im Jahr 1968 umgebrachten US-amerikanischen Friedensnobelpreisträger und Bürgerrechtler Martin Luther King. Die MLK bildet mit der evangelischen Kirchengemeinde Gropiusstadt-Süd eine Kirchenregion mit einem gemeinsamen Gemeindekirchenrat. Beide gehören als Einzelgemeinden zur Evangelischen Landeskirche Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Inhaltsverzeichnis

Lage und Verkehrsanbindung

Die Gebäude liegen auf einer etwa 10.000 m2 großen gemeindeeigenen Fläche, die im Norden begrenzt wird von den Gropius Passagen, östlich von einigen Wohnbauten, südlich und westlich von einer öffentlichen Parkanlage und vom Martin-Luther-King-Weg (offizielle Gemeinde-Adresse: Martin-Luther-King-Weg6). Vor dem Erweiterungsbau des Einkaufszentrums trug die MLK die Adresse Johannisthaler Chaussee 329 und war auch von dort aus über eine eigene Zufahrtsstraße zugängig. Der Bauplan der Gropiuspassagen in den 1990er Jahren sah jedoch einen Anschluss an den U-Bahnhof vor, was durch einen Grundstückstausch mit der Gemeinde auch erreicht wurde. Die Gemeinde befindet sich im Bezirk Neukölln, Stadtteil Berlin-Buckow in der nach dem Architekten Walter Gropius benannten Gropiusstadt und kann mit der U-Bahnlinie 7, Station Johannisthaler Chaussee, mit dem Metrobus M11[1] oder mit den Linienbussen 272 und 736 erreicht werden. Die Zuwege und Gemeindeeingänge sind barrierefrei gestaltet.

Geschichte

Als die Berliner Wohngroßsiedlung Gropiusstadt ab Anfang der 1960er Jahre errichtet wurde, kamen mehr als 40.000 Bewohner in dieses Gebiet. Die Pläne des Chefarchitekten Walter Gropius und seines Chicagoer Büros TAC sahen in dem neuen Wohnviertel zunächst kein Gotteshaus vor. Die zahlreichen Christen unter den neuen Einwohnern gründeten bald eine eigene evangelische Kirchengemeinde, um sich und den zugezogenen Mietern eine kirchliche Heimat zu schaffen. Sie erhielten bereits 1964 mit einer Baracke an der Stelle der heutigen Kirche einen Ort für Gottesdienste. Ein eigenes Kirchengebäude sollte jedoch bald errichtet werden. Die Gemeinde erhielt von der Kirchengemeinde Alt-Buckow ein großes Baugrundstück geschenkt und gewann mit dem Direktor der Berliner Kunsthochschule Karl Otto einen renommierten Architekten für ihre Wünsche und Pläne. 1966 konnte der Grundstein für die „Evangelische Kirchengemeinde der Großraumsiedlung Berlin Britz–Buckow–Rudow“ (BBR) gelegt werden. Die Ermordung des amerikanischen Friedensnobelpreisträgers, des Baptistenpfarrers und Bürgerrechtlers Martin Luther King war der Anlass, den Ehrennamen dieses Mannes für die neue Kirchengemeinde zu beantragen. Der Gemeindekirchenrat genehmigte in Verbindung mit der Kirchweihe am 25. April 1968 den neuen Namen, obwohl ein anderer Gemeindename längst in der engeren Wahl war. Die Ergriffenheit und der starke Eindruck, den Martin Luther King bei seinem Besuch in Berlin unmittelbar zuvor hinterlassen hatten, waren so stark, dass diese Wahl getroffen wurde. Die Einweihung des Komplexes erfolgte durch den damaligen Bischof von Westberlin Kurt Scharf in Anwesenheit von Kirchenoberen, Politikern, des Architekten und zahlreichen Gemeindemitgliedern.[2]

Als Entwurf eines Anbaues und Ersatzgebäude für die ehemalige Garagenanlage am neuen Zugang zur Gemeinde lag später der Bauplan eines zweigeschossigen Kirchenpavillons durch die Architektin Esther Braun vor, der aus Glas und Holz bestehen sollte und eine bessere Öffnung des Areals zum Eingangsbereich, dem neu errichteten Stadtplatz, zum Ziel hatte. Die Nutzung dieses Neubaus als weiterer Gemeinderaum wurde ergänzt durch die Aufnahme der Familien- und Kinder-Bücherei Lesezeichen in diesen Komplex, die durch die Schließung des kirchlichen Begegnungszentrums Haus der Mitte unweit der Gemeinde heimatlos geworden war.

Dienstgebäude und Kirche

Die Gebäude

Alle im ursprünglichen Komplex geplanten Gemeindebauten bestehen aus den drei Grundelementen Stahlskelett, Stahlbetonwandfelder und Fensterbänder, die der Architekt nach amerikanischen Erfahrungen entwickeln ließ („System Brockhouse“) und für seine Bauten bevorzugte.

Gotteshaus

Architektur

Karl Otto entwarf einen äußerlich schlichten Beton-Glas-Baukörper in Quaderform aus den oben genannten standardisierten Bauelementen. Das Kirchengebäude besitzt einen quadratischen Grundriss mit den Seitenlängen von 23 Metern erweitert durch ein Eingangsfoyer, das zusätzlich die Sakristei beherbergt. Der benachbarte freistehende Glockenturm hat ebenfalls eine quadratische Grundfläche von 3,5 × 3,5 Meter. Gotteshaus und Turm sind in gleichmäßige Längen- und Höhenraster aufgeteilt, die durch die außen sichtbaren blau lackierten Stahlträger der Baukörper noch betont werden. Am Kirchengebäude lassen senkrecht hinter den Stützsäulen und waagerecht unter der Dachtraufe gereihte kleine helle nicht farbige Glasfenster das Tageslicht in das Innere des Kirchenraumes. Materialien für die Baukörper sind helle Betonplatten und Stahl. Die Gebäudeecken sind ebenfalls mit Fensterbändern ausgeführt.

Kirchenhauptraum

Innenausstattung

Die Wandflächen im Inneren sind mit naturfarbenen gebeizten Holztafeln verkleidet, die eine angenehme warme Ausstrahlung auf die Besucher ausüben, außerdem dienen sie der Wandisolierung. Auch der hölzerne Altar ist im gleichen Farbton gehalten und fügt sich so optimal in den Kircheninnenraum ein.

Das von Frau Christa Franke (Künstlersignatur Popp) gewebte bogenförmige Altarbild stellt die biblische Geschichte der Fischer am See Genezareth dar. Es wurde direkt im Kirchenraum manuell gefertigt, durch Spendengelder finanziert und war im Jahr 1978 vollendet. Es symbolisiert die Gleichheit aller Menschlichen vor Gott, egal welcher Hautfarbe und Herkunft und ermutigt zum friedlichen Zusammenleben. Vergleichsweise bescheiden wirkt das hinter dem Altartisch platzierte schlichte Kruzifix vor dem etwa 2,50 Meter hohen Altarbild. Es stammt aus der Werkstatt des Künstlers Waldemar Otto.

Der gesamte Raum ist stützenfrei und kann mit variabler Bestuhlung der jeweiligen Nutzung angepasst werden; insgesamt bietet er bis zu 400 Sitzplätze.

An der westlichen Seitenwand neben dem Altar befindet sich eine zweimanualige Orgel der Firma Friedrich Weißenborn aus Braunschweig, die für gottesdienstliche und musikalische Nutzung gleichermaßen gut geeignet ist. Sie wurde im Jahr 1982 von der Warschauer Firma Gebrüder Kaminski umgebaut und wieder bespielbar gemacht.[2] 2008 musste eine Erweiterung vorgenommen werden.

Weiteren Wandschmuck bilden ein Relief Evangelium nach Johannes (eine private Leihgabe) sowie fünf quadratische Wandteppiche (Antependien) mit den Symbolen und Farben des Kirchenjahres: (grün) Weinstock und Reben oder Gemeindesymbol, (weiß) Heiliger Geist als weiße Taube, (schwarz) Kreuz, (lila) Kelch und Oblate.

Glockenturm

Turm

Der Glockenturm ist circa 15 Meter hoch, auf dem Flachdach erhebt sich ein 4 Meter hohes Kreuz aus Edelstahl. In seinem Inneren befinden sich drei Bronzeglocken, die die Namen „Ruf“, „Sammlung“ und „Sendung“ tragen. Die Fassade des obersten Turmsegments wird von senkrecht angeordneten Hölzern gebildet, die dem Geläut eine gute Resonanz verleihen. Für das Läuten der Glocken über die Tageszeiten (9 Uhr, 12 Uhr und 18 Uhr) hinaus hat sich die Gemeinde eine Läuteordnung entwickelt.

Gemeindehaus

Das von Karl Otto ebenfalls im schnörkellosen Stil errichtete einstöckige Haus besitzt verschiedene Räume unterschiedlicher Größe, die durch die Grundrissgliederung zu erkennen sind. Die Räume bilden die Grundlage für die weiter unten dargestellten vielfältigen Aktivitäten der Gemeinde. In den 1980er Jahren erfolgten einige Renovierungsarbeiten in diesem Gebäude, unter anderem wurde neues Parkett verlegt und mit einem Spezialbelag dauerhaft versiegelt. Im Jahr 2009 erhielt das Gemeindehaus neue Fenster und eine energiesanierte Fassade. Die Außengrundmaße des Hauses betragen 75 Meter in der Länge und 21 Meter in der Breite. Das begehbare Flachdach ist teilweise begrünt und in einer Ebene ausgeführt. Im Eingangsbereich befinden sich ein bemaltes textiles Wandbild, mehrere Spruchbänder mit Bildern und Zitaten von Martin Luther King und die Skizze eines von der Gemeinde allerdings nicht umgesetzten Wandbildes der biblischen Szene des barmherzigen Samariters.

Sozialbau und Kitas

Im nordwestlichen Teil des Gebäudes befand sich das als Schwesternstation errichtete Gebäude, das früher mit roten Fassadenelementen abgesetzt war, heute aber lediglich mit einem Windfang ausgestattet ist. Die Schwestern – zuerst eine, ab 1970 eine zweite und ab 1983 eine dritte – pflegten Kranke und Bedürftige zu Hause oder in den Behandlungsräumen im Gebäude. Ab 1985 wurden staatliche Sozialstationen eingerichtet, zu denen die Schwestern nun organisatorisch gehörten. Bald schlossen sich alle kirchlichen Sozialstationen der Gropiusstadt zu einer Diakoniestation zusammen, die von einem Pfarrer geleitet wurde. Zur Erhaltung der Wirtschaftlichkeit dieses Hilfswerkes gründete der Bezirk Neukölln schließlich 1996 eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung und übertrug einem Wirtschaftsfachmann die Leitung. Seitdem dient das frühere Schwesternwohnheim als Treff für die sozialen Dienste des Bezirkes. Es ist außerdem ein bauliches Bindeglied zwischen dem Dienstgebäude und der an der Südseite angebauten Kindertagesstätte (Kita) Martin Luther King (Martin-Luther-King-Weg 7). Außerdem gehört die fußläufig erreichbare Kita „Coretta King“ (Bohm-Schuch-Weg 9) zur Gemeinde. Die Kitas stehen Kindern aller Bewohner der Gropiusstadt egal welcher Herkunft oder Religion offen. Die miteinander verbundenen Gebäude besitzen folgende (grobe) Seitenlängen: Sozialgebäude 19,5 × 28 Meter, Kita 29,5 × 33 Meter.

Nutzung des Kirchenkomplexes und Gemeindeleben

Kulturelles

  • Die Martin-Luther-King-Kirchengemeinde lädt die 1971 gegründete Trinitatis-Theatergruppe regelmäßig zu einer Aufführung ein, die mit verschiedenen Programmen regelmäßig erfolgreich öffentlich auftritt, .[3]
  • Bis Herbst 2009 gab es im Gemeindehaus die Bücherei Lesezeichen, die anschließend in die Nachbargemeinde Gropiusstadt-Süd umgezogen ist.
  • Seit 1985 existiert ein Posaunenchor sowie zahlreiche Instrumentalkreise und ein Gemeindechor, der sich jüngst als regionaler Kirchenchor entfaltet hat.
  • Außerdem hat eine Trödelstube ihre Arbeit in zwei Gemeinderäumen aufgenommen, durch die Mittellose durch zahlreiche Sachspenden Unterstützung erhalten.
  • Die Martin-Luther-King-Kirchengemeinde ist eingebunden in die monatliche Veranstaltungsreihe Musik in Kirchen.[4]
  • Mit einem ökumenischen Pfingstfest, Sommerfesten, einem Internationalen Abend, einem Basar oder Advent- und Weihnachtsfeiern konnte in den letzten Jahren ein reges und abwechslungsreiches Gemeindeleben gestaltet werden, das seine positive Wirkung vor allem dem Engagement zahlreicher ehrenamtlicher Gemeindemitglieder verdankt. Auch Kunstausstellungen finden im Gemeindehaus statt wie im Jahr 2005 Zauber der Natur des Malers und Bildhauers Wolf U. Friedrich[5] oder 2006 Biblische und religiöse Motive von Iris Hillmeister-Becker[6].
  • Besonderer Höhepunkt in der interkulturellen Arbeit der Gemeinde ist das Fest Küchen der Welt. Menschen aller Nationen, die in der Gropiusstadt zusammen leben, haben Gelegenheit ihre jeweiligen landestypischen Gerichte vorzustellen und sich dadurch auf besonders verbindliche Weise näher zu kommen. Ins Leben gerufen von den kirchlichen Sozialarbeitern der Gemeinden in der Gropiusstadt, soll dieses gemeinsam mit den Stadtteilmüttern vorbereitete und durchgeführte Fest ein Beitrag zur Verständigung in einem Bezirk sein, der Menschen aus über 50 Nationen beherbergt. Über viele Jahre war auch die damalige Pfarrerin und Islambeauftragte des Kirchenkreises Mitarbeiterin in diesem Projekt.

Gemeindeleben

Der Leitgedanke „Kirche für andere – Kirche mit anderen“ ist lebendig. Er drückt den Versuch aus, niemanden auszuschließen, der sich beteiligen möchte. Die Grundidee der Gemeinden heißt: „Miteinander Kirche bauen und gestalten“. Dies gestaltet sich im christlichen Miteinander des Gemeindelebens in zahlreichen Gesprächskreisen, in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren, bei Angeboten für Frauen sowie bei gemeinsamen Ausflügen an spannende Orte der Umgebung oder in größerer Ferne.

Literatur

  • Ernst Badstübner, Sibylle Badstübner-Gröger, Martin Dettloff (Illustrationen): Kirchen in Berlin. Von St. Nikolai bis zum Gemeindezentrum "Am Fennpfuhl" . Berlin Evangelische Verlagsanstalt 1987, ISBN 978-3374001712
  • 30 Jahre. 1968–1998. Evangelische Martin-Luther-King-Kirche, Berlin-Gropiusstadt. Herausgegeben vom Gemeindekirchenrat der Martin-Luther-King-Kirchengemeinde, 1998

Weblinks

 Commons: Martin-Luther-King-Kirche Berlin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Linienplan der BVG zum Metrobus Nummer 11; abgerufen am 14. März 2010
  2. a b 30 Jahre,…
  3. Homepage der TT-Theatergruppe mit Übersicht der Stücke und einer Namensliste der rund 20 Aktiven; abgerufen am 5. März 2010
  4. Website mit Terminen zu Musik in Kirchen; hier in der MLKK, abgerufen am 18. Juli 2010
  5. Website über den Künstler W. U. Friedrich mit Kurzbiografie und Ausstellungen; abgerufen am 5. März 2010
  6. Website der Architektin und freischaffenden Künstlerin I. Hillmeister-Becker mit Kurzbiografie und Ausstellungen; abgerufen am 5. März 2010
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