Ernst Carl Gerlach Stueckelberg

Ernst Carl Gerlach Stueckelberg

Ernst Carl Gerlach Stückelberg (* 1. Februar 1905 in Basel; † 4. September 1984 ebenda) war ein Schweizer Mathematiker und Physiker.

Er wurde als Sohn des Advokaten Alfred Stückelberg und der Alice geb. von Breidenbach in Basel geboren und auf den Namen Johann Melchior Ernst Karl Gerlach getauft. Später nannte er sich Ernst Carl Gerlach. Den seit dem 14. Jahrhundert geführten Familiennamen Stickelberger änderte sein Großvater, ein bekannter Historienmaler, in Stückelberg, in vielen Veröffentlichungen auch als Stueckelberg geschrieben. Da sein Großvater mütterlicherseits mangels männlicher Nachkommen mit kaiserlicher Genehmigung seine Titel an die Kinder seiner Tochter übertragen durfte, erhielt Ernst Carl Gerlach Stückelberg 1911 den neuen Namen Stückelberg von Breidenbach zu Breidenstein und Melsbach.

Stückelberg promovierte 1926 in München bei Arnold Sommerfeld. Zusammen mit Konrad Bleuler erhielt er die Zulassung als Hochschuldozent in Zürich und war dann einige Zeit Assistenzprofessor in Princeton. Danach war er u.a. an den Universitäten von Genf und Lausanne.

1934 entwarf er eine kovariante störungstheoretische Behandlung der Quantenfeldtheorie, die wenig Beachtung fand. 1935, unabhängig von Hideki Yukawa und vermutlich vor diesem, erklärte er die Starke Wechselwirkung der Nukleonen durch den Austausch von Vektorbosonen (er publizierte dies nicht, da Pauli dies für lächerlich erklärte). 1938 entwarf er eine renormierbare[1] Theorie mit massivem Vektorboson (Stueckelberg Field)[2], wobei er die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung einer Eichsymmetrie unterstrich. 1941 schlug er vor, das Positron formal als ein Elektron negativer Energie zu beschreiben[3], das rückwärts in der Zeit läuft. Diese Interpretation, die die Vorstellung von Positronen als Löcher eines Dirac-Sees besetzter Elektronen-Zustände negativer Energie des Vakuums umging, wurde später unabhängig, und mit deutlich größerer Wirkung, von Richard Feynman aufgestellt. Stückelberg nutzte seine Interpretation auch schon zum Aufstellen einfacher Feynman-Diagramme vor Feynman, der dies erst 1947 tat. In einer 1943 für die Physical Review eingereichten, aber abgelehnten, Arbeit stellte er ein Programm für die Renormierung der Quantenelektrodynamik auf.

1951 entdeckte er zusammen mit dem Mathematiker Andre Petermann die Renormierungsgruppe (noch vor Murray Gell-Mann und Francis Low)[4]

Später litt Stückelberg zeitweise an einer psychischen Erkrankung und wurde deshalb mit Elektroschocks behandelt. Es wurde z.B. berichtet, dass er während seiner Vorlesungen mit seinem Hund gesprochen habe, wenn er nicht weiterkam.

1976 erhielt er die Max-Planck-Medaille.

Nach Stückelberg sind die Stückelbergwirkung bzw. das Stückelbergfeld und die Feynman-Stückelberg-Interpretation benannt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. bewiesen durch Schroer, Lowenstein 1972
  2. Stueckelberg Helvetica Physica Acta Bd.11, 1938, S.299, 312
  3. Stueckelberg Helvetica Physica Acta, Bd.14, 1941, S.51
  4. Stueckelberg, Petermann „La normalization des constantes dans la theorie des quanta“ Helvetica Physica Acta, Bd.26, 1953, S.499, Abstract, Vorarbeiten dazu Stueckelberg, T. A. Green Helvetica Physica Acta Bd.24, 1951, S.153

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