- Erzabtei Sankt Ottilien
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Die Erzabtei Sankt Ottilien ist ein Kloster der Benediktiner im oberbayerischen Landkreis Landsberg am Lech (nahe dem Ammersee) und gehört zur Gemeinde Eresing.
Inhaltsverzeichnis
Gebäude
Die Klosterkirche (Patrozinium: Herz-Jesu), wurde von 1897–99 erbaut. Ihr spitzer, 75 Meter hoher Turm ist bereits aus großer Entfernung zu sehen. Das dreischiffige Gotteshaus wurde im Stil der Neugotik errichtet und 1903 geweiht. Der Kirchenbau wurde – wohl aufgrund von Protesten der umliegenden Gemeindepfarreien – um ein Gewölbe kürzer ausgeführt, als ursprünglich geplant.
Der Klausurbereich wurde nach Plänen des Klostergründers Andreas Amrhein ebenfalls im neugotischen Stil errichtet. Kurioserweise wurde dieses Gebäude passend zu den Fenstern konstruiert, die das Kloster als Geschenk erhalten hatte. Der Bau begann im Jahr 1892. Schon 1910 machte das rasche Anwachsen der Gemeinschaft den Bau eines weiteren Traktes nötig, der im Jugendstil gehalten ist und südlich der Klosterkirche liegt. In diesem befindet sich das 1911 eingerichtete Missionsmuseum. Im Westen schließt sich seit 1955 ein Trakt mit Wohnzellen, Verwaltungsräumen und einem Gästebereich an.
In der Nähe der Klosterkirche befindet sich das „Ottilienheim“, das als Gästehaus dient. Ebenfalls der Aufnahme von Gästen dient das ihm stirnseitig gegenüberliegende Exerzitienhaus, das unmittelbar an die Reste des ehemaligen Gutes Emming angebaut wurde. Dieser alte, noch vorklösterliche Gebäudeteil schließt an die barocke Ottilienkapelle an. Das Exerzitienhaus wurde zunächst nur im Sommer für Exerzitien genutzt und beherbergte im Winter die Schüler der früher dort befindlichen Landwirtschaftsschule.
Glocken
In der offenen Glockenstube befindet sich ein eindrucksvolles achtstimmiges Großgeläut, welches zu den tontiefsten Glockenensembles Süddeutschlands zählt[1]. Außerdem ist es das tontiefste Geläute des Bistums Augsburg. Alle acht Glocken wurden von Karl Czudnochowsky (Erding) gegossen; die große Hosanna wurde 1949 als einzige aus Euphon (Kupfer-Zink-Legierung), die übrigen 1950 aus Glockenbronze gegossen. Sie hängen im Stahlglockenstuhl an geraden Stahljochen. Die Glocken werden im Folgenden tabellarisch vorgestellt:
Nr. Name Nominal Gewicht Durchmesser 1 Hosanna – Salvatorglocke fis0 +1 5 250 kg 2180 mm 2 Gloriosa – Benediktusglocke a0 –1 3 600 kg 1830 mm 3 Assumpta – Jubiläumsglocke h0 –1 2 250 kg 1580 mm 4 Annuntiata – Angelusglocke cis1 ±0 1 750 kg 1430 mm 5 Ottiliaglocke e1 +1 1 050 kg 1190 mm 6 Apostelglocke fis1 +1 650 kg 1020 mm 7 Ulrich- und Konradglocke gis1 +1 450 kg 880 mm 8 Kapitelsglocke h1 +1 350 kg 800 mm Geschichte
Die Wallfahrt zur Heiligen Ottilia in Emming ist bereits seit 1365 sicher nachgewiesen. Im 16. Jahrhundert wurde Emming zu einem Herrensitz ausgebaut. Es entstand die Ottilienkapelle und ein kleines Schloss. Im 17. Jahrhundert wurden Schloss und Kapelle barockisiert. Das Gut wechselte im Laufe der Zeit mehrmals seinen Besitzer; das Schloss wurde 1884 abgerissen. Schließlich erwarb Andreas Amrhein, ein Benediktiner der Erzabtei Beuron, 1886 den herrenlosen Weiler und gründete 1887 Sankt Ottilien.
Motivation der Neugründung
Amrhein hatte seine Vision, das benediktinische Leben mit einem Einsatz in der Mission zu verbinden, innerhalb der Beuroner Kongregation nicht verwirklichen können; daher begann er unabhängig von Beuron eine eigene Gründung. Nach einer ersten Gründung in Reichenbach 1884 wurde die Gemeinschaft 1887 nach Emming verlegt. Das Kloster gab sich nach der bereits vorhandenen Wallfahrtsstätte den Namen Sankt Ottilien. Ebenfalls 1887 konnte bereits eine erste Gruppe von Mönchen als Missionare nach Afrika entsandt werden.
Entwicklung des Klosters
1902 wurde Sankt Ottilien zur Abtei erhoben. Nach Gründung dreier weiterer Abteien wurde Sankt Ottilien 1914 Erzabtei der Missionsbenediktiner; bis heute ist der Erzabt von Sankt Ottilien Präses der Benediktinerkongregation von Sankt Ottilien.
Bis 1930 wuchs das Kloster stark (weitere Missionsgebiete Südafrika, Korea, Republik China). Sankt Ottilien wurde in dieser Zeit ausgebaut, um die auf 396 Personen angewachsene Klostergemeinschaft aufzunehmen. 1941 wurde das Kloster von der Gestapo aufgehoben; die Mönche konnten erst nach Kriegsende 1945 zurückkehren. Bis 1948 wurden in Sankt Ottilien befreite KZ-Häftlinge versorgt.
Heute verteilt sich das Aufgabengebiet des Klosters auf ein großes Exerzitienhaus, einen eigenen Verlag, eine stattliche Landwirtschaft, das ca. 700 Schüler zählende Rhabanus-Maurus-Gymnasium Sankt Ottilien mit angeschlossenem Tagesheim und Internat, sowie mehrere handwerkliche Betriebe. Ebenso betreibt das Kloster einen kleinen Sportplatz und einen Jugendzeltplatz. Bis heute ist jedoch Sankt Ottiliens größte Aufgabe die Mission und die damit verbundene Entwicklungshilfe in Ländern der Dritten Welt.
Klosterfeuerwehr
Hauptartikel: Feuerwehr St. Ottilien
Das Kloster verfügt über eine eigene Klosterfeuerwehr.[2] Die einst zum Selbstschutz gegründete Wehr übernimmt heute die vielfältigsten Aufgaben.
Am 14. Juli 2007 feierte die Wehr ihr 100jähriges Bestehen.[3]
Erzäbte
- Andreas Amrhein (1884-1895) (Generalsuperior)
- Ildefons Schober (1896-1902) (Generalsuperior)
- Norbert Weber (1902-1930) (Abt, ab 1914 Erzabt)
- Chrysostomus Schmid (1930-1957)
- Suso Brechter (1957-1974)
- Viktor Josef Dammertz (1975-77)
- Notker Wolf (1977-2000)
- Jeremias Schröder (seit 2000)
Siehe auch
Referenzen
- ↑ Die Glocken der Erzabtei Sankt Ottilien
- ↑ Klosterfeuerwehr: Die himmlische Wehr (siehe auch: Feuerwehr Magazin 3/1999)
- ↑ 100jähriges Jubiläum: SEIT 100 JAHREN DIENEN MÖNCHE IN ST. OTTILIEN IN DER KLOSTERFEUERWEHR (Bietigheimer Zeitung vom 14.07.2007)
Literatur
- Bals, Claudius: Die Erzabtei St. Ottilien. Missionarisches Mönchstum., St. Ottilien 2004, (ISBN 3-8306-7189-X), [1]
Weblinks
- http://www.ottilien.de/
- http://www.erzabtei.de/ - Homepage der Erzabtei Sankt Ottilien und Spezialseite mit Livestream der Stundengebete
48.09694444444411.045555555556Koordinaten: 48° 5′ 49″ N, 11° 2′ 44″ O
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